WF: Wir danken für Deine spontane Zusage, Orlando, wie geht es Dir aktuell?
OS: Es geht mir gut. Viel Arbeit und wenig Zeit, aber ich komme voran. Nach nun fast zwei Jahren bin ich immer noch dabei, mich am neuen Ort einzugewöhnen.
WF: Du stammst bekanntlich aus Mexiko – was hat Dich in das kalte, verregnete Deutschland verschlagen?
OS: Ich habe eine Tochter, die hier lebt. Da ich in ihrer Nähe sein wollte, verschlug es mich hier hin…
WF: Wie hat Deine Familie auf Deinen Weggang reagiert udn wie oft bis Du noch in der „Heimat“?
OS: Es war natürlich nicht leicht, Abschiede sind immer schwierig. Bis jetzt bin ich nicht wieder in Mexiko gewesen und habe auch nicht die Absicht, wieder zurück zu gehen. Aber ich werde Mexiko natürlich besuchen, um meine Familie und Freunde wieder zu sehen.
WF: Dürfen Deine Kinder Wrestling schauen oder achtest Du schon darauf, was genau gesehen wird?
OS: Meine Tochter schaut sich mit mir ein bisschen meiner Interviews an, hin und wieder ein paar meiner Moves, und wir spielen manchmal etwas, „als ob“ sie Lucha Libre machte. Sie ist noch klein und gerade mal zwei Jahre alt. Aber ich hätte kein Problem damit, mit ihr Lucha Libre zu schauen, wenn sie größer ist.
WF: Jetzt kommt dein Kind zu Dir und sagt, ich will auch Wrestler werden – Wie würdest Du reagieren?
OS: Ich würde jeden anderen Sport vorziehen, aber wenn das ihre Entscheidung wäre, würde ich sie zweifelsohne unterstützen.
WF: Du bist nun Teil der GWF und warst sicherlich vor dem Weg hier her schon Wrestler in Mexiko. Wie lange bist Du schon aktiv?
OS: Jetzt im September werde ich meinen siebten Jahrestag als professioneller Luchador haben.
WF: Wer hat Dich trainiert und wer oder was hat Dich dazu bewegt, Wrestler zu werden?
OS: Meine Haupttrainer in Mexiko waren Arturo Beristain “el hijo del Gladiador”, “La bestia Negra” und “Último guerrero”.
WF: Man kennt Dich mit und ohne Maske – Erkläre den Fans bitte welchen Stellenwert so eine Maske (Identität) in Mexiko hat..
OS: In Mexiko habe ich immer mit Maske gekämpft, welche Teil einer großen Tradition in Mexiko ist. Die Maske und Lucha Libre stehen in Mexiko für mehr, als nur für eine Sportart. Es ist Kultur, Tradition. Die Maske ist der Superheld, den die Leute sehen, und den sie oben im Ring anfeuern. Es ist deine Geheimidentität. Ich kann sagen, dass Du Dich tatsächlich veränderst, wenn Du eine Maske trägst, Du fühlst Dich wie jemand anderes. Du bist stolz, sie zu tragen, und mit Deiner Arbeit oben im Ring möchtest Du erreichen, dass die Leute sie lieben und respektieren.
WF: Warum hast Du Dich gegen diese Maske entscheiden?
OS: Wenn Du meinst, warum ich sie hier nicht nutze, war es eine gemeinsame Entscheidung zwischen dem Unternehmen, in dem ich arbeite, und mir. Und es war eine gute Entscheidung. Die Leute hier schätzen Lucha Libre und Wrestling auf eine andere Art, so dass ich mich dem hiesigen Stil anpassen musste.
WF: Englisch ist Weltsprache, aber Du sprichst eher Deutsch, das ist selten. Findest Du, dass Deutsch eine schwere Sprache ist und welche Fremdsprachen lernt man denn in Mexiko?
OS: Ich glaube, dass jede neue Sprache schwierig ist. In Mexiko kannst Du Englisch in der Schule lernen, sowie davon unabhängig jede andere Sprache. Ich verstehe Englisch, aber da ich es nie richtig lernte, habe ich es mittlerweile fast vergessen, als ich mich nun hier vollkommen auf die deutsche Sprache konzentrierte.
WF: Wie bist Du zur GWF gekommen?
OS: Ich habe eine Deutsche kennengelernt, die sich Lucy Libre nennt, und die sich sehr für den mexikanischen Lucha Libre interessiert. Während wir uns unterhielten, fragte ich sie, welche Unternehmen, oder Vereine sie hier kenne. Sie nannte mir diesen Namen: GWF. Mein Erstkontakt mit ihnen lief über deren Webseite und über YouTube. Danach beschloss ich einfach, bei ihnen zu trainieren. Das war eine sehr gute Entscheidung.
WF: Gab oder gibt es Vorbilder im Wrestling für Dich?
OS: Meine Helden aus Kindertagen sind Atlantis und Octagón.
WF: Wie oft trainierst Du, ist es Dein Ziel als Highflyer aktiv zu sein oder steht mehr der Techniker auf Deinem Plan?
OS: Ich trainiere dreimal die Woche bei GWF und, wenn machbar, zusätzlich auch noch etwas. Ich habe ein bisschen von beidem und entwickele gerade meine „Unterwerfungstechniken“, llaveo und Gegen-LLaveo. Ich habe auch ein paar Highflyer-Techniken drauf, aber ich muss sehr auf meine Knie aufpassen. Das deshalb, weil ich 26 Jahre lang Tae Kwon Do praktiziert habe, und wegen der schweren Verletzungen, die ich mir dabei zuzog, etwas auf mich achten muss.
WF: Bist Du heute noch „Fan“, kannst Du Shows noch besuchen und genießen ohne die Aktionen zu werten?
OS: Ich freue mich noch immer, wie damals, als ich ein Kind war. Das Einzige, was sich verändert hat, ist, dass ich weiß, wie sehr jeder ausgeführte Move schmerzt und ich denke dann: wie gut, dass nicht ich diesen Schlag abbekommen habe.
WF: Schaust Du Deine Matches später auf DVD an?
OS: Ja, immer. Es ist mir sehr wichtig, meine Techniken auszuwerten. Auch wenn ich am Ende dann ganz aufgeregt bin und ehrlich denke: hab wirklich ich das gemacht? Es überrascht mich immer wieder, mich oben im Ring kämpfen zu sehen.
WF: Nehmen wir an, Du bekommst eine Chance für WWE zu arbeiten, gegen wen würdest Du dort antreten wollen?
OS: Gegen alle. Nur so würde auch ich es schaffen, einer der Besten zu werden.
WF: Hast Du eine lustige Story für uns, die Du den Fans erzählen kannst?
OS: An einem Tag, als ich in Mexiko kämpfte, kam meine Familie zur Show. Eine meiner Tanten war auch da. Mein Gegner bestrafte mich gerade – er gehörte natürlich zum Team der „rudos“, der Bösen. Er holte mich aus dem Ring und schlug mich weiter, als ich ganz plötzlich seine Bestrafung nicht mehr spürte. Ich wusste nicht, was los war, aber die Leute flippten aus. Als ich mich umdrehte sah ich, dass meine Tante mit einem Stuhl auf ihn einschlug. Mit dieser Hilfe, und die Verwirrung meines Rivalen ausnutzend, konnte ich den Triumph erringen. Aber an diesem Tag war die wahre Gewinnerin der Lucha meine Tante!
WF: Danke für Deine Zeit!
OS: Ich danke Dir!