WF: Lexa, schön dass es erneut geklappt erneut hat, wir hoffen Dir geht es aktuell gut und Dein Leben wird nicht zu sehr von Corona beeinflusst?
L: Vielen Dank, mir geht´s aktuell so gut wie noch nie. Eigentlich läuft bei alles fast so wie zuvor, mir fehlt lediglich das Reisen.
WF: Nur der Vollständigkeit halber – Mit wem konntest Du bisher trainieren?
L: Unter anderem natürlich die Trainer der Academy vor allem Timothy Thatcher und Alexander James aber natürlich auch Karsten Beck, Kim, Toby, Skillet und hin und wieder auch bei Mike Bailey. Dazu kommen ein paar Seminare bei Super Crazy, Joe E Legend, Alan Lee Travis, Tom LaRuffa und einige weitere. Ich versuchte immer und überall Seminare, Webinars und Trainings mitzunehmen.
WF: Das Wrestling hat sich in den letzten Jahren toll weiterentwickelt, so gibt es inzwischen mehr Frauen, die auch durch ihre Leistung glänzen, nicht nur (wie früher oft) als zusätzlicher Augenschmaus, als Valet etc. Wie ist es dir ergangen, wie wird man als Wrestlerin akzeptiert bei den Kollegen, Fans und evtl. auch im privaten Umfeld?
L: Da mir der Vergleich zu „früher“ fehlt, kann ich das gar nicht so genau sagen. Ich mache mir auch eigentlich nicht so viel aus der Meinung anderer, speziell wenn deren Meinung keinen Einfluss auf meine Arbeit hat. Ob ich von den männlichen Kollegen „akzeptiert“ werde oder nicht ist mir ziemlich egal und ich hab da auch nie nachgefragt. Warum auch? Ich denke nicht, dass die Existenz von uns Frauen im Wrestling von den männlichen Kollegen abgesegnet werden muss. Das schöne ist ja: wenn es ihnen nicht passt, müssen sie sich die Matches ja nicht anschauen.
Es gibt bestimmt einige die ein Problem mit Frauen im Wrestling haben und so lange einige „große“ Namen und „wichtige“ Leute das auch noch offen so kommunizieren wird sich das wohl so schnell nicht ändern, aber man sieht wie das Frauen Wrestling immer mehr an Popularität gewinnt und damit hat es offensichtlich seine Berechtigung.
WF: Wie hat Deine Familie Deine Entscheidung aufgenommen, Wrestlerin zu werden?
L: Recht neutral. Meine Familie steht in allem und immer 100%ig hinter mir und bei uns funktioniert vieles nach dem Prinzip “ solange du glücklich bist, bin ich es auch“
WF: Inzwischen heißt Du „Valo“, was ja womöglich eine Anlehnung an den Ort „Ivalo“ in Finnland sein könnte. Wie entstand Dein vorheriger Ringname „Lexy Riot“, den ich übrigens mega finde…?!
L: Eine Interessante Schlussfolgerung, aber leider nicht wahr. Und Nein, mit dem Sänger von „Him“ hat es auch nichts zu tun. Ich wollte mit meinem Ringnamen nicht so weit weg von meinem echten Namen, einfach weil man immer etwas anders reagiert wenn man mit einem „Fake“ Namen angesprochen wird. „Lexy“ ist genau wie „Lexa“ ein Spitzname den meine Familie und Freunde verwenden und „Riot“ war damals angelehnt an meine Liebe zum Punk. Aber vielen Dank für die Blumen 😉
WF: Warum hast Du Dein Profil auf manchen sozialen Plattformen entfernt oder stillgelegt? Gerade in der heutigen Zeit sehen dies viele als DIE Kontaktmöglichkeit?
L: Stimmt, ich habe nur noch Instagram und auch dieses nutze ich nur noch sehr sporadisch. Ich wollte weg von der ständigen Negativität, dem toxischen, dem ständigen sich – gegenseitig – runtermachen. Zuerst wollte ich nur eine Pause machen aber habe dann gemerkt, dass ich es null vermisse.
Da ich sowieso nicht plane denselben Schedule zu fahren, wie vor Corona, ist es auch in Ordnung, wenn dadurch ein paar Bookings flöten gehen aber ich denke, wenn ich oder eine Promotion wirklich Interesse an einer Zusammenarbeit haben, dann kommt diese auch ohne Facebook zustande.
WF: Du hast schon gesagt, dass du kürzertreten möchtest, ist das den Verletzungen geschuldet?
L: Die Nackenverletzung ist gar nicht der ausschlaggebende Grund (die ist bis auf ein paar Taubheitsgefühle wieder gut verheilt), sondern eine ganze Reihe von Gehirnerschütterungen. Ich habe in 16 Jahren Eishockey vermutlich schon die ein oder andere gesammelt und 2019 im Ring direkt eine ganze Serie hingelegt.
Irgendwann macht sich sowas bemerkbar und auch nach der langen Pause sind einige Symptome noch nicht ganz verschwunden, das ist ehrlich gesagt schon irgendwie gruselig und vermutlich auch ziemlich belastend für mein Umfeld.
In den letzten Jahren ist CTE ein immer größeres Thema geworden und deshalb ist es unvermeidbar da auf die Bremse zu treten.
Bis auf den Nacken ganz zu Anfang meines Trainings habe ich mich noch nie direkt verletzt. Aber offenbar habe ich ein großes Talent dafür meinen Dickkopf immer überall hin zu halten aber ansonsten bin ich für mein Alter recht fit 😉
WF: Optisch ist Dein Charakter eine wirkliche Bereicherung, wie lange brauchst Du in der Regel, bis Du so aussiehst, wie du dann auch auftrittst und hast Du evtl. eine Story zu Deinem Look/ Outfit etc.?
L: An guten Tagen geht es schneller, an schlechten dauert es länger^^
Haare und Make up dauern exakt so lange wie ich Backstage Zeit habe und das Umziehen ist ja auch Routine geworden. Eigentlich geht das mittlerweile recht schnell, allerdings bin ich nach wie vor erstaunt, dass ich zum Anziehen meiner Gear länger brauche als zum Anziehen meiner Eishockey Ausrüstung. Verrückt.
WF: Sehe ich das richtig, das du dein Debüt nicht in Deutschland gegeben hast, hat sich das ergeben?
L: Mein erstes Match habe ich in Österreich bestritten. Eigentlich hatte ich nicht geplant so früh in den Ring zu steigen und habe mich nicht Ready gefühlt, aber der Promoter hat mir meine Gegnerin genannt und dann habe ich nicht mehr gezögert. Mit Shanna im Ring zu stehen wollte ich mir nicht entgehen lassen und bei wem ist man für ein Debüt denn in besseren Händen? Da „Nein“ zu sagen wäre wirklich doof gewesen.
WF: Du bist „erst“ seit 2018 aktiv aber gut rumgekommen, also hast schon in zahlreichen Ländern auftreten dürfen. Ist es denn noch so, dass Du dich auch um Auftritte bemühst oder kommen die internationalen Promoter auch auf Dich zu?
L: Ja, ich hatte wirklich eine tolle Zeit! Leider hat Corona viele Pläne durchkreuzt und einige tolle Möglichkeiten versaut, auf die ich mich schon sehr gefreut habe.
Am Anfang habe ich wirklich viele Klinken geputzt, Stunden damit verbracht mein Google Drive auf einen guten Stand zu bringen und mich zu bewerben.
Dann lernt man unterwegs natürlich Leute kennen die einen im besten Fall empfehlen oder irgendwo kommt jemand zu einer Show und möchte dir eine Chance geben.
Ich persönlich denke, dass es keinen Sinn macht zu Hause zu sitzen und zu warten, dass dir jemand ein Angebot macht. Wo im Leben läuft das schon so? Vielleicht rümpfen da jetzt einige die Nase und finden das unkonventionell, aber hey- für mich hat´s funktioniert.
WF: Über Dein „Cinderella Deathmatch“ gegen Jessy Jay sprechen heute noch viele. Ist es ein Match Typ, der dir zusagt? Viele sind danach überrascht und wollen diese Art Match nicht mehr unbedingt bestreiten. Jessy und Du wurden hochgelobt!
L: Absolut nicht! Ich habe diese Art Match von Anfang an für mich ausgeschlossen und nur aus zwei Gründen zugesagt:
1. Im deutschsprachigen Raum ist niemand so erfahren, wenn es um Stipulation Matches geht wie Jessy, ich war also in guten Händen.
2. Ich wollte unbedingt mit Adam Polak arbeiten.
WF: Wie erinnerst Du dich speziell an dieses Match, evtl. auch die Vorbereitung?
L: Ach ja. Machen wir besser einen Haken dran. Aber ich hatte viel Spaß an der Arbeit mit Jessy und Adam.
WF: Du bist nun schon knapp 500 Tage „British Empire Shooting Star Champion“, gibt es schon einen möglichen Termin, um deinen Titel erneut zu verteidigen?
L: Da ich meinen Titel zuletzt in Oberhausen verteidigt habe, scheint das nicht das Problem zu sein allerdings gibt´s zurzeit keine Pläne.
WF: Die ganze Welt leidet unter dem angesprochenen Corona Virus, die Wrestling Szene steht zum großen Teil still. Was machst Du, wenn Du nicht im Ring stehst?
L: Außerhalb des Wrestlings hat sich nicht viel für mich geändert. Ich kann natürlich nur noch zuhause trainieren und bin ansonsten ein ziemlicher Langweiler. Ich arbeite viel, lese gerne und fühle mich zuhause eigentlich ganz wohl. Das war auch vor Corona schon so.
WF: Wäre Japan eine Option für Dich, kannst Du Dir vorstellen Wrestling hauptberuflich auszuüben?
L: Für Japan kamen erst gar keine Pläne mehr zustande, weil ich zum Zeitpunkt als die Überlegung im Raum stand schon beschlossen habe keine weitere Gehirnerschütterung zu riskieren.
Was sonstige Optionen angeht ist im Augenblick noch nicht abzusehen wie die Lage nach der Pandemie sein wird und ob es für die einzelnen Promotions dann wieder/immer noch möglich bzw. interessant sein wird mich zu booken.
Die Ankündigung für zumindest eine Amerikanische Promotion war ja schon letztes Jahr öffentlich, die Pläne wurden immer wieder zwangsweise verschoben, zuletzt hatten wir Ende April/ Anfang Mai angepeilt aber… naja.
Mal sehen was die Zukunft bringt, momentan ist der Stand, dass ich die USA auf jeden Fall noch mitnehmen möchte bevor ich die Boots komplett an den Nagel hänge.
Wrestling hauptberuflich auszuüben ist inzwischen ausgeschlossen, das letzte Jahr hat mir sehr deutlich gemacht wo meine Grenzen liegen.
WF: Lexa, vielen Dank für Deine Zeit!
L: Vielen danke für die Anfrage und deine Zeit!