Kolumne: It’s Entertainment #2: Die wahre Geschichte von Luka Magnotta (15.11.2020, By Slinky)

Pro Wrestling und die Unterhaltungsindustrie sind grosse Sammelbecken von Menschen unterschiedlicher Herkunft mit diversen persönlichen Hintergründen. Zugegeben, als ich 2009 mit dem Training in einer Berliner Wrestling-Schule anfing, da waren die meisten meiner Mit-Studenten wenig interessante Leute von Nebenan, mit eher homogener Lebensweise, bei denen man erst die kleinen interessanten Unterschiede durch Training und Schulung herauskitzeln musste. Daneben gab es auch einzelne stark interessante Persönlichkeiten, die ein sehr besonderes und nicht alltägliches Leben geführt haben!

Jedoch gab es auch immer wieder Menschen in und um dieser Sammelbecken, die gefährlich waren oder die durch Einflüsse in und um dieser Sammelbecken gefährlich wurden. Auch darum sollte man sich sehr gut überlegen mit welcher Person man sich abgibt – mit wem man selbst assoziiert! Ich kann nur unterstreichen, dass es vielen Menschen schwer fällt im Geschäft des Pro Wrestling und im Unterhaltungsbereich zu erkennen wer wirklich ein Monster ist oder werden könnte. Auch weil Wir Uns selbst antrainieren und Uns selbst schulen interessant und besonders zu sein. Und auch weil Pro Wrestling und die Unterhaltungsindustrie ein Katalysator sein kann, um gefährliche Individuen in positive Bahnen zu lenken! Und ebenso gibt es viele harmlose aber verrückte, besondere und interessante Personen – die einfach nur gefährlich erscheinen.

Ich selbst bin mir nicht sicher, ob ein Publikum eher durch einen Berg echter Gefahr angezogen und begeistert wird und werden sollte, oder ob die Simulation einer Gefahr dafür genügt! Ich bin mir allerdings der moralischen Verantwortung bewusst im Film, in der Musik und im Ring des Pro Wrestling Monster als Monster zu benennen und positive und konstruktive Sicht- und Lebensweisen hervorzuheben, diese zu bestärken und eine grössere Plattform zu bieten!

Keine kanadische Geschichte
Was wenige Fans des Deutschen Pro Wrestling wissen, ist, dass das Deutsche Pro Wrestling stark von der kanadischen Schule beeinflusst wurde. Viele Deutsche Pro Wrestler gingen in den 1980er und 1990er Jahren beispielsweise bevorzugt zu der Hart Familie nach Kanada, um sich dort erstmalig oder weiterführend professionell im Bereich des Pro Wrestling ausbilden zu lassen. Und auch viele Pro Wrestler kamen aus Kanada um das Deutsche Pro Wrestling zu fördern: Joe E. Legend half beispielsweise sehr vielen Deutschen Pro Wrestlern und Promotern aus. Auch ist bekannt, dass Owen Hart sich sehr für das Geschäft in Deutschland eingesetzt hat! Solche Leute waren sehr wichtig für die Professionalisierung der hier in Deutschland ansässigen, oft amateurhaften Szenerie der 1990er Jahre!

Ohne kanadisches Wrestling wäre wohl auch keine CWA, wie sie heute bekannt ist, möglich gewesen. Aber dies soll keine kanadische Geschichte sein: Sondern eine Deutsche! Es ist nur wichtig zu wissen, dass Industrien in unterschiedlichen Regionen sich gegenseitig, und auch oft wechselseitig, beeinflusst haben und beeinflussen!

Nur wenige Menschen wissen, dass Luka Magnotta, der als „Schlächter von Montreal“ bekanntgewordene kanadische Mörder, ein Wrestling-Trainee war. Sicher hatte das keine grosse Auswirkung auf Unsere Wrestling-Industrie in Deutschland – aber hätte es können. Meine Aufgabe als „Pro“ ist es tatsächlich solche Dinge zu wissen. Ich denke, für mich ist es auch kein grosses Problem zu berichten, wo Luka Magnotte, das Monster aus „1 lunatic 1 icepick“, sein initiales Wrestling-Training erfuhr. (Nur so viel: Es war nicht in Deutschland!) Aber ich denke, dieses Wissen hat eher die Justiz etwas anzugehen. Und im öffentlichen Rahmen gelangt sowas auch eher an die Oberfläche, wenn eine gewaltige Monatisierung im Raum steht!

Dokumentation über Luka Magnotta: KLICK

Es ist jedenfalls kein Zufall, dass Luka Magnotta im Sommer 2012, nach monatelanger internationaler Fahndung. ausgerechnet nur 100 Meter neben der – zu dieser Zeit – heissesten Deutschen Wrestling-Schule verhaftet wurde. Vielleicht waren es Gottes Engel, die dafür sorgten, dass Luka Magnotta nie einen Fuss in diese Schule setzte?

Hände hoch! „Pro“ heisst prüfen!
Oft sorgen aber auch gestandene Profis dafür, dass gefährliche Monster sich nicht in der Welt des Pro Wrestling und der Unterhaltungsindustrie etablieren und assoziieren! Ich arbeitete beispielsweise knapp vier Jahre in dem Berliner Produktionsbüro der German Wrestling Federation (GWF). Und in dieser Zeit stellten sich dort viele interessante Persönlichkeiten vor, die mit der Promotion oder einzelnen Pro Wrestlern zusammenarbeiten wollten. In dieser Zeit hatten Wir es geschafft aus einem kleinen Wrestling-Verein mit zwei Events pro Jahr und jährlich nicht mehr als 400 Zuschauern, oft aus dem persönlichen Umfeld der Akteure, eine Firma aufzubauen, die über 50 Events jährlich veranstaltete, mit bis zu 30.000 zahlenden Zuschauern im Jahr. Zusätzlich boten Wir zu dieser Zeit dem Publikum zwei schillernde, gut laufende und hochprofessionell produzierte Internet-Serien an – und vermittelten Unsere Talente international an Film und Fernsehen. Ebenso hatten Wir eine attraktive und gut funktionierende Musik- und Merchandiseproduktion! Für aussenstehende Personen war das ein Magnet, und viele wollten vom Kuchen ein Stück ab haben.

Meine Chefs zu dieser Zeit waren dort Ahmed Chaer und Crazy Sexy Mike. Natürlich gab es auch Situationen, wo sie mich enttäuschten, weil sie wichtige Möglichkeiten für ihr und mein Geschäft an sich vorbei rauschen liessen – diese nicht wahrnahmen oder ignorierten. Aber diese „Kleinigkeiten“ [sic!] wurden ganz sicher von ihrer Weitsicht und ihrer Recherche überstrahlt, mit wem sie assoziieren und mit wem nicht! Auch hier kann man sicher nicht alles loben, denn irgendwo sind Wir alle nur Menschen und machen Fehler!

Jedenfalls kam 2017 ein junger Mann zu Uns ins Büro und bot Uns seine Kooperation als Rapper an. Ich arbeitete zu dieser Zeit neben Highjakker, ein Rapper, der für Unsere Promotion und Wrestler viele Themesongs produzierte, mit meine Chefs in Unserem Büro. Und natürlich war ich sehr interessiert, dass ein weiterer Musiker nun seine Koorperation anbot. Ich merkte aber schnell, wie nach mehreren Gesprächen sich eher ablehnend auf dieses Angebot bezogen wurde. Zuerst vermutete ich, dass beispielsweise Highjakker sich keine Konkurrenz züchten wollte – denn seine Rolle als Musikproduzent war zu dieser Zeit eines seiner Alleinstellungsmerkmale in Unserer Promotion und sogar in Wrestling-Deutschland in diesem Zeitraum. Aber der Grund für die Ablehnung war tatsächlich eine anderer!

Bei dem Rapper, der Uns seine Kooperation anbot, handelte es sich um den deutsch-libanesen Momo Black! Ein wirklich lieber Kerl, mit dem ich auch zusammen Essen gegangen bin! Er produzierte auch einen Demo-Song namens „Hände hoch!“ für die German Wrestling Federation und German Stampede Wrestling, und bot Uns diesen zur Verwertung an. Das muss etwa Mitte/Ende 2017 gewesen sein, denn ich erinnere mich daran, dass Ingo Vollenberg, der Promoter von German Stampede Wrestling, zu dieser Zeit sich etwas von Unserer Promotion, der German Wrestling Federation abgrenzte, und umgekehrt, sodass das Lied, welches beide Promotions zusammen lobte, etwas unpassend herüberkam! Trotzdem passte das Stück irgendwo zur damals aufkommenden Hands-up-Bewegung!

Obwohl damals schon alles fertig produziert war, wurde es nie veröffentlicht. Und das aus gutem Grund! Zwar beworb Momo Black noch in Assoziation mit Pro Wrestling seinen Food Truck, den er auf dem Hermannplatz in Berlin-Neukölln, nahe des Büro der GWF, betrieb. Aber mehr nahm man dann nicht mehr von ihm wahr. Ich muss zugeben, seine Burger waren echt lecker, und viele Fans Unserer Promotion haben dort gerne gegessen. Und der Truck befand sich ja auch einen Katzensprung weit entfernt von Unserer grossen Veranstaltungshalle, dem Huxley’s. Ich habe da gerne gegessen und Momo Black war auch ein lieber Kerl!

Tatsächlich hatte er jedoch einige Jahre zuvor einen behinderten Mann erschlagen, und sass dafür eine lange Zeit im Gefängnis. Ich glaube an Resozialisierung, und auch dass man ehemalige Straftäter auch ins Wrestling-Geschäft und in die Produktion von Unterhaltung einbinden kann – aber das hätte ich tatsächlich nicht für möglich gehalten! Aber tatsächlich kam es noch schlimmer!

Nicht nur, dass zu dieser Zeit einige Hacker in meiner Lieblingsserie „Peppa Pig“ eine Horrorgestalt einbauten und damit viele Zuschauer erschreckten, nein: 2018 produzierte Momo Black seinen letzten Song mit Bullet Beats. Im Video zu „La Bombaa“ sieht man ihn vor seiner damaligen Freudin rappen. Die Freundin tanzt im nahöstlichen Stil während Momo Black sie mit ihrem Text preist. Das Lied, das Video und selbst den Titel des Machwerkes finde ich sehr ansprechend.

Momo Black – La Bombaa:

Wenige Wochen später erwürgt Momo Black diese Tänzerin, eine deutsche Schauspielerin und seine Freundin, an einen Strand in der Türkei. Seitdem befindet sich der Rapper in Haft! So krass sieht die Realität aus! Und Du weisst nicht neben welchem Monster Du gerade stehst!

In welches Monster hast Du Dich verliebt?
Ich selbst bin sehr froh, dass ich durch die Arbeit in der Produktion noch mehr zu recherchieren und filtern gelernt habe. Ich versuche höllisch aufzupassen mit wem ich assoziere. Das Rampenlicht zieht viele Menschen wie Motten an! Aber nur wenige sollten tatsächlich die Chance erhalten in diesem zu stehen, Vorbilder zu sein und als Helden potraitiert zu werden. Wie gesagt, Wir sind alle Menschen, machen Fehler und können auch mal gegen Regeln verstossen. Das ist nicht das Problem! Aber es gibt auch Menschen, die super gefährlich sein können. Und ich bin froh, dass ich von „Profis“ und von meinen Chefs und Trainern vor so mancher Gefahr gewarnt und geschützt wurde.

Ich denke auch, dass es ein grosses Problem darstellen kann, wenn Wrestling-Persönlichkeiten in einem unechten Licht dargestellt werden. Wir glauben oft, dass Menschen, weil sie auf der Leinwand spielen oder im Ring kämpfen, gute Individuen sein müssten. Sind sie aber nicht unbedingt!

So long… Slinky 🙂

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