Im Rahmen unserer exklusiven Interviews, erklärte sich diesesmal Tod Gordon am 30.11.2007 bereit, sich unseren Fragen zu stellen. Der Gründer der ORIGINALEN ECW ging hier nicht nur auf die Gründung durch Shane Douglas ein, sondern äusserte sich auch zur Wellnespolitik, die Trennung von Paul Heyman, die „Gossensprache“, die Neuauglage der ECW und zukünftige Objekte.
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WF: Als erstes mochte Wrestlingfever ihnen für dieses Interview danken. Wie geht es ihnen?
TG: Es geht mir sehr gut! Danke der Nachrage.
WF: Lassen sie uns mit ein paar geschichtlichen Fragen beginnen. Sie gründeten die NWA Eastern Championship Wrestling 1992. Was waren ihre Ziele als sie Eddie Gilbert als Booker einstellten? Wollten sie Hardcore Wrestling populärer machen oder wollten sie eine echte Konkurrenz zur World Wrestling Federation werden?
TG: Nichts davon. Ich wollte die Menschen wieder glauben lassen, dass Wrestling echt ist, ein harter und schmerzhafter Sport und nicht nur eine witzige Cartoon Show, die Samstagvormittag im U.S. Fernsehen zu sehen ist.
WF: Im Herbst 1993 verließ Eddie Gilbert die Promotion nach einem Streit mit Paul Heyman. Was war der wahre Grund dafür und warum kam es zum Streit?
TG: Eddie und Paul hatten keinen Streit. Eddie hatte mit einigen persönlichen Problemen zu kämpfen und als ich ihn darauf ansprach, hat er gekündigt. Als er mich dann ein paar Tage später anrief, um sich zu entschuldigen und seinen Job wiederzubekommen, war ich leider dazu gezwungen ihm mitzuteilen, dass sein Platz bereits neu besetzt wurde.
WF: Werfen wir nun einen Blick auf den wohl wichtigsten Moment in der ECW Geschichte, die Gründung von Extreme Championship Wrestling. Es kam zu einem Turnier um den NWA World Title. Der damalige NWA Präsident Dennis Coralluzzo wollte volle Kontrolle über den Turnierverlauf haben. Wer hatte die Idee zum berühmten Angle mit Shane Dougles und dem weggeworfenen NWA Gürtel?
TG: Die Idee entstand, wie die meisten unserer Ideen während eines Telefonats zwischen Paul und mir. Wir warfen uns gegenseitig vor, wie lausig es doch eigentlich war, uns nur um unsere eigenen Angelegenheiten zu kümmern, als Jim Crockett auf uns zukam und uns fragte, ob wir nicht ein Turnier in unseren Fernsehsendungen durchführen könnten, um den anderen NWA-Mitgliedern zu helfen und nachdem wir zustimmten, erkannten wir, dass Dennis versuchte die Kampfpaarungen über den Haufen zu schmeißen und damit die Show zu ruinieren. Einer von uns sagte dann vermutlich so etwas wie: „Ich hätte große Lust dem Typen eine Lektion zu erteilen, damit er sich aus unseren Angelegenheiten raus hält.“ Dann haben wir hin und her überlegt, bis die Idee stand. Danach haben wir die Idee noch etwas verfeinert.
WF: Warum und wie brachen Sie mit Paul Heyman?
TG: Warum? Ich war im Begriff wieder zu heiraten. Ich hatte mich Jahre lang nur auf die Arbeit gestützt und fand es sei nun an der Zeit meine Prioritäten neu zu ordnen und mich um meine Kinder zu kümmern, die sich erst mit den großen Veränderungen, welche mit einer neuen Stiefmutter auf sie zukamen, zurechtkommen mussten. Wie? Wir hatten darüber schon Monate lang gesprochen bevor ich entschied in welchem Monat es soweit sein sollte. Wir mussten ja sicherstellen, dass Leute da waren, die in der Lage waren, meine verschiedenen Aufgaben zu übernehmen.
WF: Im Jahr 2001 schloss ECW ihre Türen. Ein paar Jahre später wurde die ECW durch die WWE wieder belebt. Allerdings war sie nicht mehr „Extrem“. Was halten sie denn von der wieder belebten ECW, die von vielen Fans oft WW’ECW genannt wird?
TG: Ich denke es war gar keine Wiederbelebung. Es war nur eine Erweiterung der WWE. Man kann ein solches Produkt heute nicht mehr wieder beleben oder duplizieren, dazu hat sich politisch in unserer Gesellschaft zu viel geändert und auch die Wrestler sind eine Dekade älter geworden.
WF: Im Dezember 2005 klagten sie gegen die WWE, weil die WWE Material der Eastern Championship Wrestling zusammen mit dem Material von Extreme Championship Wrestling verkaufte. 2006 wurde die Klage abgewiesen und zu den Akten gelegt. Man munkelt aber, dass sie dennoch weiter dagegen vorgehen wollen. Können sie uns über den aktuellen Stand in diesem Fall etwas sagen?
TG: Leider gehören Rechtsangelegenheiten zu den Dingen, die ich nicht in Interviews oder sonst wo zur Diskussion stellen möchte. Solche Gespräche gehören in den Gerichtssaal.
WF: Kommen wir nun zu einem anderen Thema. Sie arbeiteten für Brian Heffrons Pro-Pain Pro Wrestling Promotion. Wie weit waren sie in das 3PW Produkt involviert?
TG: Brian ( The Blue Meanie) und Jasmin St. Claire baten mich, ich solle kommen und ihnen den Main Event booken. Sie wollten Sandman, New Jack und Sabu einsetzen und waren besorgt, sie könnten sie nicht kontrollieren, also stellten sie mich ein, um die Wrestler zu buchen und für das Matchbooking. Ich denke, sie waren recht glücklich mich fürs Booking geholt zu haben, was ich dann 2 Jahre machte.
WF: Außerdem haben sie den Xtreme Fight Club ins Leben gerufen. Was ist das für ein Projekt?
TG: Es ist ein Schirmverband, der verschieden Bereiche umfassen soll, also das Professional Wrestling bei Pro Wrestling Unplugged, MMA und Schulen für beide Bereiche.
WF: Am 20. September 2006 wurden sie der neue Besitzer von Pro Wrestling Unplugged. Welcher Stil wird da gezeigt Old School Wrestling oder ist es eine weitere Hardcore Promotion?
TG: Es ist überhaupt kein Hardcore. Eigentlich fingen wir mit einem Hardcore angehauchtem Programm an, aus dem einfachen Grund, weil ich sehr versiert darin bin ein solches Produkt zu präsentieren. Doch dann kamen haufenweise Kinder zu den Shows, die Hardcore Fans wurden weniger. Dann sind wir dazu übergegangen das Produkt familienfreundlicher zu gestalten, allerdings ohne Realitätsverlust bei den Kämpfen. Wir haben die Gossensprache am Mikro einfach weggelassen, die man ohnehin nicht braucht, um gute Wrestling Storys zu erzählen.
WF: Sie haben 2 Töchter und einen Sohn. Dürfen ihre Kinder Wrestling oder gar Hardcore Wrestling sehen?
TG: Sie sind 22, 20 und 16 Jahre alt. Ich sage ihnen schon lange nicht mehr, was sie anschauen dürfen oder nicht.
WF: Was denken sie über das neue WWE Wellness Programm? Ist es der richtige Weg, kommt es zu spät oder ist es eine Lüge für die Medien?
TG: Ich bin mir sicher, sie wünschen sich zurück zu den Tagen der „Durchwink“ Tests. Aber wenn der Kongress jeden ihrer Schritte überwacht, sind gar nicht in der Lage den Medien etwas vorzumachen. Es gibt zu viele Nachforschungen. Das Programm kann nur gut sein für mittelgroße und kleine Wrestler, da es ihre Möglichkeiten in diesem Geschäft etwas zu werden erhöht.
WF: Lassen sie uns einen Blick in die Zukunft werfen. Was wird Tod Gordon tun? Gibt es etwas, das ein ähnlich großer Erfolg werden könnte wie die alte ECW?
TG: Ich werde das ständig gefragt und normalerweise antworte ich mit vielleicht, aber ich meine, es wird nicht in naher Zukunft passieren. Wir hatten damals einfach sehr sehr viel Glück gehabt. Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Hinzu kam, dass zu jener Zeit der ganze Sport zu einem Witz zu werden drohte. Wir haben einen Blitz in der Flasche gefangen, das kann man nicht planen – es passiert einfach. Wir waren einfach glücklich, dass es uns passierte.
WF: Was möchten sie den Wrestlingfans gerne mitteilen?
TG: Sie sind Grund dafür, dass man weiß wer ich bin. Ich war immer bestrebt, derren Intelligenz nicht zu verletzen, noch sie zu unterschätzen. Nur wenn man denkt wie ein Fan, ist man auch in der Lage ein Produkt abzuliefern, das diese gerne sehen wollen. Ich hoffe, sie schauen sich auch an, was ich im Moment mache, in dem sie sich vielleicht eine DVD von www.prowrestlingunplugged.com holen. Ich werde den Wrestlingfans immer aufrichtig dankbar sein.
WF: Vielen Dank für dieses Interview Tod Gordon.
TG: Hoffentlich können wir das bald wiederholen