Der „Neuling“ Red Rage erfreut sich bei den Fans äußerster Beliebtheit. Inzwischen ist er regelmäßig bei GHW, NEW; GWP & ACW zu sehen. Wir haben ihn gerne interviewt, um Euch diesen „Rookie“ einmal näher vorstellen zu dürfen.
———
WF: Wir freuen uns heute einen sehr beliebten Newcomer für ein Interview gewonnen zu haben und ihn auch vorstellen zu dürfen, Hallo „Red Rage“!
RR: Hall! Ich habe mich sehr über eure Anfrage gefreut! An dieser Stelle alles Gute nachträglich zum 11 jährigen WrestlingFever Jubiläum!
WF: Einige werden sich jetzt denken, wer ist denn bitteschön „Red Rage!“, andere kennen Dich beispielsweise von GWP, GHW und aktuell NEW! Viele möchten best erst einmal wissen, wer hat Dich trainiert?
RR: Kontinuierlich werde ich von der ACW Wrestling School trainiert. Hauptsächlich in Person von Christian Hahn, den die meisten Eurowrestling Fans sicherlich als Boombastic kennen. Aber auch Argjend Qufaj, Mike Phoenix und Nok Su Kau haben in meiner Ausbildung in den letzten vier einhalb Jahren eine Rolle gespielt. Selbstverständlich versuche ich auch so viele Trainingsseminare wie möglich von internationalen Größen wie zuletzt Tatanka, Ulf Herman oder Jonny Storm mitzunehmen.
WF: Die ACW existiert seit vielen Jahren und ist dennoch nicht wirklich anerkannt in der deutschsprachigen Szene – woran liegt das?
RR: Sicherlich kann ich diese Frage nicht mit einer absoluten Wahrheit beantworten, aber ich kann mir vorstellen was der Grund dafür ist. Es gab eine Zeit, in der der ACW zu den bedeutendsten Promotions in Deutschland gehörte. Dann kam eine Zeit, in der es einen großen Umbruch in der Promotion gab. Die Cards, die vorher noch mit europäischen und amerikanischen Größen gespickt war, war auf einmal gar nicht mehr so gespickt. Stattdessen wurde in den Shows Wert auf den eigene Nachwuchs gelegt. Und ich glaube das genau dieser Umbruch bei vielen langjährigen Fans auf Ablehnung stieß.
WF: Du hast in den letzten 2 Jahren viele Veränderungen durchlebt. So hast Du Dich nicht nur im Ring verändert sondern auch charakterlich und optisch. Der Entschluss zum Bart und den langen Haaren kam wie?
RR: Gute Frage! Wer mich von Ende 2012/Anfang 2013 kennt, der weiß, dass ich immer gegen Bärte und gegen lange Haare war. Bis ich auf die glorreiche Idee kam den Friseur und den Rasierer zu meiden, weil ich einfach mal Lust auf etwas komplett neues hatte. Der Rest ist Geschichte. Und ich muss sagen dass ich aktuell nicht plane meinen Look in absehbarer Zeit krass zu verändern. Wenn ich mir heute Bilder von mir von 2012 anschaue, könnte man meinen, dass da sieben oder acht Jahre dazwischen liegen.
WF: Wie hat Dein Umfeld diese äußerliche Veränderung aufgenommen? Ich kann mir vorstellen dass Du gerade im beruflichen und privaten Umkreis etwas in Ungnade gefallen sein könntest…
RR: Natürlich bin ich mit dem neuen Stil nicht nur auf positives Feedback gestoßen. Nichtsdestotrotz stehe ich über Sprüche bezüglich Bart und langen Haaren drüber. Ich würde allerdings nicht sagen, dass durch meinen, aktuell sehr unkonventionellen, Stil irgendwo benachteiligt werde.
WF: Wie kamst Du zu dem Namen „THE RED RAGE“?
RR: Erst als ich von meiner Wrestling Ausbildung her an einem Punkt angekommen war, an dem ein in-Ring Debüt kurz bevor stand, habe ich angefangen mir über meinen Namen Gedanken zu machen. Unter meinem bürgerlichen Namen wollte ich nicht antreten, weil der schlicht und einfach langweilig ist. Ich habe mich dann mit ein paar Freunden aus dem Business zusammen gesetzt und wir haben uns den Kopf zerbrochen.
Ich war auf der Suche nach einem Namen, der tatsächlich etwas über mich aussagt und der zu mir passt. Da kamen wir darauf, dass das, was einem an mir als erstes auffällt, die roten Haare sind, daher das ‚Red‘. Das ‚Rage‘ ist durch zwei Komponente entstanden. Zum einen weil ‚Wut‘ bzw. ‚Rage‘, vor allem zu Beginn meiner Karriere, mein Gimmick sehr gut beschrieben hat. Und zum anderen ist es eine Hommage an meine Lieblingband Green Day. ‚I’m the son of Rage & Love, the Jesus of Suburbia‘!
Der Artikel ‚The‘ (Gesprochen als folge danach ein Vokal, obwohl dem nicht der Fall ist. Siehe ‚The Brian Kendrick‘) ist dazu gekommen um den Namen bedrohlicher und einzigartiger wirken zu lassen. Inzwischen werde ich auch häufig nur noch als ‚Red Rage‘ angekündigt.
WF: Wolltest Du von Anfang an gerne einmal Bösewicht sein, fasziniert Dich das?
RR: Bei mir hat sich von Anfang an herauskristallisiert, dass mir Heelwork um einiges besser liegt als Facework und auch mehr Spaß macht. Allerdings hat sich in den letzten zwei Jahren einiges verändert, ich bin reifer geworden. Inzwischen worke ich in fast allen Promotions in denen ich regelmäßig auftrete Face und das mache ich mehr als gerne. Ich habe gelernt meinen Face Charakter zu lieben, weil es kein Gimmick ist, sondern ich, wie ich wirklich bin. Ob der Bösewicht The Red Rage endgültig tot ist oder ob man ihn eines Tages wieder sehen wird? Sag niemals nie!
WF: Gibt es so was wie Vorbilder, Charaktere an denen Du Dich orientierst?
RR: Oh ja! Die gibt es zu genüge! Es gibt viele Wrestler, sowohl im amerikanischen Mainstream, als auch im europäischen Bereich, die ich als Inspiration ansehe. Chris Jericho ist von seiner Vielseitigkeit und von seinem Entertainment her ein Vorbild für mich. Nicht zuletzt, weil er sowohl als Heel, als auch als Face 100% zu überzeugen weiß. Mick Foley ist bzw. war aufgrund seiner selbst zerstörerischen Art zu wrestlen schon immer jemand, der mich sehr fasziniert hat. Im europäischen Wrestling kann ich stolz sagen dass ACW Hall of Famer Sören Reuter ein sehr großes Vorbild für mich ist.
Schon als ich als Fan ins Eurowrestling eingestiegen bin, war ich von ihm begeistert und auch wenn er heute im Ruhestand ist, weiß ich, dass ich noch sehr viel von ihm lernen kann. Zuletzt würde ich in dieser Reihe an Inspirationen auch noch Andy Kaufman nennen. Auch wenn der Mann eigentlich kein Wrestler war, die Art und Weise wie er in seiner Fehde mit Jerry Lawler die ganze Welt geworkt hat, ist bis heute einzigartig. Möge er in Frieden Ruhen… Oder irgendwo auf einer fernen Insel seinen wohlverdienten Ruhestand genießen
WF: Wrestling ist immer noch eine Randsportart mit vielen Kritikern. Wen Dich jemand fragt was Du so machst, wie erklärst Du das und wie machst Du „Wrestling“ schmackhaft?
RR: Wie weiter oben schon beschrieben, mache ich keinen Hehl aus der Tatsache, dass ich Wrestler bin. Wer mich darauf anspricht, mit dem rede ich auch gerne offen und ehrlich darüber. Wenn ich bewusst versuche Leuten das Wrestling schmackhaft zu machen, dann mache ich das meistens indem ich den Menschen erkläre das Wrestling den Sportlichen Aspekt des Ringens mit dem Entertainment Aspekt vereint. Menschen, die neuen Dingen gegenüber tolerant sind, springen darauf auch meistens an.
WF: Verzeihe mir diese private Frage aber bist Du Verkäufer? Böse Zungen behaupten ja, Du könntest einem ALLES verkaufen.
RR: Nein, Verkäufer bin ich nicht. Allerdings wird mir nachgesagt, dass ich ein besonderes Talent dafür habe Dinge zu verkaufen. Woher das kommt weiß ich nicht, aber ich mache es gerne, solange es mein Merchandise ist und keine Staubsauger.
WF: Hast Du einen Kampfsporthintergrund oder musstest Du von Grund auf alles wrestlerische etc. lernen. Viele unterstreichen deutlich, dass man durch einen solchen Hintergrund durchaus Vorteile hat.
RR: Einen sportlichen Hintergrund habe ich in der Tat, allerdings keinen Kampfsporthintergrund. Ich habe vor meiner Wrestling Karriere jahrelang Fußball und Hockey gespielt. Sicherlich ist ein Kampfsporthintergrund von Vorteil wenn es zum Beispiel um die Fallschule geht, aber er ist definitiv nicht zwingend.
WF: Du bist als Fan also durch TV Sendungen zum Wrestling gekommen aber durch Euroshows selbst zum Wrestler geworden – richtig?
RR: Das ist so vollkommen richtig! Ich bin 2006 zum (amerikanischen) Wrestling gekommen. Meine Eltern haben damals Sky (ehemals Premiere) ins Haus geholt. Die Sendung ‚World Wrestling Entertainment RAW‘ klang für mich und meinen Bruder interessant. Das Resultat davon war dass wir uns in den darauf folgenden Jahren häufig die Nächte um die Ohren geschlagen haben um WWE PPVs live verfolgen zu können. Im Juli 2009 habe ich als Fan meine erste Euro Wrestling Show besucht. Das war damals wXw Southern Expedition in Mannheim. In den darauf folgenden Monaten habe ich mit Freunden weitere Euros Shows besucht, bis ich Anfang 2010 zum ersten mal auf einer ACW Show war, wo ich auch erfahren habe, dass Weinheim eine Wrestlingschool anbietet. Mein aller erstes Wrestlingtraining habe ich am 11. Juli 2010 absolviert. Ich war von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme! Um die ganze Story abzurunden, mein erstes Match bestritt ich am 11. Februar 2012.
WF: Also knapp 2 Jahre nach dem ersten Training. Sicherlich musstest Du eine Niederlage einstecken. Wie erinnerst Du Dich an diesen Tag, an die Zeit vor dem Match, das Match selbst und das Feedback danach?
RR: An diesen Tag erinnere ich mich noch sehr gut. Ich hatte das Glück durch meinen guten Freund Wolf Niedecken an ein Booking für die ‚Biest Fight Night 6‘ in Eppelheim zu kommen. Eine Kampfsportveranstaltung mit einem Special Attraction Wrestling Match. Die Veranstaltung war mit knapp 3000 Zuschauern extrem gut besucht, wodurch es dazu kam, dass ich Neuling an diesem Tag ins kalte Wasser geworfen wurde. Das Match an dem Abend lautete BAM & The German Eagle vs. Boombastic & The Red Rage.
Selbstverständlich war ich schrecklich aufgeregt und nervös, da es mein erstes richtiges Match war und dann direkt vor solch einer gewaltigen Kulisse. Im Nachhinein würde ich das Match als solide bezeichnen. Dafür, dass das Match in einem Boxring (der um einiges härter als ein gewöhnlicher Wrestling Ring ist) ausgetragen wurde, haben wir das Beste daraus gemacht.
Ich kann mich noch an das Feedback einiger Boxer und K-1-Kämpfer nach dem Match erinnern, die völlig begeistert von dem waren, was wir gemacht haben, da sie als Wettkampfsportler noch nie diese Art des Entertainments live gesehen haben.
WF: Interessierst Du Dich den für Mixed Martial Arts (wenn ja welche Liga/ Ligen, Kämpfer) oder andere Sportarten?
RR: Oh ja! Ich bin Sport Enthusiast! Zwar verfolge ich MMA in Form von UFC nur sehr spärlich, dafür bin ich großer Eishockey, Fußball und American Football Fan. Mit fünf Jahren hat mein Vater mich zum ersten Mal mit auf ein Heimspiel von Waldhof Mannheim genommen. Kurze Zeit später auf ein Eishockey Spiel der Adler Mannheim. Bis heute bin ich bekennender Fan der beiden Teams meiner Heimatstadt und ich versuche so viele Spiele zu besuchen, wie es sich zeitlich einrichten lässt.
Beim amerikanischen Sport versuche ich auch regelmäßig up to date zu bleiben und die Spiele meiner beiden Teams Colorado Avalanche (Eishockey) und Miami Dolphins (Football) zu verfolgen.
WF: Du bist jetzt nicht der typische Model-Athlet. Wie hälst Du Dich fit, hast Du Dir noch best. Ziele gesetzt?
RR: Fit halte ich mich, indem ich mehrmals die Woche trainiere. Selbstverständlich brauch man vor allem in einem Sport wie Wrestling Ziele um motiviert zu bleiben. Natürlich ist es der Traum eines jeden Wrestlers irgendwann mal in Amerika mit dieser Leidenschaft seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Wie realistisch das ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Mein kurzfristiges Ziel ist den Sport, den ich liebe, weiter zu machen, so viel Erfahrung zu sammeln wie es irgendwie möglich ist und mich nicht ernsthaft zu verletzen.
WF: Mittlerweile trittst du regelmäßig in versch. Ligen auf. Hast du evtl. eine Roadstory für uns, die Du den Fans erzählen könntest?
RR: Ganz spontan fällt mir da der Trip mit Aaron Insane und Chris Rush zu Eddy Steinblocks EPW nach Bremen ein. Wir waren für eine Show freitags und eine Show samstags gebucht. Etwa 50 Kilometer vor Bremen hat Rushs Auto es für nötig befunden mit einem Motorschaden liegen zu bleiben. Glücklicher Weise war seine Mutter im ADAC, wodurch das Auto kostenlos angeschleppt wurde und wir einen Mietwagen zur Verfügung gestellt bekommen haben. Der ganze ‚Spaß‘ hat sich allerdings über fünf, sechs Stunden gezogen, wodurch wir genau zu Showende in der Halle ankamen. Ich habe mich wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so unwohl gefühlt. Am Ende des Tages hat sich Eddy glücklicher Weise verständlich gezeigt und wir haben am zweiten Tag alle drei noch catchen können.
Achja… Chris Rush hat sein Auto übrigens noch direkt in Bremen an den ADAC zur Verschrottung für 0 € verkauft.
WF: Wir danken Dir für Deine Zeit, hast Du noch einige Worte an Deine Fans?
RR: Ja, das habe ich in der Tat! Ich möchte mich für die Unterstützung in den letzten Jahren bedanken! Und ich freue mich drauf mir weiterhin bei jeder Show, den Arsch für euch Fans aufzureißen. Und das Wichtigste: Egal was passiert, supportet weiter diesen Sport! Supportet weiter europäisches Wrestling! Egal ob ihr DVDs kauft, Merchandise kauft oder Shows besucht! Supportet weiter den Sport, den wir alle lieben!
Last but not least möchte ich mich bei WrestlingFever für dieses Interview bedanken! Thank you!