WrestlingFever Interview: Ares (28.07.2006)

AresAm 28.07.2006 erzählte uns Are$ über Verletzungen, dem Unterschied zwischen europäischen und amerikanischem Wrestling, Ric Flair als Wunschgegner, warum Powerwrestling einen kleinen Einfluss auf die Karriere hatte, Teddy Hart, Monty Brown, Heel oder Face, warum Wrestling keine Show ist, u.v.m!

WF: Hallo Ares! Vielen Dank für Deine Zeit, wie geht es dir?

Hervorragend. Ich habe die Wrestling-arme Zeit der letzten paar Wochen genutzt, um meinen Körper von einigen kleineren Verletzungen zu kurieren, und freue mich nun darauf, wieder wöchentlich durchzustarten.

WF: Wie kamst du denn auf den Namen „Ares“?

Der Name Ares wurde mir auf Grund von Zeitdruck verliehen. Ich war gerade mitten in meinem ersten Wrestling-Seminar 1998 beim WCF in Berlin. Nach nur drei Wochen Training meinten die Verantwortlichen, dass ich bereits gut genug sei, bei ihrer Open-Air Veranstaltung am Deutsch-Amerikanischen Volksfest ein Match zu bestreiten. Die Entscheidung wurde recht kurzfristig getroffen, und ich sollte mir schnell einen Namen ausdenken. Ich war aufgeregt genug, dass mir nichts in den Sinn kam, und so gaben sie mir den Namen „Ares Procter“ Ares, weil ich von den Trainierenden der Breiteste war, und wegen der Militärhose an einen „Kriegsgott“ erinnern sollte, und Procter,
weil dies die Herstellerfirma von „Mr. Proper“ ist, und dies zu meinem Haarschnitt passte. Das „Procter“ fiel recht schnell wieder weg, aber das „Ares“ blieb irgendwie…

WF: Du gabst dein Debüt 1998, wie erging es dir, als du erste Mal als Wrestler im Ring zu standest?

Ich war sehr nervös, zumal ich trotz meinem (für einen öffentlichen Auftritt zu) kurzen Training das Gefühl hatte, das Match bestimmen zu müssen. Nachträglich betrachtet war es einfach nur erbärmlich, vom Auftritt übers Wrestling und sowieso. Trotzdem hatte ich eine Menge Spass, und scheine ja auch gemerkt zu haben, dass man daran noch vielVerbessern kann! Es war aber auf jeden Fall eine gute Erfahrung.

WF: Du bist schon lange im Wrestling-Business dabei und hast sicherlich auch schon Verletzungen erlitten, welche war bisher deine schlimmste Verletzung?

Kleinere Verletzungen gehören beim Wrestling dazu. Ich hatte bisher das Glück, von wirklich schlimmen Verletzungen, die mich auch zu einer Pause gezwungen hätten, verschont zu bleiben. Das Schlimmste, was mir bisher passiert ist, war ein Riss im Trommelfell und eine Quetschung der Rippen.

WF: Du bist Europaweit bekannt, trittst u.a. in Deutschland, Holland oder in England an, bist auch schon in Übersee angetreten. Gibt es für dich wrestlerisch einen Unterschied zwischen Amerikanischem und Europäischem Wrestling?

Nein, nicht wirklich. Wenn überhaupt, dann ist es vielleicht die „Geschwindigkeit“ der Matches. In den USA hat Wrestling einen höheren Stellenwert, als Hierzulande. Es ist wohl auch etwas schwieriger, das Publikum vom Hocker zu reissen, da es einfach eine viel grössere Palette an Wrestling-Shows gibt. Daher ist es für mich auch immer etwas besonderes, gegen US-Wrestler zu kämpfen, da sie meist einfach die grössere Erfahrung mitbringen, und ich so immer auch etwas dazu lernen kann!

WF: Wie wird man als Europäer denn in den USA behandelt? Gibt es da zwischen den Wrestlern Unterschiede?

Nicht dass mir etwas aufgefallen wäre. Ich wurde grundsätzlich immer sehr freundlich behandelt. Was mir auffiel war, dass durch die breitere Akzeptanz des Wrestlings auch das Verhalten der Promoter zu den Wrestlern respektvoller war. Ein Wrestler zu sein wird in den USA nicht so belächelt, wie hier. Und sonst ist es einfach wie bei jeder anderen Arbeit auch: Es gibt Leute, die man mag, und Leute, die einem egal sind. Das ist im Wrestling nicht anders, sei es nur auf Europa bezogen, oder auch im Vergleich zu den USA.

WF: Wie kamst du denn überhaupt zum Wrestling?

Ich bin erst spät zum Wrestling gekommen, habe erst mit 14 oder 15 meine erste Sendung im Fernsehen gesehen. Davor hatte ich kein Interesse an Wrestling, einfach weil sich sonst niemand in meinem Umfeld dafür interessiert hatte. Selbst als in anfing, es im Fernsehen zu verfolgen, wurde ich damit nur gehänselt, da alle meinten, dass sei sowieso nur schlechte Show usw. Die üblichen Vorurteile halt. Da ich schon immer einigermassen sportlich war, kam mit der Zeit auch der Gedanke, es einmal selber zu versuchen. In der Power Wrestling gab es 1998 dann einen Bericht über einige Wrestling-Schulen in Deutschland. Ich hatte keine Lust, nur für ein Wochenende die weite Reise auf mich zu nehmen, also entschied ich mich für ein Angebot des WCF-Berlin, wo man ein 4-Wochen-Seminar zu einem fairen Preis bestreiten konnte. Ich war sofort begeistert und reiste auch in den folgenden Jahren je einmal nach Berlin, um weiter zu trainieren. Zu mehr hatte ich einfach wegen der Schule keine Zeit. Als es dann 2001 auch in der Schweiz Training gab, konnte ich mich fortan endlich regelmässig mit Wrestling befassen!

WF: Backyard-Wrestling ist bei den Jungen sehr beliebt. Was hälst du davon?

Ich halte davon gar nichts. Ich verstehe es nicht, weil ich selbst nie das Bedürfnis hatte, die Sachen die ich im Fernsehen gesehen habe auszuprobieren. Selbst als ich noch gar nicht in die Szene involviert war, hatte ich scheinbar schon genug Respekt vor dem Wrestling, es nicht einfach selber zu versuchen, sondern hab realisiert, dass es dazu Training von erfahrenen Leuten benötigt. Backyard Wrestling ist einfach viel zu gefährlich, bringt niemanden weiter und lässt das richtige Wrestling in einem schlechten Licht dastehen, weil es NIE positive Meldungen vom Backyard Wrestling geben wird.

WF: Welcher Titelgewinn war für dich der wichtigste oder etwas ganz besonderes?

Jeder Titelgewinn ist etwas besonderes, weil es immer wieder heisst, dass man zu den Besten einer bestimmten Division einer Liga gehört. Der Gewinn des wXw World Heavyweight Gürtels war aber schon etwas sehr besonderes, da ich die wXw als meine Heimatliga ansehe. Die wXw ist eine sehr spezielle Liga mit einer einzigartigen Atmosphäre, einer treuen Fangemeinde und einem unglaublich talentierten Roster. Da an der Spitze zu stehen ist nicht nur eine Ehre, sondern auch eine ganz besondere Herausforderung.

WF: Bei der GWP-Show in Roth hast du dich als „Heel“ ausgegeben. Welche Rolle magst du mehr, die „Heel“ -oder die „Face“?

Ich „gebe mich nicht als Heel aus“. Ares tut einfach alles, um ein Match zu gewinnen. Alles was nicht eine Disqualifikation nach sich zieht, scheint ja legal zu sein. Wenn einige Fans nicht die selben Ansichten wie Ares haben, kann ich damit leben. Ares braucht nicht die Unterstützung von den Fans, der Sieg ist das einzige was zählt.

WF: Bei der ersten GWP-Show hattest du ein Match gegen Monty Brown. Wie gefiel das Match?

Ich habe es leider noch nicht auf DVD gesehen, aber ich kann nicht damit zufrieden sein. Schliesslich hatte ich verloren. Klar, ich war ihm körperlich unterlegen, hatte aber fest mit einem Sieg gerechnet. Ich hatte ihn eventuell zu wenig studiert und das Match etwas auf die leichte Schulter genommen. Das wird mir bestimmt nicht noch einmal passieren, und ich habe aus den Fehlern gelernt.

WF: Die WWE ist wohl die erfolgreichste und bekannteste Wrestlingpromotion. Doch auch die TNA wird immer grösser. Könntest du dir vorstellen, in einer der dieser Ligen zu arbeiten?

Die WWE ist von den „westlichen“ Ligen bestimmt die erfolgreichste. Leider vergessen viele Leute, dass auch Japan einige sehr erfolgreiche Federations zu bieten hat. Aber selbstverständlich kann ich mir vorstellen, in so einer Liga zu arbeiten. Wrestling ist das Wichtigste in meinem Leben, und wenn ich nun voll und ganz davon leben könnte, dann wäre das ein Traum, der in Erfüllung gehen würde. Es ist aber kurzfristig gesehen sicherlich relativ unrealistisch und auch nicht das Ziel mit der höchsten Priorität bei mir.

WF: Mit welchem Superstar würdest du am liebsten ein Wrestlingmatch bestreiten und warum?

Ich glaube da muss ich den Nature Boy Ric Flair nennen. Ich war schon immer ein Fan seiner Arbeit im Ring, und mich würde es vor allem reizen, ein bisschen von seiner riesigen Erfahrung zu profitieren und von ihm zu lernen. Ich finde, dass er trotz seines recht hohen Alters immer noch in der Lage ist, faszinierende Kämpfe abzuliefern, und würde gerne einmal gegen eine lebende Legende wie ihn im Ring stehen.

WF: Von den Medien und den Unwissenden wird Wrestling schnell als nur „Show“ abgestempelt. Doch wenn man sich damit ein wenig befässt wird einem klar das hinter der „Show“ eine Menge Arbeit steckt. Wie oft trainierst du in der Woche um noch besser zu werden?

Jeder der meint, Wrestling sei „nur Show“, soll nur ein einziges Mal an einem professionellem Training teilnehmen. Wenn er nach den ersten Berührungen mit dem Wrestling immer noch der Meinung ist, es sei Show, dann wäre er der erste!! Wrestling IST harte Arbeit, und weit weniger Show, als die meisten sich versuchen einzureden. Ich trainiere 2-3 Mal die Woche meine Kraft und Fitness, und im Normalfall 1-2 Mal die Woche das Wrestling allgemein. Ausserdem versuche ich, monatlich selber Trainings anzubieten, wobei ich auch immer wieder eine Menge lerne.

WF: Abschliessend bitten wir dich zu den folgenden Stichworten eine kleine Antwort zu geben:

SigMasta Rappo?
Für lange Zeit der bekannteste Schweizer Wrestler. Ich habe schon
einiges mit ihm zusammen durchgemacht, sei es Matches im Ring, oder Road-Trips. Wir hatten eigentlich immer viel Spass.

Vince McMahon?
Kenne ich nicht persönlich, hat aber das Wrestling-Business revolutioniert.

Teddy Hart?
Ihn habe ich erst einmal getroffen. Ich muss zugeben, dass ich generell kein Fan seiner Arbeit im Ring bin…

IWA-Switzerland?
Eine der beiden aktiven Wrestling-Ligen der Schweiz. Hat sich zum Ziel gesetzt, den Bekanntheitsgrad des Wrestlings in der Schweiz zu
erhöhen. Ich denke dass sie nach dem Kürzertreten von „Sal Gardner“ ein wichtiges Zugpferd verloren hat, hoffe aber dennoch, dass sie sich auch weiterhin behaupten kann.

Wrestlingfanpages?
Damit kenne ich mich ehrlich gesagt sehr wenig aus. Es ist leider oft der Fall, dass sich einige Internet-Fans gerne aufspielen, als
Alles-Wisser ausgeben, oder Dinge beurteilen, die sie entweder nicht gesehen haben, oder gar nichts davon wissen. Zum Glück sind das die
Ausnahmen, und für viele Wrestling-Ligen sind Internetfans ein wichtiger Bestandteil.

ECW?
Ich war nie ein Fan der ECW und habe mich daher auch nie gross mit ihr befasst. Ich mochte einige Wrestler des Rosters, das war’s aber auch schon. In meinen Augen hatten viele ECW-Shows eine schlechte Struktur, und das häufig gezeigte Wrestling in der ECW entsprach nicht meinem Geschmack, was Wrestling sein sollte.

IWA-MS?
Eine Independent-Liga in den USA, die oftmals viel weniger Aufmerksamkeit erhält, als sie verdienen würde. Der Owner Ian Rotten
hatte mir 2003 ohne mich zu überhaupt zu kennen eine Chance für einige Auftritte gegeben, und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich glaube die IWA-MS ist ein gutes Sprungbrett für einen Bekanntheitszuwachs im US-Indy-Bereich.

Herzlichen Dank das du dir für uns Zeit genommen hast!

Keine Ursache.

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