3 Tage Catchluft in Florida (Teil 1)
Alachua ist ein kleines Drecksnest in Florida, wo aber der Vater meiner Freundin lebt und dienstags gabs dort was Besonderes in der Schule, weil ein bekannter Pro-Wrestler aus Europa vorbeischaute. Eine kurze Einführung in die Geschichte des Sportes gabs im Freien vor einer Klasse Hauptschülern, die sich danach um eine Kindergartenklasse erweiterte. Die brutale Ehrlichkeit der Jüngsten zeigte sich, als ich sie fragte, ob sie auch schon rumwrestlen, und sie von „yes with my brother/sister“ bis zu „I wrestle with my dog“ antworteten.
Den Vogel schoß aber ein kleiner Zwerg ab, der meinte „I wrestle with my dad. My Dad is fat.“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mein größter Fan dürfte aber der Sportlehrer gewesen sein, der mich andauernd neugierig fragte und dafür die Schüler fast nicht zum Zug kamen. Dafür mußte ich ihm nen Denkzettel verpassen und als ich die Schüler fragte, ob ich ihn vermöbeln sollte, gab`s ein lautes Gejubel. So slammte ich ihn, er kassierte nen Ellbowdrop, nen Airplain spin, nen Boston Crab und als Draufgabe noch nen Sidebackbreaker. Die Schüler gröhlten und es waren in der Zwischenzeit immer mehr geworden, die zusahen.
Aber so schnell, wie die auftauchten, waren sie auch wieder weg, denn die Mittagsglocke läutete. Alle ab zum Essen nach ner kurzen Verabschiedung und auch der Wrestlingstar darf sich dafür ein Schulessen gönnen. Highlight war der Schulkakao, der fast so gut schmeckte wie ein Bier nach der Anstrengung, aber nur fast…..
Mittwochs gings eineinhalb Stunden Richtung Süden nach Minneola, weil ich Alofa versprochen habe, seinen Daddy in der Wrestlingschule zu besuchen. Es spielt coole Mucke im Radio während ich den Highway entlang fahre und ich gespannt bin, ob das Wild Samoan Wrestling Camp so groß ist wie das WWE-Performance-Center. Dann verkackt das Navi des Mietautos und findet doch mal prompt die eingegebene Straße nicht und meint ich bin schon beim Stadtschild am Ziel. Dann muß mich halt Alofa persönlich hinlotsen am Telefon, was auch prima klappt. Gar nicht mal so zentral liegt das Ding, denk ich mir, als es in einer Seitenstraße immer weiter nach hinten geht. am Ziel angekommen flasht es mich, als ich ne größere Garage seh, wo ein Ring drinnen steht. „Fast so wie bei mir“, geht es mir durch den Kopf, als ich aus dem Auto aussteige.
Einige Schüler sind schon dort, ich begrüße diese und check mal die Hütte genauer aus. Überall hängen Poster von The Rock-Filmen mit persönlicher Widmung und Bilder von allen möglichen Wrestlern, die schon dort waren. Nach kurzer Zeit kommt Lynn, Afa`s Frau ins Gym und bringt mich ins Office, das ich noch gar nicht gesehn habe. Sie meint, wir hätten uns schon 1998 in Österreich getroffen bei der Samoan-Tour in Leoben und erklärt mir den Ablauf in der Schule. Dann trudelt auch der große Mann persönlich ein, begrüßt mich herzlich und zeigt mir nen neue Variante, um Schüler zu trainiern: mit dem Mikro über einen Bildschirm läßt er die Jungs aufwärmen und bumpen, gefällt mir.
Nach ner knappen Stunde Unterhaltung und nebenbei Mikrobefehlsgebung darf ich den Haufen übernehmen und ich steh dann mit circa 14 Schülern im Ring, wobei drei davon schon selber als Co-Trainer fungieren. 2 Stunden lang zeige ich ihnen Old-school-Griffe, die sie so noch nicht kannten, und „abundzu“ haben sie Probleme, diese Knoten nachher wieder zu lösen. Den Schülern gefällt`s, wir haben Spaß und die Zeit vergeht wie im Flug. Alle bedanken sich artig und ich versprech am nächsten Tag wiederzukommen, um den Fortgeschrittenen cooles Zeugs zu zeigen. Zufrieden schmeiß ich mich wieder ins Auto, um bei lauter Musik wieder nach Hause zu fahren.
Donnerstag, am zweiten Tag im Wild Samoan Trainingscenter begleitet mich meine Freundin, um ein paar nette Fotos zu schießen. Sie wird auch ganz freundlich von Afa und seiner Frau empfangen und verewigt den Chef und mich gleich mal im Office, wo Yokozunas HoF-Plakette hängt. Heute darf ich mir die Jungs vornehmen, die schon Matches bestreiten und da ich fühestens in ein paar Jahren wieder in den USA sein werde, verschenke ich an die Begabtesten meine Trademarks, um ihre Offensive aufzubessern. Der Ring ist superweich, wurde dazumals extra für Mickey Rourke angefertigt, um sein Training für „The Wrestler“ zu erleichtern.
Begeistert von „Kovacrusher“ und „Obermacker-DDT“ verkaufen sie den Impact, wenn einer ihrer Kollegen so ne fette Bombe fressen muß. Nach 2 Stunden ist dann auch Schluß und ich bekomme Shirts und Sweater der Schule als Abschlußgeschenk vom Chef persönlich, der sich nochmals bedankte, daß ich mir Zeit für seine Schüler genommen habe. Danach gehts ne halbe Stunde nach Orlando zu 2 Cold Scorpios Exfrau, wo wir die letzte Nacht vor dem Rückflug verbringen. Dort gibt es dann endlich den verdienten 6er-Träger Bier für mich, der mir dann auch fast so gut wie der Schulkakao von vorgestern schmeckt, aber nur fast so gut.. 😉
Michael Kovac