WF: Zuerst einmal vielen Dank für Deine Zusage zu diesem Interview. Wir hoffen Dir geht es gut?
RN: Gut danke.
WF: Du bist eine sogenannte britische Wrestling Legende und wirst auch „Rowdy“ genannt. Wie bist Du zu diesem Beinamen gekommen und warum hast Du Dich entschieden „Knight“ genannt zu werden?
RN: ‚Knight‘ stammt von meiner Lieblingssängerin Gladys Knight und ich habe als ‚Rebel Rick Knight‘ angefangen aber MC nannte mich immer ‚Rowdy‘ und das blieb hängen.
WF: Ich finde im Internet wirklich viel über Dich aber keine wirkliche Geschichte. So lass uns von vorne beginnen. Deine Frau und Du seid Wrestler & Promoter. Wie bist Du zum Pro Wrestling gekommen? Jimmy Ocean hat Dich trainiert, dieser ist heute noch als Ringrichter aktiv.. Stimmt das so?
RN: Ich wurde von Jimmy Ocean trainiert, in den 80ern in Norwich. Saraya´s Training begann in den frühen 90ern. Ich traf Jimmy als ich noch Türsteher für einen King´s Lynn Nachtclub war. Wir wurden schnell Freunde und bereits ein paar Wochen später begann er mich zu trainieren.
WF: Jimmy hat sein EIGENTLICH letztes Match gegen Dich bestritten. Wie erinnerst Du Dich an diesen Kampf und wie emotional ist man da als Freund, Kollege und auch Mentor?
RN: Nach all den Jahren zusammen auf Tour ist er eher wie ein Bruder für mich. Ich hatte einige großartige Matches mit ihm, Käfig, Leiter, Hardcore, wir verstanden und ergänzten uns. Ich werde ihn immer als einen der Besten respektieren.
WF: Kürzlich stand er in Deutschland bei IPW neben den Nasty Boys gegen ‚Insane Flock‘ im Ring. Deine Söhne waren auch schon hier zu sehen, wie auch Deine Frau. Wird man Dich nach 2017 auch nochmals hier sehen, evtl. erneut bei IPW?
RN: Um ehrlich zu sein musste ich aufgrund einer Verletzung absagen und dafür kam Jimmy und er liebte jeden Moment aber ja, ich hoffe schon bald wieder in Deutschland sein zu können.
WF: Würdest Du nochmals in den Ring steigen? Ich weiß, Du bist inzwischen über 60 Jahre alt aber es juckt sicherlich noch immer in den Fingern?
RN: Ich bin immer noch Vollzeit-Wrestler, bin gerade zurück von einem Marathon mit 8 Matches in 6 Tagen. Dieser Mann ist nichts für den Ruhestand, habe es einmal versucht und mochte es nicht. Ich werde weitermachen solange ich Reaktionen von Fans bekomme.
WF: Ricky, ich will ehrlich aber nicht respektlos sein: Du hast nicht wirklich die Figur eines Top Athleten. War von Anfang an klar, das Du als Brawler agieren wirst und hattest Du im Laufe Deiner Karriere immer diese Figur?
RN: Nein, als ich anfing wog ich nur 170 Pfund (77kg), ich war ein Highflyer, hatte ein 6-Pack und alles. Dann hatte ich die Chance in Deutschland zu wrestlen allerdings mit Schwergewichten. Daher legte ich 5 Steine (32kg) in sechs Monaten zu um dort zu arbeiten und bin seither bei dem Gewicht geblieben. Ich bin aber immer ein fitter Fetter gewesen der sich gegen Andere im Ring bewähren konnte und bis heute regelmäßig trainiert 😉
WF: Du hast Deine Frau auch beim Wrestling kennen gelernt? Kannst Du uns kurz darüber erzählen? Sicherlich bist Du auch „schuld“ das sie Wrestlerin wurde, oder war sie das damals schon?
RN: Ich habe 1990 in einem Feriencamp gewrestlet als ich meine wundervolle Lady traf. Sie war Köchin und wurde schnell zu einem Teil unseres Reiseteams. Sie machte die ganze Drecksarbeit und nach ein paar Monaten debütierte sie als Valet. Sie zog ein Publikum von 1000 Leuten an und wir taten uns als Team zusammen. Sie war sensationell und hat nie zurückgeblickt. Sie war, meiner Meinung nach, das beste Valet im ganzen Vereinten Königreich. Nicht lange danach, als wir sie beinahe täglich trainierten, debütierte sie als Wrestlerin. Ich glaube das war 1991.
WF: Deine Frau ist der laute Teil Eurer Familie und sie bezeichnet Dich als den ruhigeren Part, mit Weitblick. Seit den 90ern leitest Du die Wrestlingschule und veranstaltest auch. Wie schwer ist es damals gewesen, sich zu etablieren, auch mit den Shows?
RN: Es ist schon recht hart für WAW da wir keine Internetpromotion sind. Wir haben gute Storylines und familienfreundliche Shows. Dadurch sind wir nicht so im Fokus der Öffentlichkeit. Unseren Ruf haben wir durch Mundpropaganda und harter Arbeit erlangt.
WF: Wie kam es zur Gründung von „WAW“ – Leitest Du diese Promotion alleine?
RN: Jimmy O, Saraya und ich gründeten WAW 1993. Jimmy ging drei Jahre später um in die Musikindustrie zu gehen. WAW stammte von einer älteren Promotion die Jackie Pallo Jahre zuvor hatte. Er war einer meiner Helden als ich aufwuchs.
WF: Deine Biografie hat auch einen schwarzen Fleck, welchen ich im Vorgespräch mit Dir abgesprochen hatte. Du wurdest inhaftiert und es ist auch kein Geheimnis. Was ist damals vorgefallen und welche Lehre hast Du daraus gezogen?
RN: Ja, es ist kein Geheimnis dass ich ein böser Junge war. Ich war 8 Jahre im Gefängnis und das noch vor meinen Mittzwanzigern. Meist waren es Anzeigen wegen Gewalt und ich war ein echter Idiot, ein Satansbraten. Als ich jedoch meine Frau traf, änderte sich alles und das hab ich ihr zu verdanken!
WF: Wie oft versuchen sich Fans oder andere Menschen mit Wrestlern zu messen? Hast Du selbst Erfahrungen damit gemacht?
RN: Viele Male, allerdings bereuen diese Idioten es meist recht schnell.
WF: Welche Möglichkeiten gab es damals, professionell zu trainieren. Heute gibt es fast überall Schulen, das war früher sicherlich nicht so…
RN: Ich wurde meist nur in meinem Wohnzimmer trainiert. Im Ring, nur wenn Promoter in Norwich waren, so zweimal im Monat. Wir waren die ersten die eine Wrestlingschule eröffneten.
WF: Was hat Dich dazu bewegt Pro Wrestler zu werden, sicherlich konnte man damit früher nicht wirklich viel Geld damit verdienen, oder?
RN: Ich habe ein erfolgreiches Geschäft aufgegeben um zum Wrestling zu gehen. Ich hatte einen guten Lebensstil aber war nie wirklich glücklich. Wrestling gab mir etwas, das Geld niemals konnte, Freude und Zufriedenheit.
WF: Wie lange dauerte es, bis Du erstmals ein Match vor Publikum bestritten hattest? Gegen wen musstest Du ran und wie erinnerst Du Dich heute daran?
RN: Nach 18 Monaten Training debütierte ich in Wells, Norfolk, gegen Jimmy Ocean. Nach vier Runden war ich komplett ausgelaugt aber ich liebte es und hatte ein tolles Publikum. Ich war wie betäubt und bin es noch immer.
WF: Deine Kinder steigen auch in den Ring und sind inzwischen erfolgreiche Wrestler. War dies ein Wunsch von Dir und Deiner Frau oder wurde hier den Kindern klar die Wahl dazu überlassen?
RN: Sie hatten alle eine Wahl. Allerdings in unserer Wrestlingfamilie war es immer irgendwie ein Ziel in unsere Fußstapfen in diesem Business zu treten. Ich bin so stolz auf sie.
WF: 3 von 4 Kindern steigen in den Ring, ist das korrekt? Wenn man als Vater und Trainer den Kids die Grundkenntnisse bei bringt, ist man da härter oder nachsichtiger, weil es evtl. auch um den Namen geht, den die Kids tragen?
RN: Vier Kinder; Paige, Zak, Roy und Nikki, auch zwei Enkel, Rick jr., PJ und wir haben sie hart rangenommen und tun das noch immer.
WF: Wie stolz macht es Dich Deine Tochter im TV zu sehen und denkst Du, das Zak auch noch eine Chance bekommen wird? Dein Sohn stand ja auch schon im Fokus..
RN: Ich könnte platzen vor Stolz. Sie ist ein Star und hat sehr hart dafür gearbeitet. Zak ist jetzt ein Teil von WAW und wrestlet dort über 200 mal im Jahr. Er ist mit seinem Leben zufrieden aber sollte dieser Anruf kommen, wer weiß was wird.
WF: Bei einer Episode der „Total Divas“ hattest Du Dich telefonisch gegen ein Tattoo bei Paige ausgesprochen. Inzwischen sind es einige geworden. Aktuell gibt es neue an den Händen. Wie siehst Du das (heute)- Gab es da Feedback Deinerseits?
RN: Um ehrlich zu sein mag ich Frauen mit Tattoos nicht auch wenn meine Frau welche hat, ich hab sie auch. Es ist meine altmodische Ansicht und mit 65 werde ich das auch nicht mehr ändern.
WF: Kann man jemals „ganz“ zurücktreten und wie hart ist es (denkst Du) für Deine Tochter, evtl. nicht mehr aktiv in den Ring steigen zu können. Was bedeutet Pro Wrestling in Eurem Leben, also auch privat?
RN: Ich habe für mein Alter noch einen recht vollen Terminplan. Ich habe den Ruhestand 2014 versucht und hasste es. Ich verlor mich in einer tiefen Depression und auf anraten meiner Frau und Familie bin ich in den Ring zurückgekehrt. Pro Wrestling ist für uns einfach alles.
WF: Wenn man sich einige der verfügbaren Dokus ansieht, sieht man das Eure Familie schon sehr speziell ist aber eben auch Familie. Man hält zusammen und liebt sich, egal was kommt. Wie schwer ist es für Euch als Eltern die Kinder überall auf der Welt (so weit weg) wrestlen zu sehen. Macht man sich da noch große Sorgen, wie hält man Kontakt, versucht man täglich zu kommunizieren? gerade bei Deiner Tochter ist es sicherlich hart, das Nesthäkchen so weit weg zu haben…
RN: Es ist schon sehr hart aber Skype und Co machen die Welt zu einem kleineren Ort und wir haben so regelmäßig wie möglich Kontakt weil, ja, wir eine sehr enge Familie sind und für einander leben.
WF: Aktuell gibt es sehr viele britische Talente, das Wrestling erlebt einen erneuten Boom. Sicherlich verfolgst Du immer noch die Szene, gerade als Veranstalter. Wer sticht für Dich heraus und hat eine große Zukunft vor sich, Deiner Meinung nach?
RN: RKJ, PJ Knight, Sonny Smasher, Karama, Battlekat CT, Finlay, Elsie Paige, Leia Elise sind alle unter 18 aber behaltet die Namen für die Zukunft in Erinnerung.
WF: Nehmen wir an, Du könntest noch einmal ein Match auf sehr großer Bühne bestreiten. Wen würdest Du Dir als Gegner wünschen?
RN: Gegen alle meine Jungs, eine Familie nochmal in einem Hardcore-Käfig Match.
WF: Wir danken für Deine Zeit. Danke für all das, was Du und Deine Familie für die Fans da draußen getan habt und noch tun werdet! Bleibt gesund!