Sultanov im WrestlingFever.de Interview (27.12.2019)
Sultanov im WrestlingFever Interview

WF: Wir freuen uns ein weiteres, junges Talent vorstellen zu dürfen, danke für Deine Zusage, „Sultanov“!

S: Zunächst möchte ich mich Mal für die Bezeichnung „JUNGES Talent“ bedanken!
Des Weiteren freue ich mich schon auf das Interview!

WF: Aktuell bist du „inaktiv“, wie geht es Dir aktuell, was ist passiert?

S: Leider habe ich mich im März schwer am rechten Knie verletzt! Kreuzband, Meniskus und Seitenband waren gerissen! Nach der 2. Operation in diesem Jahr geht es mir jetzt wieder viel besser! Ein Comeback im Ring scheint nur eine Frage der Zeit und das motiviert natürlich!

Passiert ist das ganze bei einer „spektakulären“ Aktion im Ring! Nämlich war ein Reverse Atomic Drop daran schuld, den ich kassiert habe! Direkt bei der Landung schoss der Schmerz ein und ich musste Mal ein paar Sekunden pausieren. Danach haben wir im Mixed Tag Team das Match so gut es ging beendet! Stehen konnte ich allerdings nicht mehr, zumindest nicht ohne mich wo anzuhalten.

WF: Wie kann ich mir das vorstellen? Nach dem Match sofort Backstage und ins Krankenhaus oder haben sich das erst mal Ersthelfer angesehen? Leider hat ja nicht jeder Veranstalter immer Sanitäter oder ähnliches vor Ort? War sofort klar, das was gerissen sein muss?

S: Ich humpelte Mal mit kräftiger Hilfe meiner Kollegen einige Stufen hinab in den Keller, wo sich unsere Umkleidekabine befand! Danach kam sofort eine der Sanitäterinnen und hat sich das ganze angesehen bzw. versorgt! Außerdem hat sie auch gleich angedeutet, dass es vermutlich etwas mit dem Kreuzband zu tun hat, wollte aber nicht vorschnell ein Urteil fällen!

Am nächsten Tag ging es ab ins Spital, nach 2 Wochen hatte ich dann einen MRT Termin und die Gewissheit das es ein Kreuzbandriss war. Ziemlich frustrierend da ich ja schon meine ganze Karriere mit dem linken Knie hadere. Das wurde ja ebenfalls bereit 3 Mal operiert. Nun gut, jetzt habe ich 5 Knie Operationen, bin aber dennoch motivierter als je zuvor!

WF: Das bedeutet Du möchtest weiter machen? Wie lange denkst Du dauert es bis zu Deinem Comeback und wie schwer wird der Weg dorthin? Wird es Einschränkungen auf deine Arbeit im Ring geben?

S: Natürlich! Ich habe nicht so viel Blut, Schweiß und Tränen ins Wrestling investiert um mir dann von ein paar Schicksalsschlägen alles kaputt machen zu lassen!
Das schwerste liegt denke ich bereits hinter mir!

Rein körperlich genese ich jetzt sehr schnell! Mental bin ich ebenfalls auf einem guten Weg! Bei so langwierigen Verletzungen ist es schon richtig schwer nicht in ein Loch zu fallen und sich selbst motivieren zu können! Meiner Meinung nach ist das anstrengender als die schmerzhaften, teilweise masochistischen Physiotherapie Stunden!
Ob und wie stark es Einschränkungen geben wird weiß ich aktuell noch nicht! Allerdings werde ich versuchen in Zukunft noch etwas besonnener zu agieren im Ring!

WF: Du hattest ja schon einmal eine Verletzung, welche Dich etwas „aus der Form gebracht“ hat. Inzwischen zählst Du als „Heavyweight“ und arbeitest an einem erneuten Comeback. War es 2014 auch das Knie?

S: Damals war es das linke Knie, heute das rechte! 2013 verletzte ich mich ebenfalls im Ring, genau wie dieses Mal riss ich mir Kreuzband, Meniskus und Seitenband. Allerdings wurde das erst nach Ewigkeiten festgestellt und erst der 3. Arzt hat mich operiert! Alle anderen hatten mir Physiotherapie und Muskelaufbau Training empfohlen. Da hatte ich leider noch keine Ahnung wie viele Stümper in der Branche unterwegs sind! Bei der neuerlichen Verletzung war ich schlauer und wusste schon was zu bzw. an wem man sich wenden muss! Leider hat mich der Unfall von 2013 weit zurück geworfen, ich musste auch 3 Mal operiert werden. Dieses mal bin ich mit 2 Operationen ausgekommen und zuversichtlich das ich bald wieder in den Ring kann!

WF: Erlaube mir diesen private Frage: Deine ehem. Partnerin ist ja auch aktive Wrestlerin. Ich glaube das dies für ein Paar nicht besser sein kann, wenn man jemanden hat der das gleiche macht und Verständnis für den Sport, das Entertainment und die Wochenenden hat, wo der Partner eben mal nicht daheim ist. Sie scheint dennoch an Deiner Seite zu stehen, zumindest empfinde ich das anhand der Bilder so, ich denke das hilft schon sehr, oder?

S: Richtig! Slammerella war und ist ein riesiger Rückhalt für mich! Auch wenn unsere Beziehung nicht gehalten hat sind wir dennoch sehr gut miteinander befreundet! Die selben Interessen zu teilen ist schon optimal! Egal ob im Ring oder in der Kraftkammer, gemeinsames Training mit ihr machte/macht immer unglaublichen Spaß!
So was ist dann natürlich auch in der Verletzungszeit ein großer Motivationsfaktor! Da freut man sich dann schon wieder darauf den anderen im Ring gegenüberstehen zu können! Zumindest im Training.

WF: So, nun kommen wir endlich mal zum positiven, unserem Hauptthema: Wrestling. Es ist kein Geheimnis, das du aus Österreich kommst, also liegt es (fast) auf der Hand wo Du trainiert hast, dennoch fragen wir gerne mal direkt, wer Dich genau so „geformt“ hat 🙂

S: Den größten Einfluss auf mich hat natürlich Michael Kovac! Ich trainiere ja auch im Studio mit ihm, nicht nur in Ring! Aber auch Chris Colen, der mich die ersten 6 Monate trainiert hat, hat mich stark mitgeformt! Genau wie Cannonball Grizzly, der lange Zeit in Wien lebte. In letzter Zeit habe ich aber auch viel von Avalanche R. Dreissker gelernt! Und auch Mr. Tattoo, ein Catch-Veteran aus Österreich muss erwähnt werden, der hat mir alles was ich über das Muskeltraining weiß gelehrt!

WF: Das sind große Namen, Mr. Tattoo und Kovac sind Catchlegenden. Colen neben Dreissker ein großes Talent, schade das wir Chris hier in Deutschland kaum noch sehen, zu letzt bei GWF! Sehr sympathischer Typ Mensch. Wie lange verfolgst Du das Wrestling denn schon als „Fan“ und bist Du heute auch noch Fan, kannst Du eine Show als Zuschauer genießen?

S: Ich verfolge Wrestling seit meinem 5. Lebensjahr! Sofern ich es damals geschafft habe so lange munter zu bleiben habe ich es immer gesehen im TV! Natürlich bin ich noch Fan! Vor allem die NWA hat es mir angetan! Die liefern ein absolut geniales Produkt! Auch WWE wenn sie in Wien ist schau ich fast immer! Denn selbst wenn es nur „House Shows“ sind, die Jungs und Mädels arbeiten so genial! Timing, Placement,… das sitzt alles so perfekt! Auch wenn sie da nicht immer alles zeigen was sie können, das was sie zeigen ist nahe der Perfektion! Und das finde ich viel genialer als jeden unsauber gesprungenen Moonsault, etc.

WF: Wann kam Deine (relativ späte) Entscheidung, „Ich will das auch machen?“ – Gab es da einen bestimmten Grund, ein Match, eine Fehde oder eine Show?

S: Grundsätzlich wollte ich das immer Mal versuchen! Aber ich habe lange Zeit sehr viel Zeit mit dem Fußball spielen verbracht, als da der Erfolg ausblieb habe ich gewechselt zum Boxen, Kickboxen, etc. Oh und im Tischfußball habe ich mich ebenfalls versucht! Sogar auf Turbier Ebene!

Das machte alles keinen Spaß! Also schickte mich mein Schwager „Dirty Harry“, ebenfalls ein Wrestling Veteran aus Österreich zu „Mister Tattoo“ in die Muskelkammer!
Da war ich dann sofort verliebt in das Eisen und kurze Zeit darauf später auch in den Ring! Diese Liebe hält bis heute unerschütterlich an!

WF: Und so schließt sich der Kreis. Der „schmutzige Harry“ war mein erster Interview Gast vor vielen Jahren. Also „Dirty Harry“ ist für mich kein Unbekannter! Frag ihn mal nach „Knorkator“ und „Böse“, das war damals auf seiner Webseite und wohl sein Theme. Wann ging es dann los mit dem Training für Dich, wie alt warst Du da schon? ich denke als Sportler hast Du da sicherlich Vorteile in Sachen Kondition gehabt, oder?

S: Ich denke mit 22 oder 23 war ich zum ersten Mal im Ring.
Als Tormann war ich zwar kein Konditionsmonster, aber dennoch ist es kein Nachteil wenn man vorher etwas anderes gemacht hat! Auch wenn ich mich daran erinnern kann, dass meine Judorollen absolut! ABSOLUT! miserabel waren!

WF: Wie erinnerst Du Dich an das erste Training, vermutlich mit Chris Colen? Wie ging es Dir danach, auch am nächsten Tag ?

S: Seine Kritik war nicht vernichtend, allerdings habe ich selbst gemerkt das es wohl ein hartes Stück Arbeit wird! Begonnen haben wir mit Stretching, Aufwärmen und Amateurringen, danach gab es etliche Bomben und die ersten Lektionen beim Chain Wrestling! Am nächsten Tag habe ich mich gefühlt als hätte mich eine Herde Büffel überrannt!

WF: Aber dennoch wolltest Du weiter machen. Wie lange dauerte es, bis man Dich vor Publikum auftreten ließ?

S: Natürlich, es war Liebe auf den ersten Blick!
Nach gut 1 Jahr hatte ich meinen ersten Kampf bei einer kleinen Liga in Deutschland, der WFW, einige Monate danach folgte mein Debüt bei der EWA!

WF: Die WFW gibt es leider auch nicht mehr und seitdem ist Waldkraiburg nicht mehr dasselbe. Wer erinnert sich nicht gerne an Blaze, Miguel Ramirez etc. Wie erinnerst Du Dich an Dein Debüt bei EWA, das Match an sich? Bist Du sofort als „Sultanov angetreten?

S: Ich hatte einen Tag Team Kampf mit Mike Skull gegen Bambikiller und seinen damaligen Schützling F. Lerchbacher! Natürlich als „Sultanov“! Wobei ich damals eigentlich noch keine Ahnung hatte wie man das Gimmick worked!
Das Match selbst war nicht sehr gelungen! Es gab keine gravierenden Schnitzer, aber es war meilenweit davon entfernt gut zu sein! Die Reaktionen waren dennoch akzeptabel. Lag aber vermutlich eher an der Präsenz vom Bambikiller! Aber wie nach jedem schlechten Match habe ich nur darauf gewartet es beim nächsten Mal besser zu machen!

WF: Wie entstand Dein „Sultanov“ Gimmick?

S: Der Vorschlag kam von Kovac. Ich wollte eigentlich etwas ganz anderes machen! Aber konnte mich dann auch damit halbwegs arrangieren! Der Name war meine Idee! Das Gimmick selbst hat sich erst mit der Zeit entwickelt und hat immer mehr Facetten bekommen! Mein Stil hat sich komplett verändert!
Und weder beim Gimmick als auch beim Stil bin ich dort angekommen wo ich hin will! Ich denke da kann man noch gehörig herum basteln um es zu verbessern und interessanter zu machen! Mittlerweile finde ich dieses Gimmick großartig und hoffe ich kann es noch weiter aufwerten!

WF: Warum gerade „Sultanov“ als Namen, wie agiert Dein Charakter?

S: Ich weiß gar nicht mehr weshalb ich den Namen gewählt habe, bzw. zuerst war ich ja Muslim Sultanov! Den Vornamen habe ich dann im Laufe der Zeit abgelegt! Zunächst war ich ja nur ein übler Straßenschläger mit Aggressionsproblemen! Das hat sich mittlerweile gewandelt in eine Art Warlord, als Vorlage diente Attila der Hunnenkönig! Jemand der eigentlich nicht wirklich wresteln kann, aber mit roher Gewalt und purer Aggression ans Ziel kommen will! Eigentlich ist es eine Art Attila / Orkhäuptling! Das herum schreien und wüten im Ring liegt mir! Da ich immer sehr ehrgeizig und lautstark war, bei egal welchen Sport! Obwohl das im privaten Bereich eigentlich ganz anders ist.

WF: Also auf alle Fälle Heel, das ist Dir am Liebsten?

S: Ja! Ich bin definitiv kein Sympathieträger!
Wobei ich auch wirklich gerne Mal als „Face“ mit diesem Gimmick arbeiten würde. Einfach nur die anderen Heels ungespitzt in den Boden rammen, hat auch was! Sultanov ist ja nicht direkt Böse, lediglich sehr aggressiv und tierisch!

WF: Du bist im Laufe Deiner Karriere auch gegen Deinen Trainer und Mentor Michael Kovac in den Ring gestiegen. Ist man da noch nervös vor so einem Match oder vertraut man da blind auf den Profi und Ausbilder… oder ist es auch so, das man es sich und ihm beweisen möchte?

S: Ich bin vor jedem einzelnen Match nervös! Egal wer der Gegner ist und egal wie viele Zuschauer anwesend sind! Man will ja immer eine ansprechende Leitung bringen und da gehört Nervosität dazu!
Grundsätzlich sollte man zumindest jeden mit dem man in den Ring steigt vertrauen können! Schließlich können Verletzungen nicht nur passieren wenn man Pech hat, wie es bei mir der Fall war, sondern auch durch Unachtsamkeiten, oder einfach suboptimale Ausführung von Aktionen.

Natürlich hat man da mit Kovac jemanden Gegenüber der genau weiß was er macht.
Beweisen will ich mich jedes Mal! Es ist nicht so das ich jeden Abend der Showstealer sein möchte, das ist absoluter Schwachsinn! Aber ich möchte immer das bestmögliche aus dem Match herausholen, was aber auch gleichzeitig dem Spot auf der Card entsprechen sollte! Kovac weiß denke ich schon ganz gut was ich kann, oder eben auch nicht! Nach so langer Zeit die wir gemeinsam trainieren habe ich da nicht mehr viel zu beweisen!

WF: Gibt es trotzdem für Dich noch so etwas wie einen Wunschgegner, gerne auch international?

S: Da gibt es einige!
Pascal Spalter steht ganz oben auf meiner Liste! Der ist sowohl im Ring, am Mic, als auch als Mensch einfach genial! Einer der nettesten Menschen die ich kenne! Und Sympathie ist denke ich ein guter Indikator dafür, dass das Match dann Top wird!
Dann wären da noch Robert Dreissker, mit dem ich Mal vor Ewigkeiten ein solides Match hatte, welches ich jetzt gerne toppen würde!
Mexx stelle ich mir ebenfalls als interessanten Gegner vor, da er ja einen ganz anderen Stil hat als ich! Demolition Davies, auch den finde ich unglaublich sympathisch und er ist ein super Big Man! Ansonsten Aron Stevens, der frühere Damien Sandow! Da könnte man sich vermutlich kreativ austoben. Und Goldust! Das Genie! Es wäre eine große Ehre!

WF: Du warst in Tschechien, Ungarn, Holland etc…. gibt es noch Wunschländer, evtl. auch Interesse an einer Reise ins Ausland für ein etwas anderes Trainingscamp in Mexiko, England oder Amerika?

S: Vor meiner ersten Verletzung hatte ich geplant nach Großbritannien zu gehen! Ebenso letztes Jahr! Leider kamen immer Knieverletzungen dazwischen. Ansonsten würde ich gerne Mal in die USA! Auch Japan ist immer noch ein Ziel! Ansonsten freue ich mich über jedes Booking, je exotischer desto besser!

WF: Was wünscht Du Dir für Deine weitere Wrestling Karriere, außer gesund zu bleiben?

S: Ich wünsche mir da nicht viel, außer eben gesund zu bleiben! Ich denke der Rest würde dann von selbst kommen! 2-3 Verletzungsfreie und Krankheitsfreie Jahre wären schon sehr nett! Dann kann ich vielleicht endlich leistungstechnisch dort hin wo ich eigentlich schon lange sein möchte! Denn wie beim Muskeltraining ist denke ich auch beim Wrestling das Erfolgsrezept die Beständigkeit!

WF: Ist Dein „In-Ring“ Comeback schon spruchreif, ins Auge gefasst worden?

S: Jein! Ich plane mit Februar! Aber ich will erst wenn ich wirklich fit bin in den Ring und nicht eine erneute Verletzung riskieren! Da habe ich genug gesammelt
Also kann es auch März, oder April werden!

WF: Man liest schon raus, das Du mit Herzblut dabei bist. Ich wüsche Dir alles erdenklich gute und danke für Deine Zeit!

S: Ich bedanke mich Recht herzlich! Es hat mir wirklich Spaß gemacht und ich hoffe die Leser sind nicht all zu sehr gelangweilt von mir!

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