WF: Vielen Dank für die Zusage zu diesem Interview, aktuell scheinst Du wirklich eingespannt zu sein…
MG: Das bin ich tatsächlich. Auch, wenn ich mit dem Studium seit diesem Jahr fertig bin, hat sich am stressigen Alltag nichts geändert, da heißt es dann Prioritäten setzen und viel Schlaf gibt es auch nicht. Unter der Woche gehe ich ganz normal der Arbeit nach und habe auch immer noch Seminare. Danach geht es dann zum Workout und abends falle ich dann tot ins Bett, nur um am Wochenende quer durch Deutschland zu fahren und im Ring zu stehen. Das klingt zwar sehr nach Stress und ist auch unfassbar anstrengend, aber es ist einfach ein unglaublich tolles Gefühl zu wissen, sich seinen Kindheitstraum erfüllt zu haben.
WF: Du bist schon einige Jahre aktiv, so kennen Dich viele noch als „Kat Deluxe“ die mit einem Track von Kitty Kat zum Ring kam.
MG: Ich sehe im Nachhinein „Kat Deluxe“ als eine Art Experiment, ich wollte damals einfach eine komplett neue Richtung einschlagen, nachdem ich zuvor ja auch schon unter dem Namen „Faith“ angetreten bin, was eher in Richtung „Emo“ ging. Es hat mir auch wirklich Spaß gemacht als Kat Deluxe anzutreten, allerdings bin ich dann am Ende des Tages doch lieber ich selbst. Dennoch höre ich immer noch ganz gern Kitty Kat und auch anderen deutschen Hip Hop. Generell habe ich aber, was Musik betrifft, keine speziellen Vorlieben oder Lieblingskünstler. Ich höre einfach, was gerade zu meiner Stimmung passt und mir gefällt.
WF: Inzwischen gibt es in Deutschland leider wenige weibliche Wrestlerinnen – Du bist eine von wenigen. Kannst Du Dir erklären woran das liegt?
MG: Das Wrestling in Deutschland hat ja generell keinen allzu guten Ruf bzw. keinen leichten Stand, zumindest war das lange Zeit so. Die wXw setzt momentan alles daran, dies zu ändern, weshalb ich froh bin ein Teil davon zu sein. Der Ruf von Ladies Wrestling hinkt der Entwicklung jedoch meiner Meinung nach noch hinterher, weshalb ich mir gut vorstellen kann, dass sich viele Mädels vielleicht zutrauen würden in den Ring zu steigen, aber einfach eingeschüchtert sind. Generell gilt, dass Wrestling natürlich etwas ist, was man nicht nebenher machen kann. Entweder man ist drin oder man ist draußen, etwas dazwischen gibt es nicht. Vielleicht sind viele Mädels (aber auch Jungs) einfach nicht bereit so viel dafür zu opfern und aufzugeben. Aber wenn es leicht wäre, würde es ja jede(r) machen.
WF: Es gibt nach wie vor weibliche Trainees im wXw Dojo, sodass wir positiv in die Zukunft blicken können, mit Svetlana hat ein großes Talent ihre Stiefel an die Nagel gehängt. Wie erinnerst Du Dich an Deine Kollegin, Freundin und erbitterte Rivalin?
MG: Es ist natürlich vorrangig schade, da Frauennachwuchs gerade in Deutschland eher spärlich gesät ist. Vor allem, wenn man es gerade geschafft hat, sich eine Basis zu erarbeiten, ist der Rücktritt natürlich noch bitterer. Trotzdem kann ich solche Entscheidungen aus den verschiedensten Gründen absolut nachvollziehen. Es war definitiv ein hartes Stück Arbeit, aber ich denke Svetlana und ich haben es doch zumindest geschafft den ersten Schritt zu gehen, um Ladieswrestling gerade in Deutschland wieder attraktiver zu machen bzw. überhaupt auf deutsche Wrestling Cards zurückzubringen.
WF: Gab es zu Deinen Anfängen auch „Kolleginnen“ die Dich inspiriert haben, Wesna, Nikita etc.?
MG: Wesna und Blue Nikita gehören definitiv dazu, da das immer noch vorrangig die beiden Namen sind, die einem bei deutschem Ladieswrestling in den Sinn kommen. Allerdings muss ich in dem Zusammenhang auch „Sensational Queen“ Sherri nennen, die mir persönlich zwar eher als Valet in Erinnerung geblieben ist, aber die ich dennoch absolut bewundert bzw. früher als Kind natürlich gehasst habe.
WF: Dein Ring-Charakter ist eine Diva . zumindest sieht „sie“ sich gerne so. Wie kommst Du selbst mit Diven klar?
MG: Ich finde, es gibt kaum etwas Schlimmeres als eine männliche Diva. Weibliche Diven werden entweder von mir ignoriert oder sie lernen mal meine innere Diva kennen.
WF: Mit Deinem neuen Ringnamen ist auch „Seriösität“ eingekehrt, Du trainierst regelmäßig, stehst oft im Ring und man kennt Deinen Namen. Warum hast Du Dich für „Gray“ entschieden?
MG: Weil der Name tatsächlich in meinem engeren Familienkreis vorkommt.
WF: Wie geht es innerhalb bei wXw für Dich weiter? Hast Du auch einen „Exklusivvertrag“ und Gegnerinnen oder müssen die extra eingeflogen werden – sprich: Wird man Dich nach wie vor regelmäßig sehen?
MG: Ich gehöre in der Tat zu denjenigen, die einen Exklusivvertrag mit der wXw unterzeichnet haben und natürlich wird man mich weiterhin regelmäßig im Ring sehen, da vertraue ich der wXw voll und ganz, was ja auch ein Grund war den Vertrag zu unterschreiben. So schnell wird man mich definitiv nicht los.
WF: wXw geht weiterhin auf Tour, auch 2015. Erstmals wird Bayern Station sein – viele freuen sich bereits. Generell scheint man auch international immer erfolgreicher und bald soll (angeblich) IPW UK auch eine wichtige Rolle bzw. England als Location für wXw spielen – wie siehst du das?
MG: Ich sehe das natürlich absolut positiv! Klar, spielt vor allem der Süden Deutschlands für mich eine wichtige Rolle und es ist toll, dass wXw nun endlich auch dort, genauer gesagt in München, veranstaltet. Dass die Tour nun auch international Halt macht eröffnet in Sachen Gegner(innen) auch völlig neue Möglichkeiten, weshalb ich es kaum erwarten kann!
WF: Neben Claudio, der als Cesaro bei WWE zu sehen ist, ist es gut möglich bald weitere deutschsprachige Talente bei WWE zu sehen, wie möglicherweise Axel Tischer. Würdest Du gerne fulltime in den Ring steigen?
MG: Wer würde das nicht? Allerdings bin ich da realistisch und lasse die Dinge einfach auf mich zukommen. Würde sich allerdings in der Zukunft eine Chance ergeben, würde ich sicherlich nicht nein sagen.
WF: Ich weiß, dass Teile Deiner Familie Wrestling Fans sind – wie steht es mit den Eltern und Studienkollegen?
MG: Bei den Eltern ist es zwiegespalten: Meine Mama mag es, mein Papa nicht. Das ist für mich aber völlig in Ordnung und er muss damit leben, dass seine Tochter sich diesen Sport ausgesucht hat. Bei Freunden und Kollegen kommt meist erst einmal die Schocksekunde, aber dann sind die meisten begeistert und interessiert.
WF: Man kann Dich neben der wXw beispielsweise auch beim Wrestling Bash sehen. Hier trittst Du gerne mal als Referee auf und glänzt in anderen Rollen. Was macht den Bash so besonders und wie würdest Du einem „normalen“ Fan eben diesen Bash schmackhaft machen?
MG: Der Bash ist absolut nicht das, was man sonst von einer „normalen“ Wrestlingveranstaltung kennt. Er ist verrückt, schmutzig, laut und eigentlich nicht mit Worten zu beschreiben. Wer allerdings auf Rockmusik und Lucha Libre steht, der ist dort mit Sicherheit bestens aufgehoben.
WF: Vor einigen Monaten hattest Du mal ein Foto veröffentlicht, auf dem deutlich zu sehen war, dass Du ordentlich gechopt wurdest, gibt es da eine Geschichte dazu? Viele Fans waren entsetzt…
MG: Nein, das war einfach nach einem Trainingstag und gehört dazu. Wer sowas nicht abkann, ist beim Wrestling falsch.
WF: Ich finde es toll, dass Du an Dir arbeitest und zu den Damen im Biz gehörst, die im Ring einstecken können und in der Lage sind, etwas zu zeigen. Bei WWE setzt man eher auf Optik und kaum auf das Wrestling. Wäre Japan eine Option für Dich als Weiterbildung?
MG: Neben England und den USA ist das natürlich das Ladieswrestling “Mekka“, von daher wäre das durchaus eine Option.
WF: Gibt es generell Länder wo Du unbedingt einmal im Ring stehen möchtest?
MG: England, USA und eben Japan
WF: Wie sieht es nach dem Studium aus, soweit ich weiß bist Du dann Lehrkraft, wirst Du dem Sport treu bleiben oder ist es möglich, dass du einmal Montags mit blauem Auge vor der Klasse stehst?
MG: Ich werde den Sport solange weitermachen bis mir mein Körper das Stoppsignal gibt. Allerdings hab ich mir natürlich auch Gedanken darüber gemacht, was passieren würde, wenn es einmal zu einer solchen Situation kommen würde, bisher allerdings erfolglos. Kleinere blaue Flecken oder Ähnliches lassen sich ja immerhin durch Kleidung ganz gut kaschieren.
WF: Du hast sicherlich schon einige Stars getroffen, die Du früher gesehen und evtl. bewundert hast. Bist Du da noch nervös oder inzwischen einfach nur „professionell“?
MG: Es ist natürlich noch immer etwas Besonderes auf solche Leute zu treffen, aber am Ende ist man dann doch professionell genug und begrüßt denjenigen oder diejenige und unterhält sich dann ganz normal und jeder geht danach seiner Wege.
WF: Wir wünschen Dir alles gute, vor allem Gesundheit! Vielen Dank!
MG: Dankeschön!