Ich wurde gebeten einen Bericht über den letzten Abend der Power of Wrestling auf dem Schützenplatz in Hannover zu schreiben. Ich hab mir keine Notizen gemacht, also erwartet bitte keine detaillierten Matchbeschreibungen. Ich wohne ja in Dachau bei München und bin Schwerbehindert, dennoch liebe ich das Catchen in Hannover so sehr, dass ich es mir nicht nehmen lasse seit 1996, also seit 28 Jahren mehrere Tage im Jahr nach Hannover zu fahren, um Catchen an einer der letzten Hochburgen des Berufsringen in Deutschland zu erleben. Ich kenne Hannoveraner, die bereits seit über 40 Jahren zum Catchen gehen und ihre Kinder und Enkelkinder mit zu den Kämpfen bringen. Dort sieht man wirklich noch mehre Generationen gemeinsam jubeln, schreien und mitfiebern. Sowas ist echt selten geworden. Im Rest von Deutschland sieht man hauptsächlich WWE Fans zwischen 25 und 45 Jahren die das Wrestling größtenteils nur aus dem Fernsehen oder Internet kennen und den Begriff „Catchen“ gar nicht mehr verwenden.
Am Nachmittag des 19.Oktober 2024 vor dem finalen Abend gab es im Zelt ein kleines Legendentreffen, das von Mike Ritter moderiert wurde. Bereits beim Betreten des Zeltes entdeckte mich meinen Freund Gernot Freiberger aus Wien, der trotz Trauer um seinen kürzlich verstorbenen Vater nach Hannover gekommen ist, um Abschied vom Schützenplatz zu nehmen und um mit alten Freunden Geschichten auszutauschen. Ein weiterer Freund, der schon seit den 80gern dem Wrestling treu geblieben ist, war Carsten Jank aus Hannover, der schon mehrfach in Japan war und mich mit einem „Gotch Style Piledriver“ T-Shirt von Minoru Suzuki überraschte. Erinnert sich noch wer an Stefan „Steve the Otaku“ Haupt, der mit seiner IWW Promotion von 1997 bis 2000 die Hardcore Fans in Hannover begeisterte? Auch ihn habe ich nach vielen Jahren auf dem Schützenplatz wieder getroffen.
Ansonsten hatte ich auch ein sehr nettes Gespräch mit August „Gustl“ Smisl, der meiner Meinung nach den CWA Weltmeister Titel verdient und auch das Publikum begeistert hätte. Leider haben das Otto Wanz und Peter William damals anders gesehen. Es war auch schön Franzl Schuhmann, Tony St. Clair, Dave Taylor und Steve Wright zu sehen. Ich hatte mich im Vorfeld allerdings auch auf „Dirty“ Dan Collins gefreut, der aber trotz Ankündigung leider nicht da war.
Zu Johnny & Nicole South kann ich leider nicht viel sagen, außer dass sie sich scheinbar 1983 auf dem Schützenplatz kennen und lieben gelernt haben. Mir persönlich fehlten bei diesem Legendentreffen auch einige Leute, die Hannover viele Jahre bereichert haben. Trotzdem danke ich Jörg Vespermann und dem gesamten POW Team für dieses sehr nostalgische Treffen.
Bereits beim Legendentreffen wurde mir erzählt, dass sowohl der POW Weltmeister Pascal Spalter als auch der Nummer 1 Herausforderer Moose nicht da sein würden. Das Zelt war am Abend mit 760 Zuschauern dennoch komplett ausverkauft. Wenn ich ganz offen sprechen darf, muss ich sagen, dass ich weder Pascal noch Moose wirklich sehen wollte. Und ich wusste, dass den Matchmakern Martin Nolte und Doug Williams schon ein adäquater Titelkampf einfallen würde. Aber dazu später mehr.
Im technisch starken Opener Ricky Sosa vs. Tim Stübing konnte sich der Hannoveraner und Eckstein Schüler Tim Stübing gegen den sehr talentierten Niederländer Sosa durchsetzen. Von dem gerade einmal 19 jährigen Ricky „The Drip King“ Sosa wird man in den kommenden Jahren sicher noch viel sehen.
Das zweite Match des Abends war ein Six Man Tag Team Match The Purge Club (Ivan Kiev & Pete Bouncer) & Fabio Ferrari vs. Team Visegrad (Ricky Sky & Dawid Oliwa) & Nathan Angel. Schönes Match in dem am Ende Nathan Angel den Sieg gegen Fabio Ferrari für sein Team holen konnte. Ich hoffe Fabio geht es soweit gut, denn er sah recht mitgenommen aus und kam nach der Show erst sehr spät aus dem Backstage Bereich raus.
Im dritten Kampf des Abends ging es um den 3.Platz des Catch Weltcup 2024. Andi Theque vs. Leon Van Gasteren. Andi ist sicher nicht der beste Catcher der POW, aber er weiß die Fans zu unterhalten. Am Ende kam es wie erwartet zum klaren Sieg von Leon Van Gasteren .
Vor der Pause kommen Mike Ritter, Martin Nolte und Jörg Vespermann in den Ring. Das 25 jährige Ringjubiläum von Martin Nolte wird gefeiert. Martin hält eine Promo und erzählt von seinem Debüt am 9.Oktober 1999 gegen James Mason und bedankt sich bei seinem Trainer Tony St. Clair. Nach der Pause ging es im vierten Kampf des Abends um den POW Women‘s Titel Mila Smidt vs. Jessy Jay. Beide Damen zeigten, dass sie derzeit zu den besten Frauen im europäischen Wrestling gehören und es absolut verdient haben auf dem Schützenplatz zu kämpfen. Letztendlich konnte die französische Titelträgerin Mila Smidt ihre österreichische Herausforderin Jessy Jay pinnen und bleibt somit POW Women‘s Champion.
Im vorletzten Match kam es dann zum unverhofften Intercontinental Titelkampf James Mason mit Manager Alex Wonder vs. Zak Knight. Ich persönlich habe dieses Ersatzmatch sehr gefeiert. Englische Ringkampfschule vom Feinsten gepaart mit unfairen Tricks durch Wonder. Es war einfach ein Riesenspaß diesen absoluten Vollprofis bei der Arbeit zuzuschauen. Am Ende gewann Mason durch Pinfall an Knight.
Nach dem Kampf kam Leon Van Gasteren in den Ring und forderte Mason zu einem IC-Titelkampf beim Christmas Wrestling am 21.Dezember im Hangar Nr.5 heraus. Diese Herausforderung wurde von Masons Manager Alex Wonder natürlich abgelehnt. Dies rief Matchmaker Doug Williams auf den Plan, der Wonder in seine Schranken wies und das Match bestätigte und Leon sogar erlaubte die Matchstipulation zu wählen.Leon überlegte nicht lange und entschied sich für einen traditionellen Rundenkampf.
Nach einer weiteren kurzen Pause kam es im Main Event zum Finale des POW Catch Weltcup 2024 Axel Tischer vs. Iestyn Rees. Ich will ehrlich sein, ich bin kein Fan von Rees, den ich vom Prater Catchen in Wien kenne. Aber ich muss sagen, dass Rees in diesem Kampf die beste Performance hingelegt hat, die ich vom Walliser bis jetzt gesehen habe. Aber am Ende musste er sich dem Dresdener Axel Tischer geschlagen geben, der sichtlich stolz war den POW Catch Weltcup 2024 gewonnen zu haben. Nach seinem Sieg sagte er noch „Die Matte ist heilig“ und ein großartiger letzter Abend auf dem Schützenplatz fand ein würdiges Ende.
© Gerhard Köber für WrestlingFever.de
Fotos: © Alex Singer