Karsten Beck im WrestlingFever.de Interview (23.06.2013)

Karsten Beck steht nicht nur für „solides“ Wrestling, sondern auch für Entertainment. Er ist ein großes Talent am Mikrofon und wird von den Fans mit Liebe „gehasst“. Er trainierte einige Jahre im wXw Dojo, erlernte die ersten Basics bei „Hate“. Mittlerweile konnte er einige große Titel versch. Ligen halten und wird auch international immer mehr gebucht, da er sich stets weiter entwickelt hat. Wir freuen uns Euch dieses große Interview mit dem ehem. „Diego Latino“ präsentieren zu dürfen – Exklusiv auf WrestlingFever.de, der Mann mit dem Handtuch: KARSTEN BECK!

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WF: Hallo Karsten, wir freuen uns sehr Dich für ein Interview gewonnen zu haben. Wie geht es Dir aktuell?

KB: Kein Problem. Mir geht es gut, danke der Nachfrage.

WF: Wer hatte damals die Idee Dich erstmal als „Diego Latino“ auftreten zu lassen und wie gefällt Dir Lucha Libre persönlich?

KB: Die eigentliche Idee hinter Diego Latino kam damals von Violent Tom (wenn der noch ein Begriff ist) und mir. Es ging mir damals mehr darum mein schlechtes Wrestling durch den Comedy Charakter zu verstecken.
Ich muss zugeben das mir das nicht wirklich gelungen ist und ich denke auch eher ungern an die Zeit zurück wenn ich sie mit heute vergleiche.
Ich bin beeindruckt von den athletischen Fähigkeiten die die Luchas an den Tag legen und die pure menge die da in einem Match passiert ist ebenfalls spektakulär. Dazu kommt ein wirklich hoher Ideenreichtum den sie an den Tag legen.
Alles in allem begeistert mich Lucha Libre, ich schaue es allerdings weniger als das ich andere Wrestling Produkte verfolge.

WF: Warum nanntest Du Dich ausgerechnet „Diego Latino“?

KB: Es sollte möglichst Stereotyp wirken. Diego ist einer der häufigsten Namen spanisch sprachiger Menschen. Latino weil Diego eben ein Latino war und das damit verdeutlicht werden sollte.

WF: Soweit ich mich erinnern kann gab es auch eine kleine Gruppierung um diesen Charakter…

KB: Oh, die Latino Nation! Ich bin wahrscheinlich mittlerweile nicht mehr in der Lage alle Latinos aufzuzählen. Es gab unter anderem “Manko Latino”, “Tassilo Latino”, “Christiano Latino” I und II, “Enrico Latino”, “Diego Blunt” und “Bad Latino”. Da diese Leute alle Maskiert waren sind ihre Identitäten natürlich geheim.

WF: Ich glaube da kommt auch niemand drauf 😉

KB: Natürlich nicht!

WF: Wer hatte die Entscheidung gefällt „Diego Latino“ verschwinden zu lassen um dann als „DER“ Karsten Beck aufzutreten?

KB: Die kam Spontan von mir weil Diego Latino zu einem bestimmten Zeitpunkt nur noch ausgelutscht war und es unter dem Gimmick einfach nicht mehr weitergegangen wäre.
Ich kam damals nach Troisdorf und habe den wXw Gesellschaftern mitgeteilt dass ich von nun an ohne Maske auftreten möchte und sie stimmten mir zu.

WF: Man kann aber sagen, dass Dein Charakter (auch wenn er sich weiter entwickelt hat) schon noch mit Comedy Segmenten glänzt, ist Dir das wichtig?

KB: Es ist mir nicht wichtig unbedingt Comedy einzubringen, allerdings ist das etwas das nicht viele Leute tun und mir relativ leicht von der Hand geht. Warum also nicht Stilmittel nutzen die gut ankommen.

WF: Gibt es Comedians und Kollegen die Dich und Deine unterhaltsame Arbeit im Ring inspirieren bzw. beeinflussen?

KB: Natürlich schaut man sich hier und da mal was ab, aber im Großen und Ganzen kommen mir die meisten Ideen spontan bzw. habe ich ein relativ gutes Gespür für Situationskomik.

WF: Viele nehmen bewusst einen Ringnamen an. Warum hast Du Dich dafür entschieden mit Deinem (vermeintlich) realen Namen in den Ring zu steigen?

KB: Karsten Beck ist keinesfalls mein richtiger Name.
Ich heiße mit Vornamen Karsten, soweit ist das richtig. Mein richtiger Nachname ist allerdings nicht sonderlich Wrestling geeignet.
Der Grund warum ich nicht einen Namen wie meinetwegen „Snakebite“ oder „der Vollstrecker“ angenommen habe liegt aber schlicht daran das mir so was persönlich nicht zusagt und ich auch außerhalb des Rings mit meinem richtigen Namen angesprochen werden möchte.

WF: Ich erinnere mich an den unglücklichen Zusammenprall mit Dir und Dean Jazzman beim GWP Event im Mai 2013, wo Du eine (im ersten Augenblick) stark blutende Platzwunde erlitten hattest. Wie erklärt man äußerliche Blessuren dem Arbeitgeber und wie steht er zu Deinem Sport?

KB: Da ich den Beruf des Industriemechanikers ausübe und in einem Großbetrieb arbeite, ohne Kundenkontakt, macht es zunächst erstmal wenig aus so lädiert am Arbeitsplatz zu erscheinen.
Natürlich sorgt so was für Gesprächsstoff unter Kollegen, allerdings ist mittlerweile den meisten bekannt, nicht zuletzt durch die wxw Werbung in Oberhausen und Umgebung, was ich an meinem Wochenende treibe.
Solange es meine Arbeitsfähigkeit nicht irgendwie einschränkt ist es auch von den Vorgesetzten akzeptiert.

WF: Wie ist es sich selbst plötzlich auf Postern und Plakaten zu sehen? Wirst Du schon außerhalb der Hallen „erkannt“?

KB: Ich empfinde das als große Wertschätzung mir gegenüber und gleichzeitig als Bestätigung an mich selbst, niemals aufzuhören an mir zu arbeiten.

Ich wurde in der Tat schon mal außerhalb von Shows erkannt. Da die Eurowrestling Szene in Deutschland aber eher klein ist, passiert das nicht all zu häufig.

WF: Wann hast Du das Wrestling für Dich entdeckt?

KB: Oha, das ist jetzt schon einige Jahre her. Das müsste ca 1996 gewesen sein.

Ich habe damals das N64 Spiel „wcw/nwo world tour“ geschenkt bekommen und bin darüber dann am Wrestling hängen geblieben.

WF: Das heißt du es davor gar nicht bewusst angesehen oder so?

KB: Nein, ich hatte davor keine Ahnung was Wrestling war.
Wenn das Spiel also mist gewesen wäre, wäre ich möglicherweise nie zum professionellen Berufsringkampf gekommen.

WF: Und dann? Ich vermute dass Du vorerst mal mit der WCW angefangen hast oder hast Du den „Monday Night War“ mitgenommen?

KB: Richtig, es war die WCW. Das war damals das einzige was ich empfangen konnte, da meine Eltern kein Pay-TV hatten.
Als tm3 dann anfing WWE zu senden konnte ich dann schließlich auch diese verfolgen.

WF: Was fasziniert(e) Dich so an dem Beruf „Wrestler“, dass Du es selbst versuchen wolltest?

KB: Puh, das kann ich nicht wirklich in Worte fassen.
Es ist das Gesamtpaket zwischen Sport und Unterhaltung das mich gefesselt hat.
Die Tatsache dass es nicht nur ein Wettkampf ist sondern dass in und um die Matches herum noch eine Geschichte gesponnen wird.
Den Wunsch Wrestler zu werden, kann denke ich jeder Wrestling Fan nachvollziehen. Mir hat sich dazu nur auch noch die passende Gelegenheit geboten.

WF: Raus mit der Sprache, wer hat dir besonders imponiert?

KB: Ich war immer ein riesiger Hulk Hogan Fan.
Dazu begeistern mich Flair und Vince McMahon wahnsinnig.

WF: Was siehst Du heute (im Gegensatz zu Deiner Fanzeit) anders als früher? Kannst Du Dich noch zurück lehnen und als Zuschauer eine Show genießen oder bist Du heute auch eher ein kritischer Beobachter?

KB: Das ist wirklich der Nachteil daran wenn man selbst in den Ring steigt. Die Magie geht dadurch ziemlich weit verloren. Der Moment in dem man sich zurücklehnt und genießt ist sehr selten geworden. Wenn mich ein Match allerdings wirklich so packt das das dieses Phänomen eintritt freue ich mich um so mehr daran.

WF: Freut man sich auch als Pro heute noch besonders, wenn ein Gastwrestler (wie beispielsweise Super Crazy) zu wXw kommt und man ihn von früher aus dem TV Geschehen kennt oder bleibst Du da ganz cool?

KB: Ich bleib da eher gelassen. Natürlich sind diese Leute Stars im Wrestling und es ist cool sich die Geschichten anzuhören, aber es sind eben auch Menschen. Backstage sind wir alle gemeinsam um eine gute Show zu liefern und es wird genauso Respektvoll miteinander umgegangen wie mit jedem anderen auch.

WF: Wer hat Dir in den letzten Jahren am meisten beibringen können, bzw. wer zählte im Dojo zu Deinen Trainern? Hast Du da einen Favoriten?

KB: Am meisten gelernt habe ich in den Matches mit Bad Bones und Zack Sabre Jr. An gleicher Stelle vom Lerneffekt her steht meine England Tour mit „Allstar Pro Wrestling! in England bei der ich 6 Tage die Woche im Ring stand.
Meine Trainer im Dojo waren damals das wxw Office und Bad Bones.
Obwohl Tassilo und Christian natürlich keine Wrestler sind haben die beiden doch eine sehr gute Kenntnis über die Psychologie im Ring.
Über Bones als Trainer muss ich hier sicher keine Worte verlieren.
Mein erstes Training hatte ich übrigens bei Hate. Und nicht zuletzt muss ich hier Manka nennen der mich gelehrt hat wie „Lethal! der Legdrop wirklich sein kann.

WF: Bad Bones hat aktuell das erste Gutcheck Voting 2013 gewonnen und wird evtl. schon bald bei Impact Wrestling zu sehen sein. Wie denkst Du darüber?

KB: Ich finde es beeindruckend was John und seine Fans da bewerkstelligen konnten und hoffe natürlich dass John es auch dort schafft. Ich muss aber auch sagen dass er es verdient hat, denn wenn man in Deutschland oder gar ganz Europa nach DEM Wrestler sucht führt kein Weg an John vorbei. Ich möchte ihm hier gerne noch mal meine Glückwünsche ausrichten und ihm viel Glück wünschen.

Was ich besonders schön finde ist das John seine Bekanntheit ebenfalls dazu nutzt um Spendenaktionen für Kranke Kinder zu unterstützen. Ob man ihn nun mag oder nicht, dafür kann man ihm nichts anderes als Respekt zollen.

WF: Welche Ziele hast Du Dir noch gesteckt, außer gesund zu bleiben? Gibt es best. Länder wo Du unbedingt mal hin möchtest, evtl. auch mit der wXw?

KB: Im Wrestling stecke ich mir keine Ziele. Ich habe auch niemals das Ziel gehabt da zu sein wo ich jetzt bin. Die Grund Vorraussetzungen dafür waren einfach nicht gegeben.
Ich habe einfach immer so hart gearbeitet wie ich konnte und habe dann gesehen für was es reicht. Natürlich hoffe ich das es noch weitergeht aber ich versuche Grundsätzlich immer für den Moment zu arbeiten.

Ich möchte wirklich gerne mal nach Japan. Das Land und die Kultur interessieren mich sehr. Und natürlich auch das Wrestling dort.

WF: Ich denke dass Dir einige Kollegen schon von der World Triangle Tour erzählt haben. Soweit ich weiß wird es bald wieder eine Kooperation mit wXw und Japan geben?! Bist du dieses Mal dabei, wenn es nach Japan gehen sollte?

KB: Natürlich bin ich darüber informiert. Allerdings kann ich zum jetzigen Zeitpunkt absolut nichts dazu sagen ob es dazu kommen wird oder nicht. Ich wäre allerdings hoch erfreut darüber.

WF: Bald triffst Du auf Doug Williams, sind die UK Wrestler das „Beuteschema von Karsten Beck?

KB: Bald trifft es…Nun, was heißt Beuteschema…
Ich arbeite sehr gerne mit den UK Leuten weil sie allesamt eine Top Wrestling Ausbildung genossen haben und man da unendlich viel lernen und neues machen kann. Und mit Doug habe ich da ja auch noch einen der absoluten Top Männer erwischt. Da ich ehrlich zugeben muss dass ich mich in letzter Zeit habe schleifen lassen, habe ich das Match als Anlass gesehen wieder um einiges mehr auf meinen Körper zu achten. Will heißen: Gesunde Ernährung, 5-mal die Woche ins Studio und Sachen wie Alkohol komplett außen vor lasse.

WF: Kannst Du Dir vorstellen Deinen Charakter einmal grundlegend zu ändern, evtl. so, dass Du beispielsweise von den Comedy Einlagen absiehst und als ernster Heelcharakter performst oder würde Dir das nicht liegen?

KB: Ich ändere meinen Charakter dauernd in kleinen Nuancen und kann mir auch eine Komplettumstellung gut vorstellen. Ich performe allerdings auch öfters ohne Comedy ins Match einzubauen.

WF: Wir danken Dir für dieses Interview Karsten! Möchtest Du noch ein paar Worte an die Fans loswerden?

KB: Kauft mein Shirt!

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