Scotty Riggs wird vielen WCW Fans sicherlich noch ein Begriff sein. Neben Marcus „Buff“ Bagwell mimte er die „American Males“, war Teil der originalen ECW und später auch Teil des berühmten „Raven`s Flock“ neben Talenten wie Billy Kidman, Raven, Perry Saturn, Hammer etc. Scotty erzählt über diese Zeit, äussert sich zum Untergang der WCW, Russo, Hogan, Bischoff und vielem mehr…
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WF: WrestlingFever freut sich, dieses Interview mit Dir führen zu dürfen. Wie geht’s Dir heute Scotty? Im April 2011 hörte man von einem Krankenhausaufenthalt in Georgia?
Scotty: Mir geht es gut … ich wurde wegen blutender Geschwüre und einem Problem mit der Speiseröhre, Resultat meiner Diät und zu viel rohem Fleisch im Laufe meiner Karriere (zu wenig Gemüse), in Georgia in ein Krankenhaus eingeliefert! Ich nahm zuviel Ibuprophen / NSAIDS um mit den Verletzungen meiner Karriere umzugehen. … Jetzt ist es viel besser.
WF: Wenn man sich mit Dir und Deiner Karriere beschäftigt, dann hat wohl die WCW eines der größten Kapital gefüllt. 2001 wurde sie für wenig Geld an McMahon und die WWE verkauft, wie hast Du davon erfahren und welche Gedanken schießen Dir dazu in den Kopf?
Scotty: Ich habe in meinem ganzen Leben Sport gemacht … Football, Basketball, Golf, Baseball, Gewichtheben und auch auf dem College spielte ich Football. Während dieser Zeit besuchte ich eine Indy Wrestling Show. Dort traf ich Ted „The Nightmare“ Allen. Ted trainierte Leute wie Arn Anderson, Big Bossman, Ringrichter Tandy Anderson, Tracy Smothers und mehr. Seit ich 8 Jahre alt war, war ich Wrestlingfan und nahm sein Angebot an, mich zu trainieren. Wir arbeiteten ca. 6 Wochen und am 6 Februar 1992 bestritt ich mein erstes Match und schaute nie mehr zurück! Von 1993 wrestlete ich bis 2000 für WCW und als es langsam bergab ging und von WWE gekauft wurde, war ich nicht überrascht. Jeder ehem. WWF Wrestler, Angestelle & Writer (Russo & Ferrara) hatte versucht die WCW zu drehen, eine etablierte, aus dem Süden stammende Wrestling Liga in eine WWE ähnliche Version umzuwandeln. Die WCW war eher Wrestling orientiert, WWE basierte auf Entertainment und Charaktere. Die Fans blieben bei WCW hängen und bezahlten ihr Geld dafür, um den Müll zu sehen, der aus WCW geworden war. Zu dieser Zeit war ich bei ECW und die ECW bot mehr hoch bezahlte Auftritte als WCW, bot auch besseres TV & PPV`s. Es traf mich meine Freunde untergehen zu sehen, weil sie aufgebaut hatten, was andere nun zerstörten.
WF: Die WCW hatte eine lange Zeit klar bessere Quoten als WWE mit RAW. Dies war natürlich auch der „nWo“ sowie den Cruiserweights zu verdanken. Wie erging es den Menschen, die nicht Teil der Gruppierung waren?
Scotty: Ich war sehr glücklich NICHT Teil der nWo gewesen zu sein. Die startete als eine gute Idee und wuchs in einen krebsartigen Mix versch. Egos und dies zerstörte mehr als es half. Eine eigene Idee und Möglichkeit ging baden und man versuchte es neu zu erfinden. Es ist wie mit den 4 Horsemen deren Feuer und Kraft man nie kopieren konnte. Als man sich für neue Mitglieder entschied, aus geschäftlichen oder persönlichen Gründen, bekam die Gruppe Reaktionen aus dem Hintergrund. Immer präsent aber nie wirklich laut angenommen. Die Cruiserweights waren die kleineren, extrem talentierten Männer die unglaubliche Flugakrobatik (Stunts) boten und ich war zu groß für so was.
WF: Gibt es eine öffentliche, ehrliche Meinung von Dir zu Hulk Hogan, Vince Russo und Easy E?
HOGAN … war eine Ikone als er zum Heel wurde, konnte es aber nicht so cool sein wie Stone Cold Steve Austin…. Die Fans kauften den Heel Turn, aber schauten die Neuauflagen der WWF Fehden wie Hogan vs. Piper, Hogan vs. Warrior etc. anstatt auf starke Talente wie Sting, Flair und Luger zu achten.
RUSSO … er fokussierte seinen Stil auf die Talente, die die WCW hatte & auf die Fans, die WCW hatte … anstatt etwas neues zu kreieren auf das WCW Roster zugeschnitten, kramte er den alten Müll der „Attitude Ära“ aus und das für WCW wo so was nie funktionieren konnte – Er ist der Horror für das Wrestling!
EASY E … Eric war zu Beginn ein großartiger Geschäftsmann und gab mir meinen ersten Vertrag, nachdem mich Kevin Sullivan verpflichtete um mit Buff Bagwell zu teamen. Eric gab mir einen sehr gut bezahlten 3 Jahres Vertrag, den ich auch verdiente. Während dieser Zeit wurde Eric eine TV/Wrestling Persönlichkeit was all seine Geschäftsentscheidungen beeinflusste. So wurde ich wegen ihm entlassen um später wieder angestellt zu werden um die Company sterben zu sehen. Er denkt immer noch, das er das Wrestling aus der Sicht eines Performers kennt, das tut er nicht…. Auf geschäftlicher Ebene vielleicht.
WF: Man konnte Dich einige Zeit mit Marcus Alexander Bagwell als „American Males“ sehen. Viele berichten über Bagwells Ego. Wie hast Du es erfahren und denkst Du das die American Males (ohne Split) langfristig eine große Chance gehabt hätten?
Scotty: Marcus war ein toller Partner um mit ihm zu reisen, zu trainieren, zusammen zu Golfen und Party zu feiern. Ich hatte als Partner keine Probleme die auf sein Ego zurückführten. Wenn man die American Males als Heel Tag Team eingesetzt hätte, hätten wir noch einen langen Run als Team haben können. Das Zeitalter der puren Babyfaces war vorbei und wir bekamen immer gemischte Reaktionen, egal wo wir auftraten. Marcus`s Ego kam ins Spiel und er wurde zu „Buff“. Er wurde ein wahrer Freund und bestritt talentiert seine Matches streng und glaubwürdig.
WF: Unter uns: Wie viele Freunde gibt es in diesem Business wirklich!?
Scotty: Ich pflege immer noch Kontakt zu meinen freunden wie Sting, RVD, Alex Wright, Luger, Sickboy, Scott Norton, Bagwell, Lodi… ich traf viele WWE Wrestler die mir gegenüber sehr respektvoll waren. Ein alter Freund, Triple H und ich sprechen noch gerne ab und zu miteinander, wenn wir uns auf Reisen über den Weg laufen.
WF: Immer wieder hörte man von den Backstagepolitics in der WCW! Was musste man bei WCW tun, um seinen Job zu behalten und möglicherweise noch gut im TV auszusehen?!
Scotty: Die WCW Backstagepolitics waren anfangs nicht so schlecht. Ja, es gab sie aber die Jungs arbeiteten zusammen um die Company weiter am Laufen zu halten. Es war also nicht so schlimm bis ehem. WWF Wrestler kamen mit Hochdatierten Garantieverträgen, die nicht wrestlen wollten bzw. nur Promos abliefern und kreative Kontrolle in ihren Verträgen. Dies bedeutete, das sie nur das tun wollten, was gut für sie war und dies schadete. Dieser „Krebs“ streute wie ein wildes Feuer bis die Writer Egos bekamen und selbst vor die Kamera traten. Die größten Backstage Politiker kamen hervor, präsentiertes Material! Diese Ego-Kultur zerstörte viele Freundschaften.
WF: Nachdem Du WCW für einige Zeit verlassen hattest, sah man Dich im Raven`s Flock, an dieses Stable erinnern sich die Fans heute noch gerne. Weißt Du noch, wie Du dazu kamst und wie denkst Du heute über dieses Stable?
Scotty: Ich war das einzige Mitglied im Flock, das sich seinen Weg in die Gruppierung erkämpfen musste. Raven und ich waren seit Ende 1993 Freunde und während seiner Zeit bei WCW wuchs er zu einer Persönlichkeit heran. Er wollte mich unterstützen und das „Flock“ mit großartigen Talenten füllen. Er „Überarbeitete“ meine Karriere und gab einigen Jungs einen Auftrieb wie Kidman, Saturn, Hammer, Reese und startete Karrieren für Sickboy & Lodi – 2 junge Talente die gerade aus dem WCW Powerplant kamen. Das „Flock“ war die einzig wahre Heel Fraktion zu dieser Zeit. Wir wollten keinen Applaus und ignorierten es, „heelten“ weiter. Das machte das „Flock“ aus und es war großartig, das hier die einzigen Bösen waren.
WF: Ein junger Billy Kidman war auch Teil des Stables. Später durfte er Hogan besiegen, was wirklich selten vor kam. Wie erinnerst Du Dich an Kidman….?
Scotty: Kidman war ein seltenes Talent und ich traf in 1995 in der USWA. Er wuchs als der Star heran, dessen Status er sich verdient hatte. Er war nicht politisch aber auch wenn man so viele Talente hatte, konnte man ihn nicht unten halten.
WF: Was kannst Du uns über Raven erzählen?
Scotty: Raven ist ein Erfinder im Wrestling wenn er sich selbst auf das Geschäft konzentriert. Als er drastisch versuchte seine Person, seinen Look zu ändern um seine kreative Weiterentwicklung zu finden, verlor er seine Glück.
WF: Perry Saturn war auch ein Teil des Flock, wie erinnerst Du Dich an ihn?
Scotty: Saturn ist eine ruhige Person die du ansiehst und denkst er würde dich umbringen. Dann, als wir uns kannten wurde er zu einem wahren Freund der seine Matches talentiert und glaubwürdig ablieferte.
WF: Eine Aktuelle Shoot DVD von Saturn ist auf den Markt gekommen. Er erzählt von einer internen WCW Todesliste auf der er und Raven ganz oben standen aufgrund ihres Lebensstils! Weißt Du davon?
Scotty: Ich habe die DVD nicht gesehen und kenne seine Kommentare dazu nicht. So kann ich mich nicht dazu äußern.
WF: Viele Deiner ehem. WCW Kollegen sind heute nicht mehr am Leben. Denkst Du das eine bessere Kontrolle eine Möglichkeit gewesen wäre, das zu verhindern? Saturn meinte, er wurde kontrolliert und nichts geschah?
Scotty: Viele Fans wissen nicht wie es wirklich ist Wrestler zu sein, kennen nicht Matches, die Reisen, Workouts, Party Szene um abzuschalten, von Zuhause weg zu sein von Freunden & Familie, Die Politics des Sports – das alles beschäftigt Deinen Kopf und wenn Du keine Freunde hast, die dich unterstützen, schlägst Du schon mal über die Grenzen. Zwischen den verrückten 90ern und den frühen 20ern waren Wrestler wie ein Rockstars. Du hast auf der ganzen Welt gearbeitet und Party gefeiert. Es gab keine Kontrolle für die Verrücktheit die entstand. Es war ein klein wenig destruktiv aber du bekamst Ruhm und Anerkennung. Es ist schwer zu verstehen, du musst es leben um es zu verstehen.
WF: Warum denkst Du, sind Drogen und Alkohol ständiger Begleiter mancher Wrestler?
Scotty: Noch mal, Drogen und Alkohol sind in jedem Beruf, jeder Sportart vertreten. Schau auf die NFL, NBA, Baseball oder auch Golf. Die normale Welt hat Probleme mit der Einnahme dieser Substanzen. Wrestler sind dafür bekannt weil wir öffentlich präsent sind und wahrgenommen werden. Wir sind kein Sporttrikots oder Nummern. Wrestler werden mit dem Gesicht, Körper und dem Namen identifiziert. So gesehen sind wir eben mehr bekannt wenn es darum geht mit persönlichen Dämonen zu kämpfen wie andere Personen.
WF: Nach Deiner WCW Zeit trittst Du immer noch ab und zu auf. Wie hältst Du Dich heute fit?
Scotty: Ich halte mich selber fit indem ich immer noch so trainiere, wie zu der Zeit als ich noch Vollzeit wrestlete. Das Training ist nur etwas einfacher geworden, so wiege ich nicht mehr um die 100 kg sondern knapp darunter.
WF: Randy Savage ist vor kurzem verstorben. Welche Erinnerungen hast Du an ihn und gibt es evtl. eine Geschichte, die Du uns erzählen kannst?
Scotty: Randy war eine unglaubliche Person und sehr redselig, wenn er Dich mochte. Randy mochte mich, ich hatte die Möglichkeit eine gute Beziehung zu ihm zu haben. Eines Nachts in einem Restaurant bat mich seine ehem. Freundin/Valet meine Macho Man Imitation zum Besten zu geben auf dem „der Tod“ stand. Randy kam zurück zum Tisch mit weit geöffneten Augen und sagte: „Ich gebe auf – Du bist jetzt ich!“ Dies gab ein großes Gelächter.
WF: Scotty, es würde uns freuen, eine lustige Roadstory von Dir zu hören…
Scotty: Road Story … kurz & süß – Raven und ich kamen von einem 4 Tages Trip zurück, der aus Fast Food Packungen, Bier Dosen, Zeitungen und anderem Müll auf dem Rücksitz bestand. Es drückte so nach vorne das wir die Armlehnen der Vorderen Sitze nach hinten drückten, um es hinten zu halten Einfach ein verrückter Stunt!
WF: Was hättest DU in der WCW anders gemacht?
Scotty: Ich hätte nicht dieses Spiegel Gimmick gehabt, es war eine Entscheidung des Office, mir wieder den „Pretty Boy“ Look zu verpassen. Ich wollte meine Augenklappe und eine schlangen bezogene Person bleiben wie in den Filmen „ESCAPE FROM NY/ LA“ mit Kurt Russel. Terry Taylor wollte mich aber unbedingt wieder als American Male Typ in der Heel Version. Das stank mir!
WF: An welche Zeit Deiner WCW Karriere erinnerst Du Dich gerne zurück, was hat Dir am Besten gefallen: Flock oder Males?
Scotty: Mit den Males begann alles und ich gewann die WCW World Tag Titel aber ich mochte das „Flock“ mehr weil es mich zeigte wie ich wirklich war. Einige mochten das nicht wahrhaben aber das war einer der Gründe warum ich nach dem „Flock“ immer noch die gleiche Person verkörpern wollte.
Aus der Tag Team Sicht waren meine Lieblingsgegner Sting/Luger & Harlem Heat. Als Singles Wrestler liebte ich es mit Chris Benoit zu wrestlen, er sah alles als echt an, holte aus mir das Beste als Wrestler heraus. Chris war ein wahrer Freund.
Ich mochte die WCW Ende der 90er am liebsten. Nitro begann gerade erst und Wrestling war angesagt. Eine großartige Zeit um im Business zu sein aber ich war zu dieser Zeit bei ECW (bevor Vince Russo es zerstörte). Die ECW war riesengroß um dort zu wrestlen. Von 2000 bis 2001 als sie geschlossen wurde. Die ECW drückte keinen Druck mehr auf WCW aus im Bezug auf Präsenz, PPV Buyrates und Ratings. Es war eine coole Zeit dort gewesen zu sein.
Meine Lieblings Wrestler, die ich immer noch gerne ansehe ist RVD… aber der nächste große Star ist Bobby Roode! Er hat den „it“ Faktor. Er hat den Look, die Mic Skills und er kann wrestlen!
WF: Welche Aktivitäten gibt es für Dich neben dem Wrestling?
Scotty: Ich liebe es Golf zu spielen, draußen bei Sonnenschein und frischer Luft in Gesellschaft von guten Freunden – das ist cool. Du musst bedenken das das Wrestling aus fast 80% nur aus Auto, Flugzeug, Arena, Hotelzimmer besteht – also ist es draußen am Besten.
WF: Nehmen wir an, morgen ist Schluss mit Pro Wrestling! Was würde Scotty Riggs tun?
Scotty: Riggs ohne Wrestling würde mich auf eine Insel verschlagen, ich würde am Strand leben und würde täglich das Leben und Musik genießen. Warte eine Minute…. Das tu ich ja gerade schon – Das Leben kann so schön sein.
WF: Wir danken dir im Namen von WrestlingFever
Scotty: Danke an WrestlingFever in Deutschland für die Möglichkeit Eure Wrestling Fans zu unterhalten. Ich mochte es in Deutschland zu wrestlen, mit WCW oder auch Tony St. Claire`s Catch Wrestling. Bleibt mit mir über meine Facebook Seite in Kontakt. Peace und Danke.
SCOTTY RIGGS