Kolumne: A Company View #1 (03.02.2014)

A_COMPANY_VIEWDer Royal Rumble ist vorbei, wir befinden uns mitten auf der „Road to Wrestlemania“. Der Ausgang des Rumbles wird hart diskutiert, vor allem zwischen hartnäckigen und eingefleischten Wrestling Fans, Daniel Bryan Anhängern und so genannten Smartmarks. Was viele aber nicht verstehen, ist die einfache Tatsache, dass ihre Erwartungen einfach völlig weit entfernt von den klaren und offenen Plänen der WWE liegt. Als Fan sind manche Entscheidungen schwer nachzuvollziehen, als Wrestler und Promoter kann man das vielleicht ein wenig besser.

Aus diesem Grund, werde ich euch versuchen die Sichtweise der WWE zu erläutern, euch ein stück näher zubringen, warum das WWE-Geschehen so weit entfernt ist von dem, was ihr euch gewünscht habt. Es heißt nicht, dass ich das alles gut heiße oder gut finde. Ich verstehe es nur, kann es nachvollziehen. Ich selbst hätte auch einiges anders gemacht, nicht beim Rumble, sondern schon viel früher. Aber am Ende auch nicht unbedingt das, was viele von euch sich gewünscht haben.

Sehen wir uns also die Geschehnisse auf der Road to Wrestlemania aus der Sicht eines Promoters an, der die WWE zumindest versteht und versucht es euch näher zu bringen. Am Ende müsst ihr es nicht gutheißen, was die WWE macht, aber ihr könnt es vielleicht aus deren Sicht, ein wenig mehr nachvollziehen. Die erste Frage, die man sich stellen sollte lautet: „Wann beginnt die Road to Wrestlemania?“ Der ein oder andere sagt jetzt vielleicht, beim Royal Rumble oder beim RAW nach dem Rumble.

Beide Aussagen sind jedoch total falsch! Sie beginnt wesentlich früher. Nämlich bereits bei der letzten Wrestlemania oder spätestens beim RAW nach Wrestlemania. Was wiederum bedeutet, das die Planungen dafür bereits vor der letzten Wrestlemania beginnen! Also mehr als ein Jahr vor dem eigentlichen Event!!! Als the Rock John Cena pinnte bei WM28, war beiden Akteuren klar, dass the Rock sich spätestens beim Rumble den Titel sichern wird und diesen bei WM29 an Cena zurück gibt.

Am Ende musste das Gesicht der Company, das Aushängeschild der WWE oben stehen.
Natürlich wird der geplante Weg, der so genannte „rote Faden“ nicht immer genau eingehalten. Verletzungen, Ausfälle, plötzliche Entwicklungen können genauso zu Veränderungen führen. Oft ist es aber so, dass man am Ende wieder zum roten Faden zurückkehrt. Der ein oder andere mag jetzt sagen, dann wäre Batista als Rumble Sieger und WM-Kandidat ja schon über ein Jahr vorher bekannt gewesen. Das geht ja nicht, da er erst vor kurzem einen Vertrag unterschrieben hat. Ist das wirklich so? Oder standen entsprechende Pläne schon früher fest. War es vielleicht einer von zwei Plänen? Hat man erste Gespräche nicht vielleicht schon viel früher geführt? Batista ist ja auch ein enger Freund von Triple H. Vielleicht hat man aber auch nur eine kleine, notwendige Schleife in den roten Faden gemacht, um am Ende das Endergebnis zu verschönern! Wie es auch immer war und wann es festgelegt wurde, es stand schon eine Weile vor dem Rumble fest und Daniel Bryan war wohl eher NIE ein Gedanke der WWE!

Warum nicht? Weil die WWE keine Independent Promotion ist, sondern ein Multi-Millionen-Dollar Unternehmen! Eine Entertainment-Fabrik, eine internationale Unterhaltungssendung. Es gibt zwei Arten von Zuschauern, die das Geschehen der WWE beobachten. Es gibt den eingefleischten Wrestling Fan. Dieser schaut nebenbei noch TNA, ROH, vielleicht auch japanisches Wrestling, andere Independent-Promotions. Die Europäer schauen sich auch im Netz oder live kleine Shows der jeweiligen unabhängigen Szenen an, wie in England oder Deutschland. Diese Zuschauer kommen zu einem Großteil auch zu den Live-Events der WWE. Die wollen Wrestling sehen. Die lieben die Techniker und schauen sich gerne auch ein 15 minütiges Singles Match an, auch gerne ein Ironman-Match von 60 Minuten. Die lieben Wrestling. Das sind die, die sich derzeit tierisch über das Geschehen in der WWE aufregen.

Das sind die, die „Cena sucks“ rufen. Das sind die, die dem Match Orton vs. Cena keine Beachtung schenken. Das sind teilweise auch die so genannten Smartmarks, die denken sich besonders gut auszukennen und alles zu wissen. Aber nicht alle sind Smartmarks, manche lieben einfach nur das Wrestling an sich. Viele dieser Fans, schauen sich wohl auch gerne UFC an, oder andere MMA Events. Das sind die, die bei zu viel Geplänkel und Promos auch mal „we want Wrestling“ rufen.

Dann gibt es die „Gelegenheitszuschauer“, die normalen TV-Junkies, die unterhalten werden wollen. Die schauen wegen des Entertainment Faktors. Wegen der Storylines, wegen der geilen und coolen Promos und wegen der Effekte und des ganzen bunten Treibens zu. Die lieben das Gut gegen Böse Spiel. Die mögen eher die kurzen 5 bis 8minütigen Matches. Die lieben das unfaire Eingreifen und die die Run-Ins und Saves. Die lieben es auch, wenn es kracht! Das sind manchmal auch die, die bei super tollem Chainwrestling „boring“ rufen.

Die WWE wird von beiden Zuschauerkategorien geschaut. Die einen sind das, was schon fast als „typisch deutsch“ bezeichnen kann. Die beschweren sich über das Geschehen und darüber, das manche Wrestler keinen Push erhalten etc.! Aber am Ende, meckern die nur! Die schalten dennoch wieder ein! Vielleicht aus Protest mal ein oder zwei Sendungen nicht. Aber am Ende, ist der Drang nach Wrestling zu groß. Die schalten ja doch wieder ein. (Na, erwischt sich der ein oder andere gerade selbst?)

Die Gelegenheitszuschauer jedoch, die wollen unterhalten werden. Die Schalten auch mal Wochen oder Monate nicht ein. Es gibt ja genug andere Sendungen in der großen TV-Landschaft, die ihre Bedürfnisse genauso gut befriedigen. Und es sind auch diese Zuschauer, die im Sommer weniger werden und in den Frühjahrs-, Herbst- und Wintermonaten mehr werden. Denn im Sommer haben die besseres zu tun, als fernzusehen! Die eingefleischten Wrestling Fans jedoch, die schauen eher zu.
Vielleicht wurde gerade deshalb im Sommer die Fehde Punk vs. Cena so populär und hat man im Frühjahr dann aber doch auf the Rock vs Cena gesetzt. Leuchtet das dem ein oder anderen ein?

Am Ende sind es die „Larger than Life“ Superstars, welche die „Gelegenheitszuschauer“ an die Bildschirme holen. Die Charaktere, die nicht wie der Otto-Normalverbraucher aussehen und wirken. Die großen Jungs, die charismatischen Jungs, die The Rocks, und die John Cenas, welche die Zuschauer in ihren Bann ziehen. Können diese Jungs auch Wrestling Fans unterhalten? Können die wrestlen? Na klar! Sie fahren nur einen anderen Stil. Ist John Cena ein guter Wrestler? Verdammt noch Mal, JA!!! Schaut euch mal seine alten Matches an, die vor dem US Titelgewinn! Teilweise auch noch danach! Aber es ist doch klar, wenn man dann das Aushängeschild eines Multi-Millionen-Dollar Unternehmens ist, dass man dann weniger gefährliche Aktionen zeigen darf! Wenn der sich verletzt! Dann geht die Quote runter! Dann verkauft sich weniger Merchandise! Denn John Cena kommt an! Nicht bei allen Wrestlingfans, aber bei allen anderen Zuschauern und Menschen. Der Typ ist nett, der hat Ausstrahlung, der ist groß und muskulös. Er ist das Gesicht der Company, deshalb wird er auch so geschützt. Dennoch kann auch er unterhaltsame Matches zeigen und er steht in den interessanten Storylines und in den groß aufgebauten Schlachten.

Wo aber steht da Daniel Bryan? Erinnert sich noch wer an Rick Martel? An Tito Santana? An Ricky Steamboat? Alle drei waren (und sind es teilweise heute noch) verdammt gute Wrestler! Techniker wie sie im Buche stehen. Die hatten auch Erfolge in der AWA und/oder NWA. Martel war AWA Champion, the Dragon war NWA Champion. Aber alle drei haben es in der WWE (Damals noch WWF) „nur“ bis zum Intercontinental Champion geschafft. Die waren die Arbeiter, die Techniker, die das Match des Abends gemacht haben. Die haben die Wrestling Fans bei Laune gehalten. Während Hogan im Main Event mit einem Bodyslam und Entertainment für Stimmung sorgte! Daniel Bryan gehört genau in diese Kategorie. Der führt zukünftige Main Eventer zu guten Matches und hilft ihnen auf dem Weg nach oben. Der hilft auch einem Main Eventer mal zu einem guten technischen Match. Heutzutage dürfen solche Wrestler sogar mal kurz den großen Titel tragen, aber sie bleiben dennoch weniger Medientauglich und werden definitiv nicht zum Aushängeschild der WWE!

Daniel Bryan gehört auf eine jede Card, aber eben nur in der Midcard bzw. Uppermidcard. Daniel Bryan unterhält die Wrestlingfans, aber eben nicht alle Fans. Er macht vielleicht in 90% der Events das Match oft he Night, er gehört zu den besten Wrestlern der Welt, aber er ist kein Aushängeschild der Promotion.
Dennoch könnte die WWE ihn besser einsetzen! Für mich wäre er genau der richtige Mann, um dem Intercontinental Championtitel wieder zu altem Glanz zu verhelfen! Gebt dem Mann für eine lange Zeit den Titel und lasst ihn den Titel in tollen technischen Matches verteidigen. Lasst ihn den titel hier und da auch mal verlieren, aber wieder zurückholen. Mit ihm könnte der Titel wieder zu dem werden, was er mal war. Was er war, als ihn Curt Hennig oder Bret Hart getragen hat. Oder auch die drei Wrestler, die ich vorhin genannt hatte.
Wer jetzt eingefleischter Wrestlingfan ist, der wird sagen, die WWE hat ja auch schon Techniker den Titel gegeben und zum Aushängeschild der Liga gemacht. Bret Hart, Shawn Michaels, zuletzt über ein Jahr CM Punk! Aber seit mal ehrlich, das waren die Zeiten, mit den schlechtesten Einschaltquoten!
Keiner diese SUPER Wrestler, die sie zweifelsohne sind, hat es geschafft in seiner Periode die WWE nach vorne zu bringen. Während es ein Hogan geschafft hat. Ein Steve Austin und ein Rock haben es auch geschafft, zusammen mit Mick Foley und Vince McMahon! Alle keine super Techniker!

Ich hoffe, ihr versteht jetzt ein wenig besser, wieso die WWE Entscheidungen trifft, die dem eingefleischten Wrestlingfan nicht gefallen. Teilweise auch mir nicht gefallen. Aber vielleicht könnt ihr deren Vorgehensweise ein wenig besser nachvollziehen. Vielleicht könnt ihr gewisse Dinge auch einfach akzeptieren.

Ob ihr die Ergebnisse meiner Kolumne nun mögt oder nicht, ich hoffe es hat euch gefallen, die Dinge mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu verstehen. In meiner nächsten Ausgabe, werden ich den Royal Rumble 2014 einmal genauer unter die Lupe nehmen. Aufzeigen, welche Pläne sich dahinter verbergen und was die Zukunft bringen kann. Ich mag mich bei manchen Dingen irren. Aber ich habe in etwa jeden der letzten 10 Rumble Sieger vorausgesehen und zumindest viele Wrestlemania Matches, wenn auch nicht alle. 2008 war der einzige Rumble, bei dem auch ich Cena nicht als möglichen Gewinner bedacht habe und genauso überrascht war! Als er dann rein kam, stand der Sieger fest. Aber es war ein Moment, der mir noch lange in Erinnerung bleibt. Da war auch ich mal wieder kurz kein Mann aus dem Business, sondern ein Fan! Ich werde also den Rumble analysieren und kund geben, welche Matches und Möglichkeiten es für die WWE geben kann.

– A Company Man –

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Categories: Allgemein, Kolumnen

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