Maximilian Bismarck kennt beide Seiten, die des Veranstalters und die des Profi Wrestlers. Auch wenn er viele Jahre für sich und sein Projekt kämpfen musste, hat es sich gelohnt. Heute tritt er für versch. Ligen auf und steht vor seinem Debüt bei NEW – Der Liga von Alex Wright, dem wohl bisher erfolgreichsten Pro Wrestler in den USA aus Deutschland. WF konnte zuvor ein Interview mit Max führen.
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WF: Schön das es geklappt hat Maximilian! Du kennst beide Seiten aus dem Business – die des Veranstalters und die des Wrestlers. Welche Seite würdest Du als angenehmer bezeichnen?
M: Hallo WF, vielen Dank für die Einladung! Ich finde es etwas schwierig das zu vergleichen, denn die eigenen Veranstaltungen sind immer etwas besonderes, aber nicht vergleichbar mit den Promotions, für die ich antrete.
Es hat beides seine Vor- und Nachteile sowie beides seine ganz speziellen Reize.
Die Erfolge sind aber jeweils anders gesteckt und anders zu verbuchen.
WF: Ich hab vor einigen Tagen mit Deinem Kollegen „Jonnie McRockfort“ drüber gesprochen, die WFW scheint immer noch nicht wirklich ernst genommen zu werden. Woran kann das liegen?
M: Das liegt sicherlich an unserer Vergangenheit. Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir früher Backyarder waren. Meines Erachtens spielt das aber auch keinerlei Rolle, denn wir haben uns davon verabschiedet und alles daran gesetzt uns zu verbessern und unsere Liga zu professionalisieren. Dies ist uns auch, wie ich denke, gelungen, auch wenn der Vorgang bei weitem noch nicht abgeschlossen ist.
Früher hatten wir keine andere Möglichkeit, um unsere Leidenschaft auszuleben, sobald wir aber konnten, ließen wir uns professionell trainieren.
Das Anerkennungsproblem ist ein sehr kontroverses. Komischerweise akzeptieren und helfen uns die Offices der verschiedensten etablierten Pro Wrestling Ligen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, nur die breite Masse der Internet Community sträubt sich.
WF: Dann kamen die Österreicher und soweit ich weiß, ging auch der Ring kaputt?! 😉
M: Ja so was kommt vor! Wir begannen uns Dinge abzuschauen und nach einigen Trainingsseminaren fassten wir den Mut, Chris Colen direkt zu fragen, ob er bei uns auftreten wolle und uns somit Hilfe zur Verbesserung unseres Images leisten würde.
Colen gab uns ein gutes Gefühl und Kovac packte zudem noch ein paar seiner Powerplexx Schüler oben drauf. Wir leckten Blut und trauten uns immer weiter in das Business, knüpften neue Kontakte und Freundschaften und gründeten langsam, aber sicher den jetzigen WFW Stamm Roster mit Mexx, Dragan Okic, Blaze, Miguel Ramirez, TKO, Jonnie McRockfort und auch mir.
Dadurch taten sich wieder neue Möglichkeiten auf und wir versuchen ständig unseren Ruf zu verbesserten, unsere Arbeit zu professionalisieren und Wrestling in unserer entlegenen Region populärer zu machen. Ich möchte auch immer, dass andere Ligen uns nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als Partner sehen.
Unser Ring ist Marke Eigenbau, aus Unwissenheit bestellte ich damals Backyardseile und keine Pro-Seile, ich ging nicht davon aus, dass es sich bei den Namen um Größenangaben handelt, sondern Qualitätsangaben sind. Nun hatten wir einen Ring mit zu kurzen Seilen. Deshalb musste wir uns etwas einfallen lassen, um die Seile dennoch verwenden zu können. Dadurch jedoch verloren wir Zug, denn auch unserer Querspanner unterhalb des Rings nicht wieder herstellen konnten.
Wir bitten deshalb immer alle Gast Wrestler ein wenig sorgsamer mit unserem Ring umzugehen. Tom ‚Venice war wohl etwas zu übereifrig und lief mit Schwung in die Seile, woraufhin sich einige Schrauben und Schweißnähte eben dieses Ringes verabschiedeten.
Natürlich geschah das 10 min vor dem Einlass zur Show und wir fluchten, schwitzten, schraubten und improvisierten. Der Einlass verzögerte sich um 10 min, doch die Show lief solide und der Ring überlebte.
WF: Du hast also eine Pro Ausbildung von Colen und Kovac „genossen“?
M: Mein Haupttrainer ist Michael Kovac, ich besuchte jedoch einige Seminare, die von verschiedenen Wrestling Größen geleitet wurden.
Trainer: Michael Kovac
Seminare: Chris Colen, Chris Raaber, Murat Bosporus, Crazy Sexy Mike, Absolute Andy, Big van Walter.
Aber genossen ist vermutlich falsch ausgedrückt, denn für mich vermittelt das den Eindruck, die Ausbildung wäre abgeschlossen, was definitiv nicht der Fall ist, da es noch so unglaublich viel zu lernen gibt
WF: Inzwischen tretet Ihr bei versch. Ligen auf. T-K-O & Blaze sieht man neben Jonnie McRockfort regelmäßig bei NEW. Morgen wirst Du Dein Debüt dort feiern. Was versprichst Du dir von diesem Booking und was hast du bisher von der NEW gehört & gesehen?
M: Ja, auf alle diese Tatsachen bin ich auch sehr stolz. Ich erhoffe mir natürlich von der NEW Fanbase akzeptiert zu werden und auch regelmäßig für NEW in den Ring steigen zu dürfen.
Was ich bisher gesehen und gehört habe hat mich überzeugt und sieht sehr professionell aus. Von einem Mann, mit einem solch immensen Erfahrungshorizont wie Alex, kann man nur profitieren.
WF: Was erwartet die Fans, wenn „Maximilian Bismarck“ im Ring steht?
M: Maximilian Bismarck ist ein Wrestler, der sich seiner Kraft und Masse durchaus bewusst ist und diese auch einsetzt. Dennoch ist ihm klar, dass es bei weitem größere Kraftpakete gibt. Deshalb greift er auf seine Intelligenz zurück, um seine Gegner zu übermannen.
Sein Motto lautet: „Kraft ist ganz nett, aber Wissen ist Macht“.
Es handelt sich um einen technischen Brawler, was bedeutet, dass er eben auf Grund seines Gewichts und der Größe auf Schläge setzt, aber auch technisch versiert arbeiten kann. Es ergibt sich also ein harter Wrestling Stil, der mit technischen Elementen versetzt und ergänzt ist.
Als besondere Aktionen sind der modifizierte Waistland und der Blackhole Slam zu nennen. Bismarcks Finishing Move ist die so genannte „Breitseite“. Es handelt sich um einen Running Forearm gegen den sitzenden Gegner
WF: Warum nennst Du Dich „Bismarck“?
M: Ich bin sehr Geschichts-interessiert und war auf der Suche nach einem geeigneten Namen, der auch das Gimmick tragen kann. Kurz gesagt, ich sehe aus, wie das Schiff, kann reden, wie der Politiker und rieche, wie der Fisch 😉
Otto von Bismarck ist eine der Personen, die mich historisch am meisten in den Bann zieht und weshalb ich mich für den Namen entschied.
WF: Gab es denn andere Ideen?
M: Ich spielte mit dem Gedanken mich Maximus zu nennen, entschied mich aber dann doch für Maximilian Bismarck
WF: Sicherlich hast Du nach all den Jahren auch die „ein oder andere“ lustige Geschichte auf Lager?
M: Blaze, Rockfort, Ramirez und ich waren oft zusammen unterwegs, eben auch zum Training nach Wien. Rockfort beweist bei solchen Trips immer ein unglaubliches Talent, denn egal wo wir sind und wenn dort auch einfach nichts ist, Rockfort findet den Dönerstand, IMMER. Wir hatten alle Hunger und fanden nichts anderes, als das Gasthaus zu den goldenen Bögen. Wir entschlossen uns dort einzukehren und auf einmal war Rockfort weg. Es gab damals das Angebot „“x20er Nuggets für 9,99€“ und140 Nuggets auf unserem Tisch später, kam Rockfort mit voll gestopften Taschen in das Restaurant, begab sich zu Theke und kam ebenfalls mit 40 Nuggets an den Tisch, die er mit zwei Dönern aus seinen Taschen ergänzte. Die Gesichter des Kassenpersonals war unbeschreiblich.
Bei diesem Trip passte alles zusammen. Unser Hotel hatte 3 Sterne, allerdings waren diese bereits im August 1998 verfallen. Es gab nur kaltes Wasser und die Zimmeraufteilung fand statt wie folgt: Zimmer 1 Blaze und Miguel Ramirez und Zimmer 2 Rockfort, ich und Ramirez‘ Cousin. Das Zimmer von Blaze und Ramirez hatte ein riesiges Bett und ein riesiges Bad.
Unser Zimmer hingegen, hatte winzige Betten und ein Mini-Bad, es war wirklich so klein, dass man nicht einmal hätte umfallen können. Ich versuchte mich umzudrehen und räumte einfach alles, was so rum stand ab.
In der Nacht, nun ja sagen wir, Rockfort „atmete“ ein wenig laut, weshalb wir ihm unsere Schuhe ins Bett warfen, als er erwachte rief ich ihm zu: „Hör auf zu Schnarchen“ woraufhin die alles entscheidende Antwort „Woas ned…i glab scho“ kam und er einfach weiterschlief.
Beim Frühstück fragte und der Hotelier, was wir hier in Wien täten und wir meinten, wir würden Wrestling trainieren. Er sah uns an und verabschiedete uns mit folgenden Worten in den Tag: „Ah das kenne ich, das ist das, wo man gegen die Wand springt“
WF: Gibt es jemanden, der dir etwas als Vorbild dient oder gedient hat?
M: Durchaus gibt es solche Menschen: Otto v. Bismarck, Georg Elser
Im Sportbereich: Zack Gowen, Paul Heyman, Brock Lesnar, Ray Lewis
um nur einige zu nennen. Ein Vorbild, oder Idol im Sinne von, ich möchte genau so sein wie diese Person, habe ich nicht. Personen, die für etwas stehen und prägnante Charakterzüge haben, die ich faszinierend und für erstrebenswert halte, gibt es viele.
WF: Warum Zach Gowen? Weil er allen bewiesen hat, mit nur einem Bein Erfolg haben zu können?
M: Weil er sich allen Prognosen zum Trotz nicht davon abbringen lies, seinen Traum nachzujagen. Ich bin selbst auch (wenn auch bei weitem nicht so schlimm wie Gowen) gehandicapt und mir wurde auch immer wieder gesagt, ich könne nicht weit kommen und dennoch bleibe ich dran und werde auch immer wieder belohnt.
WF: In wie weit gehandicapt?
M: Ich selbst sehe sehr schlecht, ich bin kurzsichtig und meine Dioptrien belaufen sich auf -11,75 links und -12,25 rechts. Ich wrestle jedoch ohne Sehhilfe, da es in meiner Stärke keine weichen Kontaktlinsen gibt und mit Glaslinsen möchte ich nicht riskieren in den Ring zu steigen.
WF: Es lohnt sich also seinen Traum zu leben und nicht zu träumen?
M: Es lohnt sich auf jeden Fall dafür zu kämpfen, das ist man sich selbst schuldig
WF: Wir danken für dieses Interview!
M: Ich sage Danke!