Catch Fans muß man Franz Schuhmann nicht vorstellen. Er ist eine lebende CWA Legende, ein Catcher der mit Legenden wie Finlay, St. Clair & ICE Train, Otto Wanz, Rambo, Lasartesse, etc. im Ring stand und zu seiner Zeit einer der wohl besten Techniker war! WrestlingFever.de hat mit Franz am 17.02.2011 ein sehr langes Interview führen dürfen, wo sehr offen über die CWA, Steriode, Abenteuer in anderen Ländern und wirklich sehr viel mehr gesprochen wurde. Wie Benoits Trauzeuge, Taylors Freund, Finlays Gegner, Dan Severn, Barry Horrowitz, den Tod eines Catchers in der Umkleide der CWA, Ulf Herrmann etc. Viel Spaß mit dem wohl bisher größten und ehrlichsten WrestlingFever.de Interview!
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WF: Franz, dein Weg ein Catcher zu werden war nicht der „Klassische“!?
Ja ich war Amateuringer und hatte zu dieser Zeit eine Tankstelle. Einige Catcher waren Kunden bei mir und Lasartesse hat mir angeboten in Hamburg als Profi ausgebildet zu werden, das habe ich dann 1985 gemacht.
WF: Wieso schlug Lasartesse gerade dir vor Catcher zu werden? Hattest Du ihn diesbezüglich gefragt oder Shows besucht?
Nein, ich hatte vorher keine Shows besucht, er hatte in der Zeitung gelesen dass ich als Amateur eine Meisterschaft gewonnen hatte und dann haben wir uns darüber unterhalten. Es gab damals kaum Nachwuchs in Deutschland oder Österreich, also wir hatten uns übers Catchen unterhalten und so wurde „das Kind“ geboren…
WF: Rene Lasartesse trainierte heutige Größen wie Karsten Kretschmer. Wie erinnerst Du Dich an die ersten Trainingsstunden?
Es waren 80 % nur Fallübungen und es war schmerzhaft, den Rest habe ich mir eigentlich abgeschaut von anderen und bei dem Hamburger Turnier 1985 habe ich dann die letzte Woche mitgemacht.
WF: Lasartesse gilt ja als große Legende, viele sagen, dass er kein großer Catcher war, mehr ein Lehrer, ein Mann mit dem nötigen Wissen.
Lasartesse war in Europa bestimmt der Größte. Er hatte ein eigenes Flugzeug mit dem er zu Turnieren geflogen ist, dies ermöglichte ihm, an einem Tag bei 2 Veranstaltungen zu catchen. Dazu hat er noch 2 Kollegen mitgenommen um sich den Sprit zahlen lassen. Er war der Bestverdiener in Europa, ein Multimillionär. Er trug aus Geiz in seinen Ringerstiefeln keine Strümpfe und hatte nie eine eigene Seife, die lieh er sich von Kollegen. Ein geiziger Mensch mit der besten Ausstrahlung die ein Ringer haben kann aber Ringen konnte er nicht gut (und er brauchte es auch nicht)
WF: Wie sah so ein Ring, Training aus?!
Nicht auf Matten, wie gesagt in Hamburg war 6 Wochen lang ein Turnier und die Ringer sind vormittags oft in den Ring um zu trainieren. Lasartesse saß in der ersten Reihe und hat Anweisungen gegeben. Es war nur Abhärtung. Das Catchen habe ich mir selber beigebracht in dem das ich es beim Kämpfen ausprobiert habe.
WF: Welche Unterschiede gab es für Dich zwischen dem „Ringen“ und den „Catchen“?
Im klassischen Ringkampf gibt es Regeln, beim Catchen allerdings gilt die Regel, die Menschen zu unterhalten, damit sie wieder kommen und alle beteiligten davon leben können.
WF: Konntest du GUT davon leben?
Ich habe ca. 300 Kämpfe im Jahr gemacht und an den meisten Welmeisterschaften der CWA teilgenommen. Die Tagesgage war 400 DM und Welmeisterschaften war extra 8.000 DM. Rambo hat im Jahr 3 WM bestritten und ich 6 davon.
WF: Wie viele Besucher hatten diese Weltmeisterschaften denn so?
In Wien waren es teilweise 3 – 4 Tausend Menschen, in Graz auch 5000, in Hannover war voll mit 1000 und Bremen war gut besucht mit 2000, also bei meinen Welmeisterschaften.
WF: Wie sind die anderen Größen mit Dir umgegangen, als „Frischling?“
Alle sehr gut, ich kann mich an eine Situation erinnern als Bobby Geatano mich mal in der Garderobe fragte ob ich einen Aufpasser habe und ich sagte: „Ja, Klaus Wallas!“ (mit dem ich ja auch privat befreundet war). Das wussten die meisten Ringer .Und dann kam noch dazu, dass ich Amateurringer war und vor solchen hatte auch ein Profi Respekt, wenn man kein Arschloch war.
WF: Für die, die ihn nicht kennen, wer ist Klaus Wallas?
Klaus Wallas war das größte Talent im Catchgeschäft, ein Judoka aus Salzburg, der auch bei einer Olympiade mitgemacht hatte. Er führte einen kalten Krieg mit Otto Wanz, weil Wallas ein Konkurrent für Wanz war. Klaus Wallas wollte ein eigenes Turnier auf die Beine stellen bis Wanz ihn aus der CWA rausgeschmissen hatte.
WF: Wie wichtig war zu der Zeit ein Aufpasser, warum hatte man besser einen?
Weil man gegen die alten Hasen (und das waren sie alle), kein Licht gesehen hätte, bzw. keinen Griff ansetzen konnte. Wenn man im Ring nichts kann, dann mag das eben das Publikum nicht und wenn es dem Publikum nicht gefällt, dann gefällt es auch dem Veranstalter nicht und du bist draußen.
WF: Diese Sache mit den Aufpassern sagt mir, das es wohl Machtkämpfe gab?!
Nein die gab es nicht, jeder wusste seinen Stellenwert. Es war immer angenehm und jeder hat jeden respektiert. Ich habe nur einmal gesehen das Mile Zrno und David Taylor im Ring Probleme hatten und in der Gardarobe haben sie sich geprügelt. Ende war das Mile ein blaues Auge hatte.
WF: Was kannst Du uns über David Taylor erzählen?
Ich war mit Dave ein paar Jahre sehr gut befreundet weil ich für uns die Frauen aufgerissen habe, er war da ein bisschen schüchtern. Wir haben viel gelacht, kann aber nicht ins Detail gehen. Er war und ist ein sehr guter Ringer, auch Amateur – was bei uns damals sehr wichtig war. Es kam schon mal vor das sich ein Gegner steif machte und da musste man voll durchziehen um sich zu beweisen. Ich habe die ersten 2 Jahre nicht gewusst was jetzt Show ist oder nicht.
WF: Ulf Herrmann ist auch ein Teil der CWA gewesen, trat wie bereits erwähn t auch 2x für ECW an.
Ulf ist ein netter Kerl, als der bei uns angefangen hat, ist er uns bis nach Wien gefahren um zu trainieren und einzusteigen. Es hat ein paar Jahre gebraucht bis er akzeptiert wurde aber hat es dann bei Peter William geschafft weil er Deutscher war. Bei Wanz war er nicht so weit oben. Ich hatte ihn aber dann gemocht und man konnte ihn gut Verarschen. Zum Beispiel hat man eine Salbe die verdammt brennt in das Ringer Trikot geschmiert. Wenn du dann geschwitzt hast, brannte das unheimlich am Arsch. Oder einen Liebesbrief an ihn geschrieben, er sollte sich mit einem Mädchen treffen, er ist natürlich hin gefahren. Er ist der Typische TV Catcher. Ich meine, er hatte keinen Background wie Ringen, Boxen oder Judo.
WF: Larry Cameron hätte ein Teil von „Doom“ (mit Ron Simmons und Butch Reed) werden sollen. Dies waren die ersten Schwarzen Tag Champions der NWA, dann starb er in Bremen in der Umkleide, nachdem er im Ring einen Herzanfall erlitt.
Larry Cameron war ein Arschloch (Gott hab ihn Selig). Er war ein typischer Drogen Fuzzi, keine harten Drogen aber Haschisch und er das vor dem Kampf (was sehr gefährlich war). So hatte er mich mal in Seeboden (Österreich) in einem Bierzelt für einen Bodyslam hochgehoben und auf einen der Biertische geschmissen mit all den Weingläsern drauf. Im Flug habe ich sie weg geräumt. Sehr gefährlich. Er hat sehr viel Anabolika genommen und ist dann an einem Herzinfarkt verstorben, wobei er vorher schon ein geschwächtes Herz hatte.
WF: Viele Größen der CWA waren/wurden auch international bekannt wie Ulf Herrmann, Ice Train, Tony St. Clair etc.
Ice Train war vorher schon gut im Geschäft bei der WCW, Tony war ein richtiger Globe Trotter, ich selber war mit ihm ein paar mal in Afrika und in Indien. Ulf glaube ich war nicht so international unterwegs.
WF: Ulf war wie Kovac bei ECW in den Staaten, Grizzly auch bei ECW/WCW. Finlay kennen wir aus WCW und WWE und Eric Schwarz schaffte es 2x bei WWE Heat zu sehen zu sein. Eckstein bestritt ein WWE Match in England.
Ich war dreimal in Amerika und habe für die WWE gearbeitet. Barry Horrowitz war hier in Graz für eine WM mit mir und ich habe auch verloren.
WF: Wow, Barry war bekannt dafür ein Edeljobber zu sein, wobei ich meine, dass er mal ein Match bei WWE gewann?!
Er war kein schlechter Ringer, aber man konnte in wegen seines fehlenden Charisma nicht gut verkaufen. Es gibt auch auf Youtube diesen WM Kampf von Graz zwischen mir und Barry Horrowitz.
WF: Du hattest also auch für WWE gearbeitet, erzähl uns mal davon!
Das Beste war, als ich einer WWE Pressekonferenz erfuhr, das Dan Severn mein Gegner sein wird. Ein Presse Mann fragte mich, was ich gegen den machen möchte, weil er ein Shooter sei. Ich sagte, ich schieße zurück: Letztendlich war es ein Scheiß Kampf aber der wohl Beste den dieser Dan Severn je gemacht hat. Ich bekam 100 Dollar extra. Kennst du Dan Severn?
WF: Sicher, er ist eine UFC Legende mit Schnauzbart!
Richtig. Ich hatte damals auch mal William Regal in der Garderobe nach einem Aschenbecher gefragt und er sagte, „das Office sieht es nicht gerne das man Raucht“, dann war es für mich erledigt da drüben, weil ich mir nicht sagen lasse ob ich rauche oder nicht.
WF: Daran scheitere nicht wirklich Deine WWE Karriere?
Das war EIN Punkt, es gab aber noch andere die Drogen und die Art wie die einen abhängig machen. Das war nicht mein Ding und dann kommt noch dazu das ich kein Verbissener Catcher war sondern das eher alles als große Party gesehen habe, die ich auch auslebte!
WF: Also gab es für Dich keine Steroide oder Drogen?
Steroide schon, natürlich, aber kein Koks und das ist in den Staaten „Gang und Gebe“, das kannst du aber auch nachlesen in der Todesliste.
WF: Wie selbstverständlich waren Steroide in den 80ern denn wirklich?! Setzte man sich diese Spritzen im Lockerroom oder eher zurückgezogen? Veränderten diese Riods die Menschen wirklich auch charakterlich?
In den 80ern gab es kaum einen bei uns, außer mich, weil ich ein Leichtgewicht mit 90 kg war. Also habe ich Anabolika genommen um Aufzubauen. Ich war auch der erste der es in der Gardarobe vor den Ringern zugegeben hatte. Es hat ja keiner darüber gesprochen. Erst in den 90ern als die Amis mehr und mehr kamen, hat man gesehen und gemerkt das man nachhelfen sollte. Das ganze hat aber jeder Privat gemacht.
OB Riods den Menschen verändern? Das kommt immer auf die Person an. Die meisten schon. Ein Bodybuilder oder auch ein Catcher schauen sich in den Spiegel und sagen zu sich selber wie gut sie aussehen und wie stark sie sind. Einige können auch ihre Kraft nicht mehr einschätzen und verletzen im Ring seinen Gegner, was auch häufig vorkam. Sie sind depressiv wenn sie eine Zeit keine Riods genommen haben und vielleicht 2 kg abgenommen haben, es geht auf die Psyche.
WF: Wie erging es Dir? Sicherlich hast Du irgendwann damit aufgehört…
Ja sicher, habe ich aufgehört. Bei mir war es nicht so Krass, erstens weil ich ganz wenig genommen habe, vielleicht 10 % von anderen, dann bin ich kein Narziss wie die meisten und wie gesagt, war der Ringkampf für mich nichts anderes als Geld zu verdienen, Party machen. Mit Riods habe ich eigentlich nur meinen Körper gehalten, durch meine Arbeit und Training habe ich ja täglich 2 kg abgenommen.
WF: Mich überrascht wie offen Du heute darüber sprichst, das ehrt Dich. Viele Talente schwiegen sich drüber aus, verweigern eine Aussage obwohl auch heute noch viel konsumiert wird. Hatte es auch Nachteile für Dich, irgendwelche Nebenwirkungen?
Ich bin mir nicht sicher, ich habe in dieser Zeit sehr viele Schmerztabletten genommen und das hat meine Nieren so angegriffen und kaputt gemacht dass ich seit August 2010 an der Dialyse bin. Und offen habe ich auch früher schon gesprochen. Ich gehe seit ein paar Wochen ins Gym und spiele einmal die Woche Tennis.
WF: Welche Erinnerungen hast Du an Fit Finlay ?
Mit Finlay hatte ich ja die längsten Fehden und das nicht ohne Grund. Ein sehr guter Amateur und jeder hatte Respekt vor ihm. Er war ein Beißer und Vollprofi. In Irland wo er Babyface war (ich war Heel) hatten wir einen Kampf der 70 Minuten gedauert hat. Das war der Hammer und wir waren beide hinterher kaputt. Ich war auch in Japan mit ihm wo wir abends mal ein Bier zusammen getrunken haben. Aber ob du es glaubst oder nicht, in Deutschland und Österreich haben wir kein einziges Wort miteinander gesprochen. Auch nicht in der Garderobe.
WF: Mit Rambo hattest du einige Kämpfe, auch er ist über 50 und feierte 2010 sein Comeback bei Ecksteins EWP. Was sagst du dazu?
Ein netter Kollege und für Europa ein gutes Zugpferd, in Amerika war er leider einer unter vielen und wurde dort auch verarscht.
Ich glaube nicht dass es ein Comeback sein wird. Als man ihn angekündigt hat, habe ich mir gedacht dass es in Hannover nicht mehr so gut läuft und deshalb eine Lösung gesucht wurde. Rambo war die Lösung. Wenn ich Rambo wäre, dann hätte ich das Angebot auch angenommen weil er auf Kosten von anderen nach Deutschland kommen kann um Freunde wieder zu sehen.
WF: Rambo lebt in Kanada und so wie es aussieht wird er im April 2011 für Christian Eckstein bei EWP ein Match mit Dirty Dan Collins bestreiten.
Ja sicher das ist auch in Ordnung.
WF: Du hast dich 2002 vom Aktiven Geschehen verabschiedet, 2002 im Münchener Pschorr Keller noch ein Tag Match an der Seite von Günther „Bavarian Hulk“ Wagner bestritten. Juckt Dich ein Comeback?
Ich werde jetzt ein halbes Jahr mal trainieren und schauen wie fit ich werde, dann könnte ich es mir auch vorstellen mal wieder in den Ring zu steigen. Ich habe mich immer tot gelacht mit ihm, aber er war ein sehr harmloser netter Kerl an der Grenze zum Wahnsinnigen.
WF: Viele Menschen schätzen Otto Wanz als Veranstalter und CWA Legende, andere sprechen von einem geldgierigen Menschen. Welche Erinnerungen hast Du an „Big“ Otto?
Mit Otto hatte ich immer ein sehr gutes Verhältnis, bis auf ein paar Ausnahmen, Ich bin aber trotzdem Sauer auf ihn weil ich es damals aus der Presse erfahren habe das Bremen nicht mehr stattfindet. Wir haben seitdem nicht mehr gesprochen. Das er Geldgeil ist, macht doch nichts, er ist Geschäftsmann.
1996 hatte ich in Wien einen WM Kampf gegen Virgil, Virgil war sauer weil er verlieren sollte. Im Ring hat er nur Blödsinn gemacht und Scheiße gearbeitet. Nach dem Kampf hat mich Wanz zu sich gerufen und mich zusammengeschissen, weil ich ihm eigentlich in der 3. Runde das Bein brechen hätte sollen, weil der eben so scheiße war. Wanz hatte mir die WM Gage gestrichen, da wollte ich schon aufhören.
WF: Du hast heutige Legenden wie Chris Benoit oder auch Owen Hart erlebt, Owen soll viele Streiche gespielt haben.
Auch nur gute, ich habe gegen Owen gekämpft, öfter aber mit ihm als Team. Er war eigentlich ein ganz ruhiger der sein eigenes Ding machte aber immer nett. Streiche spielte er nicht hier in Deutschland. Ich war einmal mit ihm in Japan da war er ganz witzig, ich kann nicht viel über ihn sagen.
Ich war Chris Benoits Trauzeuge hier in Bremen als er seine (erste) Frau geheiratet hat. Er war anfangs sehr ruhig und immer nur im Gym, ein besessener beim Training. Mit dem Erfolg kamen die Drogen, wie ich vorher schon gesagt hatte. Auch ihn hatte ich in Japan getroffen und war überrascht dass er Pillen schluckte und Alkohol trank. Trauriges Ende.
WF: Wie hast Du von der Tragödie um Benoit erfahren?
Aus dem Fernseher und dann bin ich ins Netz.
WF: Wie wichtig ist das Internet für Dich, was hältst Du von Fanprojekten und der Tatsache, das man vieles im Internet bereits vor Ausstrahlung lesen kann?!
Das Internet war auch schuld das es kein Catchen mehr gibt in Form von Seriösen Veranstaltungen. Wenn ich heute eine Veranstaltung machen möchte und versuche Sponsoren zu gewinnen und dieser Sponsor Blickt ins Internet, dann kannst du sicher sein das es nichts wird. Ich sehe das wie „DSDS“, da melden sich 30.000 Menschen zum Casting und singen – das heißt aber nicht dass es alles auch talentierte Sänger sind.
Ich habe es genutzt um Reisen zu buchen und schlauer werden wollte. Ich war Gegner von Facebook bevor ich es nicht kannte, jetzt finde ich es für eine tolle Sache weil mich viele Menschen gefunden haben, wie aus Indien, Amerika, Kanada, England, Schottland usw. Das fand ich dann doch toll.
Fanseiten sind gut, solange es keine Spinnereien sind. Du weißt doch selber wie es sich manche herausnehmen und Experten spielen. Für mich ist das größte Problem, das man den Menschen nicht erklären kann dass es Entertainment ist und die Leute unterhalten möchte. Das ist nicht nur Fanclub-Sache sondern auch Sache der Aktiven. Deutschland ist so groß und es klappt nicht, Wrestling populärer zu machen und ich meine durch die Veranstaltungen und nicht nur durch das Netz
WF: Sicher weiß ich das von diesen „Experten“. Da spoilert man schon mal div. Ergebnisse ganz groß auf der Mainpage aber lassen wir das Thema. Welche Erinnerungen hast Du an Ice Train?
Er hat in der CWA sehr viel gelernt wie viele andere auch. Ein sehr lustiger Typ der immer für Späße zu haben war. Aber er war auch nur ein Durchläufer gewesen.
WF: Du hast mir im Vorgespräch gesagt, dass der Ringkampf mit der CWA starb. Wie hast du das Ende der CWA erlebt? Warum denkst du ging es mit der CWA zu Ende?
Otto Wanz ist nicht mit der Zeit gegangen und hat sich selber verkauft (was auch funktioniert hat). Als er aber aufgehört hat, erzählte er der Presse, das heute alles Scheiße und Show ist. Als er noch aktiv war, war es Seriös. Dann kommt dazu, dass er neben ihn keinen aufgebaut hat, ich meine einen Deutschen oder Österreicher, einen neuen Helden! Den gab es nicht und wenn kein Held da ist, kommen auch keine Leute. Er hat mehr die Amis aufgebaut, die waren vielleicht 2 Jahre da und dann kamen die nie mehr.
WF: Viele der CWA Leute sind heute nicht mehr aktiv, wie Du ja gesagt hast, hatten die „alten Hasen“ das Sagen. Dennoch gibt es die Jungs, also die damals jungen Wrestler, wie Kretschmer oder Christian Eckstein heute noch mit ihren Schulen.
Finde ich klasse, dass die es machen, bei Eckstein weiß ich nicht ob er davon leben muss, man kann es nämlich nicht. Bei Kretschmer weiß ich, das es nicht viel einbringt, ich denke aber mal „was sollen die anderes machen?“. Von den Schülern bezahlt jeder einen Obolus fürs trainieren und von 10 Leuten kannst du vielleicht einen gebrauchen. Da erzählen dann die Jungs in der Schule: „Ich bin Catcher“ bzw. „Wrestler“. Das hat mit der CWA nichts zu tun und diese Schulen haben nur den Sinn, dass Kretschmar oder Ecki ein paar Dollars verdienen- aber es hat keine seriöse Qualität. Keiner von beiden würde nur einen trainieren wenn es nichts zu verdienen gibt, Das ist für mich nicht seriös. Jeder der das Talent hat sollte umsonst trainieren können. In Japan bekommen die Talente wenn sie anfangen sogar etwas bezahlt.
WF: Du warst in Indien, Japan, Amerika. Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ein Englischer Veranstalter hat uns nach Indien verkauft. Das heißt: Robert Fasser als Ultimate Warrior, einen Irländer als Bushwacker, einen Engländer als Doink und ich als Bret Hart. Bei der Pressekonferenz gab es das erste Theater von einem Reporter der behauptete, wir sind nicht die Richtigen. Hat sich aber wieder beruhigt.
Veranstalter war eine Film Firma. Es kam dazu das ich gegen den Inder eine WM machen sollte .Im Stadion waren 20.000 Zuschauer. Der Ringrichter kam zu mir in die Garderobe und fragte mich wie ich verlieren möchte. Darauf sagte ich ihm dass ich nicht verlieren werde. Ich schickte den Ringrichter in die Garderobe zum Inder.
Der Inder kam zu mir und hat mich angebettelt ich sollte verlieren, weil er doch der Lokalmatador ist. Er hat geweint. Darauf sagte ich zu ihm für 10.000 Dollar würde ich verlieren. Er hat mir dann die Summe versprochen.
In der ersten Runde habe ich ihn in jede Ecke geschmissen. In der 2.Runde ich gehe aufs oberste Seil, rutsche aus „breche mir das Bein“ und kann nicht weiter machen – Der Inder ist somit Weltmeister. Das haben die Zuschauer jedoch nicht akzeptiert und folglich das Stadion nicht verlassen. Der Polizei Chef kam und sagte uns, es wird Tote geben!
Ich habe mich von den Kollegen raus tragen lassen, das Mikro genommen und den Menschen gesagt, das ich mir das Bein gebrochen habe und nicht weiter machen kann. Aber ich verspreche, dass ich in den nächsten 6 Monaten zurück komme um diesen Gürtel zu holen. Die Leute sollen doch bitte nach Hause gehen. So kam es, das alles friedlich blieb!
Den Bruch erfand ich als Geschichte, um „zu verlieren“. Wir sind dann nach einer Woche nach Indien geflogen. Aber es waren keine Kämpfe mehr und der Inder war auch verschwunden. 2 Tage in Indien und nichts passierte. Am 3. Tag kam ein Inder und sagte uns dass übermorgen Wahlen sind und wir dann keine Chance haben auszufliegen. Ich habe zu den Jungs gesagt, wir müssen hier abhauen.
Wir haben uns dann um einen VW Bus bemüht, weil kein Flieger ging. Dieser VW Bus war total kaputt, aber er fuhr. Wir fuhren ungefähr 3 Stunden durch den Jungle bis wir im Niemandsland zwischen Indien und Nepal waren wo wir in Holzhütten unseren Stempel für die Einreise verlangte.
Wir liefen dann zu Fuß in 3 verschieden Hütten, was ca.40 min gedauert hat, als wir zum VW Bus zurück gingen waren unsere Koffer am Boden und der Bus war weg. Im absoluten Niemandsland!
Wir sahen dann ein Gebäude wo ein Reisebus stand, der aber teilweise keine Fenster mehr hatte. Egal, wir gingen in das Gebäude und fragten ob der Bus fahrtüchtig ist und ob es einen Fahrer gibt. Beides beantwortete man uns mit „Ja“. Wir mussten unsere Flugtickets hergeben damit uns ein Fahrer mit diesem Bus 16 Stunden über das Tibetanische Hochland fährt nach Katmandu.
Es war das schlimmste was ich je gesehen hatte. Teilweise fuhren wir auf Strassen wo es 50 cm weiter rechts ca. 300 Meter den Abgrund runter ging. Es gab kaum Licht und Sicht. In den Dörfern hat der Bus getankt und wir hatten Menschen gesehen die unter Plastikfolien tot auf den Strassen lagen.
Wir schafften es aber dann nach Katmandu, stiegen aus diesem Bus, waren voll Staub und sahen aus wie Zombies. Wir gingen in ein Hotel und flogen am nächsten Tag nach London. Das war es .Und die 10.000 Dollar habe ich nie bekommen, und das Beste: Vor 3 Wochen hat mich dieser Inder bei Facebook angeschrieben.
Er selber ringt nicht mehr, aber sein Sohn. Er wollte, das ich ihn irgendwo hier unterbringe.
WF: Damals erlebte Wrestling Deutschland aber einen neuen Aufwind. WWE lief wie WCW im TV, die Euroszene in Deutschland, Österreich und auch ein wenig in der Schweiz entwickelte sich! Eigentlich der falsche Moment für die CWA aufzuhören? Konnte kein anderer mit der CWA weiter machen?
Du Irrst, Du kannst doch nicht von einem Aufschwung sprechen wenn bei den Veranstaltungen 60 oder 100 oder vielleicht sogar 200 Zuschauer sind. Es gibt 50 Veranstalter (übertrieben) in Deutschland die ihr Süppchen kochen. Kein Fan aus Bremen fährt zu Veranstaltungen die 200 km entfernt sind. Das ist alles nur Internet Gemeinde. Es ist ein Internet Aufschwung aber kaum eine Veranstaltung kann leben, sich rechnen.
WF: Sicherlich erlebt das Wrestling in Deutschland Höhen und Tiefen. Lag es evtl. an der ernormen TV Präsenz der Mainstream Ligen WWE und WCW, das die Fans keine Euroshows mehr besuchten?
Das war Anfang der 90er wo man sich das eingebildet hat. Ich glaube es hat sogar geholfen. Unser größtes Problem war die Politik die verboten hatte, Kinder rein zu lassen und in den Medien gesagt hat, es sei zu Brutal.
WF: Es ist heute immer noch so, dass die Behörden einem enorme Auflagen machen! Du wolltest eigentlich auch mal in Bremen veranstalten?!
Ich habe 1999 und 2000 für jeweils 10 Tage gemacht, habe das Ende von Turnieren erkannt und habe aufgehört.
WF: Von 1999 bis 2000 also hast Du Dich als Veranstalter versucht, bis Du 2002 zurückgetreten bist. Was hat Dich dazu bewegt?
1999 waren die 10 Tage in Brinkum geschäftlich gesehen sehr gut, weil ich viele Sponsoren hatte. 2000 hatte ich nur noch ein leichtes Plus und ich hatte mich mit dem Menschen in der Wolle, der das Zelt bezahlen sollte (aber nicht mehr wollte, was er später dann doch tat). Ich hatte keine vernünftige Location gefunden und auch keine Zeit mehr, weil ich ja das Restaurant hatte.
WF: Du hattest ein Restaurant? Wie kommt ein Catcher, Ringer und ehem. Tankstellen Inhaber dazu Gastronom zu werden?
Ja von 2000 bis 2003 ein Österreichisches Speiselokal. Als 98 Schluss war mit der CWA wusste ich nicht was ich machen sollte. Weil ich immer Sehnsucht hatte nach Österreichischem Essen habe, habe ich ein österreichisches Restaurant eröffnet, mit einem Wiener Koch. Das gute Essen sieht man heute noch an meinen Bauch, (lach)
Wichtig ist, dass bis Anfang der 90er das Catchen eine Sportart war, wo die Zuschauer noch mit Leib und Seele dabei waren und daran geglaubt haben, dass es einen Bösen und einen Guten gibt. Die Leute haben uns geglaubt, weil wir den Ringkampf glaubhaft gezeigt haben: Es gab keinen Griff oder Wurf, der nicht funktioniert hat. Erst Anfang der 90er war ich der erste Highflyer, vorher ging kein Catcher aufs oberste Seil, was sollte er auch dort?! Er wollte ja mit seinem Gegner Ringen. Das Hamburger Zelt war richtig alt und die Stimmung war sehr billig. In Hannover war es schon klasse mit gepolsterten Sitzen, bei den Turnieren kamen frührer auch die Prominenz wie Bürgermeister, Landräte oder auch Huren sowie Zuhälter. Das „Fußvolk“ war hinten und hat Stimmung gemacht, heute sitzen die ganz vorne, was auch gut ist!
Ich denke mal wenn alle ein bisschen ehrlicher sind und mit den Fans auch gut umgegangen wird, dann würde auch in Deutschland etwas bewegt werden können
WF: Wie siehst Du das Wrestling, die Wrestler in Deutschland, Österreich heute?
Ich habe mir nur einige angesehen. Ich glaube bei Andrea waren eigentlich ganz gute aber sie verstehen alle nicht warum sie dort oben im Ring stehen, sie bieten gute Athletik aber ohne Hand und Fuß. Sie können alles aber nicht zum richtigen Zeitpunkt. Es fehlt allen die Theorie. In Lübeck war ich, das war das schlimmste was ich gesehen habe und es ist nicht wert zu kommentieren, obwohl vielleicht einige Talent haben aber keine Ausbildung.
WF: Ich danke Dir, lieber Franz für dieses absolut ehrliche, aufschlussreiche und lange Interview!
Kein Problem, Du bist immer Herzlich Willkommen!