Kevin Lazar im WrestlingFever.de Interview (16.06.2022)

WF: Danke, Kevin für Deine Zusage zu diesem Interview! Wie geht es Dir?

KL: Sehr gerne! Mir geht’s es gut, hoffe euch auch!

WF: Du wurdest immer aus „Weiden in der Oberpfalz“ angekündigt, nun habe ich gelesen, dass Du wohl nach Berlin gezogen bist. Hat das mit GWF und dem Wrestling zu tun?

KL: Also um genau zu sein bin ich bereits 2015 nach Berlin gezogen. Jedoch war das zum damaligen Zeitpunkt unabhängig von Wrestling und der GWF. Dort bin ich erst 2017 dazugestoßen. Da ich jedoch nach wie vor sehr heimatverbunden bin, lasse ich mich aus Weiden in der Oberpfalz ankündigen.

WF: Also geht es hier um Deine „Roots“ – finde ich übrigens sehr gut. Welche Rolle spielte Wrestling bis 2017 in Deinem Leben denn wirklich?

KL: Eigentlich spielte Wrestling schon immer eine große Rolle in meinem Leben. Bis ich 2017 selbst mit dem Wrestling begonnen habe, war ich ein großer Wrestling-Fan und habe mir das ein oder andere Live-Event als Zuschauer vor Ort angesehen.

WF: Auch die Events deutschsprachiger Promotions oder eher nur WWE Shows?

KL: Wenn die WWE mal irgendwo in der Nähe war, dann bin ich da gerne mal hingefahren. Jedoch war ich damals auch öfter im GWF-Publikum gesessen.

WF: Wrestling wird von vielen belächelt oder damit kommentier, dass es „Fake“ ist oder früher auch mal angesehen wurde. Was hat Dich daran so fasziniert?

KL: Wrestling war für mich schon immer die wahrscheinlich facettenreichste Form die man an Unterhaltung finden kann. Natürlich hat man auf der einen Seite den Story technischen Aspekt und man ist fasziniert von den verschiedenen Charakteren. Aber auf der anderen Seite sieht man eben auch die Athletik der Wrestler. Ich finde es sehr schade, dass Wrestling noch heute oft schlecht dargestellt wird. Dabei ist es großartiger Sport, Kunst und Entertainment pur.

WF: Meinst Du, es wird heute noch schlecht dargestellt? Ich denke, es geht hier eher um Meinungen von Menschen, die keine Ahnung davon haben, was im Ring geleistet wird, welche Arbeit dahinter steckt…

KL: Sehe ich genauso. Viele wissen nicht, was das Wrestling von uns Performern tatsächlich abverlangt. Wenn ich privat auf das Thema angesprochen werde, merke ich schon manchmal auch, dass nur die wenigsten Leute wirklich wissen, wie hart das Ganze sein kann. Jedoch finde ich es gut, dass der Wrestling-Hype in Deutschland immer größer wird und sich auch immer mehr neue Leute mit dem Thema Wrestling befassen.

WF: Wie wurde es denn von Familie oder Kollegen aufgenommen, als du damals mit dem Training begonnen hast?

KL: Meine Familie ist mir super wichtig und ich bin froh, dass sie mich bisher in allem immer unterstützt hat. Natürlich waren alle anfangs sehr überrascht, aber jedoch eher im positiven Sinne. Meine Mama schaut sich ungern Kämpfe von mir an, weil sie nicht sehen will, dass ich mir weh tue haha. Aber dennoch steht sie hinter mir und freut sich für mich, dass ich diesen Weg gegangen bin. Ansonsten werde ich aber auch von Freunden und Kollegen durchgehend supportet.

WF: Bist Du schon vor Deiner GWF Zeit in den Ring gestiegen oder begann alles 2017 für Dich mit einem professionellen Training bei den Chaer Brüdern?

KL: Ich habe tatsächlich erst 2017 bei der GWF mit dem Training angefangen. Vorher hatte ich ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet mal selbst als Wrestler in den Ring zu steigen, aber nachdem ich schnell gemerkt hatte, dass das Training sehr viel Spaß macht, war es um mich geschehen.

WF: Wie kam es dazu, dass Du trainiert hast? Neugier? All die Jahre zuvor schien es kein Thema… oder?

KL: Ich war allgemein sehr daran interessiert, wie das Wrestling-Business hinter den Kulissen abläuft. Den ersten Kontakt mit der GWF hatte ich als Teil der Ring-Crew die sich um den Aufbau des Rings am Show Tag kümmert. Dort wurde ich dann von Abdul Kenan gefragt, ob ich denn nicht mal zum Training kommen möchte. Und so hatte sich das dann eben ergeben. Als ich noch in Bayern gewohnt habe, hatte ich zwar mal darüber nachgedacht an einem Training teilzunehmen, jedoch war die nächste Trainingsschule (damals NEW in Heßdorf) nicht gerade um die Ecke und somit war das Thema dann auch für mich erledigt.

WF: So hat Dein Umzug in das schöne Berlin was Gutes für Dich und das Wrestling beigetragen. Darf ich fragen, warum Du nach Berlin gezogen bist? Ich kann mir vorstellen, dass die Mieten da etwas höher sind, als in Weiden?

KL: Ich war schon immer sehr fasziniert von Berlin und für mich stand bereits ziemlich früh fest, dass ich dort mal wohnen möchte. Da ich dann sowohl privat als auch beruflich einfach mal einen Tapetenwechsel gebraucht habe, bin ich dann nach Berlin gezogen. Mieten sind natürlich etwas höher, aber mittlerweile ist das ja fast ein deutschlandweites Problem.

WF: Ich liebe Berlin und war bis zur Pandemie mehrmals im Jahr mit dem Flixbus dort. Sei ehrlich, wie war das erste Training?

KL: Oh diese Geschichte erzähle ich gerne. Geschont wurden wir beim Tryout ganz und gar nicht. Tarkan Arslan hat mit seinem Workout dafür gesorgt, dass ich ganze drei Tage nicht richtig laufen konnte. Jede Stelle meines Körpers hat weh getan. Jedoch hat mich das Ganze nicht abgeschreckt und die Trainer waren mit meiner ersten Trainingsleistung sehr zufrieden.

WF: Also hast Du direkt einen „Vertrag“ abgeschlossen und von da ab regelmäßig beim Training oder dauerte das etwas?

KL: Kann man so sagen. Also ab da ging es dann richtig los mit dem Training. Bis zum ersten richtigen Match hat es dann natürlich erst einmal etwas gedauert.

WF: Das ist klar – Wie veränderte das Dein Leben?

KL: Wrestling hat mein Leben enorm verändert. Man geht öfter ins Gym, man achtet natürlich mehr auf seine Ernährung und das nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch. Wenn dann natürlich irgendwann regelmäßig Bookings bzw. Touren dazu kommen, kommt man nur noch selten dazu, andere Dinge zu tun. Aber das ist eben das Leben eines Wrestlers und ich kann sagen, dass ich für meine Verhältnisse wirklich gut damit klarkomme.

WF: Kümmerst Du Dich selbst um die Booking ODER wirst Du da durch die Trainer unterstützt?

KL: Gerade am Anfang wird man noch sehr viel durch die Trainer unterstützt. Auch heute noch werde ich ab und zu durch sie „vermittelt“. Aber ich ergreife auch oft Eigeninitiative und stelle mich bei den jeweiligen Promotions vor. Natürlich wird man nicht immer gleich auf Anhieb für die nächste Show gebucht, aber wichtig ist, dass man sich zumindest mal in das Gedächtnis der Leute gebracht hat.

WF: Wie lange dauerte es, bis Du offiziell (vor Fans) in den Ring steigen durftest?

KL: Also mein erstes richtiges Match vor Fans war auch gleichzeitig mein Debüt für die GWF im Rahmen des Battlefield-Matches im Jahr 2018. Das war damals noch im vollgepackten Huxleys in Berlin und es war ein absolut großartiges Gefühl an dem Abend rauszugehen und in den Ring zu steigen. Leider wurde ich irgendwann von Pascal Spalter eliminiert, aber dennoch war ich sehr zufrieden mit meiner Leistung, wenn man berücksichtigt wie aufgeregt ich gewesen bin.

WF: Bist Du schon damals als Kevin Lazar angetreten?

KL: Ja „Kevin Lazar“ war damals schon mein Ring Name. Lazar ist eine Ableitung vom „Lazarus-Effekt“ – Ich bin da eher zufällig auf einen Wikipedia-Eintrag darüber gestoßen und fand den Begriff irgendwie cool. Daraus hat sich dann Lazar entwickelt.

WF: So, jetzt trainierst Du und versuchst Dich zu finden. Stil, Gimmick….. möchte man da seinen Idolen nachahmen?

KL: Natürlich eifert man bestimmten Wrestlern nach, jedoch möchte ich keinesfalls jemanden kopieren. Ich habe mich schon immer sehr für das technische Wrestling und den Strongstyle interessiert. Gerade Wrestler wie Owen und Bret Hart, Kenta Kobashi, Mitsuharu Misawa oder Bryan Danielson möchte ich da als Einfluss hervorheben. Bis man seinen richtigen Stil entdeckt hat, kann schon einige Zeit vergehen. Ich möchte fast behaupten, dass ich meinen sogar noch gar nicht richtig gefunden habe. Aber im Wrestling entwickelt man sich ja ständig weiter und bleibt eigentlich niemals stehen, von daher passt man auch seinen jeweiligen Kampfstil immer weiter an.

WF: Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?

KL: Ich würde meinen Style als technisch, rücksichtslos und aggressiv beschreiben.

WF: Jetzt stehst Du schon einige Jahre auf der anderen Seite des Vorhangs – Was hat sich für dich geändert?

KL: Geändert hat sich so ziemlich alles. Man entwickelt eine neue Sichtweise und ein komplett anderes Verständnis für das, was im Ring passiert. Wenn ich Wrestling gucke, dann eigentlich nur noch aus dem Grund, weil ich dabei lernen möchte.

WF: Also hast Du noch die Zeit und Lust, Mainstream Wrestling (WWE, Impact, AEW) zu schauen? Bist Du kritisch, auch Dir selbst gegenüber?

KL: Also ich versuche natürlich so oft es geht Wrestling zu gucken, aber zeitlich ist es dann doch oftmals schwierig am Ball zu bleiben. Mittlerweile gucke ich nur noch vereinzelt Kämpfe an, die vom Lernfaktor her interessant für mich sein könnten. Manchmal denke ich, dass keinen Menschen gibt, der so selbstkritisch ist wie ich. Meine eigenen Matches gucke ich zwar interessiert, aber auch ungern an, da es immer wieder Sachen gibt, die ich hätte besser machen können. Aber das gehört eben dazu. Selbstreflektion ist als Wrestler sehr wichtig.

WF: Gibt es heute noch so etwas wie Idole, Vorbilder – eine Art Vaterfigur im Wrestling für Dich?

KL: Eigentlich gibt es jede Menge Wrestler, die ich als Vorbilder bezeichnen könnte. Wenn ich jemanden hervorheben müsste, dann wäre das definitiv Owen Hart. Ansonsten ist es schwer für mich eine „Vaterfigur“ auszumachen. Ich bin jedenfalls froh und dankbar, dass ich von Leuten wie den Chaer Brüdern und Orlando Silver lernen durfte bzw. immer noch lernen darf.

WF: Bei „GWF Unleashed kamst du mit einem Eimer zum Ring, ich frage mich warum?

KL: Ich war zu Beginn meiner Karriere noch als auserwählter Sekundant von Michael Kovac an seiner Seite unterwegs. Als sein „Wasserträger“ hatte ich natürlich auch immer einen Eimer am Start, der auch ab und zu etwas zweckentfremdet worden ist 😉 und irgendwie kam es dann dazu, dass ich den Eimer dann einfach behalten habe.

WF: Der GWF Loswerweight Titel – Ein Thema welches Dir vermutlich eher unangenehm ist ABER lass uns mal offen drüber reden. Ein Titel, den es so noch nie gab, ein geniales Konzept, wie ich finde. Auch wenn ihn der „Champion“ ungerne trägt. Du hast diesen Titel fast 3 Monate gehalten. Abgesehen von „der Schmach“… wie stehst Du zu diesem Titel, der Idee?

KL: Natürlich ist es nicht das schönste Gefühl als der schlechteste Wrestler der GWF bezeichnet zu werden. Aber: Titel sind Titel. Und ich kann nur sagen, dass ich durch den Loserweight Titel immerhin einen sicheren Platz auf der Matchcard hatte. So ist es gerade für junge, aufstrebende Wrestler eine tolle Gelegenheit sich regelmäßig vor dem Berliner Publikum präsentieren zu können.

WF: Wo würdest Du Dich gerne in 5 bis 10 Jahren sehen? Hast Du bestimmte Titel im Auge, wäre eine große Promotion im Ausland überhaupt eine Überlegung wert – für Dich?

KL: Ich hoffe natürlich, dass ich in 5 bis 10 Jahren immer noch im Ring stehen kann und ich mir zumindest in Europa einen Namen gemacht habe. Selbstverständlich spielen da Titel sicher eine große Rolle, aber wichtig ist für mich in erster Linie, dass ich mich fest in der Wrestlingszene etablieren kann. Ich würde sehr gerne mal in England catchen, aber natürlich wären auch die Big Player wie AEW, WWE und NJPW eine großartige Sache für mich.

WF: Danke, Kevin!

KL: Sehr gerne :)+

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