Jeremy Prophet im WrestlingFever.de Interview (Deutsch, 31.05.2021)

WF: Ich freue mich, den deutschsprachigen Fans ein weiteres Talent präsentieren zu können. Wir teilen ein paar Leidenschaften wie Wrestling und Interviews. Danke, Jeremy für Deine Zeit! 😊

JP: Ich freue mich sehr, meine Geschichte mit deinem Publikum teilen zu können und danke dir aufrichtig für die Einladung zu diesem Interview. Ich hoffe, es wird ebenso unterhaltsam wie aufschlussreich.

WF: Ich habe dich erstmals durch einen ‚Backstage-Vorfall‘ in einem Video bemerkt, welches von Hannibal hochgeladen wurde. Woran erinnern Du dich an diesen „Kampf“ in der Umkleidekabine zwischen Devon und Lanny Poffo? Wir wissen jetzt, dass es geplant war – hast du im Vorfeld davon gewusst?

JP: Ich wusste nur, dass etwas passieren würde, bekam aber keine genauen Details. Einer der weniger bekannten Aspekte des Geschehens ist, dass Lanny sich im Ring zurecht über Hannibal aufgeregt hatte, weil Hannibal Lannys Hemd zerriss und es das einzige war, das er bei sich hatte, weil die Fluggesellschaft, mit der er reiste, sein Gepäck verloren hat.

WF: Du kommst aus Kanada, kannst du uns erzählen, wie du zum Wrestling gekommen bist?

JP: Ich habe es zum ersten Mal gesehen, als ich noch sehr jung war und im Fernsehen ein Match zwischen Bret Hart und Blake Beverly sah. Ab da hatte ich keine Sendung mehr verpasst und wusste, dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen möchte. Nach dem Abitur schrieb ich mich sofort in die Wrestling-Schule ein und gab 7 Monate später mein In-Ring-Debüt.

WF: Du wurdest von Jacques Rougeau trainiert, erzähl uns bitte von ihm, was für ein Trainer ist er, hast du noch Kontakt und welche Bedeutung hat er für die heutige kanadische Wrestling-Szene? Wie habt ihr euch getroffen?

JP: Jacques war ein ausgezeichneter Trainer, man kann mit Sicherheit sagen, dass ich ohne ihn nicht der Performer wäre, der ich heute bin. Ich hatte immer eine großartige Beziehung zu ihm und er schätzte mich und meine Fähigkeiten als Wrestler immer sehr. Ich habe seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen, hoffe aber, dass wir bald wieder Kontakt haben werden. Wenn es um Talente in Quebec geht, hat Jacques einige der Besten ausgebildet, so dass sein Einfluss auf unsere Szene bis heute präsent ist. Ich wurde zum Glück von einem anderen Wrestler namens Pauly Platinum an seine Schule verwiesen und nach 7 Monaten Training hatte ich mein erstes Wrestling Match.

WF: Hattest du jemals die Gelegenheit, mit der Familie Hart zu trainieren oder den Dungeon zu besuchen? Die Harts sind sicherlich die größte und berühmteste (Wrestling) Familie in Kanada, oder?

JP: Nein, ich hatte nie die Chance, da der ursprüngliche Dungeon zu diesem Zeitpunkt schon lange verschwunden war. Ich hatte bei einigen anderen Gelegenheiten die Chance, mit Harry Smith/Davey Boy Smith Jr. zu ringen und bin seit über einem Jahrzehnt gut mit TJ Wilson/Tyson Kidd befreundet.

WF: Du hast einen athletischen Körper – welche Sportarten betreibst du noch?

JP: Ich war schon immer in irgendeiner Form mit Sport beschäftigt. Ich habe 16 Jahre Baseball gespielt, 15 Jahre Hockey, habe an mehreren Veranstaltungen in Leichtathletik, Fechten und sogar Boxen teilgenommen. Das dient alles (zusätzlich zum Fitnessstudio) zum Aufbau meines Körpers. Ich bin sehr stolz darauf, athletisch und agil zu sein, aber auch muskulös und imposant. Vor allem aber auch, weil ich mein ganzes Leben lang ohne Drogen und Steroide ausgekommen bin.

WF: Vor einiger Zeit hattest du ein Probetraining bei WWE und William Regal hat dein Match gegen jemanden, den du kennst, sehr genau verfolgt. Wie war das Feedback, wie war der Tag, kannst du uns etwas darüber erzählen?

JP: Jedes Mal, wenn du die Möglichkeit hast, von einem der besten Unternehmen der Branche getestet zu werden, ist dies ein Segen. Ich hatte viele Male im WWE-Büro angerufen und sie überzeugt, sich mich mal anzusehen. Ich habe extrem hart daran gearbeitet, diese Chance zu bekommen, aus eigener Kraft, ohne das mir irgendwelche Freunde einen „Gefallen“ tun müssen. Ich ging mit der Einstellung hin, um jeden Preis eingestellt zu werden. Ich arbeitete mit Tyson Dux, mit dem ich zuvor schon einige herausragende Matches hatte, also hatte ich das Gefühl, dass die Sterne zu meinen Gunsten stehen würden. Als das Match beendet war, sagte Regal, dass ich meine Beinarbeit verbessern sollte und empfahl mir Box Kurse zu besuchen um besser zu werden. Das tat ich tatsächlich bereits 2 Tage später.
Ich erhielt fantastische Kritiken von Regal, Matt Striker und Steve Lombardi für meine Promos, aber letztendlich hatte Regal das Gefühl, dass meine Beinarbeit mich auf lange Sicht zurückhalten wird.

WF: Ist WWE für Dich immer noch Traum? Besteht Kontakt?

JP: Alles ist möglich, aber abgesehen von den (WWE) Leuten, die ich für meinen Podcast interviewe, habe ich keinen Kontakt.

WF: Hatten Sami Zayn und Kevin Owens Einfluss auf dein Tryout, deine Entwicklung? Ich habe gehört, dass ihr euch vorher schon gekannt haben sollt, stimmt das?

JP: Nein, weder das eine noch das andere, ich hatte bereits vor den beiden schon WWE-Tryouts. Kevin und ich trainierten beide in Jacques Rougeaus Wrestling Schule, aber es gab nur eine 2-wöchige Überschneidung zwischen dem Ende seiner Zeit und meinem Beginn. Ich hatte 3 Matches mit Kevin, nie ein „1 gegen 1“, was meiner Meinung sehr schade ist. Ein Tag Match mit Kevin gegen Zayn und Sexxxy Eddy.

Zayn brachte sich selbst bei WWE ins Spiel, als sie einen Gegner für ein Dark Match gegen gegen Alberto Del Rio suchten. Jamie Noble fragte ihn, wer das Match bekommen sollte und er schlug sich selbst vor, was verständlich ist. Dann schlug Billy Kidman mich für das Match vor. Zayn sagte dann, dass er mich nicht so gut kenne, aber das Gefühl hat, dass ich evtl. keine gute Wahl wäre. Das Gespräch wurde nur wenige Meter von mir entfernt geführt, so dass ich alles hören konnte. Kevin erzählte mir später, dass Rami (Zayn) ihm gegenüber sagte, dass ich wohl zu „Outlandish“ (fremd) aussehe und er deshalb so entschieden hat.

WF: Hannibal hat auch seine Erfahrungen mit Owens gemacht. Gibt es so etwas wie Neid unter den Jungs aus Kanada oder sind das nur Meinungsverschiedenheiten? Warum nennt er dich einen Lügner?

JP: Kevin und Hannibal hatten so ihre Probleme, bevor ich an der Rougeaus Schule war. Ich kann nicht darüber sprechen, weil ich nicht dabei war und ich keine voreiligen Schlüsse ziehe, die nur auf einer Seite der Geschichte basieren. Kevin, der mich einen Lügner nennt, hat hier nur falsch reagiert, als Hannibal ein Video veröffentlichte, in dem ich über einen Kampf zwischen Kevin und mir sprach.

Kevin twitterte, dass er den Clip nicht gesehen hat und hatte das Gefühl, da ich lüge. Alle die uns beide kennen sagen, dass Kevin diese Geschichte genauso erzählt wie ich! Wenn es darauf ankommt, hinterfragen die Leute oft im Allgemeinen nicht die Dinge, vor allem wenn sie glauben wollen, dass die wahr sind. Ich denke eigentlich, Kevin hat größere Sorgen als ich und Hannibal…obwohl es mich überrascht, dass er und ich immer noch genug Platz in seinem Kopf haben, um eine Reaktion beim ehemaligen Universal Champion zu erzeugen.

WF: Wie läuft ein Gespräch mit Johnny Ace ab? Ich denke, der Druck ist enorm, besonders wenn dir dann die schwierigen Fragen gestellt werden. Kannst du uns sagen, welche Fragen er so stellt?

JP: Johnny hat viele Aufgaben und ich zweifle nicht daran, dass er im Fernsehgeschäft ständig von lokalen Talenten belästigt wird. Neben den eigentlich vertraglichen
Aufgaben, ist Johnny dazu da, die Schwachen auszusortieren und die Männer von den Jungen zu trennen. Ich sprach mit ihm, als wäre er jeder andere Mensch. Ich bin von meinen Fähigkeiten überzeugt und werde nicht wie andere Indy-Wrestler mit Schwächen und Unsicherheiten vor ihm zusammenklappen.

Ich weiß, dass ich heute einer der vielseitigsten und umfassendsten Talente im Geschäft bin, also bereitet mir der „große“ Johnny keine Sorgen. Im Grunde hat er ein Auge für Talente und er sagt es so wie es ist. Manche Leute können mit der Wahrheit nicht umgehen, manche Leute knicken unter Druck ein, ich bin nicht so eine Person. Wenn du mit diesen Dingen nicht umgehen kannst, dann ist es vielleicht für dich auch nicht das Leben für ein Top Unternehmen so an die 300+ Tage im Jahr zu arbeiten. Dann bleibst du lieber ein „Wochenendkrieger“.

WF: Du gibst nicht nur Interviews, sondern interviewst auch gerne andere. Kannst du mir einige deiner bisherigen Interviewpartner nennen und hast du eine interessante Geschichte, welche sich vor oder nach einem Interview ereignet hat?

JP: Ich bin seit 2004 Journalist, habe an der Hochschule studiert und an zahlreichen Publikationen mitgewirkt. Ich habe viele Topstars im professionellen Wrestling interviewt, viel zu viele, um sie zu nennen, aber Du kannst viele davon auf dem YouTube-Kanal von „JOFO In The Ring“ sehen, den Ihr alle auch gerne abonnieren könnt. Mein erstes Interview ist bei weitem das denkwürdigste, da es 2005 mit Chris Jericho war. Dies geschah, um sein bevorstehendes Fozzy-Konzert hier in Montreal zu promoten. Das Interview fand am Telefon statt, nach dem Konzert gab ich einem seiner Bandmitglieder eine Kopie des Artikels, den ich geschrieben hatte, und Chris lud mich backstage ein, mit ihm und der Band abzuhängen. Er gab mir den besten Rat, den ich je zum Wrestling bekommen habe, und ich hoffe, ihn eines Tages wieder interviewen zu können.

WF: Du hast hauptsächlich in Kanada gewrestelt, gibt es andere Länder, in denen du gerne auftreten und wrestlen würdest?

JP: Alle Länder! Ich möchte gegen die Besten kämpfen, welche jedes Land zu bieten hat! Wenn Sie ein Promoter sind, egal von wo auf der ganzen Welt, ist es die beste Entscheidung, mich für Sie zu booken! Kontaktiere mich auf Twitter @JeremyProphet und lassen Sie uns übers Geschäft reden!

WF: Du bist seit über 15 Jahren aktiv, hast persönliche Highlights, Lieblings Matches oder Fehden?

JP: Ich wrestlete bei WWE Smackdown im Jahr 2010, ich hatte bisher keine Verletzungen oder eine Gehirnerschütterung, ich besiegte Rey Mysterio, Jack Evans und Speedball Mike Bailey, um die IWS-Weltmeisterschaft zu gewinnen und kämpfte gegen andere Topstars wie Bobby Lashley, Scott Steiner, Jindal Mahal….. zu viele um sie wirklich zu nennen.

WF: Du hast auch unter Namen wie „Spiderman“ und „Black Dynamite“ gewrestlet, ich mag den zweiten Namen sehr. Wie bist du zu diesen Namen gekommen und hast du tatsächlich in einem Spiderman-Kostüm gewrestlet?

JP: Ja, ich habe Spiderman zweimal verkörpert, zuerst am Anfang meiner Karriere für Jacques Rougeaus Promotion, danach war ich einer der vielen Wrestler, die 2013-2014 die diese Rolle für „Atlantic Grand Prix Wrestling“ spielten. Dieses Gimmick scheint immer einen Weg zurück zu mir zu finden.

WF: Hat deine Hautfarbe jemals eine Rolle gespielt oder Probleme mit sich gebracht? Wie viel Rassismus gibt es in Kanada und im Wrestling-Business allgemein – wie sind Deine Erfahrungen?

JP: Es hat nie aufgehört ein Problem zu sein, auf der ganzen Welt allgemein. Ich bin hier in Quebec, Kanada, mit zahlreichen rassischen Hindernissen konfrontiert worden, weil ich nicht dem typisch weißen französischsprachigen Bild entspreche. Ich hatte es mit vielen kurzsichtigen Promotern zu tun, die zögerten mich als Wrestler zu buchen, aus Angst die Zuschauer mögen mich nicht. Sie übertragen ihre eigene Unsicherheit auf andere.

Es gibt eine Menge Ignoranz und Voreingenommenheit seitens der französischen Medien, die über Quebec-Wrestling berichten, und sie entscheiden sich nicht selten dafür, meine Leistungen, wann immer sie können, bequemerweise unerwähnt zu lassen und das ist definitiv rassistisch motiviert. Wenn man sich das kanadische Wrestling anschaut, gibt es nicht viele schwarze Wrestler in der Geschichte, ich bin definitiv einer der versiertesten in der Geschichte, aber die Erzählung wird oft von der Wahrheit weggesponnen, besonders in den französischen Medien, wo sie die Leute lieber mit weit weniger Attributen und Langlebigkeit nennen als mich … aber die anderen sehen eben mehr (optisch) wie echte Quebecer aus.

Das Lächerlichste an all dem ist, dass ich genauso weiß wie schwarz bin, meine Großmutter war eine französische Kanadierin, ich bin ein sehr stolzer Kanadier! Dennoch ist der Mangel an Unterstützung und die eklatante Diskriminierung meiner eigenen Provinz nach wie vor beklagenswert. Zum Glück können die Fans die Vorurteile der Medien durchschauen und haben mich immer unterstützt. Ich tue dies für die Menschen, um nicht die voreingenommenen, diskriminierenden Medien von Quebec zu beeindrucken, die nicht einmal für das Wrestling bezahlen.

WF: Ich habe auch eine Geschichte über Koko B. Ware gehört und würde mich freuen, wenn du sie den Fans erzählen könntest! 😊

JP: Ja, ich hatte mit WWE Hall of Famer Koko B. Ware gewrestlet, es gab eine Menge lustiger Wendungen in diesem Match, aber das Wichtigste war, dass mir gesagt wurde, dass er sich weigerte, mich over zu bringen … na ja. Wie auch immer, in dem Kampf, der in einem Boxring stattfand, machte ich einen Top-Rope-Moonsault, Koko sollte aus dem Weg gehen, tat es aber nie. Es war eine sehr weiche Landung für mich, aber er wurde ziemlich durchgeschüttelt. Ich weiß immer noch nicht, warum er sich nicht bewegt hat… Am Ende hat er das Match beendet und ich hatte wirklich kein Problem mit ihm. Ich war nur enttäuscht, dass jemand in seiner Lebensphase der jüngeren Generation nicht helfen wollte.

WF: Die Covid19-Pandemie hat immer noch die Welt im Griff, wie ist die Situation in Kanada? Sind die Zahlen so hoch wie in anderen Ländern? Wie eingeschränkt ist das Leben dort und wie ist die Situation mit den Impfstoffen?

JP: Die Zahlen hier in Quebec sind gesunken und wir öffnen langsam wieder, seit über einem Jahr gibt es kein Wrestling, mit der einzigen Ausnahme, dass 1 TV-Aufnahme von der IWS gemacht wurde, an der ich beteiligt war. In einigen Teilen Kanadas geht es nicht so gut, daher ist die Situation in jeder Provinz anders. Impfstoffe werden eingeführt, hoffentlich wird es besser. Dies war die einzige Pause von mehr als 3 Wochen, die ich jemals im Wrestling hatte, da ich nie eine Auszeit genommen oder aufgrund einer Verletzung gezwungen wurde. Ich mag die Tatsache, dass ich in dieser Zeit meine Bekanntheit weltweit etwas ausbauen konnte.

WF: Wenn man Dich buchen möchte, wie kann man dich am besten erreichen?

JP: Auf Twitter über @JeremyProphet oder via E-Mail jeremyprophet77@gmail.com! Du kannst mich für Matches, Interviews, als Kommentator buchen und wirst immer 100% Entertainment bekommen.

WF: Jeremy, danke für Deine Zeit, ich hoffe Dich eines Tages Mal persönlich zu treffen!

JP: Ebenso, ich würde gerne ein 2. Mal nach Deutschland kommen und dort zum ersten Mal wrestlen zu können, also Promoter: Meldet Euch bei mir und lasst uns gute Geschäfte machen. „Guten Tag!“

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