Big Sean Studd im WrestlingFever.de Interview (Deutsch, 06.02.2016)

WF: Danke für deine Zeit, Sean – wie geht es Dir aktuell?

SS: Mir geht es super! Im Moment fliege ich zurück nach Washington D.C. von Houston, Texas. Habe dort eine weitere großartige Aufzeichnung von Reality of Wrestling abgeschlossen.

WF: Du bist, wie Dein Vater, auch Pro Wrestler geworden – gab es eine andere Möglichkeit oder war für dich früh klar, dass Du diesen Traum auch einmal leben möchtest?

SS: Ja! Seit ich zurückdenken kann wollte ich Teil des Wrestlingbusinesses sein. Bevor mein Vater krank wurde nahm er mich immer zu lokalen Wrestlingveranstaltungen mit um zu zusehen während er nach Talenten Ausschau hielt.
Nachdem ich die High School abgeschlossen hatte, ging ich ein Jahr auf´s College und konnte mich mir einfach nicht in einem normalen Job vorstellen. Als ich die Schule verließ wusste ich das dies meine eine Gelegenheit ist dem Wrestling eine Chance zu geben. Ich fing an mich auf Gewichtheben zu konzentrieren und suchte nach einer guten Schule. Zwei Jahre nachdem ich mich dazu entschlossen hatte Wrestling weiter zu betreiben traf ich Booker T.

WF: Du trägst einen großen Namen und sicherlich öffnet dieser auch so manche Tür, welcher „Druck“ lastet da auf einem ODER ist es nicht so, dass man großes von Dir erwartet und dich als eigenen Charakter sieht?

SS: Wenn ich sagte dass ich keinen Druck verspüre jedes Mal wenn ich auf den Ring zugehe, würde ich lügen. Ich bin jedoch ein Profi und Druck ist nur eines der Dinge die man überstehen muss wenn man mit etwas Erfolg haben will.

WF: DU bist mit dem Wrestling groß geworden, was viele nur als Fan kennen, kennst Du von der anderen Seite. Bitte erzähle, wie es ist einen Vater zu haben, der ein großer Star und Wrestler war. Als Kind sicherlich nicht so schön, wenn man den Vater nicht so oft sieht, oder?

SS: Ich habe damals nicht wirklich alles verstanden. Ich war sehr jung als mein Vater verstarb aber ich erinnere mich daran dass er wegen seiner Arbeit viel gereist ist und überall wo er hinkam wollten die Leute Fotos mit ihm. Ernsthaft, ich fand das sehr cool.
Ich erinnere mich noch als ich das erste Mal ein Video von einem Match meines Vaters gesehen habe. Es war gegen André the Giant in einem Stahlkäfig und Dad war blutverschmiert. Für einen kleinen Jungen ist es echt erschreckend wenn der Vater verprügelt wird und blutet. Es gab viel das meine Mutter mir erklären musste um mich zu beruhigen. Sie war wie ein Soldat für die Familie. Sie hat sich zuhause um alles gekümmert während Papa verreist war.

WF: Wann hast Du dann angefangen zu trainieren, wer bildete Dich aus?

SS: Im August 2014 traf ich Booker T bei einer Inie-Veranstaltung in Maryland und hab ihm erzählt dass ich in das Business einsteigen möchte aber nicht wüsste wo ich anfangen soll. Er lud mich für eine Woche nach Houston ein um seine Schule *Reality of Wrestling* zu besuchen und an einer TV-Aufzeichnung teilzunehmen. Als ich das erste Mal einen Ring betrat wusste ich dass das meine Zukunft ist. Sobald ich wieder in D.C. war packte ich meinen winzigen Honda Civic mit allem was ging und fuhr die 1100 Meilen (ca. 1770km) quer durch´s Land nach Texas. An meinem 24. Geburtstag kam ich dort an und konzentriere mich seitdem fast ausschließlich auf´s Wrestling.

Big_Sean_Studd_WrestlingFever

Big John Studd & Sean

WF: Was kannst Du uns über Booker T & Reality of Wrestling erzählen?

SS: Diese Frage beantworte ich in 2 Teilen:

Erstens: Booker T ist nicht nur ein großartiger Coach sondern auch ein wunderbarer Mentor. Er weiß wirklich wie er uns (seine Schüler) dazu bringt alle unsere Stärken auszuspielen und unsere Schwächen zu verbergen. Fast 20 Jahre lang war er einer der Top-Athleten der Branche, war mehrfach World Champion, er war im Mainevent der größten Show überhaupt – WrestleMania. Wenn man nicht gerade direkt im WWE Performance Center trainiert, gibt es keinen in diesem Land, keinen auf der Welt der ein qualifizierterer Coach wäre als Booker T. Er kommt 3-4 Mal pro Woche direkt zur Schule um das Training zu begutachten. Er ist ein praktischer Trainer der auch mal in den Ring steigt um etwas richtig (WWE Style) zu demonstrieren, wie man Aktionen ausführt oder um einem unglücklichen Schüler einen Chop zu verpassen, kommt auf seine Laune an. Auch ich war einige Male der unglückliche Schüler.

Normalerweise denkt man bei Indie Wrestling erstmal an einen Haufen Jungs die vor 30 Leuten in einer Stadthalle auftreten. Bei Reality of Wrestling ist dies nicht der Fall. Es ist wörtlich eine mini WWE und wir werden für Fernsehauftritte trainiert. Die Menge an Einsatz und Details zu jeder Show ist bemerkenswert. Das Bearbeitungsteam verbringt jede Woche unzählige Stunden damit die Episoden so fehlerfrei wie möglich zu gestalten. Bei Reality of Wrestling hat man das Gefühl Teil von etwas zu sein. Dort sind auch viele die schon eine Weile im Business sind und nicht zögern zu helfen wenn man fragt.
Ich habe eine Menge von Booker T gelernt aber es wäre nicht fair Jungs wie Ryan Davidson. Gino oder die Lockhart Brothers zu verschweigen. Diese Leute behandeln dich wie Familie und reißen sich ein Bein aus dir zu helfen, dich zu verbessern.

Alles in Allem, wenn man sich dem Wrestling anschließen will und es sich leisten kann umzuziehen, dem empfehle ich nach Houston zu kommen und bei Reality of Wrestling zu trainieren.

WF: Wie lange hat es dann gedauert bis Du dann Dein erstes Match bestreiten durftest, wie erinnerst Du Dich daran?

SS: Es dauerte gute vier Monate bis zu meinem ersten Match. Wie Du weißt bin ich mit Wrestling aufgewachsen und schaue es seit 20 Jahren also hatte ich bei dem Meisten einen großen Vorteil und der Rest kam ganz natürlich.

Mein Debüt-Match war eine sehr emotionale Erfahrung für mich und ich denke dieses Gefühl werde ich den Rest meines Lebens nicht vergessen.

WF: Du selbst bist heute Vater, würdest Du fulltime „on the road“ gehen um evtl. einen lukrativen Vertrag Stamford zu unterschreiben oder gefällt es Dir in der Inyszene sehr gut? WWE bietet finanzielle Sicherheit…

SS: Irgendwann will ich definitiv eine große Famlie haben aber leider ist das mit dem dem Wrestling schwer zu vereinbaren. Ich habe keine Freundin, keine Kinder uns das wird auch noch eine Weile so bleiben wohl bis zum Ende meiner Karriere. Mein Vater war bekanntermaßen ein Familienmensch und ich glaube er bereut nicht so viel Zeit mit uns verbracht zu haben wie er wollte. Wenn ich soweit bin eine Familie zu gründen möchte ich 24/7 für sie da sein und das ist mit dem Zeitplan eines Profi-Wrestlers nicht möglich.

WF: Wo trittst Du aktuell auf, wo kann man dich mit Sicherheit sehen?

SS: Ganz aktuell sieht man mich bei Reality of Wrestling. Ich fange gerade damit an auch andere Bookings anzunehmen und reise etwas mehr aber bis ich ein WWEler bin werde ich immer ein R.O.W.-ler sein. Nachdem ich dies sagte, ich erwäge jedes und alle Bookings solange der Verein einen guten Ruf hat.

WF: Ich habe gelesen das Du nicht nur schon für WWE gearbeitet hast, sondern auch schon ein „Rosebud“ warst, stimmt das?

SS: Etwa drei Monate nachdem ich mit dem Training begann hatte die WWE eine vier-tägige Tour in Texas. Booker T wollte mir zeigen wie es in der großen Liga ist. Es war eine unglaubliche Erfahrung und ich bin sehr glücklich und happy ein Rosebud bei Monday Night Raw gewesen zu sein.

WF: Du hast Dein erstes Match in einem WWE Ring bestritten, ist das wahr (wie kam das zustande)?

SS: Wenn man mit der WWE reist, lassen sie dich ein Probematch vor den Smackdown Tapings bestreiten. Bis dahin hatte ich alle meine Matches über die Schule bestritten daher war dies ein großer Schritt. Das Match war nicht so toll aber ich trat an und gab was ich konnte. Ich muss nicht erwähnen dass sie mir rieten noch ein zwei Jahre zu trainieren.
Im Moment versuche ich einen neuen Anlauf für Herbst 2016.

WF: Welche Länder konntest Du bisher bereisen, wo würdest Du gerne einmal als Wrestler arbeiten – Gibt das da Traumziele?

SS: Ich würde gern überall hinreisen. Ein Traum für mich wäre Japan. Japanisches Wrestling hat etwas an sich das mich fasziniert. In Deutschland würde ich auch sehr gern einmal antreten.

WF: Fans lieben Road Storys und besondere Geschichten, kannst Du evtl. eine schöne Story mit uns teilen, evtl. auch eine von Deinem Vater?

SS: Ich habe selbst nicht viele zu erzählen aber ich habe eine gute von meinem Vater:

Er war mit seinem Schützling Ron Reese unterwegs. Ron fuhr und Dad schlief etwas. Ein paar *Grobiane* schnitten ihnen den Weg ab. Ron zeigte ihnen den Dicken und die Jungs gaben ihm zu verstehen anzuhalten. Mein Vater wachte auf, fragte was los war und Ron erklärte die Situation. Sie fuhren weiter bis sie das Auto der Anderen nicht mehr sahen und eine gute Stunde später hielten sie an einer Raststelle.
15 Minuten später traf das Auto an diesem Rastplatz ein. Vier Typen stiegen aus und gingen auf Dads Auto zu. Als Ron ausstieg sahen die Jungs wie groß er war, sie hielten inne und starrten einander an. Als dann Dad ebenfalls aus dem Auto stieg, drehten sie sich um, stiegen in ihr Auto und fuhren davon wie vom Teufel gejagt.

WF: Wir danken für Deine Zeit und wünschen Dir alles gute, evtl. sieht man sich?!

SS: Danke für das Interview! Hoffentlich darf ich schon bald in Deutschland auftreten! Guckt Euch Reality of Wrestling an!!

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