WF: Joe, danke, dass Du dir die Zeit genommen hast, wir hoffen, dir geht es gut?
J: Ja mir geht’s gut, ein bisschen niedergeschlagen aber das gehört wohl zur Situation.
WF: Wie bist Du zum Wrestling gekommen, in Deinem Fall kann ich mir vorstellen, dass du eher CZW und ähnliche Ligen verfolgt hast, statt die Standard Promotions wie WWE; oder kam die liebe zum Hardcore / Deathmatch Wrestling erst später?
J: Wrestling gehört zu meinen ersten Erinnerungen, speziell die WCW. Ich war ein riesiger Fan vom ‚Surfer Sting‘ … aber schon sehr bald hab ich jedes bisschen Wrestling absorbiert dass ich finden konnte. Im UK gab es einmal das Wrestling Magazin POWERSLAM und es beinhaltete immer wahnsinnige Fotos von FMW/ECW. Hier begann es dann mit dem Austausch von Videos und irgendwann kam ich bei Deathmatches etc. an. Sie wirkten immer bildlicher. Ich erinnere mich daran, wie ich eine Ausgabe vom WWF RAW Magazin bekam auf der FOLEY blutüberströmt abgebildet zu sehen war. Das führte dazu, dass ich nach dem Video dazu gesucht habe und die Schule schwänzte als es ankam. Zum Glück kam die Post sehr früh an diesem Tag.
WF: Gibt es so etwas wie Vorbilder oder Idole für Dich (wer, warum)?
J: Idol ist ein großes Wort, aber es gab unterschiedliche Leute die ich sehr gern gesehen habe, z.B. Sting und Ultimate Warrior als ich kleiner war. Als ich größer wurde, waren es eher Shawn Michaels und Bret Hart, dann zu den Video-Austausch Zeiten waren es Leute wie Nick Mondo und ‚The Wifebeater’…
WF: Wir hatten „Thumbtack Jack“ welcher es auch zum CZW „Tournament of Death“ schaffte und dort sehr erfolgreich war. Was macht „Deathmatch Wrestling“ für Dich aus, hast Du Deine Nische gefunden?
J: Zu allererst, Thumbtack Jack war der Größte!!! Ich weiß nicht ob es genau meine Nische ist aber ich genieße es beim Deathmatch Wrestling teilzunehmen. Der Reiz an Deathmatch Wrestling ist, dass es optisch toll aussieht. Ich mag auch das Chaos darin. Es ist wie die punkigste Rockform im Pro-Wrestling.
WF: Wie hat es Dir bei CZW gefallen und wird man Dich dort wieder sehen?
J: Ich liebte meinen Trip zur CZW, es war ein Jugendtraum einmal in TOD zu sein. Es war also cool zu sehen wie sich der Kreis schließt. Ich habe ab und an CZW Videos mit meiner Oma geguckt als sie Mitte 60 war. Deshalb wird CZW immer irgendwo in meinem Herzen sein. Sie bekommen zurzeit viel Online-Presse aber sobald sich die Chance ergibt etwas mit ihnen zu machen, Ich werde da sein! … Ich will das CAGE of DEATH Match endlich von meiner Liste streichen 🤞
WF: Verletzungen gehören gerade in Deinem Fall nicht selten dazu. Was hast Du bisher so erleiden müssen?
J: Ich hatte viel Glück, nichts allzu schlimmes, das Übliche wie gebrochene Nasen aber keine größeren Verletzungen während Kämpfen. Natürlich bekommt man beim Deathmatch ab und an den einen oder anderen Cut.
Ich habe mir kürzlich recht böse ins Knie geschnitten und bin Backstage fast in Ohnmacht gefallen.
In der Nacht vom Cut war ich in Liverpool für TNT Extreme Wrestling und musste noch 2 Stunden fahren, noch immer unter meiner Kleidung blutend, zu einem weiteren Deathmatch in Derby für KUMITE. Nach dieser Show bin ich dann fast in Ohnmacht gefallen 😂
WF: Hast Du Lieblings Matches, gerne auch von anderen Kollegen, die Du Fan empfehlen würdest?
J: Lieblingsmatches von mir wäre dann: Ich vs. ICEMAN. Er war ein Vorreiter der Deathmatches in Europa, es war also ein toller Moment für mich.
Meine Lieblingsmatches drehen sich normalerweise um die Erinnerungen die ich mit ihnen habe. Ich hatte z.B. ein 3 Way Deathmatch mit Casanova Valentine und Markus Crane in einer Kneipe in Las Vegas … muss ich noch mehr sagen.
Momentan würde ich Matt Cardona bei GCW empfehlen, das ganze Ding wurde sehr gut gemacht. Ich würde mir an eurer Stelle definitiv ihn vs. Nick Gage ansehen, es wirkte auf so vielen Ebenen.
WF: Du warst auch schon teil dieses Turniers. Was macht es so besonders und wird hier ein Bluttest (HIV, Hepatitis etc.) verlangt oder anderweitig getestet? Wie schützt man sich?
J: Ja es ist sehr leicht einen Bluttest zu machen, vor allem hier im UK. Ich lasse mich regelmäßig testen, so auch die anderen Teilnehmer.
WF: Denkst Du, dass du mehr Schmerz ertragen kannst wie andere, oder wie würdest Du Deine Leidenschaft dafür beschreiben?
J: Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich mehr Schmerz aushalte als andere, ich akzeptiere nur die Tatsache, dass es wehtun wird. Es ist ein notwendiges Übel und ich finde die Abstraktheit der Erfahrung interessant.
WF: Wirst Du irgendwann „Knee Pads“ tragen? Deine Knie sehen immer sehr mitgenommen aus. Können wir Dich dafür unterstützen? 😉
J: Ja die sind zurzeit ziemlich kaputt. Um ehrlich zu sein werde ich die aber solange ich kann umgehen. Die meisten Jungs beim Deathmatch Wrestling tragen zu viel Kleidung und ich denke das nimmt manchmal einiges davon weg. Plus ich steche dadurch hervor, was ist mehr „Punk“ als ein Typ, der die andere in seiner Unterhose vermöbelt?
WF: Kürzlich habe ich mich mit jemanden unterhalten, der mir sagte „Joe wird mit Sicherheit nicht für ein normales Match nach Deutschland kommen“, würdest Du dieser Aussage zustimmen oder wäre ein „normales“ Match auch in Ordnung für Dich? Natürlich erwarten die Fans Hardcore Action und Blut, wenn du gebooked bist ABER wenn man dich bei neueren Promotions / Ländern noch nicht kennt?!
J: Ähm … ich bin für Alles zu haben.
Die meisten meiner Shows im UK sind normale Wrestling Matches. Die meisten Shows hier sind familienfreundlich, wenn ich also sowas wie Hardcore mache dann eher etwas das, wir hier ‚Pots n Pans‘ nennen. Im Grunde eine WWE-Variante von Hardcore Aktionen. Offensichtlich bin ich eher für Deathmatches und es wäre cool in so vielen Ländern wie möglich zu bluten.
Kurz gesagt ich liebe es zu wrestlen und wenn ich reisen darf bin ich immer dabei.
WF: Trainiert haben Dich Bulk & Big Dave. Wir haben hier auch einen „Big Dave“ (Davies). Gegen wen würdest Du hier in Deutschland gerne mal in den Ring steigen?
J: Ich durfte gegen „Crimson the Butcher“ bei Relentless in Belgien antreten und würde das sehr gern nochmal tun. Er ist ein verrückter Bastard. Ich kenne auch euren Big Dave und er ist in großartiger Form, ich habe ihn bei WAW hier im UK gesehen und denke wir könnten was Cooles auf die Beine stellen.
Ihr habt bei euch auch diesen ANGRY Butcher bei dem ich weiß, dass er kämpfen will… wie gesagt, ich bin für alles zu haben. Ich möchte Deutschland sehen, jede deutsche Person die ich bisher getroffen habe war spaßige Gesellschaft. Sie vertragen auch ihr Bier, welches immer gut ist.
WF: Die „NHW“ ist eine aufstrebende neue Hardcore Promotion hier in Deutschland. Wie sind hier die Kontakte zustande gekommen?
J: Ich glaube das war über Instagram. Die Deathmacth/Hardcore Szene ist recht klein, alle unterstützen sich und gucken sich an/wissen was so los ist.
WF: Die Deathmatch Szene hat auch ihre Legenden, hast du hier noch Wunschgegner, möglicherweise Leute wie Nick Gage?
J: Offensichtlich ist es Nick Gage, er ist wörtlich das Gesicht des Deathmatch Wrestling. Er steht also ganz oben auf der Liste.
Auch sollte er zurückkommen, Matt Tremont, er ist jemand gegen den ich antreten muss. Traurigerweise hatte wir bereits ein angesetztes Match bei ICW No Holds Barred aber COVID machte einen Strich durch die Rechnung.
WF: Hier in Deutschland ist es oft schwierig Matches mit Blut, im speziellen Deathmatch Shows zu veranstalten, da wir (in best. Bundesländern) strenge Auflagen haben. Wie ist das bei Dir in England?
J: Ich sage immer „bitte um Gnade, nicht um Erlaubnis“. So kann man sein Ding durchziehen. Das Vereinigte Königreich ist nicht so streng … noch.
Es kommt jedoch immer auf den Veranstaltungsort an. Die Meisten wären von DEATHMATCH Wrestling nicht so begeistert.
Vor kurzem hatte ich eines im POPWORLD Nachtclub für KUMITE. Es ist eigentlich ein Nachtclub der kitschige 80er/90er Popmusik spielt. Da dürfen wir definitiv nie wieder hin. Der Manager war außer sich. Aber zu Glück hatten wir grünes Licht vom Assistenzmanager welcher ein Wrestlingfan ist. Jemand hat garantiert Ärger bekommen in dieser Nacht. Meines Erachtens ist das eher in Punk-artigen Musikeinrichtungen willkommen. Dort, oder wo die Leute die in der Einrichtung arbeiten auch Wrestling Fans sind. Wo ein Wille ist, ist auch Weg, Deutschland! 😉
WF: Die Chancen stehen gut, Dich nach der Pandemie endlich mal in Deutschland sehen zu können. Auf was können sich die Fans freuen?
J: Ich versuche Chaos in jede Show zu bringen von der ich ein Teil bin. Sollte ich es nach Deutschland schaffen, können sich die Fans drauf freuen Teil dieses „Chaos“ zu sein. Auf jeden Fall werden sie es nicht vergessen. Das ist immer mein Ziel.
WF: Danke, Joe! Bleib „gesund“
J: Danke nochmals für die Unterstützung des Independent und Deathmatch Wrestling. Hoffentlich durchlaufe ich die Städte Deutschlands eher früher als später.