Corvus im WrestlingFever.de Interview (25.12.2014)

WF: Vielen Dank für die Zusage zu diesem Interview, im Internet findet man kaum etwas zu Corvus – Gibst Du ungern Interviews?

Corvus: Vielen Dank für die Anfrage WrestlingFever! Nun, ich bin mir nicht ganz sicher warum, aber ich liebe es Interviews zu geben.

Ich denke das jeder Pro Wrestler es liebt sich over zu bringen und über sich selbst zu reden;-). Vielleicht liegt es an der Sprachbarriere. Eventuell denken die Leute dass ich kein deutsch sprechen kann, dabei kann ich viel besser Deutsch reden als schreiben. Zu meiner Online Präsenz….Ich versuche auch da eine Trennung zwischen dem Privatleben und der Dasein eines Pro Wrestlers zu vollziehen. Ich habe keine Fan- oder Homepage, ich nutze einen Facebook-Account und wenn die Fans mir eine Freundschaftsanfrage schicken, nehme ich diese nicht an. Nur aus dem Grund weil Facebook nur für meine Familie und Freunde ist, nicht weil ich so ein Arschloch bin ;-). Das ist einer der Gründe warum ich begann Videos bei Youtube hochzuladen. Das Konzept von „Kiss n tell with Corvus and friends“ war Leute zu erreichen, damit die auch ein bisschen mehr von mir mitbekommen, eine Dokumentation meiner Reisen und Leute die ich traf.

WF: Wie bist Du zu dem Namen Corvus gekommen?

Corvus: Das ist eine sehr gute Frage! Ich denke, wie jeder Wrestler überlegt man sich einen Namen den man wählen würde wenn man Pro Wrestler werden sollte. Als ich aufwuchs war ich ein riesiger Fan des Films „The Crow“ mit Brandon Lee. Meine Favoriten damals waren Raven und Sting (besonders zu seiner Crow Ära). Ich hatte also schon immer eine Faszination für die dunkleren Charakter im Wrestling was Ihr nicht erwarten würdet wenn Ihr mich jetzt so seht.

Der Name Corvus kam mir eines Tages im Jahr 1999 (Ich werde diesen Tag nie vergessen und es tut nicht weh, ein wirklich gutes Gedächtnis zu haben) in den Sinn. Ich saß gerade im Spanischunterricht in der Schule in Chicago und tagträumte von einem Namen. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei Triple A bereits einen Wrestler, der sich selbst „Cuervo“ (Krähe auf Spanisch) nannte.

Natürlich wollte ich mich dann nicht „The Crow“ nennen und blätterte in einem Wörterbuch nach den Definitionen von „Rabe“ und „Krähe“. Ich fand heraus das beide in der Vogelwelt miteinander verwandt sind. Wie jedes Pflanze und jedes Tier haben sie Derivate in Lateinamerika und einen wissenschaftlicher Namen. Der wissenschaftliche Name für den Raben ist Corvus; ich habe das „v“ gegen ein großes „V“ getauscht, um es ein bisschen zu verändern. So wurde kam „CorVus“ zu Stande. Seit 1999 versprach ich mir selbst, dass wenn ich jemals Pro Wrestler werden würde genau diesen Namen zu nehmen, ich werde nie die Idee vergessen die hinter der Wahl steckt.

WF: Ist Dir bekannt, dass Du nicht der einzige aktive „Corvus“ bist? In Kalifornien gibt es seit 2008 einen gleichnamigen Wrestler.

Corvus: Ja, es gibt tatsächlich zwei Wrestler aus den USA, die Variationen des Namens Corvus verwenden. Ich checkte ihre Sachen auf youtube und der Charakter den sie darstellen, ist eigentlich das was ich mir gewünscht hätte und ursprünglich machen wollte, aber schließlich erkannte ich die Zeichen der Zeit. Ich änderte einiges, so dass ich zu dem wurde was jetzt die meisten Leute kennen und sehen. Deshalb habe ich das große „V“ im Namen hinzugefügt und nutze manchmal den Beinamen „The Romantic Egotist“ Moniker, um mich von den beiden anderen Wrestlern zu unterscheiden. Es ist lustig, wie die Dinge funktionieren.

WF: Du hast tatsächlich Dein Handwerk in den USA erlernt. Erinnerst Du Dich an Deine ersten Trainingsstunden und evtl. auch Dein erstes Match?

Corvus: Ich gebe Euch eine sehr ausführliche Antwort auf die Frage! Wie Ihr vielleicht wisst wurde ich in Chicago geboren und bin dort aufgewachsen, ich verfolgte damals alles an Wrestling was mir in die Finger kam. In den USA haben die meisten Städte eine Art von öffentlich zugänglichen Fernsehsendern, ähnlich wie bei den Regionalsendern in Deutschland. In einem dieser öffentlich zugänglichen Kanäle strahlten sie WCPW (Windy City Pro Wrestling) aus, eine lokale Promotion, die ihren größten Erfolg in den 1980er Jahren in der Region Chicago hatte. WCPW hatte mal, nur um Euch eine Geschichtsstunde zu geben, Paul Heyman zum Booker als er Mitte der 80er seinen Einstieg feierte.

Die WCPW Shows die ich verfolgte, hatte Wrestler wie Christopher Daniels (der bei der WCPW gestartet) und sogar Ace Steel, der auch bei der WCPW begann. Kerle, die später sehr erfolgreich wurden, wurden auch Trainer bei der WCPW oder im Falle von Ace Steel zusammen mit Danny Dominion (der ebenfalls bei WCPW begann) eröffneten zuletzt ihre eigene Wrestlingschule und trainierten Leute wie CM Punk und Colt Cabana. Während der Shows strahlten sie immer wieder Werbespots für die Wrestlingschule aus. Wenn man jung ist und Pro Wrestler werden möchte, hat man keine Ahnung wie man das beginnen kann.

Bevor ich Kontakt zum Internet bekam sah ich diese Spots und entschloss im Alter von 18 Jahren mich bei dieser Schule einzuschreiben. Mein Bruder (nicht blutsverwandt, aber ich wuchs zusammen mit ihm auf) schrieb sich im November 2003 ein, ich begleitete ihn als er sich bei der WCPW anmeldete. Ich begann im Herbst 2003 mit dem College. Ich musste Geld sparen um die Wrestlingschule zahlen zu können (sie kostete 2500 Dollar und 40 Euro monatlich für das Zugticket). Mit etwas von dem Geld, das eigentlich für meine Ausbildung sein sollte, zahlte ich meine Kaution in Höhe von 500 Dollar. Ich begann mit der Schule offiziell im Sommer 2004. Da mein Bruder war bereits vor mir begann, ließ er mich wissen was zu erwarten ist und als der erste Trainingstag kam, hatte ich schon meine Ringerschuhe, Knieschützer und Ellbogenschützer gekauft! Als ich aufwuchs hätte ich mich nicht als athletische Person bezeichnet. Ich mochte keine traditionellen Sportarten neben dem Wrestling, ich spielte Fußball, war sogar in einem Team, aber ich mochte das nicht. Ich lebte in einem Ghetto in Southwest Chicago, die Kids dort spielten entweder Fußball oder Basketball. Wenn man Freunde finden wollte, hatte man keine andere Wahl;-)

An dem ersten Tag in der Wrestlingschule machte ich mit meiner Gear einen guten Eindruck, aber ich war nicht auf das Konditions- und Cardiotraining vorbereitet! Die Schule hatte eine Regel, sie ließ dich nicht in den Ring bevor die Trainer dich für bereithielten, bis die Aufwärmübungen inklusive Lock Ups und Chain Wrestling klappten. Dann schließlich durfte man in den Ring um bumpen usw zu lernen. Weil ich aber in kompletter Gear ankam, ließen sie mich am ersten Tag alles machen, ich hatte sogar ein Übungsmatch. Das Training war wirklich hart, und das Ziel der Schule war es Leute herauszufiltern, die es vom ersten Tag an nicht ernst gemeint haben, das Ziel war es Leute zu plätten, wenn möglich sogar zum aufgeben zu bringen 😉

Mein Trainer war Steve Boz (der entweder von Christopher Daniels oder Ace Steel trainiert wurde, bin mir nicht sicher). Er verstand sich gut mit Jim Cornette und damals als Jim für die WWE arbeitete, brauchten sie immer mal wieder Lokalmatadore für ihre Shows wenn sie nach Chicago kamen. Es war noch nicht mal ein Try Out, man wrestlete für die WWE, aber das war es dann auch schon. Mein Trainer hatte viele Dark Matches, trat beispielsweise bei Shotgun Saturday Night und Sunday Night Heat auf. Als ich anfing könnt Ihr Euch bestimmt gut vorstellen wie sehr mich das beeindruckte. Später wurde mein Bruder einer der Cheftrainer und er nahm mich richtig ran. Mein erstes Match war eine Battle Royal und das ist einer der Hauptgründe warum ich ihn jetzt so sehr hasse.

Als Rookie wird man fast ausschließlich in Battle Royals gesteckt, für viele war das ihr erstes Match. Wie in jeder klassischen Battle kassieren die Rookies ordentlich Chops ;-). 2006 oder 2007 verließen mein Bruder und viele Freunde aufgrund von Differenzen im Kreativbereich die WCPW, ich folgte ihnen. An was ich mich aus den ersten Tagen erinnere sind die Menschen die traf, die gute Freunde wurden. Das ist bis heute so. Eine Menge Leute kamen durch diese Türen und begannen in der gleichen Klasse wie ich oder kamen später dazu. Samuray del Sol (jetzt Kalisto in NXT) beispielsweise startete kurz nach mir bei der WCPW. Auch Ivelisse Velez kam aus Puerto Rico nach Chicago, es ist toll zu sehen wie gut es jetzt bei ihnen läuft.

WF: Wer oder was haben Dich dazu bewegt Wrestler zu werden?

CorVus: Ich wuchs mit dem Schauen von Wrestling auf. Mein Vater war ein großer Fan, meine Mutter erzählte mir eine Geschichte als sie von Mexiko in die USA zogen. Daddy nahm sie mit in eine Bar, in der Wrestling gezeigt wurde. Sie erinnert sich an die Story weil sie zu dem Zeitpunkt bereits mit mir schwanger war. Ich schätze alles begann dann und dort. Da mein Vater aus Mexiko kam, beobachtete er AAA und CMLL, aber als er in die Vereinigten Staaten kam, machte er sich mit der WWE und der NWA vertraut und wurde ein großer Fan von WCCW. Damals kosteten die VHS Videorecorder noch jede Menge, aber er kaufte ein Gerät um Wrestlingvideos aufzuzeichnen.

Ich übernahm diese Art und als mein Interesse wuchs Kassetten zu tauschen (Ich war ein riesiger Comic- und Wrestlingnerd), fing ich 1996 an ECW zu gucken. Dort entdeckte ich zum allerersten Mal Raven, wie ich bereits vorher erwähnte einer der Hauptgründe Wrestler werden zu wollen. Mein Vater nahm mich mit zu den Wrestling Shows, meistens zur WCW weil die in der Stadt veranstaltete, während die WWE meistens circa 1 Autostunde entfernt von Chicago die Shows abhielt. Während einer WCW Show die ich mit meinem Vater im UIC Pavilion in Chicago besuchte (ich glaube es war der PPV Chi-Town Rumble), erzählte er mir eine Geschichte. Während eines Ric Flair vs Ricky Steamboat Matches sagte ich zu ihm: “Wenn ich groß bin möchte ich auch Pro Wrestler werden!“ Ich war damals 4 oder 5 Jahre alt.Irgendwo zu Hause auf dem Dachboden haben ich noch viele Kisten mit Aufzeichnungen (Ich nahm bis 2003 so ziemlich alles auf). Als meine Eltern zum tausendsten Male hörten das ich Pro Wrestler werden möchte, war es keine Überraschung das ich mich tatsächlich bei einer Wrestling Schule anmeldete.

WF: Bist Du jemals auf eines Deiner Idol, Vorbilder getroffen?

CorVus: Ja wie bereits erwähnt war ich ein großer Fan von Sting und Raven. Im Zeitraum von 1997 bis 1999 würde die WCW regelmäßig nach Chicago kommen und Autogrammstunden zum Ticketverkaufstart abhalten. Allerdings kamen sie immer an den Wochentagen und morgens, was bedeutete das ich eigentlich in der Schule hätte sein müssen. Glücklicherweise unterstützte meine Mutter die Besessenheit vom Wrestling, ließ mich die Schule ausfallen und sorgte dafür das ich 1998 einen meiner Helden treffen konnte: Sting. Als ich anfing gab die GHW den Schülern die Chance an einem Seminar mit Raven teilzunehmen. Währenddessen fragte er die Teilnehmer wer sie denn inspiriert hätte selber Wrestler zu werden. Jeder gab seine Antwort und nun war der Moment gekommen ihm die Wahrheit zu sagen. Während er Show kam er zu mir und bedankte sich. Ich habe meinen Helden getroffen, stieg sogar zu ihm in den Ring und nahm ihn in einen Side Headlock. Das ist etwas was ich nie vergessen werde!

WF: Die GSW und das „Courage“ Projekt waren auch Stationen Deiner Karriere. Wie hast Du diese Zeit wahrgenommen, das Projekt Courage, die Zusammenarbeit mit Sitoci & Colen?

CorVus: Bevor ich über die GSW und das Courage Konzept berichte, möchte ich erzählen wie es zu dem Stable „The Tremendables“ kam. Nach dem Ende der Story mit TJ hing ich etwas in der Schwebe und musste mich selbst zusammen reißen um wieder hoch zu kommen. Die Menschen hinter den Kulissen von GSW wussten das ich eine Promo geschnitten bekam und von diesem Punkt startete ich das „The Romantic Egotist“ Gimmick. Parallel dazu wurde Sitoci in die Main Spots gepusht als er eine Storyline mit Steve Corino bei International Impact begann. Es wurde mehr oder weniger angesprochen das Emil und ich zusammen geführt werden sollen, wegen den Ähnlichkeiten unserer Gimmicks. Zu dem Zeitpunkt kannten Emil und ich uns schon etwas und mir kamen immer bestens miteinander aus. Wir hatten eine Promo zusammen, Emil nahm mich unter seine Fittiche und ein neues Team wurde geboren. Wir hatten eine gemeinsame Chemie und machten uns Gedanken über unsere Zukunft, unsere Zusammenarbeit als Team.

Als diese Diskussionen fanden vor dem Start von GSW Courage statt. Es wurde beschlossen das wir einen Vollstrecker gebrauchen können, zu diesem Zeitpunkt hatte man für Colen keine konkreten Pläne. Er wurde dem Mix hinzugefügt, wir wurden ein Stable und diese Kombination war fantastisch. Es ist lustig weil viele Leute uns gar nicht auf der Scheibe haben wenn sie über Teams oder Stables nachdenken. Als ich über das Konzept hörte war ich wirklich aufgeregt, aber ich wusste auch das sie mich nicht wirklich als Hauptteil der Show einsetzen würden. Ich denke das das Konzept der “ Tremendables“ eine Überraschung für die GSW war. Glaube nicht das sie erwartet haben das wir so gut auf der Comedy Schiene fahren werden.

Auch wenn ich in keiner hohen Position war, wollte ich meinen Wert beweisen, obwohl ich es nicht in die Main Events schaffte konnte ich die Leute unterhalten und etwas völlig anderes zeigen. Nach den ersten Tapings bekamen wir grandioses Feedback und der GSW wurde bewusst das sie etwas hochwertigeres als zuerst erwartet in den Händen hielt. Für mich war es an der Zeit zu beweisen das ich in die Tapings gehöre. Ich bin vielleicht nicht der klassische „Catch as Catch can“ Wrestler, aber ich spürte das ich meinen Teil beitragen konnte. Wir hatten einen großen Input und besonders Emil und ich zündeten in unseren Promos ein Feuerwerk an Ideen. In dieser Spontanität kamen wir auf den Namen des Teams und auch auf den Ringnamen des österreichischen Wolverine Chris Colen. Das gute Umfeld war wirklich kreativ und bis heute Fragen mich die Fans nach Courage. Das macht mich sehr glücklich weil wir hart arbeiteten und wenn die Fans sich nach so langer Zeit daran erinnern ist das schön. In der heutigen Zeit sehr schwierig, weil die Fans oft Stories oder sogar Wrestler vergessen.

WF: Wie entstand die Idee zu „One And A Half Men“ und wie oft werden Scherze über Deine Größe gemacht?

Corvus: Das ist eine interessante Frage, weil es mir nämlich noch nicht passiert ist. Viele Kerle sind ähnlich groß wie ich, daher war das nie ein Thema. Wenn was kam waren das Sachen über das in Form bleiben und nicht größer werden, aber ohne Bezug auf die Körperlänge. Verstehe ich, Wrestling ist eben ein „Cosmetic Business“. Du musst wie ein Athlet aussehen oder zumindest etwas haben womit du aus der Masse heraus ragst. Was mir an Länge fehlte, glich ich mit meiner überspitzen Persönlichkeit und meiner Gear aus. Der Name „One and A Half Men“ kam von Michael Kovac in der Umkleidekabine. Ich dachte es war sehr lustig, weil es sinnvoll. Chris Colen ist der „Bad Ass“ und ich war sein Scherge. Ein Konzept was im klassischen Wrestling immer gut ankam. Ich hatte nie Angst einen Esel aus mir zu machen wenn es bedeutet das die Leute unterhalten werden!

WF: Verfolgst Du die Wrestlingszene in Deutschland? Ganz aktuell ist die wXw in aller Munde, da sie viele Wrestler fest an sich gebunden hat…

CorVus: Ich glaube 2014 ist eine gute Zeit um ein Wrestling-Fan zu sein! Es gibt die Situation das die Leute in der Indy Szene ihren Lebensunterhalt verdienen, entweder in Vollzeit oder in einigen Fällen auch durch einen Zusatzjob. Als ich 2007 das erste Mal nach Deutschland kam wurde vielleicht einmal im Monat Promotion gemacht und jetzt im schnellen Vorlauf zu 2014, hat man die Möglichkeit jede Woche an einer Show teilzunehmen. Gut, Quantität ist nicht gleich Qualität. Mit jedem Guten kommt auch etwas schlechtes, diesen Aspekt sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

Nach den Vorstellungen der Leute in der Wrestlingindustrie, was aus dem Business werden soll, das es ernst genommen werden soll, kann ich diesen Gedanken total verstehen. Es ist mir klar, dass in Deutschland die wXw die klare Nummer eins ist, vor allem wenn man auf die pure Anzahl der Shows und die Einnahmen blickt. Das ist die Wahrheit. Ich bin ein Freelancer aus tiefstem Herzen, sogar im privaten Leben. Für die meiste Zeit meines Erwachsenendaseins war ich als Freelancer im Wrestling tätig. Der wertvollste Hinweis den man am Anfang erhält ist es, so viele Matches wie möglich zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln. Das ist richtig schwierig zu erreichen wenn man bei einer Promotion ist die nur ein paar Shows im Jahr veranstaltet.

Das mal im Vergleich zu anderen Ligen multipliziert ergibt das du 12 Matches pro Jahr wrestlest, wirklich nicht viel. Es sei denn du lebst in den UK wo man in den Sommercamps praktisch jeden Tag ein Match haben kann. In Deutschland ist es schwierig das zu erreichen wenn man da starten will, egal ob du ein etablierter Wrestler bist oder nicht. Aber ich verstehe, die Leute müssen irgendwo anfangen und so viele Matches wie möglich haben. Das Problem ist wenn man in einer Promotion feststeckt und immer und immer wieder mit den gleichen Leuten arbeitet. Das wird dir nicht sonderlich helfen, Du verbesserst dich nur wenn Du gegen Leute antrittst, die mehr drauf haben als du selbst. Nun stell dir vor, wenn du einige der talentiertesten Menschen fest an einem Ort zu haben! Das ist der Punkt den ich verdeutlichen will. Ich denke das die wXw Verträge anbietet ist eine tolle Sache, vor allem für Beginner. All die neuen Students die das Dojo verlassen haben trainieren ganz anders als die, mit denen ich zu tun hatte als ich 2008 mit dem Training in Deutschland begann.

Du hast zu Beginn wahrscheinlich die Möglichkeit eine festgesetzte Anzahl an Matches pro Jahr zu absolvieren was das Hauptziel eines Wrestlers ist, soviel wie nur irgendwie möglich anzutreten. Diese Garantie finde ich klasse, wenn die wXw das Finazielle auch noch regelt wird es eine große Motivation für Wrestler anderer Promotions sein, weiter hart zu arbeiten und so eventuell auch einen Vertrag oder ein Try Out zu bekommen. Aber jeder hat irgendwo anfangen, höchste Priorität ist es Erfahrungen zu sammeln, sich anzustrengen, bei einer seriösen Promotion unterzukommen und nicht auf einem Level stehen zu bleiben, sondern zu wachsen.

WF: Wie entstand der Pornodarsteller, der romantische Egotist – Reines Wunschdenken oder eine Idee eines kreativen Kopfes?

CorVus: Das gesamte Konzept des romantischen Egotist und alles, was ich in Promos sage oder mit mir zu tun hat, kommt aus meinem Kopf. Ich habe verschiedene Inspirationsquellen, an einen Pornostar wurde anfangs gar nicht gedacht. Ich wollte halt was ganz anderes machen. Jeder mag es einer der „Bad Asses“ im Wrestling zu sein, als ich bei der GSW als Heel anfing wollte ich dem Publikum was anderes präsentieren. Du kannst einfach nicht das gleiche Zeug Match für Match durchziehen.

Ich habe kein Problem mich selber zum Affen zu machen wenn ich dabei denke das es die Leute unterhält. Vor lange Zeit hatten wir in Chicago am Ende der Trainingseinheiten die Möglichkeit noch weitere Dinge auszuprobieren. Aus irgendeinem Grund fingen wir bei diesen Übungen an lustige Geräusche zu verkaufen, aber nur aus Spaß. Ich bin ein großer Simpsons Fan. In der englischen Version schreit Homer immer sehr schrill wenn er sich ärgert oder ihm etwas weh tut. So kam ich auf die Idee diese Schreie in meinen Matches zu verwenden. Ich dachte das wäre wirklich lustig, wenn das jemand im Match macht. So speicherte ich die Idee für Jahre bis ich mich schließlich wieder daran erinnerte.

Der romantische Egotist kam, wie ich schon sagte, von meinem Lieblingsautor, F. Scott Fitzgerald aus seinem ersten Buch „This Side of Paradise“. Es ist der Titel des ersten Kapitels. Der Schnurrbart kam von meinem Daddy, fast alle Mexikaner haben einen;-). Er trug ihn jahrelang und als ich ihn sah dachte ich mir das es genau der richtige Look ist um es an die Spitze zu schaffen. Ich bin den Promotern sehr dankbar das sie mir vertrauten und mich machen ließen wie ich wollte. Es ist genau das Gegenteil von dem wie ich wirklich bin und genau deshalb macht es mir so viel Spaß.

WF: Wenn ich behaupte das dieses Gimmick absolut angenommen wurde, würdest Du mir da zustimmen? War dieses Charakter-Update Deine Idee?

CorVus: Ich habe einen Theaterbackground und spielte in den USA in mehreren Stücken auf dem College und in der Highschool. Ich glaube das ist sehr hilfreich wenn man im Wrestling einen Charakter verkaufen möchte den die Leute genießen sollen. Ich fühlte mich immer gut wenn ich vor Leuten performen kann.

Als ich bei der GSW anfing war mein Charakter der des üblichen „Good Guys“. Das war wohl der Grund warum die Crowd mich in der Story mit Seeman und TJ ausbuhten. Markus war ein Internet-Liebling, er sollte den Heel spielen aber die Leute akzeptierten das nicht. Sie buhten uns aus, es war Zeit etwas zu ändern und das Gimmick des Romantic Egoists wurde offiziell geboren. Die Fans liebten das Gimmick und ich dachte dauernd nach wie ich es verbessern könnte. Wie der Charakter jetzt ist steht mehr mit dem im Einklang mit dem der ich wirklich bin. Alles, was mit meinem Charakter und meiner Wrestling Gear beispielsweise zu tun hat, ist meine Idee.

WF: Unvergessen sind zahlreiche Segmente mit Dir und beispielsweise Farmer Joe. Du scheinst ein gutes Gefühl für Comedy zu haben. Gibt es da Vorbilder, Comedians die Du gerne siehst?

CorVus: Ich weiß nicht ob ich mich selbst als einen lustigen Kerl bezeichnen würde.
Ich liebe die amerikanische Serie „The Office“ und sogar die deutsche Version „Stromberg“. Das ist die Art von Humor, die ich mag und versuche in meine Arbeit einzubeziehen wann immer es geht. Ich wuchs in einer schlimmen Ecke Chicagos auf, man musste es mit Humor nehmen um zu überleben. Aber ich kann nicht sagen, dass ich irgendwelche Vorbilder hatte. Ich sah eine Menge von Adrian Street und Adrian Adonis, vor allem als ich die GSW Courage Tapings hatte.

WF: Du bist nun schon einige Jahre aktiv. Gibt es ein persönliches Highlight Deiner Karriere?

CorVus: Ich habe ne Menge Momente im Wrestling die ich sehr genoß. Ich habe zwar kein Favourite Match, aber jede Menge persönlicher Momente. Hier die Highlights:

1-GSW Night In Motion XIII (30.8.2008) GSW Rookies Cup
2-GSW Unstoppable (27.9.2008) Steve Douglas vs CorVus
3-GSW Southern Conflict (18.7.2009) Thumbtack Jack vs CorVus
4-GSW Michelstadt Mayhem (22.8.2009) Bad Bones vs CorVus

WF: Gab es jemals die Idee dich als maskierten Mexikaner auftreten zu lassen? Ich beziehe diese Frage auf Deine Größe, den Stil etc.

CorVus: Die Idee kam nie zu mir heran. Ich wäre auch dagegen, zu klischeehaft. Außerdem war ich noch nie der typische Highflyer.

WF: Unsere Leser lieben lustige (Road)Storys – Kannst Du uns eine erzählen?

CorVus: Was „on the road“ passiert bleibt auch „on the road“! Aber ich kann euch eine Geschichte aus dem Ring erzählen. Vor ein paar Jahren (wahrscheinlich 2008) reisten wir (Farmer Joe, Bernd Föhr und ich) regelmäßig zu den Dojo Shows nach Krefeld. War immer lustig, einmal hatte ich ein Tag Team Match mit Aaron Insane gegen Tom Tremonia und Farmer Joe. Aus irgendeinem Grund hielt ich Triple Hs „R U ready“ Promo vor dme Match ab, Joe und Tom sprachen vor uns. Nach meiner Promo hielt ich inne…“Hey der Typ in der ersten Reihe sieht aus wie Santa Claus! Let’s get ready to…“. Nach dem Match sagte mir Markus Seeman im Locker Room das es der Vater von Aaron Insane war!!! Ich fühlte mich wie das letzte Arschloch und entschuldigte mich bei Aaron;-)

WF: Nehmen wir an Du darfst Dein Traummatch booken – Wie würde das aussehen?

CorVus: Ohne jede Frage, Raven (95/96) gegen CorVus! Ergebnis egal! So lange er das Ravens Nest und Beulah Beulah McGillicutty mitbringt.

WF: Wir danken für Deine Zeit und wünschen alles Gute!

CorVus: Danke WrestlingFever – Danke Deutschland!

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