Kolumne: It`s Entertainment #6: Vom Gleis 7 zu Dockers Wrestling (06.05.2021)

It’s Entertainment – #6 – Vom Gleis 7 zu Dockers Wrestling

Am 15. Dezember 2019 trat ich für Dockers Wrestling in Duisburg auf. Der Wrestling-Verband rund um die Dockers veranstaltet hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen und befindet sich mit ihrer Veranstaltungsreihe in einem stetigen Wachstum. Auf meiner Duisburger Wrestling-Tour durfte ich eine Menge toller Leute kennenlernen und mich vor großem Publikum messen.

Als ich am sehr frühen Montagmorgen, dem Tag nach Dockers Silent Night 2019, mich von dem Promoter der Duisburg Dockers, Klaus Stahl, verabschiedete, war mein langes Tour- Wochenende fast abgeschlossen. Mich holte mein in Duisburg lebender Tag Team-Partner „Bobo“ (Dirk Bungard) mit dem Auto ab, und brachte mich freundlicherweise zum Duisburger Hauptbahnhof. Meine ganze Tour war professionell organsiert gewesen, alles hatte reibungslos geklappt.

Ich kann mich an Wrestling-Touren erinnern, wo man im Toilettenbereich neben zwei Fans in ein Loch im Boden kacken musste, oder eine Open Air-Veranstaltung im strömenden Regen fortgesetzt wurde und der Blitz in den Ringpfosten einzuschlagen drohte. Und auch an so einige Fahrten, wo ich einfach alles ins Wrestling investiert hatte, in meine Kleidung, in Benzin oder die Wrestling-Veranstaltung, die ich unterstützte, sodass ich keinen Pfennig Geld in der Tasche hatte. Aber an diesen Tag auf dem Heimweg zurück von den Duisburg Dockers ging es mir gut. Die Leute dort kümmerten sich um mich, ich hatte eine hervorragende Unterkunft, ich wurde vom Bahnhof abgeholt und wieder hingebracht. Mir wurde ein wenig die Stadt gezeigt, und bei der Show selbst gab es ausgezeichnetes Catering – und vor allem die Wrestling-Fans waren enthusiastisch bei der Sache gewesen. Und ich hatte Geld in der Tasche.

Schließlich war ich rechtzeitig am Bahnhof in Duisburg angekommen, schaute auf mein Ticket, verabschiedete mich von Bobo und ging zu dem auf dem Ticket angegeben Gleis. Es war das Gleis 7. Ich ging die Bahnhofshalle entlang, Gleis 1, Gleis 2, Gleis 3, Gleis 4, Gleis 5, Gleis 6, Gleis 8, Gleis 9, … „Moment, etwas stimmt hier nicht!“, dachte ich mir. Ich schaute auf mein Ticket, und der Zug fuhr tatsächlich vom Gleis 7 ab. Da gab es nur eine kleine Herausforderung: Der Duisburger Hauptbahnhof hat kein Gleis 7! Zuerst dachte ich mir, dass es gut sei, dass das nur auf der Rückfahrt passiert. Was wäre denn geschehen, wenn ich auf der Hinfahrt mit dem Zug in Duisburg auf Gleis 7 angekommen wäre? Aber dann hatte ich irgendwie nur noch zwei Minuten bis der Zug auf Gleis 7 abfahren sollte – und meine Gefühlswelt begann in Richtung Panik zu wandern.

Und genau das ist der entscheidende Zeitpunkt. Wie verhältst Du Dich? Egal ob Du kein Geld in der Tasche hast und weit weg von zuhause bist, egal, ob Du nackt im fremden Kleiderschrank stehst (und sowas soll auf Wrestling-Touren schon vorgekommen sein, oder ob Du von einem fiktiven Bahnsteig abfahren musst: Wirst Du ausflippen? Oder wie reagierst Du? Ich habe mir die günstigste Variante rausgesucht, und bin dann knapp 13 Stunden mit der Regionalbahn von einen anderen Gleis nach Hause gefahren. Und Du kannst es als Herausforderung sehen: In jede Bahn in der Du umsteigen musst, kannst Du neue Menschen kennenlernen und Dein persönliches Netzwerk ausbauen? Wie viele Menschen lernst Du auf Deiner Reise kennen und wie viele Menschen davon bringen Dich in Deiner Karriere weiter? Und Du ihre? Besonders im Unterhaltungsbereich ist es sehr wichtig mit anderen „sozialisieren“ zu können. Und nein, ich habe mir das nicht selbst zusammengereimt, sondern ich habe es in Online-Seminaren mit dem Trainer von The Rock gelernt.

Foto: Linus Fotografie

Foto: Linus Fotografie

Das ist auch ein Grund warum mir „kleine“ Promotions wie Dockers Wrestling so gut gefallen. Ich habe auch gelernt, dass aus dem kleinsten Unternehmen etwas absolut Großes werden kann – wenn nur die Einstellung stimmt! Dockers Wrestling hat sich in all den Jahren stetig weiterentwickelt. Neben ihrem regelmäßigen Training haben sie sich Top Stars aus der ganzen Welt für Seminare nach Duisburg geholt, um immer und immer mehr über das Geschäft und das Pro Wrestling zu lernen. Sie haben nicht nur an ihre sportlichen Fähigkeiten gearbeitet, sondern von Show zu Show haben sie stetig ihr Bühnenbild, ihre Arbeitsmoral, ihr soziales Miteinander und ihr Einkommen (Ticketing, Merchandise, etc.) verbessert. Und vor Corona steigerte sich kontinuierlich die Anzahl ihrer Events, die sie jährlich absolvierten! Und während der Corona-Pandemie waren sie unter den Top 5 der Wrestling-Veranstaltern in Deutschland, die mit dem Show-Format „Emerge“ Wrestlern überhaupt noch Arbeit anboten – und Zuschauer, wenn auch nur online, mit frischen Kämpfen unterhielten.

Mein Kampfabend am 15. Dezember 2019 verlief auch sehr gut. Und ich denke, ich konnte meine eigene Leistung bei Dockers Wrestling an diesem Tag auch steigern. Mich begleitete mein Tag Team-Partner Bobo, und ich traf an diesen Abend auf den maskierten Wrestler „Ramon“, der von Ruby Rebel und unterstützt wurde. Ich selbst habe eine Abneigung gegen Masken, aber an diesem Abend hat meine Chemie mit dem Gegner gut gestimmt. Mir wurde nicht gesagt wer da unter der Maske steckte, denn viele dieser maskierten Wrestler machen echt ein Geheimnis um ihre Identität. Ich vermute aber, dass es sich bei meinem Gegner um Sasa Keel handelte. Manchmal kann man das ja erkennen, an Kleinigkeiten, wie beispielsweise an kleinen Bewegungen oder am Zahnstatus.

An dem Abend selbst war für mich nur merkwürdig, dass ich meine Trademark (ich rufe gerne „Choo Choo“ nicht benutzen mochte. Auf mich kam ein Mentor von einem jungen Duisburger Wrestler zu, und bat mich diese Trademark nicht zu benutzen, da dieser junge Wrestler mit demselben in Duisburg lokal bekannt und beliebt dafür sei. Ich muss sagen, ich habe damit echt kein Problem. Ich kann auch ein paar meiner Sachen weglassen und neue hinzufügen, wenn es einen anderen aufstrebenden jungen Wrestler guttut. Natürlich sollte man sich auch nicht zu viel wegnehmen lassen, denn ansonsten kann man leicht nackig dastehen. Aber keine Panik – auch damit hätte ich kaum Problem…

Jedenfalls war der Abend und die Tour für mich ein reines Vergnügen. Ich habe einige alte Gesichter wiedergesehen und viele neue kennengelernt. Und eine Menge an Eindrücken und Erfahrungen gesammelt. Besonders gefallen hat mir, dass ich mit Bobo auftreten konnte, der neben Slim Jim und mir ein Teil meines Tag Teams „Purple Star Circus“ ist. Aber auch die vielen neuen und jungen Talente, die Dockers Wrestling hervorbringt sind großartig. Beispielsweise Betzy Be, Aron und der Ringsprecher von Dockers Wrestling haben mir sehr gut gefallen. Das Format „Emerge“ von Dockers Wrestling könnt ihr übrigens hier anschauen.

By Slinky

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