WF: Danke für Dein Interesse an diesem Interview, „Boombastic“
B: Kein Problem. Ich habe zu danken.
WF: Viele der alten Hasen werden sich jetzt fragen, wer ist „Boombastic“. Wer hat Dich trainiert und Dir das Wissen gegeben, heutige Nachwuchs Wrestler auszubilden?
B: Ich bin seit 1999 beim ACW in Weinheim aktiv und bis zum heutigen Tag fester Bestandteil deren Events. Im Laufe dieser 16 Jahre trat ich darüber hinaus in mehreren Promotions in Deutschland und einigen europäischen Ländern an. Als ich damals mit dem Wrestling Training anfing war der ACW von Dirk Hadameck noch relativ frisch gegründet und man entschloss sich schnell namhafte Wrestler zwecks Training zu kontaktieren. Diesen fanden wir damals in Eric Schwarz, welcher sich sehr viel Zeit für den ACW genommen hat und uns dauerhaft und regelmäßig, auch außerhalb der Events, trainierte. Dafür bin ich ihm noch heute sehr dankbar. Natürlich waren auch einige Trainingsseminare bei anderen etablierten (teils ausländischen) Wrestlern Pflicht, welche beim ACW 2000-2003 antraten. Später hinaus konnten wir alle auch vom guten und engen Kontakt mit Ulf Herman und Jonny Storm profitieren und an unserem Training feilen.
WF: Wie bist Du damals zur ACW gekommen?
B: Verrückt nach dem Sport bin ich schon seit frühester Kindheit. Auf den ACW wurde ich damals über eine Anzeigenschaltung in der „Power Wrestling“ aufmerksam. Wie gesagt: die Promotion war erst ein paar Monate alt und da Weinheim nur 70 km von meinem damaligen Wohnort entfernt war, war das natürlich ein „Katzensprung“ um meinem Kindheitstraum nachzugehen.
WF: Dein Charakter ist eher dunkel angelegt, also düster und böse. War das immer so und wie kam es zu diesem Gimmick des „Boombastic“ – Hat Shaggy mit dem Namen zu tun?
B: Zu Beginn meiner Laufbahn wollte ich einen eingebildeten selbstverliebten Charakter verkörpern. Gemeinsam mit Dirk Hadameck kam man auf das, damals noch Mr. Boombastic Gimmick, natürlich mit dem passenden Theme. Der Startschuss des heutigen Boombastic Charakters fiel 2006. Das Gimmick wurde damals von mir und meinem ehemaligen Schüler Bam komplett kreiert. Da ich zu dem Zeitpunkt bereits einige Jahre aktiv war fiel lediglich das „Mister“ im Ringnamen weg. Der Zusatz „Deutsche Catch-Ikone“ kam mehr oder weniger per Zufall nach einer Promo im Januar 2010 hinzu. Hier betitelte ich mich mit mehreren Namenszusätzen und den letzten, eben diese „Deutsche Catch-Ikone“, schrie ich wohl einprägsam heraus. Backstage waren alle begeistert davon und seitdem nutze ich es mit.
WF: Wie kam die Idee zum Facepaint und warum hast Du Dich dafür entschieden, sicherlich würde es schneller gehen, würdest Du darauf verzichten…
B: Als das Gimmick vor neun Jahren entstand gab es in der Zeit recht wenige Wrestler mit Facepaint auf deutschem Boden. Weiterhin hielten wir es für eine gute „Zugabe“ zu der Umstellung auf den düsteren Charakter, zumal es für Fans auch eine einprägsame Wirkung hat. Natürlich würde es Zeit sparen aber mittlerweile geht die Schminkerei ruckzuck.
WF: Ich stelle die Frage immer wieder und jedem ACW Wrestler: Warum denkst Du hat die ACW einen zweifelhaften Ruf? Ich habe inzwischen mehrere Shows besucht und war positiv beeindruckt.
B: B: Zunächst einmal freut es mich, dass du dir persönlich vor Ort eine Meinung zu einem ACW Event gebildet hast. Nun zu deiner Frage, zu der ich dir meine Meinung und Vermutung nach 16 Jahren beim ACW, so denke ich, am besten mitteilen kann.
Der ACW war in den ersten sechs Jahren nach Gründung durchaus angesehen. Die Events waren besetzt mit europäischen und namhaften Wrestlern der damaligen (und teils noch heutigen) Zeit. Regelmäßig kamen auch Bookings aus Übersee hinzu. Wir erhielten sehr viel Zuspruch und auch Unterstützung z.B. in Form von Fachzeitschriften, welche unsere Events mit aufnahmen.
Jedoch lag, damals wie heute, unser Hauptaugenmerk auf der Nachwuchsarbeit und unserer eigenen Wrestlingschule. Bei einer prall gefüllten Card mit hochrangigen Namen der Szene, welchen natürlich jeden Fan zufrieden stellte, war jedoch nur für wenige ACW´ler Platz bei einem Event. Und es kam immer mehr Nachwuchs nach, welcher nach seiner Ausbildung „einsatzbereit“ war.
Man entschloss sich 2004 zu einem kompletten Umbruch, in dem wir den Hauptaugenmerk auf unseren Nachwuchs und die Eigentalente legten. Eine schwierige Entscheidung, da viele Fans diesen Umbruch nicht verstehen konnten und den ACW dafür öffentlich kritisierten und die Events nicht mehr besuchten. Wir fielen mit dieser Entscheidung von 100 auf fast 0 und mussten jetzt in einem langen Prozess das „Schiff wieder nach oben lenken“. Trotzdem hielten wir an unserem Vorhaben fest, auch wenn wir mit den, teils harten, Konsequenzen leben mussten.
Hinzu kommt dass der ACW in einen Sportverein mit knapp 10.000 Mitgliedern eingebunden ist und somit andere Strukturen herrschen wie z.B. einer eigenen Firma.
So dauerte es gut fünf Jahre bis wir wieder steigende Zuschauerzahlen (mit eigenen Talenten) hatten und die Events wieder öffentliches Lob erhielten. Viel Hohn und Spott (gerade auf Wrestlingforen) hat sich leider bis heute gehalten. Größtenteils, so vermute ich, aber von Personen, welche noch nie eine Veranstaltung des ACW der letzten Jahre gesehen haben. Hinzu kommt dass, meiner Meinung nach, heute viel zu viele Fans denken mit einem gewissen Insider-Wissen ausgestattet anstatt sich darauf zu beschränken Wrestlingfan zu sein und sich von einem Event unterhalten zu lassen. Woher das Recht zu negativen Äußerungen von dem ein oder anderen Kollegen kommt kann ich nicht beurteilen. Wenn ich diesbezüglich etwas lese sind es eigentlich Personen, welche ich noch nie beim ACW gesehen habe oder zumindest nicht in den letzten 10 Jahren. Insofern ärgern oder interessieren mich solche Aussagen auch nicht.
Da halte ich persönlich eher an ehrliche Meinungen oder konstruktive Kritiken fest von Wrestlern, welche in dem Sport schon einiges erreicht haben wie u.a. Tatanka, Alex Wright, Jonny Storm oder Ulf Herman.
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserer Nachwuchsarbeit gute Arbeit leisten. Wenn ich überlege wie viele Wrestler ihre ersten Schritte beim ACW getan haben und wie viele unserer Leute heute auch auswärts ihr Können unter Beweis stellen dürfen, dann können wir so schlechte Arbeit eigentlich nicht leisten, oder? Gerade heutige Talente wie Ken Floyd, Bam, Rocky Lottatore, Insane Killer, Stella, DenKo etc. etc. Wir sind zufrieden mit unserem heutigen Stand und dass wir die Neuausrichtung gemeistert haben. Natürlich arbeiten wir weiterhin hart daran immer noch eine Schippe draufzulegen. Wir haben ein starkes Roster und eine rappelvolle Wrestlingschule mit jungen Menschen in der Ausbildung. Totgesagte leben länger.
WF: Immer wieder gibt es Gastwrestler, wie von Dir angesprochen. Von Joe Legend bis Cannonball Grizzly. Sind die Trainingseinheiten immer nur für ACW Leute oder gibt es auch offene Seminare?
B: Bisher haben solche Trainingsseminare nur für ACW’ler stattgefunden. Wir bieten Neuinteressenten an unserem Sport jedoch an sonntags unser Nachwuchstraining im AC Weinheim zu besuchen. Hier haben Sie die Möglichkeit auf dreimal Probetraining (je 3 Stunden) bevor sie sich entschließen müssen, ob sie weitermachen und Teil des ACW werden wollen.
WF: Du hast sicher viele kommen und gehen sehen. Siehst Du es heutzutage jemanden an, wenn er das Herz dafür hat und es zu was bringen könnte?
B: Definitiv!! An viele Nachwuchsleute, auch wenn sie ein dreiviertel Jahr in der Ausbildung waren, erinnere mich gar nicht mehr. Da kommen irgendwo Menschen auf mich zu und sagen: „Kennst du mich noch?“ und ich muss verneinen
Auf Anhieb sehe ich das nicht. Man erkennt innerhalb weniger Trainingseinheiten ob jemand Talent aufweist. Aber bei mir muss man sich erstmal über längere Zeit beweisen dass ich sage er bringt Herzblut mit. Dazu gehört generell im Wrestling, aber auch in einer Vereinsarbeit wo man gemeinsam am Erfolg arbeitet, sehr viel mehr dazu als nur kontinuierlich ins Training zu kommen um darauf zu trainieren irgendwann in zwei/drei Jahren sein Ringdebüt bei einem Event in einer Battle Royal feiern zu dürfen.
WF: Du bist als Fan zum Wrestling gekommen, hast Du vor der ACW schon Shows in Deutschland besucht?
B: Nein. Ich habe mich mit dem deutschen und europäischen Wrestling vorher nicht beschäftigt. Wie gesagt seit Kindheitstagen nur mit den Amis. Als ich 1999 anfing war meines Wissens auch nicht allzu viel los außer im nördlichen Teil Deutschlands. Jedoch habe ich nach meinem Einstieg und noch vor meinen ersten eigenen Auftritten außerhalb des ACW Events besucht u.a. Hannover, Berlin oder die NAWA.
WF: Wie schnell hast Du gemerkt wie hart der Sport ist und ist Dein heutiger Stil der, den Du im Ring zeigen wolltest oder wolltest Du eher was anderes machen?
B: Daran gezweifelt habe ich ehrlich gesagt nie, auch wenn von anderen in meiner Jugend der Sport meist belächelt wurde. Gespürt wie hart es wirklich ist habe ich relativ schnell, vor allem in Anfangszeiten wo man noch auf harten Matten eines Judo-Dojo trainiert hat. Und Hadameck war ein gnadenloser und harter Hund!
Aber auch das Training später bei Schwarz war kein Zuckerschlecken. Aber wenn man etwas wirklich möchte dann muss man da durch.
Ich wollte erstmal eins: Wrestling machen und es richtig lernen! Über einen gewissen Stil habe ich mir anfangs kaum Gedanken gemacht. Das kam alles erst später und hat sich dann in den Jahren so, wie es heute ist und auf mein Gimmick angepasst, entwickelt.
WF: Hat „Boombastic“ Vorbilder, ist er auch heute noch ein Stück „Fan“?
B: Heute wie damals bin ich „Fan“ von dem Sport allgemein. Ich sehe mir regelmäßig WWE/NXT an, jedoch war ich noch nie selbst in den USA und war auch schon mehrere Jahre nicht mehr auf einem Tour-Live Event. Natürlich schaut man das Wrestling heute mit anderen Augen als zu einer Zeit wo man den Sport noch nicht selbst betrieben hat. Als Kind/Jugendlicher war ich großer Fan von Randy Savage, Mr. Perfect, Rick Rude, Ted DiBiase und Jake Roberts. Heutzutage keine wirklichen Vorbilder, als viel mehr Respekt vor jedem der das Wrestling dauerhaft und professionell betreibt, da ich weiß was jeder von ihnen leistet.
WF: Versuchst Du den „Respekt“ usw. auch weiterzugeben bzw. den Schülern mitzuteilen wie wichtig das ist oder siehst Du Erwachsene Leute vor dir?
B: Auf jeden Fall !! Und das wird dir auch jeder meiner Leute bestätigen, dass ich das tue. Das ist eines der wichtigsten Pfeiler in unserem Biz. Ein erwachsener Mensch sollte von Grund auf mal eine gute Kinderstube genossen haben. Aber es gehört im Wrestling noch viel mehr als nur die Praxis im Ring dazu. Ich persönlich lege auf diese Verhaltensregeln, mit allem was dazu gehört, sehr viel Wert und daher gibt es in meinem Training auch Theorie-Einheiten und nicht nur Würfe. Aber ich spreche da nicht nur für mich, sondern generell was die ACW Wrestlingschool lehrt. Wir bieten neben all dem auch Workshops bei einem Improvisations-Schauspiellehrer und spezielles Training für Ringrichter an.
WF: Welche Aufgaben hat der Mensch hinter „Boombastic“ im Verein noch. Du hast angesprochen, dass der ACW sehr groß ist (und wie ich hörte auch noch größer werden soll). Bezüglich ACW hast Du sicherlich einige Aufgaben mehr?
B: Viel zuviele … die nennenswertesten Aufgaben sind die dass ich der Haupttrainer der ACW Wrestlingschool bin und die Leitung bei der Organisation rund um die Events (u.a. Öffentlichkeitsarbeit im Internet), sowie bei den Veranstaltungen selbst unterstütze.
WF: „Butter bei die Fische“: Die Veteranen sind heute noch der Meinung, dass ein Wrestler auch wie ein Wrestler aussehen sollte. Sprich sportlich, muskulös und mit regelmäßigem Gang ins Gym. Wie hältst Du Dich fit?
B: Natürlich ist das Gym wichtig und sollte fester Bestandteil sein. Muskularität muss vorhanden sein, nicht zuletzt weil sie einen vor Verletzungen schützen kann. Zwischen „sportlich“ und „muskulös“ besteht für mich im Allgemeinen jedoch ein Unterschied. Nicht jeder sportliche Typ ist unbedingt muskulös und nicht jeder muskulöse Mensch automatisch sportlich. Zurück zum Wrestling: Wie gesagt: Wichtig ja und das vermitteln wir auch. Ob heutzutage noch unbedingt ein muskelbepackter „Fleischberg“ (ich greife hiermit niemanden an) vor mir stehen muss lasse ich mal dahingestellt. Wichtig ist es dass man sich fit hält, sein Handwerk im Ring richtig beherrscht und die Leute unterhalten kann!! Darum geht es doch letztendlich. Ich halte mich 2-3 x pro Woche mit Cardio und Gewichttraining fit. Dazu kommt noch das Wrestlingtraining. Nebenher gehe ich auch gerne schwimmen.
WF: Hättest Du noch eine Roadstory für uns?
B: Mein Gott… da gibt es soviele!! Wenn wir unterwegs sind gibt es immer was zu lachen und wir haben nix als Schabernack im Kopf. Bei stundenlangen Autofahrten ins Ausland waren immer wieder lustige Aktionen dabei. Den meisten Spass hatte ich früher aber immer mit unserem ehemaligen Ringrichter Diether Budig. Was wir erlebt haben… da könnten wir Bücher schreiben.
Einmal sind wir in einem Schnellrestaurant eingekehrt. Nachdem wir gegessen hatten wollte sich Diether noch am Kofferraum ne Paprika schälen. Wir hatten damals noch einen unserer Nachwuchsleute dabei, der gerade den Führerschein machte und unseren Fahrer fragte ob er sich mal ans Steuer setzen und nur mal das Auto starten dürfte was unser Fahrer ihm erlaubte. Er rollte aber ganz langsam rückwärts los woraufhin Diether (am offenen Kofferraum paprikaschälend stand) langsamen Schrittes rückwärts mitging und dem Jungen sagte er müsse auf die Bremse treten. Das Auto wurde aber schneller bis Diether nur noch die Möglichkeit blieb in den Kofferraum zu springen während das Auto rückwärts über den Parkplatz rollte. Es bestand jedoch keine ernste Gefahr für ihn oder andere. Und die Paprika ließ Diether auch nicht los
Aber wie gesagt… da gibt es noch ne Menge mehr.
WF: Vielen Dank
B: Kein Problem. Ich habe zu danken!!