Längst gehört er nicht mehr zu den „Rookies“ in Österreich aber sicher zu den größten Talenten. „Dragan“ Okic besuchte vor kurzem Japan um neue Erfahrungen zu sammeln und errang erste Erfolge beim Ringen. Wir haben ihn zum zweiten Mal zu einem Interview eingeladen um mit ihm auch etwas über die Zukunft zu sprechen…
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WF: Seit einigen Monaten trittst Du mit “Facepaint” auf. Wie kam die Idee dazu und kann man sich auf weitere Veränderungen bei Dragan Okic freuen?
Dragan: Die Idee dazu kam mir als Bambi das mit dem „Bosnian Hooligan“ vorgeschlagen hat, da ich nach einem geeigneten Beinamen für meinen Charakter gesucht habe.(Ich nannte mich am Anfang „The Bosnian Beast“.)
Jedenfalls hat mir das mit dem Hooligan sehr gefallen, da mein In-Ring-Stil tatsächlich an einen erinnert, d.h.: Brutal, aggressiv und hässlich.;-)
Dann habe ich mir ein paar Bilder von Hooligans angesehen, und da ist mir sofort dieser eine mit den aufgemalten britischen Flaggen aufgefallen. Ich fand, dass es sehr einschüchternd aussah, gleichzeitig aber verdammt gut.
Allerdings war das damals noch reine Kopfspielerei, umgesetzt habe ich das ganze dann erst 2 Jahre später, nachdem ich mir die „Road Warriors“ DVD angesehen und das Buch dazu gelesen hatte. Ich bin seit diesem Tag ein großer Road Warriors Mark.:-D
Somit kann man sagen, die Idee mit dem Facepaint ist von den Road Warriors abgekupfert.
WF: Stört die Farbe nicht bei Deiner Arbeit im Ring, man kann sich vorstellen dass diese auch in die Augen läuft wenn man schwitzt?
Dragan: Nein eigentlich nicht, da diese meistens schnell runter ist und sich auf dem Canvas und meinem Gegner verteilt. Jetzt wo du es sagst könnte ich ja mal versuchen sie jemandem in die Augen zu schmieren, vielleicht gewinne ich dann ja mal wieder einen Kampf.*lach*
Ne im Ernst, ich habe erst einmal ein Brennen in den Augen verspürt, und das als ich komplett verschwitzt ein paar Sekunden lang auf dem Rücken gelegen bin. Aber einen echten Hooligan werfen solche Lappalien nicht aus der Bahn 😉
WF: Ich gehe richtig in der Annahme dass die Farben blau und gelb die Farben Deines Geburtslandes präsentieren? Gab es diesbezüglich schon andere Farben wenn du (sagen wir) als „Guter“ aufgetreten bist (Weiß und Rot für Österreich beispielsweise)?
Dragan: Ja Markus, mit dieser Annahme liegst du richtig. Ich nenne mich „The Bosnian Hooligan“, daher wirst du die österreichischen Farben wohl nie in meinem Gesicht sehen, es sei denn jemand knockt mich aus und schmiert sie dann in mein Gesicht.;-)
Und überhaupt, was ist an Bosnien schlecht und an Österreich gut? Die Frauen etwa? Ich glaube kaum. Bosna je zakon ba. (Für die Moralapostel: Nicht ernst nehmen und darüber lachen!)
WF: Du bist ein großer MMA Fan, bekanntlich ist auch Brock Lesnar einer Deiner Favoriten. Was macht ihn in Deinen Augen so besonders?
Dragan: Brock Lesnar ist einfach ein Vorbild für mich. Er hat fast alles erreicht was er sich vorgenommen hat, sei es WWE- oder UFC-Champion. Egal was er macht, er macht keine halben Sachen daraus und ist der lebende Beweis dass sich harte Arbeit und ein unbändiger Wille auszahlen. Viele der Kollegen sehen ihn als respektlos an und mögen ihn deshalb nicht, jedoch finde ich nicht dass er auf eine Art und Weise respektlos ist die schlecht ist. Als Lesnar in den Locker Room der WWE ging hat er von Anfang an klargemacht wer er ist und dass er sich von niemand wie Dreck behandeln lässt.
Diese Einstellung respektiere ich sehr da ich mich früher von vielen Menschen auch wie Dreck behandeln lassen habe, daher also weiß wie beschissen es sein kann „der Neue“ zu sein.
Niemanden von uns würde ein Stück von Lesnar’s Einstellung schaden. Respekt habe ich nur vor denen die mir auch welchen entgegenbringen, egal ob jung oder alt.
WF: Die Antwort klingt für mich fast so, als hätte man Dich jüngst verärgert?!
Dragan: So leicht lasse ich mich von niemandem verärgern, die Devise hier lautet: Zuerst denken, dann handeln!
WF: Siehst Du Dich noch als Rookie?
Dragan: Teilweise, aber zumindest als kein Greenhorn mehr. Jedoch bin ich mir der Tatsache durchaus bewusst dass ich noch viel zu lernen habe und bin deshalb offen für jeden Verbesserungsvorschlag. Am meisten fehlt es mir halt noch an In-Ring-Praxis vor dem Publikum.
Andere Menschen können einen einfach viel neutraler betrachten als man sich selbst.
WF: Du hattest die Möglichkeit bei der letzten Leobener Catch Weltmeisterschaft gegen einen Japaner zu wrestlen, wurde hier der Grundstein für Dein Japan Debüt gelegt?
Dragan: Ich durfte gegen KAI um die Weltmeisterschaft im Mittelgewicht antreten. Bis zu diesem Zeitpunkt mein Karrierehöhepunkt, den hierbei handelte es sich um meinen ersten Titelkampf in der EWA. KAI ist eine große Nummer bei AJPW, somit war ich(wie fast immer) sehr nervös vor unserer ersten Begegnung.
In dieser Nacht lief alles glatt und ich durfte mich am Ende EWA Weltmeister im Mittelgewicht nennen. Der eigentliche Höhepunkt sollte aber erst kommen, denn dieser Kampf war gleichzeitig eine Art Test vom AJPW-Office, die dank meines Trainers bereits Interesse an mir zeigten. Chris Raaber zeigte ihnen das Video, sie waren zufrieden, und ich durfte zum ersten Mal in meinem Leben im Land der aufgehenden Sonne mein Können unter Beweis stellen, gemeinsam mit Chris. Diese Chance die er mir da gegeben hat bekommt Einer von Tausenden. Das werde ich ihm nie vergessen.
Zu diesem Zeitpunkt konnte ich es nicht glauben dass mir diese Ehre zu Teil wurde, erst als ich dann am Flughafen landete, realisierte ich wie weit ich es geschafft hatte.
WF: Wie war es in Japan? Erzähle uns bitte davon…
Dragan: Japan hat die respektvollsten und freundlichsten Menschen die ich je erlebt habe. In jedem Geschäft das man betritt wird man freundlich begrüßt, es wird einem immer weitergeholfen, trotz Sprachbarriere. Anfangs war ich ganz schön schockiert weil es doch etwas anders war als bei uns, man gewöhnt sich aber überraschend schnell daran. Ribera hat wirklich gute Steaks die sich nur von der Atmosphäre im Raum toppen lassen. Im Großen und Ganzen also ein sehr positiver Eindruck von der Kultur.
Wie bereits erwähnt wird man von den Wrestlern genauso respektvoll aufgenommen wie von den anderen Leuten. Außerdem hatte der ganze Locker Room einen Gefallen daran gefunden meinen Namen zu schreien, da „Oketch“ dort eine ganz andere Bedeutung hat.;-)
Akebono war immer super korrekt und witzig drauf. Gegen diesen hatten wir auch unser erstes Match der Tour. Lief echt gut, ich wurde wirklich gut vom japanishen Publikum aufgenommen, was ich auch Akebono zu verdanken hatte. Wir konnten dieses Match sogar für uns entscheiden, was das Debüt noch um einiges schmackhafter machte. Generell muss ich die Professionalität der Japaner im Ring loben, da hast du immer das Gefühl: Diese Leute wissen was sie tun!
WF: Viele Fans in Deutschland fragen sich, wird man Dich nochmals bei NEW sehen? Du warst lange nicht mehr zu sehen…
Dragan: Ich weiß zwar dass manche enttäuscht sein werden (oder hoffe es zumindest), aber nein ich denke nicht dass ihr mich da so schnell wiedersehen werdet. Momentan liegt mein Focus einfach auf anderen Projekten. Ich bin allerdings im Guten gegangen, das bedeutet die Möglichkeit dass ich in den nächsten Jahren wiederkomme ist auf jeden Fall gegeben.
War immer was Besonderes bei den NEW Fans, wusste jeden Augenblick zu schätzen und habe in jedem Match auf meiner Höchstleistung performt. Bin sehr dankbar die Leute aus dem NEW Locker Room kennengelernt zu haben, gehören zu den freundlichsten und witzigsten Menschen die ich im Wrestling Business kenne.
WF: Danke für Deine Zeit!
Dragan: Danke Markus dass du mir die Möglichkeit für dieses Interview gegeben hast und ich hoffe die Fans haben Freude damit. Hajde Hajde vidimo se.;-)
Unser erstes Interview (2011) mit Dragan Okic findest Du hier! Wir würden uns über Feedback zu diesem Interview freuen!