Andre Trucker im WrestlingFever.de Interview (16.05.2016)

WF: Danke für Deine spontane Zusage, Andre!

AT: Klar. Immer gerne.

WF: Wir verfolgen Deine Karriere schon eine Weile und haben NATÜRLICH auch die Wandlung Deinerseits mitbekommen. Doch alles hat einmal angefangen, wie alle anderen warst Du damals auch erst einmal Fan, oder?

AT: Natürlich. Ich glaube jeder fängt im Wrestling als Fan an. Wir sind einfach zu sehr ein Nischensport, als dass jemand zufällig sein Glück im Catchen versucht.
Da muss schon eine gewisse Liebe zu dem Sport vorhanden sein, um überhaupt den Entschluss zu fassen, selbst in den Ring zu steigen.

WF: Was hat Dich genau an diesem Sport fasziniert und wer hatte dich besonders beeindruckt?

AT: Ich war ungefähr 8 Jahre alt, als ich zum ersten Mal Hogan im Fernsehen sah und war sofort von der Action, der Show und den Charakteren begeistert. Einige meiner größten Favoriten als Fan waren die L.O.D. (Legion of Doom), der Warrior, Randy Savage, „Stone Cold“ Steve Austin und The Rock.

WF: Irgendwann kam dann der Wunsch, selber Pro Wrestler zu werden, auch wenn das Trainingsangebot damals bei weitem nicht so „gut“ war wie heute – oder?

AT: Angefangen habe ich in einer kleinen Backyard Promotion, der GCW, und da wurde schnell Johnny Tiger von der DWA auf mich aufmerksam. Er organisierte mir die ersten professionellen Trainingseinheiten bei Leuten wie Tony St. Clair, Viktor Krüger oder Mike Quakenbush.

Es war damals wirklich noch verdammt schwer gutes Training zu finden.
Ich weiß nicht wie oft ich mehrere hundert Kilometer gefahren bin, um dann für teures Geld Seminare bei Profis zu bekommen. Das war 2002/03. Kein Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten.

WF: Irgendwann kam es dann zu deinem Debüt, wie lange dauerte es, bis Du letztendlich selbst im Ring gestanden bist und wie erinnerst Du Dich an dieses erste Match vor Publikum, befindet es sich in Deinem Archiv?

AT: Mein erstes Match hatte ich auf jeden Fall früher als es eigentlich richtig gewesen wäre. Nur hatte ich damals keine Trainer, die darauf geachtet haben, ob ich bereits „ringfit“ bin oder nicht. Johnny Tiger wäre diesbezüglich mit Sicherheit ein guter Interview Partner. Er sagte mir Jahre später mal, dass man zu der damaligen Zeit einfach kaum gute Leute zu realistischen Preisen bekommen konnte. „Du hast ein Outfit? Du hast die Fallschule und eine handvoll Moves gelernt? Ab in den Ring mit dir!“.

Dass das heutzutage nicht mehr funktioniert, versteht sich, bei den heutigen Qualitätsstandards, fast von selbst. Mein Debut hatte ich im Januar 2003 in Asendorf bei Bremen. 8-Men Elimination Team Match. Team GCW vs. Team DWA. Ich hab das noch Zuhause als VHS zu liegen. Hab allerdings nicht mal einen funktionierenden Videorecorder. ?
Was ich noch gut in Erinnerung habe, ist dass ich am Ende als letzter für Team GCW im Rennen war und gegen Team T’n’T (Johnny Tiger & T-Bone Thomas Freaks) stand. Zu guter letzt verlor ich das Match gegen die beiden.

WF: Wie entstand Dein damaliges Alter-Ego „Craig BC“?

AT: Damals hatten fast alle englische oder englisch klingende Namen.
Ich glaube das lag einfach daran, dass zu der Zeit fast alle nur das Wrestling aus dem TV verfolgten und das halt komplett auf WWE/WCW/ECW beschränkt war.
Ich selber überlegte welcher englische Vorname gut klang und noch nicht häufig benutzt wurde. Da kam ich schnell auf Craig. Ich wollte allerdings keinen 08/15-Nachnamen nutzen und überlegte, wie ich mich diesbezüglich von der Masse abheben könnte.

Zu diesem Zeitpunkt hörte ich gerade sehr häufig die Band „Body Count“. Die hatten unter anderem einen Song mit dem Titel „BC’s Anthem“, den ich unheimlich passend als Entrance Theme fand. „BC…Body Count…Craig…Craig Body Count…Craig BC…- Got it!“
Nicht sonderlich spektakulär, aber so kam ich halt drauf.

WF: Du bist lange Zeit an der Seite von „Crazy Johny Tiger „angetreten und auch die DWA als solches zieht sich wie ein roter Faden durch Deine Karriere, warum denkst Du, betrachten viele Veranstalter und Menschen aus der Szene diese DWA auch heute noch eher skeptisch?

AT: Die DWA stammt einfach aus einer anderen Zeit und hat lange Zeit die Umstellung in eine professioneller aufgebaute Promotion verpasst. Als ich die DWA geleitet habe, versuchte ich, zusammen mit Martin Nolte, das zu ändern. Ich hoffe, dass die DWA das jetzt auch ohne uns weiterführen wird.

WF: Hat sich denn bzgl. DWA in der letztern Zeit etwas geändert – Gerade die „Legends Shows“ sind ja sehr beliebt?

AT: Da hat sich einiges getan und verändert. Da ich aber nicht mehr Teil des Vereins bin, werde ich mich dazu nicht äußern. Da muss der jetzige Vorstand entscheiden, über was offiziell geredet werden kann und was nicht. Auf jeden Fall wünsche ich der DWA, dass es Zukunft weiter aufwärts geht. Da habe ich meine Karriere begonnen und würde eigentlich auch gerne eines Tages dort meine Karriere beenden.

WF: Irgendwann wolltest Du Dich scheinbar weiter entwickeln und „Altlasten“ ablegen oder wie (warum) änderte sich Dein Charakter zu „Andre Trucker“?

AT: Das ergab sich durch meinen Beitritt bei der GWF. (Crazy Sexy) Mike und ich redeten darüber wie man mich in der GWF einsetzen sollte. Craig BC beibehalten? Was neues probieren? Am Ende entschieden wir uns dazu BC abzulegen, um auch öffentlich zu zeigen, dass das alte, ursprünglich aus dem Backyard stammende Gimmick, nichts mehr mit dem neuen GWF André zu tun hat. Restart!

Dann fragte ich Mike, was er sich für mich vorstellen könnte. Er sagte zu mir: „Also von deinem Stil und deinem Look würde irgendwas biker- oder truckermäßiges zu dir passen“. Ich dachte mir, dass es schon einige Biker Gimmicks gab. Aber mir viel partout kein Trucker ein. Also einfach mal was ganz neues ausprobieren. Andre Trucker!
WF: Die GWF sollte danach nicht nur Trainingsstätte sondern auch DIE Wrestling Promotion in Berlin werden, Wie wichtig sind die GWF, die Chaer Brüder für dich und Deine Entwicklung gewesen?

AT: Immens wichtig. Die GWF ist eine große Familie, Mike und Ahmed sind wie die Daddys oder große Brüder. Fakt ist, dass es einen unheimlich weit bringen kann, wenn man mehrmals die Woche bei so erfahrenen Profis im Training ist. Schon kurze Zeit nachdem ich zur GWF kam, sind viele Promoter auf mich aufmerksam geworden, die mich vorher nicht beachtet haben.

Viele neue Möglichkeiten ergaben sich dadurch für mich und zur Zeit stehe ich häufiger im Ring als je zuvor. Ein kleines Beispiel. Im März diesen Jahres musste ich aus gesundheitlichen Gründen zwei Termine absagen. Etwas das mir wahnsinnig schwer gefallen ist. Am ersten April Wochenende hatte ich einen Kampf bei der GWF in Berlin. Aktuell bin ich, mit Beginn des Aprils an 14 Wochenenden am Stück im Ring. Das sind Zahlen die für mich vor ein paar Jahren noch völlig unrealistisch waren.

WF: Inzwischen veranstaltet auch die GWF wieder regelmäßig und erfreut sich äußerster Beliebtheit. Auch die GWF existiert schon einige Jahre. Wie hat sich das Wrestling – in Deinen Augen – in den letzten Jahren entwickelt, kommen wir nochmals an die großen 80er heran, auch in Deutschland?

AT: Also seit 2002 hat sich wahnsinnig viel getan. Kein Vergleich zu heute. Mehr Promotions, mehr Veranstaltungen, weitaus höheres Niveau, mehr Zuschauer und eine wesentlich größere Medienpräsenz. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Zukunft des deutschen Wrestlings sehr rosig aussieht. Die Szene rutscht immer mehr in den Mittelpunkt des Mainstream Interesses und aktuell sehe ich keinen Grund warum sich das zurück entwickeln sollte.

WF: Du bist ja heute nicht nur als Wrestler tätig, oder?

AT: Ich war eine Zeit lang im Vorstand von !Eurowrestling-Company“ und der DWA.
Später sogar der 1. Vorsitzende der Deutschen Wrestling Allianz e.V. In dieser Zeit habe ich einige Erfahrungen als Promoter und Booker sammeln können. Johnny Tiger war mir da eine große Hilfe und Martin Nolte war mir da ein sehr guter Partner.

Allerdings habe ich irgendwann festgestellt, dass der Zeitaufwand und die Arbeitsgrundlagen auf Dauer einfach nicht mehr unter einen Hut mit meinem Engagement als aktiver Pro-Wrestler und meinem Engagement für die GWF gepasst haben. Deshalb habe ich dann Ende letzten Jahres die DWA verlassen und versuche mich, so viel es geht, in der GWF mit einzubringen.

WF: Aktuell sieht man Dich nicht selten an der Seite von GWF Wrestler „Peter Bouncer“, der auch exklusiv für WrestlingFever eine Kolumne schreibt. Wie kam dieses Team zustande und haben „Bud Spencer“ sowie „Terence Hill“ einen Einfluss auf Dich und MÖGLICHERWEISE auf dieses Tag Team gehabt? 😉

AT: Wie kommen die Leute nur immer wieder darauf, dass ich mich an Bud Spencer orientiere? Aber mal im Ernst…
Ich hatte irgendwann mal die Idee den Geist und den Stil von Bud Spencer in mein Gimmick aufzunehmen. Als man bei der GWF feststellte, dass das wahnsinnig gut bei den Fans ankam, überlegten wir, ob es den passenden Terence Hill in der GWF gibt. Pete ist dafür einfach der beste Mann und er hat wie ein Löwe dafür gekämpft, diesen Part übernehmen zu können.

WF: Wie lauten Deine Lieblingsfilme mit und um Bud Spencer/ Terence Hill?

AT: Eigentlich sind sie alle verdammt gut. Der Stil ist legendär und der Humor phänomenal. Aber mein absoluter All-Time-Favorit ist definitiv „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“.

WF: Wrestler, gerade ein Charakter wie „Andre Trucker“ sind viel on the Road, hast Du evtl. eine lustige Roadstory, die Du mit uns teilen kannst?

AT: Da gibt es auf jeden Fall so einige, aber ich glaube die hebe ich mir auf, für die Zeit nach meiner aktiven Karriere. Bei diesen Geschichten könnten einige Leute am Ende doof dastehen und das will ich nicht. Noch nicht…

WF: Wir danken für Deine Zeit, gibt es evtl. aktuell anstehende Projekte auf die wir zukünftig ein Auge haben sollten?

AT: Ich überlege zur Zeit, ob ich eine regelmäßig erscheinende Kolumne veröffentlichen sollte. In knapp 14 Jahren in dieser Szene sieht und erlebt man sehr viel und es gibt mit Sicherheit einige coole Geschichten, die ich noch nicht erzählt habe. Da würde sich so eine Kolumne gut für anbieten. 😉

BigBadRide

„BIG BAD RIDE“ – BALD AUF www. WrestlingFever.de – By Andre Trucker

WF: Danke für Deine Zeit!

AT: Sehr gerne. Jederzeit wieder.

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