Thekla im WrestlingFever.de Interview (29.03.2020)

WF: Thekla, ich danke Dir für die Zusage. Wir planen dieses Interview schon länger und ich freue mich sehr, Dich etwas näher vorstellen zu dürfen!

T: Danke für die Einladung! Bin schon sehr gespannt auf deine Fragen!

WF: Du bist eine sog. „Underground Wrestlerin“, die aus Österreich stammt und die sich aktuell in Japan befindet, richtig? Erkläre mir bitte einen „Underground Wrestler / Wrestlerin?!

T: Ja das stimmt, meine Roots sind im Underground Wrestling. Meine Heimpromotion ist die WUW Austria und die steht in Verbindung mit einigen anderen Underground Ligen weltweit wie zum Beispiel auch in Japan, auf den Philippinen und in den USA. Die Besonderheit dieser Promotions ist, dass es meistens keinen klassischen Wrestling Ring gibt und manchmal auch keinen Pinfall. Wir gehen viel ins Publikum und haben generell sehr viel Freiheiten und andere bis keine Regeln. Es ist alles einfach ein bisschen anders!

WF: Wie werden solche Events promotet, und wie kann ich mir so eine Show vorstellen. Gibt es eine Bühne, einen Kreis in der Mitte zwischen den Zuschauern? Ist Security anwesend, während ihr Euch durch die Fans kämpft?

T: Momentan gibt es in Wien einen ziemlichen Hype für Underground Wrestling würde ich sagen. Die Promotion läuft hauptsächlich übers Internet und „word-to-mouth“; meistens kommen die Leute, weil sie irgendwo davon gehört haben und sich das auch mal ansehen müssen.
In Wien arbeiten wir meistens auf einer Bühne im Keller eines Tanzlokals und gehen von dort aus in die Menge. Beim Novarock Festival haben wir eine Tribüne aufgestellt bekommen und die Leute haben sich rundherum versammelt. Das coole am Undergroundwrestling ist nämlich, dass man so viele Möglichkeiten hat – wir können eigentlich überall kämpfen. Security gibt’s bei unseren Shows keine, weil unser Publikum ziemlich brav ist und wir sehr vorsichtig sind.

WF: Also, wenn es keinen Pinfall gibt, keine Regeln…. Wie kannst Du dann einen Kampf für Dich entscheiden?

T: Das kann von Kampf zu Kampf unterschiedlich sein. Meistens gewinne ich durch KO, Aufgabe oder Countout, das sind schon unsere Standardregeln würde ich sagen. Wenn’s wild zugeht gibt es auch oft DQs.

WF: Also auch wenn es keine Regeln gibt, ist DQ möglich? 😀

T: Wie gesagt, meistens gibt es schon Regeln, das ist abhängig vom Kampf, so wie bei anderen Promotions auch.

WF: Gibt es hier nur Kooperationen zwischen den Underground Ligen oder auch mit „normalen“ Promotions und wie kam es zu dieser WuW, also generell einer Underground Promotion. Wieso „Underground“?

T: Zu uns kann kommen wer möchte. Wir haben regelmäßig internationale Wrestler und Wrestlerinnen bei unseren Kämpfen, die normalerweise klassisch im Ring arbeiten und gerne mal was Neues ausprobieren möchten. Es ist ein bisschen eine „Love it or hate it“ Sache für die, die das nicht gewöhnt sind. Aber ich wir hatten noch nie jemanden bei uns, der/die das gar nicht gut fand. Die meisten sind ziemlich überrascht wie gut man auch ohne (federnden) Ring worken kann. Allerdings haben wir auch ein extrem dankbares Publikum, das bei uns regelmäßig ziemlich Gas gibt. Deswegen – und weil bei uns alles sehr entspannt ist – kommen viele Wrestler und Wrestlerinnen aus anderen Promotions immer wieder zu uns.

Die Idee zum „Underground Wrestling“ kommt aus Japan. Es gibt viele Promotions die sich aus Platz- und Geldmangel keine Venue leisten können. Daher kam die Idee eine Liga zu etablieren, die nicht unbedingt einen Ring braucht und auch in kleinen Lokalen und Bars Shows veranstalten kann.

WF: Welche Ausbildung haben Eure Talente. Hast Du Deine Basics denn in einem Ring erlernt? Sicherlich ist die Fallschule unter anderem eine der wichtigsten Grundlagen. Gibt es da Vorschriften ab wann man bei Euch auftreten kann? Schließlich vertraut man sich gegenseitig seine Gesundheit an?

T: Im Grunde lernen wir dieselben Techniken wie alle anderen Trainees bei ’normalen‘ Promotions auch. Die Fallschule ist ein bisschen anders, weil wir nicht auf einem federnden Ring landen und deswegen unseren Körper auch anders belasten müssen um uns nicht zu verletzen. Unsere Trainer entscheiden abhängig von unserem Können wann wir bereit für unser Debut sind. Wenn man schon einen (Kampf-)sportlichen Hintergrund hat tut man sich ja leichter; wann bei uns debütiert wird variiert stark.
Meine Basics habe ich auf Matten gelernt, das machen viele ’normale‘ Promotions auch.

WF: Wenn Du dann aber in einem Ring stehst, was auch vorkommt, wie geht es dann weiter. Hattest Du auch die Möglichkeit regelmäßig in einem Ring zu trainieren?

T: Letzten Sommer habe ich zum ersten Mal für sechs Wochen im Ice Ribbon Dojo in Japan gewohnt und trainiert. Da habe ich dann auch die Ring-Basics und Rope-Work gelernt. Am Anfang war es natürlich ein wenig schwierig sich umzugewöhnen, aber mittlerweile ist es kein Problem.
Zurzeit wohne ich wieder seit sechs Wochen im Dojo und trainiere weiter. Ich schlafe quasi direkt über dem Ring. ?
Ich werde hauptsächlich von Mio Shirai trainiert, bei dem Namen dürfte es bei manchen Fans vielleicht klingeln…

WF: Wie bist Du nach Japan gekommen, wie kam der Kontakt zustande und wie lange kannst Du noch dortbleiben?

T: Meinen ersten Kampf in Japan hatte ich 2018 bei einer Underground Show in Tokio. Der Kontakt kam über meinen Trainer Humungus zustande, der auch viel in Japan unterwegs ist. Über ihn bin ich dann auch zu Ice Ribbon gekommen. Geplant ist zurzeit, dass ich noch weitere sechs Wochen hierbleibe.

WF: Wann hat Dein Training begonnen, wie kamst Du zu Humungus – War von Anfang an klar, dass „Underground Wrestling“ Deines ist und…. Wie sehen österreichische Veteranen Eure Liga & Shows?

T: Mein erstes Training bei der WSA unter der Leitung von Humungus hatte ich Ende 2016. Davor war ich ‚Fan‘ und habe mir die Underground Shows regelmäßig vom Publikum aus angesehen. Nach meinem Debut war ich eigentlich gleich voll dabei und extrem motiviert weiter zu machen. Es macht sehr viel Spaß im Untergrund zu kämpfen wobei ich mittlerweile genau so gerne im Ring arbeite.
Ich denke unsere Liga hatte in der Vergangenheit Auseinandersetzungen mit anderen Ligen in Österreich, aber das war vor meiner Zeit und dazu kann ich nicht viel sagen. Heutzutage gibt es auch einige österreichische Veteranen, die bei unseren Shows kämpfen. Ich denke es lockert sich alles ein wenig auf und eine neue, ‚offenere‘ Generation an österreichischen Wrestlern ist jetzt am Aufkommen.

WF: Wo bist Du aktuell so zu sehen, zu sehen gewesen?

T: Hauptsächlich bei WUW Austria, RoE – Rings of Europe, WUW Japan und Ice Ribbon Japan. Neben der WUW wurde ich jetzt auch in den offiziellen Ice Ribbon Roster aufgenommen und werde in der Zukunft auch viel für die Liga arbeiten.

WF: Darf ich fragen was Du beruflich machst? 12 Wochen Japan ist sicher nicht einfach zu stemmen?

T: Ich bin Künstlerin und habe viele unterschiedliche Projekte und Jobs, an denen ich abwechselnd arbeite. Vor der Reise habe ich Geld gespart und im Dojo wohne ich gratis; es ist alles leistbarer als man glauben würde!

WF: Wie sehen Deine Ziele in diesem Sport aus, langfristig und wie sieht Deine Familie Dein Hobby?

T: Mein momentanes Ziel ist es den japanischen „Strong Style“ nach Europa zu exportieren und eine der besten Wrestlerinnen im deutschsprachigen Raum zu werden. Ich möchte viel reisen, würde sehr gerne wieder in Deutschland kämpfen und möchte unbedingt zu „Pro-Wrestling: EVE“ nach England. Meine Familie ist eher skeptisch, die können mit Wrestling nicht so viel anfangen. Aber mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt!

WF: Wo bist Du schon in Deutschland aufgetreten?

T: 2018 hatte ich dort einen Kampf gegen Kat Siren bei der IPW. Das war eine sehr coole Erfahrung, die Stimmung im Publikum war ganz anders als ich es von zuhause gewohnt war aber es hat Spaß gemacht. Da würde ich auch jederzeit wieder auftreten.
Letztes Jahr habe ich auch eine Zeit lang bei der GWF in Berlin bei Orlando Silver trainiert, deswegen würde ich auch gerne bald bei der GWF kämpfen. Geplant sind allerdings erst mal Kämpfe in Zagreb, Budapest und Manila.

WF: Beschreibe uns doch bitte so einen Tag in einem Dojo im Japan ?

T: Haha gerne. Ich stehe am Vormittag auf, frühstücke groß, ziehe mich um und gehe runter in den Ring. Dann habe ich zwei Stunden Training, zum Beispiel „Sparring“. Dann eine halbe Stunde Pause. Dann nochmal zwei Stunden Training, Gewichte heben oder „Spot Wrestling“. Dann eine Stunde Pause für Essen und Protein-Shakes. Dann nochmal zwei Stunden Basics Training. Wenn ich danach noch stehen kann und alle weg sind und ich allein im Dojo bin dann trainiere ich noch Kicks am Sandsack. Dann gehe ich schlafen.

WF: Du musst sicher auch einige Aufgaben erfüllen, um dort kostenlos wohnen zu können. Was wird von einem Trainee in einem Dojo erwartet, was ist gewünscht und wie viele Schüler wohne dort mit Dir, woher kommen die so und wie kommuniziert Ihr?!

T: Zusammen mit den anderen Wrestlerinnen achte ich darauf, dass im Dojo alles sauber und aufgeräumt ist. Von uns wird erwartet, dass wir pünktlich, respektvoll und ehrgeizig sind. Momentan wohne ich alleine im Dojo und bis auf eine sind meine Kolleginnen alle Japanerinnen. Die Kommunikation ist natürlich schwierig, weil die anderen fast kein bis gar kein Englisch sprechen aber mittlerweile kann ich auch ein bisschen Japanisch und mit Händen und Füßen kann man auch wunderbar kommunizieren.

WF: Wie bist Du zu Deinem Beinamen „The Toxic Spider“ gekommen?

T: Mein Beiname ‚The Toxic Spider‘ kam über meinen echten Namen Thekla. Viele Leute setzen den in Verbindung mit der ‚bösen Spinne’ aus der Kinderserie ‚Biene Maja’. Da hat es sich angeboten auch zur ‚bösen Spinne’ zu werden; ich bin aggressiv und schnell. Die Spinne ist quasi zu meinem „Spirit Animal“ geworden.

WF: Danke für dieses interessante Interview! Ich hoffe dir hat es Spaß gemacht und wir konnten den Fans Thekla und Underground-Wrestling etwas näherbringen!

T: Sehr gerne, vielen Dank!

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