WF: Axel ich danke Dir, für die spontane Zusage zu diesem Interview, ich hoffe natürlich, Dir geht es gut..
AR: Ja mach ich gerne, Mir geht’s so einigermaßen.
WF: Wenn man sich mit Dir als „Catcher“ beschäftigt, dann fällt im Vorfeld auf, das du nicht nur körperlich eher ein Kleiner Catcher warst sondern auch, das gerade Du eine Menge zu erzählen hast. Dennoch möchte ich erst mit Deiner Karriere anfangen. Trainiert wurdest Du von Hans Roocks und Rene Lasartesse. Wenn ich jetzt behaupte, Du hättest keine besseren Trainer bekommen können, was würdest Du dazu sagen?
AR: Hansi Roocks hab ich alles zu verdanken ohne ihn wäre ich nicht rein gekommen ins Business. Ich hatte die besten Trainer. Das Einstiegs-Training, bekam ich von Hansi, den letzten Schliff, bekam ich vom Catcher-König Rene Lasartesse der hat mich fürs Ausland fit gemacht. Das war knallhartes Training. David Morgan, Mile Zrno haben mich zusätzlich trainiert.
WF: Bis heute pflegst Du Kontakt zu Hans Rocks – wie geht es ihm und worüber spricht man, wenn man sich heute trifft?
AR: Hansi ist ca. vor 18 Jahren an Parkinson erkrankt, aber er ist immer guter Dinge. Wir schnacken gerne von den alten Zeiten und lachen viel.
WF: Sind generell die „guten alten Tage“ Themen bei Treffen mit den ehem. Kollegen – Trauert man dieser Zeit nach?
AR: Das sieht jeder anders, ich gehe seit meinem 6. Lebensjahr zum Catchen und hab den Vergleich zu heute. Ja früher war es besser. Der Nachwuchs kennt es ja nicht von früher.
WF: Wie bist Du denn zum Catchen gekommen?
AR: Oh, das ist eine lange Geschichte. Meine Eltern hatten eine Gaststätte (1969) und da kam mein Vater in die Stube und sagte: „Axel komm mal in die Gaststätte, der Catcher Hansi Roocks ist da“, ich fragte damals „Was ist das, ein Catcher?“ Ich ging nach vorne und sah einen großen Blonden Mann mit so starken Armen wie ich das noch nie gesehen hatte. Er lächelte mich an hob mich federleicht auf seinen Schoß und kaufte mir ein Eis.
Ich war total begeistert. Das war seitdem mein neuer Freund. Ein paar Wochen später nahm er uns mit zum Catchen im Gasthof Murken in Lilienthal. Früher war ab 18 Jahren erst Zutritt.
Dann kam Hansi immer öfter zu uns und ich schaute ihm beim Training zu.
Er sagte dann eines Tages „komm mach mit“ und ab da war ich Feuer und Flamme.
Zum Beispiel kam ich von der Schule und Hansi macht Liegestütze, ich glaube es waren ca. 180 Stück und ich saß auf seinem starken Rücken. Dann wurde es immer regelmäßiger und mit 19 Jahren stand ich das erste mal im Ring. In Lübeck war mein erster Gegner David Morgan ich hatte zugegeben ganz schön Schiss vor dem, denn David war ein erstklassiger Ringer. Und dann wurde ich süchtig danach.
WF: Gab es Idole, Vorbilder oder auch Catcher von denen Du „Fan“ warst?
AR: Ja von meinen Trainern und von Klaus Wallas.
WF: Gab es auch Kollegen, mit denen man gar nicht auskam?
AR: Es gibt eine Person, die meide ich. Es lohnt sich nicht, über Steinblock zu sprechen. Für ihn verbrauche ich keinen Sauerstoff.
WF: Wie kam die Idee mit dieser Fliege um den Hals, warst Du selbst für Dein Outfit verantwortlich und wie siehst Du das heute?
AR: Das mit dem Frack, hab ich mir von Klaus Wallas abgeguckt. Und meine damalige Freundin hatte mir die passende Fliege dazu geschenkt.
WF: Welchen wertvollen Tipp hast Du von Rene & Hans bekommen, also einen der Dir später immer geholfen hat und den Du evtl. auch weiter gegeben hast?
AR: Von Hansi habe ich den Tipp bekommen, zurückhaltend und aufmerksam zu sein. Und von Rene habe ich die unfeinen, linken Griffe gezeigt bekommen wenn mir im Ausland einer ans Leder wollte, da bin ich ihm bis heute dankbar.
WF: Alle kennen Dich als Axel Reese, bist Du denn immer nur als „Axel Reese“ aufgetreten und warst Du immer ein „Guter“?
AR: Ja immer unter meinem Namen. Anfangs ist man immer das Babyface und da ich nicht so riesig bin, habe ich mir ein anderes Gimmick zu gelegt. Dann wurde ich zum Bösewicht.
WF: Einen Vorteil hat das Wrestling sicher, man sieht andere Kulturen und Länder. Wie ist es denn im Libanon zu wrestlen und wie erinnerst Du Dich an die Matches mit Viktor Krüger, der bis heute als eher „speziell“ gilt?
AR: Ja, ich war immer lieber im Ausland als in Deutschland, das Reisen und die anderen Kulturen haben mich fasziniert. Mit Viktor kam ich immer gut zurecht, wir hatten viel Spaß.
WF: Du warst sehr viel mit Dave Morgan unterwegs, wie erinnerst Du Dich an diesen Mann und hast Du evtl. eine besondere Geschichte zu ihm, die Du mit uns teilen kannst/ möchtest?
AR: David war ein Weltklasse Ringer. Ich hatte David mal aus der Patsche geholfen, das hat er mir immer gedankt. Dafür hat er mich sehr oft mit ins Ausland genommen.
WF: Wie wichtig war es für Dich, Fuß in diesem Business zu fassen und als Catcher anerkannt zu werden – Viele taten dies wegen des Geldes, die meisten aber aus Liebe zum Sport…
AR: Ich tat es aus Liebe zum Sport und wegen der vielen Reisen. dadurch habe ich immer tolle Persönlichkeiten kennen gelernt.
WF: Im Vergleich zu früher, kann man heute nicht mehr wirklich im deutschsprachigen Raum vom Wrestling leben, bzw. wenige können es. Was denkst Du hat sich verändert, denkst Du es wird jemals wieder so lohnenswert wie zu „Big Otto“ Zeiten?
AR: Nein ich denke der Zug ist abgefahren. Andere Generationen. Es sind viele neue Sportarten dazugekommen, dann gibt/ gab es viele „Trittbrett Veranstaltungen“ und diese haben das Niveau runter gewirtschaftet.
WF: Es hält sich das Gerücht, das Du unter anderem von Uli Hoeneß zum Geburtstag eingeladen wurdest, stimmt das?
AR: Nein das war Uwe Seeler, zu dem ich durch Max Lorenz einen guten Draht habe.
Bin selber aber kein Fußball Fan.
WF: Du bist unter anderem für Stefan Haupt bei der IWW in Hannover aufgetreten, viele sahen großes Potential in der IWW. War der Auftritt wichtig für Dich, bei größeren Turnieren sah man Dich leider nicht..
AR: Es war gut, ich hatte einen Kampf mit Karsten Kretschmer. Ich musste nicht davon leben und konnte mir aussuchen, woran ich teilnehmen wollte.
WF: Gibt es einen Kampf in Deiner Karriere an den Du Dich bis heute gerne zurück erinnerst?
AR: Ich habe in Beirut gegen „Pink Panther Paul Loyd“ einen schweren Kampf gehabt, aber wir haben die Halle auf den Kopf gestellt. Die 6000 Zuschauer sind aus dem Häuschen gewesen.
WF: Wenn man über Axel Reese spricht, heißt es immer: „Er kennt Gott & die Welt“ – Bist Du denn soviel rumgekommen oder gereist? Ich vermute, dies hat aber eher nicht zwingend mit Deiner Karriere als Catcher zu tun, richtig?
AR: Dadurch, dass ich ein guter Freund vom Hansi Roocks bin und ich immer die richtigen Kontakte hatte, habe ich so viele Menschen kennen gelernt, das hat mit vielen Faktoren zu tun.
WF: Wie wird man Chauffeur von „Andre the Giant“, wie erinnerst Du Dich an Andre – war er damals schon der große Star und hast Du auch evtl. eine Geschichte zu ihm, die Du mit uns teilen möchtest?
AR: 1987 kam Andre nach Bremen, Baron von Raschke und Hansi fragten mich ob ich nicht den Andre die Tage fahren will, ich sagte sofort zu.
Bin mit Andre einkaufen gegangen und er fragte mich nach einem Geschäft mit Übergrößen. Das Geschäft war im Keller und Andere sagte, ich soll erstmal runter gehen und fragen ob er auch was in seiner Größe da hat. Ich ging runter und fragte und der Verkäufer sagte mit ruhigen Gewissen, wir haben alle Übergrößen. Ich holte Andre runter, der Verkäufer ist blass geworden und hat sein Messband übern Rücken weggeworfen. Ich hab mich nicht wieder eingekriegt vor lachen.
WF: Viele können sich nicht vorstellen wie groß dieser Mann war, wenn man hört „Reese war trinkfest“ aber Andre trank locker 12 Flaschen Wein – wie kann man sich so einen Abend nach einer Show vorstellen?
AR: Andre war 227cm groß, Schuhgröße 63 und 275 kg schwer. Er trank 3 Flaschen Barcardi am Abend.
WF: Afrika hat auch heute noch einige Wrestler und Shows, wie groß war damals das Wrestling dort?
AR: Es gab große und kleine Turniere. Wir sind sehr gut aufgenommen wurden und immer von einem Konvoi begleitet worden.
WF: Ist das Wrestling heute noch interessant für Dich, verfolgst Du es noch im TV – kannst Du etwas damit anfangen UND besuchst Du evtl. Shows in Deutschland?
AR: Im Fernsehen verfolge ich das nicht mehr, ich besuche gerne Veranstaltungen von der POW und auch mal DWA – nur nicht die Veranstaltungen von Eddy.
WF: Zu wem pflegst Du denn aktuell Kontakt?
AR: Zu Hansi Roocks und Tony St Clair
WF: Nehmen wir an, ein junges Talent kommt heute auf Dich zu und möchte Wrestler werden. Was würdest Du raten, empfehlen – wovon rätst Du ab?!
AR: Ich würde ihm raten, seinen Beruf nicht fürs Wrestling aufzugeben und er sollte sich die Veranstalter vorher gut anschauen, bevor er Geschäfte mit ihnen macht.
WF: Hast Du evtl. noch eine schöne, gerne auch lustige Geschichte aus deiner Karriere, die Du mit den Fans / Lesern teilen möchtest?
AR: Günter Notthoff auch bekannt als Meister Proper, da waren wir in Berlin zum essen. Plötzlich steht Günter auf und fängt an zu singen, Operette ich hab unterm Tisch gelegen die Leute haben applaudiert und haben Geld gesammelt, das wir später veröffentlicht haben. Das war so glaubhaft.
WF: Was macht „Axel Reese“ heute?
AR: Ich bin vor knapp 2 Jahren auf der Straße zusammengebrochen und versuche gesund zu werden.
WF: Danke für Deine Zeit und wir wüschen Dir nur das Beste – vor allem Gesundheit!
AR: Ich bedanke mich auch und vielleicht treffen wir uns bald.
WF: Sehr gerne.