Kolumne: It’s Entertainment #4: Musik und Wrestling (26.02.2021)

Musik ist, insbesondere seit den 1980er Jahren, ein elementarer Bestandteil des Wrestling-Geschäfts geworden. Auch für die deutsche Wrestling-Szene hat Musik und deren Verwertung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ich möchte Euch an dieser Stelle einen kleinen Einblick geben, wie und warum das Aneinandergreifen der Musik mit dem Wrestling funktioniert.

Gewöhnlich spekulieren in Deutschland Pro Wrestler auf drei grosse Kategorien von Einnahmen: Die Gage für den Auftritt, der Verkauf von Merchandising während der Veranstaltung und ausserhalb des Veranstaltungsbetriebs, und die Geschenke.von Fans und Promoter. Aber manchmal ist es von Vorteil auch ausserhalb der eigenen Komfortzone und der gewohnten Riten etwas zu tun. Besonders während der Corona-Panemie, wo Pro Wrestler keine Gage für Auftritte erhalten konnten, und dadurch viel weniger Aufmerksamkeit erhielten – und somit auch extrem weniger Merchandising verkauften und Geschenke erhielten, konnten sich viele Wrestler die Zeit nehmen um neue Wege zu beschreiten.

Einige Wrestler nutzen Monitarisierungsmöglichkeiten bei Podcasts (Micro-Influencing, Rabatt-Links,Sponsoren), Cameo-Auftritte (das Bezahlenlassen von Grussbotschaften) und die Geschenkfunktion bei Twitch, Facebook und Youtube. Andere suchten aber ganz neue Betätigungsfelder, um mit Pro Wrestling Geld zu verdienen und zu zeigen, dass sie noch da sind.

Als Produzent meiner Heimat-Promotion, die German Wrestling Federation (GWF), hatte ich schon Kontakt mit Musikern und die Idee Musik in das Wrestling-Programm einzubinden. Oft ging es da um Einzugsmusiken der Wrestler oder Titel-Lieder einzelner Wrestling-Veranstaltungen. Bezogen auf die Anziehungskraft für Wrestler und Veranstaltungen hatte das damals sehr gut funktioniert. Damals schlug ich auch vor die Musik zu monetarisieren, allerdings sind Hobby-Akteure, die in ein professionelles Umfeld reinwachsen oftmals schwer dahin zu bewegen, dass sie auch professionalisiert in anderen Bereichen, als die die sie schon kennen, zu arbeiten. Jedenfalls wurde mit der Musik damals kein Cent verdient. Was weder gut ist, noch dass man das als professionell bezeichnen kann.Die Qualität der Musik und deren Präsentation war hingegen hoch-professionell!

Ich habe Anfang 2020 einige bekannte Berufsmusiker um mich gescharrt, um weiterhin mit Wrestling Geld zu verdienen und mich trotz nicht stattfindenen Veranstaltungen selbst relevant zu halten. Lieder ähneln Wrestling-Matches sehr. Sie haben genau wie Wrestling-Matches einen eigenen Aufbau, erzählen eine Geschichte und habe ebenso bedeutsame und relevante Aktionen und Abschnitte.

Mit Musik Geld verdienen
Die Frage nach dem Geld verdienen mit Musik stellt sich erstmal nicht. Zuerst muss man Geld investieren. D.h. ich selbst habe Musiker engagiert, die mit mir dann Musik gemacht und nach meiner Konzeption gearbeitet haben. Ich musste ein Studio mieten. Ganz sicher gab es da auch unnötige Ausgaben. Beispielsweise habe ich mit einem Produzenten von Miley Cyrus zusammengearbeitet, der mir die Melodie für eine Gitarre schreiben und diese einspielen sollte. Dass das sehr kostenintensiv ist, das kann sich jeder denken. Aber letztendlich stellte sich heraus, dass jeder andere Gitarrist auch dafür geeignet gewesen wäre, und das entsprechend für weniger Gage. An dieser Stelle kam ich mir wie ein Wrestling-Promoter aus dem Indypendent-Bereich vor, der seine gebuchten Talente falsch einsetzte. Denn es gibt gute Gründe warum so ein Musiker mehr Geld als andere Musiker nimmt. Er kann mit seiner Musik beispielsweise Geschichten erzählen. Aber wenn ich ihn an einer Stelle einsetze, wo er das nicht kann, sondern nur eine straff vorgegebene Funktion ausführen soll, dann habe ich ihn falsch eingesetzt.

Jedenfalls erst wenn man sein fertiges Produkt hat, ein Lied, dann kann man beginnen damit Geld zu verdienen. Auf die nötige Werbung für dieses Produkt und andere notwendige Beiswerke, wie z.B. Grafiken, möchte ich nicht eingehen. Wenn man sein fertiges Lied hat, wie verdient man damit Geld?

Und das ist ganz einfach: Wie beim Wrestling auch. Du hast Dein Match abgeliefert, und wenn Du ein Profi bist, solltest Du damit Geld verdienen. Da in Deutschland viele Wrestler Pro Wrestling als Hobby begreifen, und/oder in einem Umfeld auftreten was schwach strukturiert ist, kennen oder nutzen sie das nicht. Wird ein Wrestling-Match aufgezeichnet, und wird die Aufzeichnung irgendwo gezeigt, dann greifen hier nämlich die eigenen Urheberrechte. Und jemand der so eine Aufnahme macht, klärt mit den Akteuren des Maches gewöhnlich ab, wie die Aufnahme verwertet wird. Derjehnige der die Aufnahme zeigt, sei es auf einer DVD, auf Youtube oder im Heimkino, muss dann Geld an die aufnehmende Person zahlen, und dieser muss dann diese Einnahmen wie vereinbart an die Akteure zahlen. In Wrestling-Deutschland ist das aber nicht üblich, da die meisten Wrestler nicht wissen, dass ihnen Geld aus der Verwertung zusteht. Und die meisten Promoter wissen es auch einfach nicht, dass sie ihre Wrestler um Erlaubnis fragen und bezahlen müssen, wenn sie ihre Kämpfe irgendwo zeigen.Aber generell funktioniert so Pro Wrestling. Wenn Du etwas von mir verwertest, frag mich – und bezahl mich!

Im Musik-Geschäft ist das genauso. Ich habe mit einem Musiker, und jemand der das aufgenommen hat, ein Lied geschrieben und produziert, und dann vereinbare ich mich über die Verwertung. Wieviel kriegen sie von den Einnahmen der Verwertung, wieviel bekomme ich davon. Wenn jemanden das zuviel ist, kann er auch spezielle Firmen und Gesellschaften beauftragen, die das machen. In Deutschland gibt es da z.B. die GEMA oder die GVL. Durch die GVL kann man bspw. nicht nur seine Verwertungsrechte für Liedtexte verteidigen, sondern beispielsweise auch eigene Choreographien (z.B. beim Stunt) und eigene Formulierungen als Darsteller schützen.

Letztendlich wird das Lied dann auf Youtube gestellt und dort abgerufen, oder im Radio gespielt oder beispielsweise für andere Medien verwendet und verarbeitet. Wird das Lied beispielsweise einmal im regionalen oder nationalen Radio gespielt, bekommt man in der Regel zwischen 30 und 100 Euro dafür. Für einmal abspielen! Auf Sozialen Medien und speziellen Musikplattformen bekommt man eher nicht so viel. Hier sind je nach Land und Plattform im Schnitt etwa 0,1 Cent pro Aufruf üblich. D.h. wird ein Lied beispielsweise für ein Youtube-Video verwendet, was 20.000 Aufruffe hat, dann bekommt man etwa 20 Euro dafür. Und bei der Öffentlichen Aufführung von Liedern hängt das oft mit der Art der Meldung zusammen. Da ist alles von wenigen Cent bis mehreren Euro für das einmalige Abspielen eines Liedes möglich. Aber das auch nur, wenn man eine Verwertungsgesellschaft einschaltet. Ansonsten muss der Abspielende sich immer individuell mit den Urhebern des Liedes vereinbaren und diese um Erlaubnis bitten das Lied abspielen zu dürfen.

Im Wrestling-Bereich würde nichts funktionieren, wenn man auf seine Verwertungsrechte beharren würde. Das ist auch etwas worauf einige findige Geschäftsleute spekulieren und damit gut Geld verdienen oder sich damit in eine bessere Position manövrieren. Im Musikgeschäft funktioniert die Monetarisierung der eigenen Werke aber besser. Natürlich gibt es dort auch hier und da lockeres „fair use“ oder den Verzicht auf Auszahlung der Verwertungsrechte. Aber generell gibt es im Musikbereich eine grössere Aktzeptanz dafür, dass man auch für die Verbreitung der Werke eines Kunstschaffenden bezahlen muss.

Der Mehrwert
Und Musik bezogen auf das Pro Wrestling lohnt sich nicht nur finanziell. Mit eigenen Liedern kann man hervorragend die eigene Wrestling-Persönlichkeit unterstreichen. Du kannst mit Musik Geschichten erzählen, die die Geschichten im Ring verstärken und sogar weitertreiben!

Und wenn es nur die eigene Einzugsmusik ist. Daran sollte niemand der Pro Wrestling ernsthaft betreibt sparen! Es sei denn, Du bist ein Bruno Sammartino! Und Dein Status erlaubt es Dir mit den Fanrufen Deines Namens melodisch einzulaufen. Wobei das ja auch momentan nicht gehen würde, da es entweder keine Shows oder nur Shows ohne Fans gibt.

by Slinky

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