WF: Norman, ich freue mich das wir endlich zusammengefunden haben, wie geht es Dir aktuell?
NH: Hallo, es war nicht ganz leicht, aber wir haben es doch endlich geschafft. Danke der Nachfrage. Mir geht es hervorragend!
WF: Ich muss es vorab immer wieder erwähnen, das wir bewusst auch Talente vorstellen möchten, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Also danke ich Dir vorab, das wir Dich den deutschsprachigen Fans vorstellen dürfen. Wann hast Du „Pro Wrestling“ für dich entdeckt?
NH: Meine erste Erinnerung an Pro Wrestling war eine WWE SmackDown Episode ~2006. Ich kann mich noch recht gut an das Set-Up mit der riesen Faust über dem Entrance Way erinnern. Das hat meine Aufmerksamkeit gefangen und ich habe es mir einfach mal angeschaut.
WF: An was kannst Du Dich erinnern, gab es ein bestimmtes Match oder Segment, was Dich faszinierte, um dann später dran zu bleiben?
NH: Zu der Zeit haben mich weniger die Segmente fasziniert als das Gesamtprodukt. Allein das Auftreten der Athleten hat mich staunen lassen, ganz zu schweigen von der Action im Ring. Am nächsten Tag habe ich mit einem Freund über dieses Novum „Pro Wrestling“ gesprochen und dieser hatte rein zufällig das damals neue WWE Game „Smackdown vs Raw“ 2007.
WF: Also gab es neben SmackDown im TV auch das ein oder andere Match mit der Konsole. Wann fiel dann die Entscheidung, es selbst zu versuchen?
NH: Zwischen der ersten Begegnung und der Entscheidung, es selbst auszuprobieren, lagen fast 10 Jahre. Auch wenn ich Wrestling zu Beginn sehr eifrig verfolgte, hat man mit 13 oder 14 Jahren erst einmal andere Interessen. Ich habe in dieser Zeit verschiedenste Sportarten ausprobiert, aber keine konnte mich langfristig fesseln.
WF: Welche waren das, wenn ich fragen darf?
NH: Ich habe mich im Volleyball & Touch Rugby versucht. Hauptsächlich habe ich allerdings Fußball gespielt – auch wenn ich hier nicht unbedingt für meine filigrane Technik bekannt war.
WF: Hast Du vor Deinem ersten Training auch Shows in Deutschland besucht, also neben WWE auch deutsche Ligen?
NH: Tatsächlich war meine erste Live-Wrestling-Erfahrung die Eröffnungsshow der wXw „Wrestling Academy“. Die Größe der deutschen und europäischen Szene war mir bis dahin gar nicht bewusst.
WF: Wie hast Du zu wXw gefunden, normal gehen die meisten zu WWE Live und lernen „Euroshows“ zufällig kennen oder kommen durch einen gebookten Superstar zu den heimischen Ligen…
NH: Durch einen Freund habe ich ~2014 wieder angefangen das WWE-Produkt zu verfolgen und nach einiger Zeit wuchsen auch die ersten Überlegungen, das selbst einmal auszuprobieren. Also habe ich „Wrestling Training NRW“ bei Google eingegeben und bin damals noch auf der Seite des „Westside Dojos“ gelandet. Da ich gerne wissen wollte, wer das Training anbietet, begann ich „Shotgun“ auf YouTube zu verfolgen.
WF: Wie erinnerst Du Dich an den ersten Besuch dort?
NH: Mitte/Ende 2015 habe ich dann über Facebook mitbekommen, dass die Academy in Essen eröffnet wird & direkt im Januar 2016 ein zweitägiges Einsteigerseminar angeboten wurde – da
habe ich nicht lange überlegt & mich direkt angemeldet. Wir waren eine relativ kleine Runde (6-7 Leute) und wurden an Tag 1 von Kim Ray trainiert. Die erste Einheit bestand größtenteils aus
Conditioning & Grundlagen der Fallschule. Ich bin mit keiner großen Erwartungshaltung ins Training gegangen, mir war lediglich bewusst, dass es verdammt anstrengend werden würde … und da wurde ich nicht enttäuscht. Praktischerweise hatte ich keine großen Schwierigkeiten bei der Fallschule. Das hat den Prozess sehr beschleunigt & das Feedback ist positiv ausgefallen. Also bin ich am nächsten Tag trotz verrückten Muskelkaters lachend zurückgefahren.
WF: Wie erging es Dir nach diesen 2 Tagen, gerade die Fallschule ist sicherlich unangenehm, wenn man es nicht gewohnt ist… war für Dich klar, das Du dran bleiben wirst oder folgte eine Pause?
NH: Natürlich war ich nach den beiden Tagen erst einmal gerädert. Körper und Kopf waren komplett reizüberflutet. Allerdings wusste ich direkt nach dem Seminar, dass ich weiter trainieren möchte.
WF: Also folgte die Anmeldung bei der Academy und regelmäßiges Training folgte auf den Fuß? Wie oft konntest Du dann trainieren, änderte sich dadurch Dein Privatleben, Ernährung oder ähnliches?
NH: Zu Beginn bin ich einfach zum Training gegangen, weil es mir Spaß gemacht hat. Es gab keine großen Ziele oder Ambitionen. Dementsprechend waren die Auswirkung auf das Privatleben auch eher gering. Trainiert habe ich vielleicht 3x im Monat. Im Winter 2016/2017 waren dann David Starr & Jaxon Stone für einige Zeit in der Academy und ich hatte die Möglichkeit, mit den beiden zu trainieren. Ab diesem Zeitpunkt begann ich dann regelmäßig zu
trainieren und die ersten Ambitionen wuchsen heran. Diese Entwicklung blieb unserem Trainerteam natürlich nicht verborgen und so bereiteten mich unsere erstklassigen Coaches Schritt für Schritt auf mein Debüt vor. Ich kann mir keine besseren Ort zum trainieren vorstellen. Die wXw Wrestling Academy ist nicht umsonst das Leistungszentrum für Professional Wrestling in Europa.
WF: Wie reagierte Dein privates Umfeld auf deine Entscheidung, Wrestler zu werden?
NH: Als ich angefangen habe zu trainieren, gab es die üblichen kritischen Stimmen. Danach hab ich das privat nicht weiter an die große Glocke gehangen. Umso überraschter waren dann eben diese Bekannten, als das Debüt wirklich anstand. Ich kann mich glücklich schätzen, dass meine Freunde und Familie mich bei der ganzen
Unternehmung unterstützen.
WF: Wie lange dauerte es dann bis zu Deinem ersten „öffentlichen“ Match, vor Publikum. Ich vermute es war eine Academy Show?!
NH: Mein Debüt durfte ich am 21.07.2018 gegen Jay Skillet bestreiten. Das war knapp 2,5 Jahre nach meinem ersten Training. Für das erste Match lief es gut, denn meine Trainer haben mich bestmöglich darauf vorbereitet & man konnte mit dem Resultat zufrieden sein. Seither trete ich regelmäßig bei unseren monatlichen Academy Shows an. Neben den Academy Shows durfte ich mich bereits sehr früh in Holland bei PWS oder zuletzt auch vermehrt bei PWH präsentieren. Außerdem bin ich bereits in England für SWW angetreten.
WF: Erfahrungen im Ausland zu sammeln, finde ich großartig. Gerade England steht bei vielen auf der Wunschliste. Möchtest Du uns über diese Erfahrung erzählen?
NH: England steht auch nach wie vor weit oben auf meiner Liste. Allein die Vielzahl an Veranstaltern, die sehr diverse Produkte präsentieren, ist reizvoll, ganz abgesehen von den großartigen Fans und Athleten.
WF: Verfolgst Du das aktuelle WWE Produkt noch, evtl. auch die Geburt der AEW – Wie gefallen Dir diese beiden Produkte?
NH: Leider komme ich nicht dazu, die Produkte in dem Maße zu verfolgen, wie ich es gerne würde. Gerade der Marktführer produziert so viel Content, dass es nahezu unmöglich ist, überall auf dem aktuellen Stand zu sein. Bzgl. AEW bin ich sehr gespannt, wie sich das wöchentliche TV Produkt zu bestehenden Alternativen unterscheiden wird. Ohne Frage sind die aktuelle Entwicklung um beide Unternehmen förderlich für kleinere lokale Veranstalter.
WF: Welche Ziele hast Du Dir im Pro Wrestling gesetzt, könntest Du Dir vorstellen Vollzeit zu wrestlen und evtl. auch Dein Heimatland dafür zu verlassen?
NH: Natürlich wäre es ein Traum, sich voll und ganz auf Wrestling zu fokussieren & davon leben zu können. Allerdings setze ich meine Ziele gerne realistisch. Der bisherige Verlauf meiner „Laufbahn“ ist sehr zufriedenstellend. Ich durfte bereits einige Male für wXw in den Ring steigen und möchte dies in Zukunft gerne regelmäßiger. Insgesamt möchte ich möglichst viel Erfahrungen sammeln.
WF: Wie entstand Dein Ringname – Gibt es eine Geschichte dazu?
NH: Harras war der Spitzname meines Vaters zu seinen Jugendzeiten. Der gefiel mir schon immer gut und ich wollte einen Namen wählen, der auch eine persönliche Bedeutung für mich hat.
WF: Vielen Dank für Deine Zeit, Norman!
NH: Danke für das Interesse. Schaut doch gerne mal auf meinem Social Media Kanälen vorbei @norman_harras (IG, Twitter)