Kolumne: “On the road mit Michael Kovac” #9 (ITALIEN – 14.04.2016)

„Ösis auf `nem Italien-Trip“

Neun Stunden Fahrt von Wien nach Turin sind kein Pappenstiel, aber diesmal ist es um ein Eck leichter, weil das Navi diesmal auch Italien im Programm hat, nicht nur so Unsinn wie Estland und Mazedonien. Aber mit Florians (Ananas) Cadillac ist es chillig auf einem Roadtrip und so machen sich er, ich, Sultanov und Peter White kurz nach Neun Uhr morgens auf gen Süden. Bevor wir Wien verlassen, noch das Wichtigste erledigen und ne Palette Tröten (Anm. Bierdosen) gecheckt, damit wir bei den „Ithakern“ nicht verdursten. Wir haben die Vermutung, dass die Show diesmal gar nicht so gut verlaufen wird, weil am Vortag wollte der Promoter noch zwei Leute canceln, da ein Sponsor abgesprungen ist. Auch nicht so clever, wenn man vor allem den Typ mit der Karre einsparen will, aber mit dem Obermacker ist da sowieso nicht zu verhandeln, weil entweder kommen alle Ösis oder Keiner! Ich habe noch zugestimmt, dass er mir meine Gage später überweisen kann, falls es mit der Kohle eng wird, aber meine Boys sollen ihres kriegen. Also nach ein paar Stunden Fahrt gibt es die erste Pause und Ananas zieht gleich mal den Haupttreffer und findet eine nagelneues IPhone 6 aufm Parkplatz, also war er schon in der Gewinnzone.

Ich nenne ihn immer noch Ananas, obwohl er jetzt als „Igor Rachimov“ im Ring aktiv ist, aber einmal ein Name, immer ein Name, bei uns, den Ösis. Er ist und bleibt ein lustiger Typ, der aussieht wie ein Comedian, wenn er „on the road“ ist mit seiner Bodyhose und seiner Pornobrille, aber dafür haben wir immer unseren Spaß bei den Fahrtpausen auf den Raststätten, vor allem, wenn er neben Peter White seine „Jause“ isst.

Wir wechseln uns immer alle drei Stunden beim Fahren ab und sind dann gegen 19h in Turin, wobei das Navi natürlich keinen Plan von der genauen Adresse hat. Da heißt es richtig Old-School sein und mal nach dem Weg fragen, was sich in dem Fall auch auszahlt. Einen nette Italienerin bietet uns an, zur Halle zu bringen, so folgen wir ihrem Fiat bis dorthin. Es war schon dunkel und kein gutes Zeichen, als dort gar nicht mal soviel Licht anzutreffen, geschweige denn ein eigener Parkplatz vorhanden war. Gleich mal die ganzen Tröten in den Taschen verstaut und ich habe das mulmige Gefühl, dass die Show dezent abkacken könnte, als wir uns Richtung Eingang begeben. Wo der „Murl“ (Anm. schwarzer Promoter) immer wieder diese versteckten Hallen auftreibt, bleibt mir ein Rätsel, aber es muss wohl immer billiger als beim letzten Mal sein.

Die Engländer (Magnus und Steve Lynsky) waren schon in der Garderobe, genauso wie die restlichen Catcher, aber der Hauptakt sind halt immer die Ösis, weil diese meistens mit einer „Tröte“ in der Hand aufschlagen. Magnus wechselt auch gleich in die Spaßgarderobe zu uns fragt gleich mal, ob der Promoter zuverlässig ist. Kurz mal gelacht, dann entgegne ich ihm, ob er schon seine Anzahlung hat, „Nein“, danach wünsch ich ihm viel Spaß! Wir haben im Main-Event ein Tagmatch gegeneinander, also werden wir es mal „Old-School-Mäßig langsam anlegen und ich öffne mir die nächste Tröte. Ich biete ihm auch eine an, aber er will erst nach dem Match. Es ist ein französisches Fernsehteam am Start, das Backstage wegen Hugo Perez filmt, komischerweise renne ich zufällig immer mit einer Bierdose ins Bild. 😛

Zu Beginn der Show sind maximal 150 Figuren in der Halle und ich weiß, dass der Promoter gestresst ist. Aber ich reiß mir ne neue Tröte auf und bleib cool, hatte ja schon öfter mit ihm zu tun. Ich zieh mir Peters Opener rein und dann noch den Kampf der Tschetschenen, danach geh ich zu Magnus, der mit dem „Murl“ im Team gegen mich antreten wird und fordere ihn auf, beim Entrance mitzutanzen, wenn er kein Hühnchen ist. Der macht das dann auch und mir kommt ein dezenter Grinser im Ring aus, aber jeder, der mich kennt, weiß, dass das noch nicht alles ist. Ich reize ihn, indem ich den Vogeltanz durchziehe und frage, ob er noch mehr draufhat. Da kommt ihm ein Grinser aus, aber ihm bleibt nichts anderes übrig als Babyface noch ein paar Tanzschritte im Ring nachzulegen. Wir ziehen den Main-Event fluffig durch, er pinnt mich nach dem Toprope-Ellbow, „Aus die Maus“, Backstage wartet die nächste Tröte. Witzig fand ich, dass ich als Heel mehr Bilder wie er verkauft habe, die 10€ von ihm waren doch ein wenig zu hoch gegriffen.

Nachdem Autogrammschreiben kriegt auch er ein „Brewski“ (Anm. Bier) und nachdem Duschen borgt er sich mein Handtuch, weil er seins vergessen hat. Danach ging es zum gemeinsamen Essen in ein Sponsor-Lokal, wobei alle Ösis fleißig am Reisebier genippt haben. Beim Dinner weiß ich schon, dass der Promoter nicht alle Boys bezahlen kann, Ich sage ihm, erstmals reicht die Fahrkohle, den Rest soll er uns überweisen, wichtig ist, dass er die Engländer bedienen kann. Die kriegen dann auch ein Hotel, wobei mir klar ist, dass wir privat schlafen werden. Das war dann aber auch sehr abenteuerlich, weil wir zu sechst in einer Wohnung gepennt haben, zusammengepfercht wie die Sardinen. Komischerweise wollte keiner im Schlafzimmer pennen, weil dort eine „Bilderbuchtunte“ ihr Lager hatte. Sultanov war es dann egal und der platzierte sich trotzdem dort am Boden. Ananas hatte jedoch den kultigsten Schlafplatz, als er es sich auf dem Esstisch gemütlich machte. Ich quetschte mich neben Peter auf ne Matratze, was mit genügend Bier richtig gemütlich war. Ausgeschlafen ging es am nächsten Tag wieder Richtung Österreich, wobei wir im Team Wetten abschlossen, wann wir wohl unsere Kohle sehn werden. Der, der am nächsten liegt, kriegt, wie nicht anders bei uns zu erwarten, ne Palette Bier! 😉 😀

Michael Kovac für WrestlingFever.de

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