Icarus im WrestlingFever.de Interview (Deutsch, 25.05.2017)

WF: Vielen Dank für Deine Bereitschaft, dieses Interview mit uns zu führen..

I: Danke für Eure Anfrage.

WF: Du stammst aus Ungarn und bist uns im deutschsprachigen Bereich in den letzten Monaten extrem aufgefallen. Gerade in den letzten 2 Jahren hat man Dich oft bei uns (GWF / GWP) gesehen. Wie würdest Du die Szene in Ungarn beschreiben?

I: Ja. In den letzten 2 Jahren war ich oft in Deutschland und kann sagen dass es zu einem zweiten Zuhause geworden ist. Ich liebe es dort zu wrestlen.
Pro Wrestling war in den 30ern und 40ern eine große Sache in Ungarn und dann verbannten die Regime es aus dem Land. Die HCW (Hungarian Championship Wrestling) versucht seit 2010 dieses Erbe neu zu beleben. Wir haben 6-8 Shows im Jahr und viele kleinere Auftritte vor 300-700 Fans in unserer Hauptstadt Budapest. Es wird größer und größer. Ihr könnt Euch gern auf unserer Facebook-Seite oder unserem Youtube-Kanal  über Shows, Matches und alles Mögliche informieren.

WF: Konntest Du Dir etwas von Deutschland ansehen, hast Du evtl. sogar besondere Erinnerungen?

I: Ja ich hatte letztes Jahr einen tollen Trip durch Berlin als ich das erste Mal bei der GWF war. Ich habe auch einiges von Hamburg und Schwabach gesehen. Ich liebe Geschichte und Architektur, das heißt wenn ich die Gelegenheit habe, nutze ich sie. Es ist jedes Mal der reinste Spaß in Deutschland zu sein. Ich liebe es mit den Jungs zu arbeiten und die Fans würdigen alles was ich im Ring tue und daher gebe ich Ihnen immer mein Bestes.

WF: Über Dich ist leider nicht soviel bekannt und es freut uns, Dich den Fans durch dieses Interview etwas näher vorstellen zu dürfen. Bis Du Dein erstes Match bestritten hast, musstest Du sicherlich auch das Handwerk erlernen, wo begann Dein Weg ?

I: Mein erster Trainer war Gabriel Angelfyre sowie Tengkwa aus Holland. Sie halfen mir bei meinen ersten Schritten. Dann nahm Tommy End (oder jetzt bei WWE Aleister Black) Dover (mein Tag Team Partner) und mich unter seine Fittiche. Wir trainierten mit ihm mehr als 2 Jahre und er gab uns die perfekte Anleitung um unseren Weg in diesem Business zu finden. Wir hatten auch einige großartige Seminare mit Sami Zayn, Nigel McGuinness, Matt Cross, Gangrel, Tom Prichard, Paul Tracey und vielen mehr.

WF: Wie bist Du denn zum Pro Wrestling gekommen ?

I: Nun ja, Dover und ich waren etwas 10-12 Jahre alt als wir das erste *WWF SmackDown* Spiel auf der PlayStation spielten und wurden von dieser ganzen Welt hypnotisiert. Wir sprangen ins Internet und sammelten alle Informationen die wir finden konnten. All die Aktionen und Charaktere waren so unglaublich für uns und gleichzeitig so real. Wir wussten sofort das es uns vorherbestimmt war dem ungarischen Pro Wrestling neues Leben zu schenken und die ungarische Flagge auf unseren Schulter in das Business zu tragen.

WF: Was war letztendlich ausschlaggebend für Dich, es selbst zu versuchen und dann Pro-Wrestler zu werden?

I: Ganz einfach, wir wollten es mehr als alles andere. Wir wollen das immer noch. Das ist unser Leben, jeder einzelne Schritt den wir gehen ist für unsere Karriere in diesem Geschäft.

WF: War es immer Dein Ziel, Highflyer zu sein?

I: Ich würde nicht sagen das ich ein typischer Highflyer bin. Ich habe ein paar highflying Aktionen, bin aber eher für Schlagabtausch und technisches Wrestling. Ich mag es sehr in dieser Kunst Fuß zu fassen und im Ring Magie zu verbreiten, egal wer mein Gegner auch sein mag.

WF: Du bist gut tattoowiert, gibt es zu den Tattoowierungen evtl. die ein oder andere Geschichte / Bedeutung, die Du mit den Fans teilen möchtest?

I: Jeder meiner Tattoos wurde von mir geplant und auch kreiert. Mein linker Arm ist ein traditionelles japanisches Motiv aber die Verarbeitung und das Design sind individuell gestaltet und stehen für *die Farben des Lebens* und *die Stimmung um mich herum*. Mein rechter Arm ist eher eine Sammlung von Symbolen für Gefühle, Ideen und Ziele. Jedes Design macht mich stärker und besser.

WF: Du hattest auch mal richtig lange Haare, welche zusätzlich für einen einzigartigen Look sorgte. Warum hast Du Dich davon getrennt ?

I: Ja ich hatte 14 Jahre lang lange Haare. Verdammt waren die schwer zu Schluss. Meine Dreadlocks berührten meine Knie, quasi die Definition von langem Haar, haha. Verloren habe ich es in einem *Hair vs. Hair* Match in der HCW 2016. Das könnt Ihr Euch sogar bei Youtube ansehen (Day of Glory Highlights). Es gab Leute die während der Rasur in der Show geweint haben. Es war sehr emotional, hat mich wirklich verändert und sicherlich auch zu einer anderen Kreatur werden lassen.

WF: War oder wäre eine Maske eine Option für Icarus?

I: Niemals, aber ich mag die Tradition der lucha/japanischen Masken.

WF: Viele Talente träumen davon hauptberuflich bei einer großen Promotion zu arbeiten, wäre es Dein Ziel über den großen Teich zu reisen oder ist die Indyszene genau Dein Ding?

I: Ja, ich möchte wirklich für die WWE arbeiten. Das ist mein ultimatives Ziel und ich glaube das sich meine harte Arbeit irgendwann auszahlt. Mit Leidenschaft und Herzblut kann man alles erreichen.

WF: Was machst Du, wenn Du nicht im Ring stehst?

I: Ich bin Techniker bei einem großen Imperium für Stimmenüberlagerung und Synchronisierung. Ich hab schon immer für Medien gearbeitet (einer meiner Abschlüsse ist in der Medienbranche) und versucht das mit Pro Wrestling zu verbinden. Es stellt sich heraus das es machbar ist. Ich bin auch Videobearbeiter und Grafik-Junge für die HCW und auch oft für andere Promotions.

WF: Gibt es so etwas wie DEN Traumgegner ?

I: Zur Zeit gibt es eine sehr große Anzahl an tollen Wrestlern. Will Ospreay, Ricochet, Marty Scurll, Ryan Smile, Mark Haskins aber mehr noch Lucky Kid, Senza Volto, Kris Jokic. Nitro ist auch großartig. Ich könnte die Liste fortfahren und sie würde kein Ende nehmen.

WF: Du hast in Ungarn einen Hardcore Titel gehalten, ist denn „Hardcore“ noch so wie zu ECW, CZW Zeiten und liegt der dieser Hardcore (und Ultraviolant) Stil?

I: Ich war der erste HCW Champion, habe aber bisher nie den Hardcore oder Tag Team Titel gehalten. HCW hat eine Hardcore Gimmick Show namens *Bloody November* wo alles freigesetzt wird. Ich hatte ein paar fiese Deathmatches und brutale Hardcore-Einsätze aber ich bin kein großer Fan davon. Ich meine, ab und an lässt sich damit arbeiten aber ich bevorzuge es im Ring Kunst zu schaffen, ohne Waffen und Blut.

WF: Wir danken für Deine Zeit, alles erdenklich gute!

I: Dankeschön!
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