Alan Omer im WrestlingFever.de Interview (11.12.2014)

WF: Zuerst vielen Dank für Deine Zeit Alan, wie geht es Dir aktuell? Bist Du frei von Verletzungen und fit?

AO: Hallo Markus. Nein, nein ich bedanke mich für das Interview. Mir geht’s es sehr gut bin Gott sei Dank frei von Verletzungen und voll im Training. Freue mich schon unheimlich auf meinen nächsten Kampf.

WF: Du bist wie die „Jungfrau zum Kind“ zu MMA gekommen, also eher zufällig – kann man das so sagen?

AO: Ich bin tatsächlich zufällig zum MMA gekommen, davor habe ich mich praktisch gar nicht für Kampfsport interessiert. Ich wusste das ein paar Freunde von mir das trainiert haben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es an einem warmen Sommertag war und mich ein Freund nach dem Freibad dazu überredet hat mal in MMA Training zu gehen und bin dann schließlich drauf hängengeblieben.

WF: Dann hattest Du mit 17 selbst angefangen zu trainieren, wie erinnerst Du Dich an die ersten Einheiten und warst Du zuvor auch schon sportlich aktiv?

AO: Anfangs haben wir wirklich in einer eher kleinen Gruppe 2 mal die Woche trainiert. Unser Training war damals leider noch nichts so professionell wie heute. Nach und nach hat sich dann bei uns eine Struktur gebildet und wir haben dann auch unser eigenes Gym eröffnet.
Vor dem Kampfsport hab ich nur ein wenig Fußball gespielt sonst eher nicht viel mit Sport bzw. Kampfsport zu tun gehabt.

WF: Wie erinnerst DU Dich an die ersten richtigen Kämpfe – ist es der Wettkampf an sich der Dich so fasziniert?

AO: Anfangs wurde ich immer kurz vorm Wettkampf von der ganzen Aufregung richtig erdrückt. Sobald dann der Kampf vorbei war alles vergessen und es war einfach ein unglaubliches Gefühl das sich die harte Arbeit am Ende gelohnt hat. Ich glaube dieses Gefühl hat mich am meisten fasziniert.

WF: Wie wichtig ist die Ernährung und das Training, kannst Du alles essen oder isst Du bewusst?

AO: Ich muss ehrlich zugestehen das ich in Sachen Ernährung ein Schwein bin. Um ehrlich zu sein stopfe ich so ziemlich alles in mich hinein was nicht bei drei auf dem Baum ist :D. Allerdings achte ich die letzten 6-7 Wochen vor dem Kampf schon ziemlich gut drauf wie ich mich ernähre, d.h. ich reduziere meine Kohlenhydratzufuhr um auch mit dem Gewicht runter zu kommen und erhöhe meine Proteinzufuhr um keine Muskelmasse zu verlieren und trinke natürlich ausschließlich Wasser, das soll aber nicht heißen das ich einmal die Woche keinen Cheatday einlege.

WF: Als „MMA-Kämpfer“ kämpft man immer noch um Anerkennung und verdient nicht wirklich viel. Was machst Du eigentlich beruflich und wie sehen die Kollegen Deine MMA Leidenschaft?

AO: Ich studiere an der Universität Stuttgart Maschinenbau und bin auch gerade an meiner Bachelorarbeit dran; werde dann ab dem nächsten Semester auch mit dem Master anfangen.
Das erste was den Menschen zu MMA einfällt ist direkt der Käfig, als ob wir irgendwelche Hunde sind die auf illegalen Veranstaltungen gegeneinander antreten und nur einer lebendig das Oktagon verlässt. Man muss es leider immer wieder den Menschen aufs neueste erklären und die Vorurteile beiseite räumen.
Meine Kommilitonen an der Uni finden das cool sind stolz auf mich und schauen sich alle meinen Kampf live an und setzen sogar im Wettbüro auf mich haha. Ich darf die also nicht enttäuschen…

WF: Du hast kurdische Wurzeln, wie verfolgst Du das aktuelle Geschehen in Deinem Heimatland?

AO: Diese ganzen Ereignisse lassen mich nicht kalt, da meine Familie unmittelbar davon betroffen ist. Zwei meiner Cousins befinden sich derzeit im Kampf gegen diese Terror-und Verbrecherbande der sich islamischer Staat nennt.
Ein entfernter Verwandter von uns ist auch vor einigen Monaten im Kampf gefallen. Wir sind Muslime und sprechen uns ganz klar gegen den IS aus.

WF: Warum denkst Du, wird MMA in Deutschland so kritisch gesehen und was kannst Du als Kämpfer dafür tun?

AO: Der Deutsche mag einfach nichts neues könnte man meinen, aber ich vermute die deutsche Boxlobby und die Medien haben den größten Einfluss darauf. Diese Kritik kann ich wirklich nicht verstehen, denn Gewalt, Sex und Verführung zu Drogen laufen bei uns im Fernsehen von morgens bis abends hoch und runter aber sobald sich zwei Männer in einem fairen und sportlichen Wettkampf, dass nicht Boxen oder Kickboxen heißt, gegenüber stehen schalten die Politiker und Medien sofort ihre Moralglocken ein.
Ich kann es aber durchaus verstehen wenn sich jemand explizit gegen Kampfsport stellt und das kritisiert, aber man kann nicht MMA verbieten wollen während sich im deutschen Fernsehen zwei Boxer 36 Minuten lang die Köpfe weichklopfen und das noch schön geredet wird.

WF: Es gibt inzwischen viele versch. MMA Lager in Deutschland, wäre es sinnvoll ein großes aufzubauen, alle zusammen zu schließen um gemeinsam am Ziel zu arbeiten?

AO: Mein guter alter Freund Peter Sobotta veranstaltet schon zweimal im Jahr ein einwöchiges Trainingslager, auch so gibt es schon ja regen Austausch zwischen den verschiedenen Lagern. Ich denke das es in Zukunft sowas noch öfter geben wird, vielleicht veranstalte ich auch mal ein Trainingscamp.

WF: Wichtig für den Sport wäre sicherlich auch ein TV-Spot, den es aktuell in Deutschland nicht gibt. Die Gerüchteküche brodelt aber diesbezüglich – wäre ein Pay-TV Platz DIE Lösung?

AO: Niemals. Ein Pay-TV Platz für MMA in Deutschland würde nicht auf Erfolg stoßen, da wir ja schon festgestellt haben das der Deutsche nichts neues mag ;).
Dem muss sich schon ein großer privater Fernsehsender annehmen sonst wird das nie was.

WF: Versuchst Du aufzuklären, Kritikern zu sagen worum es beim MMA geht?

AO: Ja ist doch ziemlich einfach. Es ist eine Kampfsportart bei dem einfach mehrere Kampfstile erlaubt sind. Man ist einfach in seiner Entfaltung viel freier 😉

WF: Wie erinnerst Du Dich an die erste Niederlage? Du hattest nach den ersten 5 Kämpfen eine eben solche erlitten. Wie wichtig ist hier die Familie, Freunde und die Trainer?

AO: War nicht schlimm. Zu der Zeit habe ich das mit dem MMA noch nicht sehr ernst genommen. Außerdem war der Gegner 7 Kg schwerer und hatte viel mehr Erfahrung als ich.

WF: Wie erinnerst Du Dich an Las Vegas und Deinen ersten Kontakt zu UFC?

AO: Das erste Mal war ich im Jahre 2010 in Las Vegas um mich bei dem berühmten Trainer Shawn Tompkins für meine Titelverteidigung bei BAMMA vorzubereiten. Und damals meinte auch Shawn das die WEC, die kurz darauf von der UFC aufgekauft wurde, Interesse an meine Wenigkeit hätte. Leider ist Shawn kurz darauf hin ganz plötzlich verstorben und der Kontakt ist nie wirklich entstanden.
Ein Jahr später wurde ich von der UFC nach Las Vegas zu den „Ultimate Fighter“ Tryouts eingeladen und ich wurde sogar für die Show angenommen, leider habe ich keine ärztliche Freigabe bekommen da ich einige Monate zuvor eine Operation hatte.

WF: Sicherlich ist es in Amerika etwas GANZ anderes als in Deutschland – Sprich Trainingsmöglichkeiten, Ansehen, Sponsoren, Gagen etc.

AO: Definitiv! Dieser ganze Lifestyle ist einfach irre in den USA. Man hat einfach in allen Dingen viel mehr Vorteile als in Deutschland, leider.

WF: Verletzungen gehören leider immer wieder dazu, von Platzwunden bis zu gebrochenen Rippen. Sicherlich kannst Du auch ein Lied davon singen…

AO: In meiner ganzen Karriere hatte ich bislang einen Rippenbruch, einen Nasenbruch, 2 Platzwunden, einen ausgekugelten Daumen, einen Riss am Handgelenksdiskus und einen Kreuzbandriss. Also nichts was ein Fußballer oder Snowboarder auch nicht schon hatte 😉

WF: Stimmt es, das man sich nicht in den Kämpfen sonderlich verletzt, sondern mehr im Training – warum ist das so?

AO: Ja das ist wirklich so. Wir MMA-Kämpfer trainieren wirklich sehr intensiv, so intensiv wird ein Kampf nie.

WF: Am 24. Januar 2015 kämpfst Du in Stockholm gegen Mirsad Bekti vor ca. 30.000 Zuschauer. Was weißt Du über Deinen Gegner, wie bereitest Du Dich auf diesen Fight vor?

AO: Habe mir den letzen Kampf von meinem Gegner angeschaut und ich muss sagen das ich nicht sonderlich beeindruckt bin. Ich werde das Ding schon Schaukeln. Ich freue mich aber wirklich schon wie ein kleines Kind im Fußball Stadion vor 30 000 Zuschauern zu kämpfen, kann diesen Tag kaum abwarten.

WF: Sind weitere Kämpfe für UFC geplant oder entscheidet sich das erst nach Schweden?

AO: Bis jetzt ist nichts weiteres geplant und an was anderes möchte ich gerade auch nicht denken.

WF: Wir drücken Dir alle Daumen, bleib gesund und bring einen Sieg mit „nach Hause“ – Danke für Deine Zeit!

AO: Vielen Dank. Ich werde uns in Schweden würdig vertreten. Schaltet einfach am 24. Januar auf www.ufc.tv ein und schaut euch gegen Mitternacht meinen Kampf live an.

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