Holger Böschen im WrestlingFever.de Interview (25.01.2014)

Holger Böschen gehört neben Carsten Schaefer, Bernhard Wulff & Sebastian Hackl zum deutschen Sky Wrestling (WWE) Kommentatorenteam. Wir freuen uns, ihn für ein exklusives WrestlingFever.de Interview gewonnen zu haben um über die CWA, Blaukraut, Favoriten, Smartmarks, Undertaker vs. Sting und mehr zu sprechen.

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WF: Wir bedanken uns für Deine Interviewzusage Holger! Hoffentlich bist Du gut ins neue Jahr gekommen?

HB: Danke, ja bin ich…

WF: Wie kommt ein Nordlicht wie Du nach Bayern?

HB: Am liebsten mit dem Flugzeug, alles andere dauert mir einfach zu lange. 😉 Aber im Ernst: Ich habe mich im Laufe meines Lebens einmal quer durch Deutschland gelebt und hier in München dann letztlich – auch durch meinen Beruf – meine Wahlheimat gefunden. München ist im Sommer die wahrscheinlich schönste Stadt der Welt.

WF: Wir hoffen, dass Dir die bayerische Kultur zusagt und Du evtl. auch ein bayerisches Leibgericht hast?

HB: Die Aussicht auf eine halbe Ente mit Blaukraut hat durchaus Potential, mich zu unlauteren Handlungen zu verleiten, ja.

WF: Interessiert Dich Fußball, hast Du einen Lieblingsverein?

HB: Meine fanatischen Fußballtage sind definitiv gezählt, aber diese Saison wäre ich sehr glücklich, wenn Bremen am Ende auf einem Relegationsplatz landet und glücklich in der ersten Liga bleibt. Im kommenden Jahr kann man dann hoffentlich mit dem Wiederaufbau weitermachen.

WF: Du hast als einziger Deiner Kollegen lange Haare, liegt dies evtl. an einer best. Einstellung und evtl. auch an Deinem Musikgeschmack oder sind die nur lang, weil es Dir gefällt?

HB: In erster Linie gefällt´s mir. Es gibt ja in der Jugend immer die Phasen des Ausprobierens und als dann nach dem „lange Haare Trend“ in meinem damaligen Freundeskreis die Zeit der Kahlschläge kam, hab ich einfach nicht mitgemacht, weil es mir nicht gefiel. Davon abgesehen ist eine Mähne beim moshen natürlich viel geiler, als so ein paar Stoppeln!!

WF: Wie bist Du zu Deinem Kommentatorenjob gekommen?

HB: Das Telefon hat geklingelt und ich wurde gefragt ob ich mir vorstellen könnte, das zu machen – true story.

WF: Wie kann man sich das vorstellen. Über viele Jahre hörst Du Carsten Schaefer im TV und plötzlich trifft man ihn um mit ihm zusammen zu arbeiten. Surreal im ersten Moment? Wie nervös warst Du als Du da erstmals auf künftige Kollegen wie Zapf & Schaefer getroffen bist?

HB: Nein, überhaupt nicht. Das liegt zum einen daran, dass ich in meiner Jugendzeit nicht die Möglichkeit hatte, regelmäßig Wrestling zu schauen und die Kommentatoren deshalb nie DEN Heldenstatus bei mir hatten. Und zum anderen kannte ich Günter schon einige Jahre, da wir zu dem Zeitpzunkt noch gemeinsam die American Football Sendungen für DSF bzw. Premiere betreuten. Er als Kommentator, ich als Redakteur bzw. Sendeleiter.

WF: Du hattest bereits die Möglichkeit Interviews mit WWE Superstars zu führen, hättest Du dies vor wenigen Jahren für möglich gehalten?

HB: Darüber habe ich mir vor ein paar Jahren ehrlich gesagt wenig Gedanken gemacht. Das war eigentlich schon immer Carstens Sache, der ja auch schon immer sehr viel Herzblut in die WWE investiert hat. Erst mit dem verstärkten Sky-Engagement (erweitertes Programmangebot, noch engere Zusammenarbeit mit WWE) kam diese Option auf, und ja, ich genieße die Möglichkeit, einen Herrn Cesaro, Barrett oder die bezaubernde Eva Marie direkt „ausquetschen“ zu können, sehr.

WF: Gab es für Dich schon das ein oder andere Highlight von dem Du uns erzählen möchtest, dass du aufgrund Deines Kommentatorenjobs genießen konntest?

HB: Das größte Highlight war tatsächlich die WWE Tour im vergangenen Jahr mit all den Veranstaltungen drum herum, vor allem dem WWE Fanfest, das wir im Sky Unternehmenssitz in Unterföhring veranstaltet haben. Da ging es von Donnerstag bis Samstag richtig hoch her. Einerseits anstrengend, andererseits extrem geil!

WF: Konntest Du schon einmal einen WWE PPV live vor Ort mitverfolgen?

HB: Leider nein, da wir die PPVs natürlich immer live aus München übertragen und kommentieren.

WF: Nehmen wir an, Du hättest die Wahl, einen inaktiven Wrestler wieder in das WWE Roster zu stellen. Wer wäre es außer Steve Austin?

HB: Edge!!!!

WF: Ist Austin Dein absoluter Favorit oder gibt es inzwischen weitere, auch aktuelle Wrestler?

HB: Nach Austin gibt es keinen „absoluten“ Favoriten mehr, aber ich habe die Karriere von Shawn Michaels immer bewundert und finde, dass er der kompletteste Superstar aller Zeiten ist. Dann, wie oben erwähnt, auf jeden Fall Edge. Ich kenne bis heute keinen, der so wahnsinnig gute Gesichtsausdrücke hat wie er. Und dann sind da noch viele andere (CM Punk, Christian, Bryan, Zayn, Cesaro, ….), die ich aus den verschiedensten Gründen richtig klasse finde.

WF: Du hattest in München beim WWE Event die Möglichkeit mit den Fans zu kommunizieren, wie wurde das aufgenommen – gab es Lob & Kritik?

HB: Es gab verwunderlicherweise fast ausschließlich Lob. Das Internet ist ja gerne mal der Spielplatz der Kritiker und Besserwisser, aber was wir in München an Feedback bekommen haben, war einfach der Hammer. Es ist wirklich keine Übertreibung oder Schleimerei, wenn ich sage, dass mich die Fans und die Atmosphäre vollkommen von den Socken gehauen haben. Sowohl auf dem Fanfest bei Sky, als auch in der Olympiahalle am Samstag. Danke, danke, danke.

WF: Wie hat Dir der Event gefallen, konntest Du den ganzen Event verfolgen?

HB: Das meiste habe ich sehen können, ja. Und das meiste von dem, was ich gesehen habe, fand ich sehr beeindruckend. Eine solch große House-Show habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Tolle Aktionen, die ich so nicht erwartet hätte, viel und gutes Micwork und einfach sehr viele Emotionen. Fünf Sterne!

WF: Welchen Eindruck machte Antonio Cesaro auf Dich?

HB: Wenn er nicht so einen gesunden Lebensstil hätte, würde ich mit ihm gerne mal ein Wochenende durch die Clubs und Kneipen der Stadt ziehen. 😉 Ich kann nur sagen, so wie er im Ring ist, so wie er in unserem Interview drauf war… das ist Antonio. Super nett, locker, lustig und dabei extrem professionell. Ein würdiger zukünftiger WWE Champion!

WF: Hast Du seine Karriere vor seienr WWE Zeit oder generell auch die europäische Szene verfolgt?

HB: Ehrlich gesagt bin ich erst mit seinem Einstieg bei der WWE auf ihn aufmerksam geworden. Was ich dann gesehen habe, hat mich aber umso mehr beeindruckt.

WF: Wir hatten bereits auch Otto Wanz, Franzl Schuhmann und andere CWA Größen als Interviewgäste. Wenn ich das richtig recherchiert habe hast Du mit Deinem Vater auch CWA Shows gesehen (Wenn ja wie wirkte das auf dich, an wen erinnerst Du dich, wer hat dir gefallen)?

HB: Ich war 14 und die CWA gastierte um die Weihnachtszeit herum in der Bremer Stadthalle. Die Shows waren sehr beeindruckend, unter anderem auch deshalb, weil es damals die Mark/Smartmark-Frage noch gar nicht gab. Ohne Internet, Dirtsheets und so weiter hatte man noch die Möglichkeit, sich vom Wrestling (oder Catchen, wie es damals immer hieß) unverfälscht faszinieren zu lassen. Das vermisse ich bei sehr vielen Fans heutzutage leider.

Davon abgesehen haben sich Namen wie Tony St. Clair, Fit Finlay, Rambo und natürlich Steven Wright unauslöschbar in mein Herz und Hirn gebrannt. Und ich fand´s total super, wenn es dann hieß, dass Wrestler XY wegen Unfairness zu 40 Mark Strafe verdonnert wurde und ein paar Minuten später irgendein Friseursalon die Strafe für ihn bezahlte. Als Kind kommt einem eben nicht sofort der Gedanke „Ah, billige Werbung“, sondern „Boah, der Fiesling kriegt die Strafe auch noch bezahlt“. Naiv aber glücklich, sage ich mal. Leider sind die Programmhefte von damals bei einem der vielen Umzüge mal verloren gegangen, oder verstecken sich unauffindbar in irgendwelchen Kisten.

WF: Ich zitiere einen Kollegen: „Wer ist Dein Lieblingskollege und warum ist es Sebastian Hackl?“

HB: Es ist deswegen der Hackl, weil er der Einzige ist, der mich verprügeln könnte, wenn ich was anderes sage.

WF: Wie hat sich Sebastian Hackl eingelebt und ist es ein Vorteil für Dich (Euch) einen ehem. Aktiven im Team zu haben?

HB: Ich find´s super, auch wenn ich Günter an meiner Seite vermisse. Aber mit Sebastian hat sich der Kommentarstil glaube ich recht stark verändert und ist deutlich technischer geworden. Ein Aspekt, der vorher nicht so ausgeprägt war. Man muss natürlich auch aufpassen, dass es sich jetzt nicht zu sehr in diese Richtung verschiebt, aber grundsätzlich profitiere ich von der Zusammenarbeit mit Sebastian mindestens halb so viel, wie er von mir. 😉

WF: Gibt es für Dich einen Lieblings-PPV, bzw. ein Lieblings PPV-Konzept?

HB: Ja, Money in the Bank. Ich finde die MitB-Matches haben bisher immer auf ganzer Linie überzeugt und begeistert.

WF: Wie findest Du es, dass man Prominente in Wrestling Matches steckt?

HB: Das ist schon ok so, zumindest bei WWE. Das E ist ja nicht umsonst Teil des Namens und vor allem des Konzepts. Da kann dann auch schon mal über den Tellerrand hinausgeschaut werden. Und wer sich fragt, was ein Donald Trump in der WWE-Ruhmeshalle zu suchen hat, der sollte sich mal dringend ein paar Infos zu seinem Engagement und seiner Zusammenarbeit mit der WWE besorgen, die sich inzwischen über Jahrzehnte erstreckt.

WF: Verfolgst Du auch andere Ligen?

HB: Nicht aktiv. Wenn mir mal was über den Weg läuft, zappe ich zwar nicht gleich weiter, aber ansonsten eher nicht. Allerdings habe ich mich in letzter Zeit vermehrt mit UFC beschäftigt und muss sagen, dass ich mich für die moderne MMA-Szene durchaus begeistern kann. Allerdings erst, seit UFC die „Unified Rules of MMA“ angenommen hat. Vorher war das definitiv nichts für mich.

WF: Wie denkst Du über „Undertaker vs. Sting“?

HB: Gerne – in einem der unendlich vielen Paralleluniversen. Aber nicht in dieser Welt.

WF: Gibt es etwas, was Du den WWE Fans mitteilen möchtest?

HB: Ja. Smartmarks dieser Welt – hört auf, die Marks und die Fans, die sich von der WWE mitreissen lassen, wie dumme kleine Wrestlingnoobs zu behandeln und fühlt euch nicht immer so unerträglich überlegen. Ihr verderbt euch selbst durch all die Gerüchte und das scheinbare “Wissen“ unglaublich viel Spaß an der WWE.

WF: Vielen Dank für Deine Zeit!

HB: Sehr gerne und bis zum nächsten Mal.

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