WF: Betty, willkommen im WrestlingFever Interview!
BB: Hallo und danke für deine Einladung!
WF: Du kommst ursprünglich aus dem Underground Wrestling – richtig?
BB: Richtig, ich bin seit November 2021 im Training bei Humungus. Über die WSA/WUW habe ich auch Kontakte zu anderen Wrestler*innen bekommen und trainiere mittlerweile auch bei Ricky Sky und Kovac.
WF: Also trainierst Du inzwischen auch in einem Ring, wie groß war diese Umstellung und wie kann man denn ohne Ring trainieren?
BB: Der Ring ermöglicht es, ganz andere und mehr Moves zu machen. Generell finde ich, dass im Ring alles viel schneller passiert. Das macht das Training auch zu einer neuen Erfahrung. Auf der Matte hingegen kann ich viel mehr vom traditionellen Kampfsport zeigen. Im Wrestling gibt es viele Einflüsse von unterschiedlichen Kampfsportarten und mir gefällt es, dass wir das in der WUW auch so einsetzen.
WF: Hast Du vor dem Wrestling auch Sport getrieben?
BB: Tatsächlich habe ich mich bis zu meinem ersten Wrestling Training nur schwer für Sport begeistern können. Ich war bis in meine frühen 20er in einer Tanzgruppe und hab damals schon die Bühne zu lieben gelernt. Irgendwie hat sich das aufgehört und erst durch das Wrestling gehe ich wirklich gerne ins Gym und in einen BJJ-Kurs.
WF: Wie bist Du damals zur WUW gekommen, warst Du zuvor als Fan bzw. Zuschauer anwesend?
BB: Ich habe zuvor nur eine Show gesehen. Allerdings nicht im Weberknecht, wo sie mittlerweile zweimal pro Monat stattfinden, sondern am Nova Rock Festival. An dieses Spektakel habe ich mich auch Jahre später noch erinnert und so habe ich mich erkundigt, ob diese Shows noch gibt. Nach einem Klick auf die Website hatte ich gleich Interesse bekommen, selbst dort zu trainieren. Ich probiere ja gerne neue Sachen aus und ehrlich gesagt hat es mich selbst überrascht, dass es mir so viel Spaß macht.
WF: Weißt Du noch wie Du zum ersten Training kamst und wie es lief und wann hat sich ergeben, dass du nun auch bei Michael Kovac trainierst?
BB: Das erste Training war richtig anstrengend! Auch jetzt geht mir noch oft die Puste aus beim Trainieren. Es ist natürlich jedes Mal eine Herausforderung aufs neue. Aber nach dem allerersten Training spürte ich den Muskelkater eine ganze Woche lang, obwohl da noch nicht mal richtig gewrestlet wurde. Das hat mir keine Ruhe gelassen und ich wollte mir selbst beweisen, dass ich beim Training besser durchhalten kann. Ich habe ja gesehen, was die anderen so draufhaben und das wollte ich auch lernen. Mit dieser Einstellung gehe ich zu jedem Training.
Viele Wrestler*innen in der WUW trainieren auch regelmäßig im Ring und so bin ich da mal mitgekommen zu einem Training mit Ricky Sky. Bei einer Show habe ich mich dann mal bei Kovac vorgestellt und ich freue mich, dass ich die Möglichkeit habe, bei verschiedenen Trainern zu lernen.
WF: Ist Dein Ziel auch außerhalb (langfristig) der WUW zu wrestlen, im Ring, evtl. auch international, oder liegt Dir der österreichische Boden ganz gut?
BB: Die WUW ist ja eine internationale Liga und ich war sogar schon als Wrestlerin bei einer Show auf den Philippinen. Ich bin mit dem Training in Österreich sehr zufrieden und sehe mich in Zukunft auch hier zuhause. Im Ausland möchte ich weiterhin Erfahrung sammeln und wer weiß, vielleicht ergibt sich das ein oder andere Booking auch mal in anderen europäischen Ligen.
WF: Ich hatte eben auch die deutschen Ligen im Hinterkopf. Also lieber „dahoam“? Wie war es auf den Philippinen?
BB: Versteh mich nicht falsch, ich reise sehr gerne und will auf jeden Fall in vielen Ländern wrestlen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Das Wrestling im deutschsprachigen Raum finde ich jedoch am interessantesten, weil man mit der Sprache so viel Schmäh reinbringen kann. Ich bin zwar noch nicht so erfahren mit Micwork, aber bei Promovideos kommt die Message in meinem Dialekt auch viel natürlicher rüber und das ist Teil meines Gimmicks. Ohne unser interaktives WUW-Publikum könnte ich das Wrestlen langfristig auch nicht vorstellen.
Auf den Philippinen war ich sehr nervös vor meinem Match, weil ich nicht wusste, wie die Leute dort auf mich reagieren werden. Dann kam ich raus und hab alle angefaucht: tssss! Das Publikum war irritiert, aber die Reaktion war da und die Schlangengeräusche kamen zurück. Das hat mich überrascht und es hat mich voll motiviert für den Kampf.
WF: Die Schlangen scheinen schon eine wichtige Rolle in Deinem Leben zu spielen, erzähle mehr 😊
BB: Ich finde einfach, dass das zu meinem Kampfstil passt. Das ist mir mal beim Training aufgefallen, als sich meine Arme und Beine ständig überkreuzt haben und ich mich so schlangenmäßig bewegt habe. Das ist im traditionellen Kampfsport vielleicht nicht ideal, aber beim Wrestling wurde es halt zu meinem Gimmick. Und die Tattoos schauen einfach cool aus, haha
WF: Echt? 😀 – Aber wie entstand der Name? Ich kenne ja Deinen echten Namen und finde keine Ableitung, „Boa“ ist klar.
BB: Ich mag den Namen Betty einfach und es passt zur Boa. Es ist so schön, dass ich beim Wrestling sein kann, wie ich will und das drücke ich auch aus mit meinem Namen.
WF: Wie ist es für Dich, auch gegen Männer in den Ring zu steigen (Rosi)?
BB: Mein letztes Match war ein Triple Threat gegen zwei Männer. Das ist eine große Herausforderung, weil sie meistens stärker oder schwerer sind. Ich hingegen kann mit Technik punkten und ich weiß, wie ich die richtig einsetze. Grundsätzlich mag ich Intergender Matches, weil das etwas Abwechslung in eine Show reinbringt.
WF: Letzte Frage: Wie hast du #SpeakingOut erlebt – Fandest Du es gut, dass sich viele Frauen geöffnet hatten und Licht in manche Geschichten gebracht wurde oder siehst du das ganze eher skeptisch?
BB: Ich finde es enorm wichtig, dass über sexuelle Belästigung und Missbrauch öffentlich aufgeklärt wird. Ich bewundere jede betroffene Frau, die den Mut aufbringt, darüber zu sprechen. In einer männerdominierten Branche ist es nicht einfach, gehört zu werden und ich wünsche mir für die Zukunft, dass solche Missstände kein Thema mehr sein werden.
WF: Betty, vielen Dank 😊
BB: Danke auch! Tssss 🐍
