Kolumne: „Große Klappe, Kurze Texte #5: „Wake me up, when september ends“ (01.12.2018)

In der Zeit, in der Billie Joe Armstrong (Green Day) sang „Wake me up, when september ends“, bekam ich einen Anruf von Dean Jazzman. Kurz zusammengefasst besagt der Inhalt des Telefonates ungefähr: „Rumble bei ACW.. blablabla Leute ausgefallen… blablabla du bist Ersatzmann, bis Sonntag. Ciao“

Viele Wrestler beschreiben in Interviews oder anderen Veröffentlichungen, wie angespannt aber auch vorfreudig sie bei dieser Neuigkeit gewesen sind. Bei mir war es nicht anders. Auf der einen Seite freute ich mich wirklich, mich im Ring und vor Publikum ausprobieren zu können. Auf der anderen Seite hatte ich zwar Ideen für einen Charakter, von diesen war allerdings noch kein Stück umgesetzt oder ausprobiert. Am 13.09.2014 war es dann soweit. ACW Doomsday XI sollte in Weinheim mit mir in der Battle Royal stattfinden.

Am frühen Morgen packte ich mir Schoner, eine Short, Tanktop und Schmerztabletten in meine Sporttasche und machte mich auf in Richtung Nürnberg. Von dort aus nahm mich Bruder Chaos mit, wir gabelten Dean Jazzman und Ringrichter Lorenz auf und heizten mit 140 km/h in Richtung Baden Württemberg (140 km/h fuhren wir natürlich nur in den kurzen Zeiträumen zwischen den Staus). An diesem Tag startete nicht nur meine Karriere im Ring sondern auch der erste von vielen Roadmovies.

Ich kenne viele Wrestler, welche über eine Fahrzeit von knappen drei Stunden nur müde lächeln würden aber für mich zogen sich diese Stunden über eine Ewigkeit. So viele Ungewissheiten, so viel was sich an diesem Abend ändern würde, so viel was auf dem Spiel steht. Ich fühlte mich wie Frodo Beutlin, welcher zum ersten Mal das Auenland verlassen musste. („Ein Ring sie zu knechten bekommt dadurch eine neue Bedeutung“… aber ich schweife ab)

Endlich in Weinheim angekommen begrüßten mich alle Wrestler, Techniker, Roockies und Beteiligten mit einer überraschenden Offenheit. Fast so als würden wir uns alle schon ewig kennen wurde ich umarmt, „gehighfived“ und herumgeführt. Ich muss zugeben, dass ich mit einer so willkommenen Art nicht gerechnet hatte. Alex Wright, Andy und Dean Jazzman betonten so häufig, wie wichtig der Respekt und Umgang in diesem Sport ist. Es war schön zu erfahren, dass dies nicht nur leere Worte, sondern auch gängige Praxis ist.

Backstage konnte ich mir einen freien Fleck für mein Gepäck auswählen (da wir als letzten in die Kabine gingen konnte ich schon mal Niemandem den Platz wegnehmen) und einige gute Gespräche führen.
Steve Marocco berichtete von seiner Liga aus England und Jonny Storm untermalte diese Erzählungen pantomimisch. Ich war mir meinem Status als absoluter Neuling und Ersatzmann bewusst, wurde aber trotzdem in alle Gespräche eingebunden, mir wurden Tipps gegeben wann/wie/wo ich mich am besten aufwärmen sollte und wie ich mich in bestimmten Situationen vor dem Vorhang verhalten könnte. Es kam mir so vor, als würde ich die Menschen um mich herum ewig kennen.

Kurz bevor die Show losging, lernte ich das ACW Office kennen. Nok Su Kau, Boombastic und Argjent Qufaj begrüßten mich und bedankten sich für mein spontanes Einspringen. Sie gaben mir meine Startnummer und mit einem „ich habe zu danken“ verlies ich den Sitzungsraum.
27!!! Die magische Rumbezahl mit der unter anderen Steve Austin siegreich aus der Schlacht hervorging.

Ich war gespannt, ich war motiviert und hatte einfach Lust nach „draußen“ zu gehen. Die Show lief bereits auf Hochtouren. Mein Mentor Jazzman gewann sein Match, die Stipulation besagte, dass er dadurch mit der Startnummer 30 in den Rumble eintreten darf. Somit war klar, dass ich auf ihn treffen würde. Backstage konnte ich das aktuelle Geschehen über einen TV-Monitor verfolgen und wusste somit auch, welche Stimmung im Ring und bei den Zuschauern vorherrschte.
Nach einigen Kniebeugen, Liegestütz und Nackenübungen war es soweit. Der Countown zählte von zehn abwärts und Alex Ce kündigte an. „Mit der Startnummer 27… ein Newcomer aus Nürnberg… DANI PSYCH…
Mein damaliger Entrancesong war von der schwedischen Band Blindside. Der Song „about a burning fire“ ging schon in den ersten Takten steil nach vorne. So war klar, dass ich mit dem ersten Gitarrensound hinter dem Vorhang hervortreten wollte.
In diesem Moment schossen mir 1000 Gedanken durch den Kopf: „Was wenn ich am Vorhang hängen bleibe?“, „was wenn ich stolpere?“, „Hab ich den Herd angelassen?“.

All diese Fragen waren eine Nichtigkeit als der Song begann „I THOUGHT ABOUT FIRE IN THE SKY“ brüllten die Lautsprecher und ich war da. 100% fokussiert auf den Ring und 100% einsatzbereit.
Ich rannte die Rampe hinunter direkt auf den Ring zu, sah schon zwei Opfer, welche ich im Handumdrehen aus dem Geschehen entfernen wollte und… stoppte…

Ein Cliffhanger wird immer dann eingebaut, wenn der Autor Spannung für die nächste Ausgabe aufbauen will. Ich hoffe, ihr seid beim nächsten Mal auch wieder dabei und verzeiht mir, dieses schäbige Stilmittel benutzt zu haben. Ich verspreche euch, dass es nicht mehr vorkommen wird (zumindest nicht so schnell). Viele Grüße und ein spannendes Wiedersehen 😉

Das Großmaul
Dani Psych

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