Robert Dreissker im WrestlingFever.de Interview

WrestlingFever hat sich exklusiv mit dem Österreicher Robert „The Avalanche“ Dreissker über das Wrestling, ungeschriebene japanische Gesetze und Japan allgemein, sein Vorbild Vader, seinen „Cousin“, die wXw und natürlich auch neben dem Carat Tournament über viele weitere Themen unterhalten (12.03.2014)

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WF: Zuerst einmal vielen Dank für Dein Interesse, wir hoffen Dir geht es aktuell gut und Du bist gesund?

RD: Hallo! Kein Problem! Ja es geht mir soweit gut, danke der Nachfrage.

WF: Als Wrestler hat man ja fast immer mit kleineren Verletzungen zu kämpfen. Was war die bisher schlimmste Verletzung die Du Dir zugezogen hast?

RD: Bis dato hatte ich Gott sei Dank keine Verletzungen hinnehmen müssen die mich für längere Zeit vom Geschehen im Ring ferngehalten haben. Die schlimmste Verletzung die ich bisher hatte war wohl eine Infektion im Bein auf der World Triangle Tour in Japan. Auch hatte ich mir zwei Wochen vor meiner ersten Japan Tour in einem Tag Team Match das Innenband und den Meniskus eingerissen. Ja, das wäre bisher das gröbste was mir an Verletzungen widerfahren ist.

WF: Ich habe die „Inside the Triangle“ DVD gesehen. Dein Bein war ja wirklich schrecklich dick. Wie zieht man sich eine Infektion dieser Art zu, kann man das erklären?

RD: Um ehrlich zu sein weiß ich bis heute nicht zu 100% wie das zu Stande gekommen ist. Wir waren mit dem BJW Tourbus unterwegs zu Okabayashi’s Heimatshow in Nangoku City. Es war eine 12 stündige Nachtfahrt in der ich zu meiner eigenen Verwunderung fast komplett durchgeschlafen habe. Als ich dann kurz vor der Ankunft aufgewacht bin hatte ich ein komisches Taubheitsgefühl im Bein, so ähnlich als wäre es eingeschlafen. Nach 10-15 Minuten wurde mir klar dass es etwas anderes sein musste, die schlimmste Befürchtung war dass es eventuell etwas mit Trombose zu tun haben könnte.

Zwei Tage und 2 Kämpfe später wurde ich in Nagoya ins Krankenhaus gebracht wo die Ärzte eine Entzündung, wahrscheinlich durch einen Insektenstich verursacht, diagnostiziert hatten. Ich bekam Infusionen verabreicht, welche zum Glück gut anschlugen und die Schwellung etwas in Schach hielten. Durch den Krankenhausaufenthalt musste ich leider die beiden Shows an diesem Abend auslassen, was aber wohl aus gesundheitlicher Sicht nicht das schlechteste für mich war. Danach ging es im Bus weiter Richtung Tokio wo die letzte Show der Tour in der Korakuen Hall stattfand. Ich wurde früh morgens von Yuji Okabayashi ins Krankenhaus begleitet wo ich wiederum Infusionen verabreicht bekommen habe, vom Krankenhaus ging es direkt in die Korakuen Hall wo ich dann gemeinsam mit Big Van Walter gegen die Summerian Death Squad angetreten bin.

WF: Du warst inzwischen mehrmals in Japan, auch einmal 6 Wochen an der Seite mit Bad Bones. Walter schwärmt neben der Tradition und den Menschen auch von der Küche. Was hat Dir besonders an Deinen Japan Besuchen gefallen und wie war es?

RD: Der Umgang und der Respekt den sich die Menschen entgegenbringen hat mich sehr beeindruckt und nachhaltig geprägt! Ich habe, sofern wir nicht mit dem Tourbus unterwegs zu Shows waren, im BJW Dojo gelebt. Anfangs war es natürlich etwas ungewohnt, weil Japan eben auf so ziemlich allen Ebenen anders ist als dass was man gewohnt ist, aber ich wurde von allen sehr gut behandelt! Ich habe täglich mit „Bad Bones“ John Klinger, der mich immer wieder zu Höchstleistungen angespornt hat, und den anderen trainiert. Das Training war verdammt hart aber ich bin sehr glücklich darüber diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen! Insgesamt habe ich bei meiner ersten Tour 12 Kämpfe bestritten und hatte die Möglichkeit regelmäßig mit Bad Bones, Daisuke Sekimoto, Yoshihito Sasaki, Yuji Okabayashi und vielen anderen im Ring zu stehen wo ich natürlich eine Menge lernen konnte!

WF: Hattest Du „Probleme“ mit der Ernährung oder kamst Du gut klar. Wie Du geschrieben hast ist alles anders und die Speisen gehören sicherlich dazu…

RD: Nein absolut nicht! Natürlich ist man bei manchen Sachen erst etwas skeptisch, und natürlich schmeckt einem nicht alles gleich gut, aber Probleme hatte ich mit der japanischen Küche keine!

WF: Wie gefällt dir der japanische Stil, die eher härtere Gangart? Man hat oft den Eindruck, dass es sehr gefährlich ist, was die da so auspacken…

RD: Ich mag den japanischen Stil und komme auch gut damit zurecht! Er kommt meiner Art zu kämpfen gut entgegen!

WF: Wie kam damals der Kontakt zu Japan zu Stande, Du warst ja bereits vor der Triangle Tour im Land der aufgehenden Sonne.

RD: Das stimmt! Meine erste Reise nach Japan kam ebenfalls über die wXw zu Zustande. Matchmaker Felix Kohlenberg schrieb mir eine E-Mail und fragte mich ob ich Interesse an einem 6-wöchigen Aufenthalt in Japan bei BJW hätte. Die Entscheidung war natürlich schnell gefällt wie du dir sicher vorstellen kannst!

WF: Gibt es etwas was man in Japan auf keinem Fall tun sollte, eine Art ungeschriebenes Gesetz?

RD: Wenn ich mich richtig erinnere habe ich mir einmal vor versammelter Mannschaft die Nase geputzt, das gilt in Japan als unhöflich/eklig. Ich wurde dann darüber aufgeklärt und habe es natürlich unterlassen. Es gibt etliche Dinge des täglichen Lebens die in Japan anders gehandhabt werden, so ist es beispielsweise auch verpönt Trinkgeld zu geben, während man andernorts schief angeschaut wird, wenn man keines gibt.

WF: Vader wird immer wieder als ein Mann von Dir genannt, der Dich inspiriert hat. Was hat Dich gerade an Vader fasziniert? Konntest Du ihn live erleben?

RD: Nein, ich habe Vader leider nie Live sehen können und ja, Vader ist einer derjenigen die mich fasziniert und inspiriert haben. Trotz seiner unglaublichen Erscheinung war ein sehr agiler Athlet, unglaubliche Intensität, einfach einer der besten Big Men aller Zeiten, wenn nicht sogar der Beste!

WF: Vader wird im Rahmen der „Superstars of Wrestling“ Tour wie weitere Legenden bald in Deutschland sein. Du bist nun schon einige Jahre dabei, wie begegnet man einem seiner Idole heute, ist da noch Nervosität da?

RD: Ich habe diese Erfahrung zum ersten mal beim wXw 16 Carat Gold Turnier im Jahr 2012 gemacht als Fit Finlay mit dabei war, der auch einer meiner absoluten Favoriten ist/war. Es ist schon ein komisches Gefühl welches sich auch nicht wirklich beschreiben lässt. Auf jeden Fall ist eine große Ehre sich den Locker Room mit einer Legende dieses Sports zu teilen!

WF: War es ein Finlay oder Vader die Dich dazu bewegt haben Wrestler zu werden?

RD: Beide haben mich wie gesagt sehr inspiriert und fasziniert, aber im Endeffekt hat mich Wrestling, also das große Ganze, dazu bewegt Wrestler werden zu wollen.

WF: Das heißt Du hast es im TV oder gar Live gesehen (CWA)?

RD: Mein erster Kontakt zum Wrestling war in Form einer Kaufkassette, das war damals WCW Bash at the Beach 94! Im Main Event gab es da bekanntlich Hogan in seinem WCW Debüt gegen Ric Flair, natürlich war es da um mich geschehen wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich habe die WCW dann in weiterer Folge immer im TV verfolgt. Die CWA habe ich Live leider nie erlebt.

WF: Wie bist Du dann zum Eurowrestling, bzw. Kovac gekommen?

RD: Das war 2005. Damals hatte ich eine Rings of Europe Show in Krems besucht. Dadurch lernte ich unter anderem Rainer Ringer kennen, der mit den Jahren zu einem meiner engsten Freunde wurde. Ich habe bei vielen Rings of Europe Shows mitgeholfen und lernte so immer mehr Leute aus der Szene kennen, unter anderem natürlich auch Michael Kovac!

WF: Ich erinnere mich an RoE und auch Marc Landauer der sich später für ein anderes Gebiet entschieden hatte. Leider gibt es RoE und andere österreichische Ligen bis auf EWA und ich glaube WSA nicht mehr. Denkst Du dass es bald wieder mehr Ligen geben könnte? In Deutschland scheint es derzeit einen Boom zu geben…

RD: Über Rings of Europe bin ich 2005 zum europäischen Wrestling gekommen, schade dass Marc keine Wrestling Shows mehr promotet. Die WSA ist vieles, aber mit Sicherheit keine ernstzunehmende Wrestlingliga. In der Steiermark gibt es noch die UKWA welche von Mexx geführt wird. Eine kleine Liga welche sich in letzter Zeit wirklich gemacht hat. Ich denke nicht dass es neben der EWA und UKWA so schnell eine neue Liga in Österreich geben wird!

WF: DU bist Österreicher und lebst bekanntlich noch in Deinem Heimatland. Gab es bezgl. Wrestling schon die Überlegung (wie Walter) nach Deutschland zu ziehen?

RD: Ich würde lügen wenn ich sagen würde noch nie darüber nachgedacht zu haben. Im Endeffekt waren und sind diese Gedanken aber alles andere als konkret.

WF: Du konntest Dich am Wochenende für das 16 Carat Turnier qualifizieren. Wir gratulieren Dir an dieser Stelle. Auf was freust Du Dich am meisten, für viele ist das Carat ja die Deutsche Wrestlemania.

RD: Ich freue mich natürlich über die Möglichkeit mich mit internationalen Topathleten zu messen. Das wXw 16 Carat Gold Tournament ist ein absolutes Highlight, in absolut jeder Hinsicht. Ich denke es ist einfach das große Ganze dass das Carat so besonders macht!

WF: Bist Du Teil des Fußball Turniers?

RD: Ich werde mich sicher auch auf dem Fußballfeld blicken lassen, ja.

WF: Was liegt Dir mehr, ein Team Kampf oder ein Singles Match?

RD: Schwer zu sagen, im Grunde mag ich beides sehr gerne!

WF: Weißt Du noch wie du zu deinem Beinamen „The Avalanche“ gekommen bist?

RD: Der Beiname „Avalanche“ entwickelte sich nach der Rückkehr von meiner ersten Japan-Tour als ich zu einem regulären Bestandteil der wXw Events wurde. Ich meine es war Christian Jakobi der am Kommentar besonders laut wurde wenn ich eines meiner Parademanöver, eben die Avalanche in die Ringecke, gezeigt habe. So kam eines zum anderen und heute kennt man mich als „The Avalanche“ Robert Dreissker.

WF: Viel Deiner Kollegen tragen Künstlernamen, du hast Dich dafür entschieden mit Deinem realen Namen aufzutreten, wie kam es zu dieser Entscheidung?

RD: Nun, es liegt eventuell daran, dass ich 2-3 Stunden vor meinem Debüt erfahren habe dass ich gleich meinen Debütkampf haben werde und schlicht und einfach nicht die Zeit da war sich intensive Gedanken um einen Namen zu machen, auf der anderen Seite bin ich aber auch überzeugt davon, dass ich mich mit einem gekünstelten Namen nicht identifizieren könnte.

WF: Wie erinnerst Du Dich an Deinen Debütkampf und Gegner – Man hatte Dich mit dem Debüt wohl überrumpelt?

RD: Das war im September 2009 bei wXw „Easter Expedition“ gegen meinen guten Freund und Trainingskollegen Fritz Keller, der schon seit längerem nicht mehr aktiv ist. Ich kann mich erinnern dass wir nach 4-5 Minuten von der Oberhausen Terror Corp zerpflückt wurden.

Ja, überrumpelt trifft es ganz gut. Ich bin mit Rainer Ringer und eben Herrn Keller, eigentlich nur zum zuschauen, mit nach Chemnitz gefahren. Ich bin absolut nicht davon ausgegangen später an diesem Tag noch im Ring zu stehen, hatte aber meine Sachen mit dabei. Da jemand ausgefallen ist habe ich die Chance erhalten, es war also wirklich aus heiterem Himmel und in keinster Weise vorhersehbar.

WF: Welche Länder neben Japan würdest Du gerne bereisen, wo würdest Du einmal zu gerne in den Ring steigen – sagt Dir der mexikanische Stil zu?

RD: Amerika hat natürlich seinen Reiz, das wäre schon eine große Nummer auch dort mal zu catchen! Aber auch in Europa gibt es etliche Länder in denen ich gerne mal kämpfen würde! Mit Lucha Libre hatte ich bis dato so gut wie nichts zu tun, da fällt mir ein Urteil schwer. Es ist nett anzusehen, selbst würde ich es aber nicht machen wollen.

WF: Gibt es Kollegen zu denen Du auf siehst, die für Dich motivieren und als Vorbild agieren?

RD: Natürlich gibt es die! Die Helden und Vorbilder meiner Kindheit hatte ich ja bereits erwähnt. In meinem Kollegenkreis ist vor allem Big Van Walter jemand zu dem ich aufsehe.

WF: Welche Ziele hast Du Dir noch gesteckt, abgesehen davon gesund zu bleiben?

RD: Nun, die Antwort ist relativ simpel. Mein Ziel ist es mich stetig weiterzuentwickeln und besser zu werden. Ich bin kein großer Fan davon zu sagen:,, In 2 Jahren möchte ich den und den Titel gewonnen haben“ Ich möchte einfach bodenständig bleiben und weiter hart an mir arbeiten, ich denke so kommt man am besten voran!

WF: Wir danken für Deine Zeit!

RD: Ich bedanke mich für das Interesse! Für die Freunde des Social-Networks bin ich auf Twitter unter @RD_Avalanche und auf Facebook zu finden!

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