Deathrow Dennis im WrestlingFever.de Interview (21.01.2024)

WF: Moin, Dennis – wir freuen uns sehr, dass es geklappt hat!

DD: Die Freude ist ganz meinerseits! Vielen Dank das ich dabei sein darf.

WF: Viele Wrestler entscheiden sich heutzutage dafür, mit ihrem echten Namen anzutreten, warum hast du eine Kombination zwischen Gimmick und eben diesen gewählt?

DD: Gute Frage! Das hat sich eher entwickelt…als die ersten Ideen gesammelt wurden, waren alles Fantasienamen, da ich mit meinem Namen eigentlich nicht an den Start gehen wollte. Ich wollte eine Trennung von meinem Coaching/Bodybuilding und Wrestling. Als sich dann rauskristallisiert hatte, dass mein Gimmick doch enger an meinem echten Charakter ist (als zuerst gedacht), habe ich mich damit immer mehr angefreundet.
„Deathrow“ hat tatsächlich eine sehr tiefe Bedeutung für mich: Zum einen natürlich meine Liebe zu Rapmusik (ich bin in den 90ern aufgewachsen und da ging an Deathrow nichts vorbei) zum anderen habe ich eine sehr “bewegte” Jugend gehabt die mir sehr viel Ärger bereitet hat…vorsichtig ausgedrückt. Seit dieser Zeit fühle ich mich bis heute immer etwas eingezwängt und nicht wirklich frei…schwer zu erklären, aber so ist das alles entstanden.

WF: Dürfen wir nachhaken oder wird das zu privat?

DD: Kurz gesagt: Scheidung meiner Eltern mit 8, kaum noch Kontrolle über mich, ab dem 11. Lebensjahr bei den Großeltern gelebt. Schule nach der 7. Klasse verlassen, mit den Kollegen auf der Straße die Tage verbracht…Ärger mit der Polizei dann natürlich fast schon unausweichlich bzw. täglich. Auf viele Sachen nicht stolz. Ganz und gar nicht. Aber Graffiti hat mit Spaß gemacht…fanden Cops und Staatsanwälte aber auch nicht so toll…
Mit 20 dann die Kurve bekommen, Hauptschule nachgemacht, Ausbildung zum Automobilkaufmann abgeschlossen, dadurch mittlere Reife gemacht. Dem Ruf des Geldes gefolgt und in der Versicherung gelandet.
Aber wie es in einem bekannten Text heißt: Die Straße lässt nicht los. Und das tut sich auch nicht.

WF: Danke für Deine Ehrlichkeit. Du bekommst den Mann von der Straße aber nicht die Straße aus dem Mann, oder so ähnlich. Aber Dein Job über die Versicherung (und viel Fleiß) konnte dir sicherlich auch deinen Traum erfüllen. Oder hat sich das mit dem eigenen Fitnessstudio zufällig ergeben?

DD: Oh, nein das ist ganz anders gelaufen…ich hatte mich seinerzeit der Sache voll hingegeben. Hatte Mittelscheitel, trug nur Anzug oder zumindest hanseatische konservative Kleidung…kann sich heute keiner mehr ausdenken. Ich wollte seit meiner Ausbildung mit allen Mitteln vermeiden das man meine Vergangenheit „aufdeckt“. Ich habe also quasi jahrelang eine Rolle gespielt und der Druck wurde über die Jahre immer größer. Je größer natürlich auch der innere Druck wurde umso größer wurde der Drang dem allen zu entfliehen. Die komplette Story würde den Rahmen sprengen aber vor 6 Jahren saß ich im Auto, hatte um 18 Uhr einen Termin. Um 19 Uhr saß ich immer noch im Auto und habe auf nichts reagiert. Zig Anrufe in Abwesenheit. Bin dann nach Hause gefahren, in der Geschäftsstelle angerufen das ich raus bin und zum letzten Mal den Anzug ausgezogen. Habe dann hier im Studio als Aushilfe angefangen, hatte ja nicht die geringste Qualifikation außer den kaufmännischen Background. Nach 2 Monaten hatte ich eine Festanstellung und nach 8 Monaten war ich Studioleitung. Das Studio übernommen haben wir 2020.
Einen Traum erfüllen hätte ich zu der Zeit nicht können…ich war „broke“. Die Einzige die zu mir gestanden hat und mich unterstützt hat war und ist Vanessa. Ohne sie wäre und hätte ich nichts. Egal in welchem Bereich des Lebens!

Vanessa ist meine Verlobte, bald Frau und meine Ringbegleitung.
Verlobt seit 2019 aber während Corona wollten wir nicht heiraten und die letzten beiden Jahre waren dem Studio und unseren Kindern untergeordnet. Sie hat eine 19-jährige Tochter, meine ist 15… Ja, ich hatte vor den zu etablieren.

WF: Ein Gruß (und ein Dankeschön) geht raus an Vanessa. Ich bin auch mit der Musik der 90er groß geworden, vor allem mit Eurodance und Rap. Deathrow war eine Gruppierung um Dr. Dre und Snoop Dog oder ein Plattenlabel – Bitte kläre uns da auf?!

DD: Ein Plattenlabel, geführt von Suge. Und das rigoros. Er war in der Szene als gnadenlos und rigoros bekannt. Viel Gewalt und Einschüchterung. Größter Act war 2Pac und damit waren die beiden auch Mittelpunkt des berüchtigten East-West Konflikts der leider
durch den Tod von Pac und Big E. ein hartes Ende fand. Selbst Snoop und Dre hatten sich irgendwann distanziert…

WF: Ich erinnere mich noch an „G-Unit“, die gab es auch nicht lange. Kannst Du uns erklären, warum Du Dich exakt für die „Todeszelle“ (Deathrow) entschieden hast? Sentimentale Verbundenheit?

DD: Nein, wie gesagt habe ich bis heute das Gefühl nicht wirklich frei zu sein und das meine Vergangenheit mich immer wieder einholt und wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf schwebt.
Tatsächlich muss ich sagen je länger ich bewusst diesen Namen trage verarbeite ich auch viel damit…ich habe endlich die Möglichkeit durch diesen Wrestling Charakter auch meine Vergangenheit zu verarbeiten und ich hoffe dadurch im Kopf frei zu werden.
Wrestling hat mir in meinem Leben lang durch alle Hochs und Tiefs geholfen.
Meine erste VHS war der Royal Rumble 92…da war ich 6 Jahre alt. Da war es um mich geschehen und Wrestling wurde ein sehr großer Teil meines Lebens!

WF: Also bleibst du wohl bei diesem Namen. Das bedeutet also, dass Du Wrestling über eine VHS (Videokassette) entdeckt hast? Gott, sind wir Oldschool 😊
Was hat Dich an dem Ganzen so fasziniert?

DD: Die Show, diese „Larger-than-Life“ Charaktere…das hat mich gefesselt. Diese Welt in die man eintauchen kann und so weit weg von der realen Welt ist, aber trotzdem noch Bezug dazu hat, durch die Storys etc.
Ich habe auch gerne „American Gladiators“ geschaut und heute eben auch Bodybuilding und Fitness. Diese Menschen haben mich einfach begeistert…diese starken Männer und Frauen die nichts erschüttern kann egal mit was sie konfrontiert werden!

Und natürlich die Aktionen, das kämpfen und der „Wettbewerb“ an sich…wusste natürlich schnell das es „gescripted“ ist, aber es sah eben nicht danach aus.

WF: Also sprechen wir von der Attitude Ära, welche Dich geprägt hat? DX, nWo, Austin, Triple H, Rock, etc.?

DD: Ich bin mit Wrestling „groß“ geworden…irgendwie passte das alles: als Kind die Ausläufer der Golden Ära miterlebt, dann als Kind die New Generation durchgemacht. War der größte Bret Hart Fan 😅 und Sycho Sid…komische Kombi, ich weiß 🤣 als sich die Attitude Ära entwickelte bin ich auch gerade in die Jugend gestartet…erwachsener wurde es und das habe ich natürlich gefeiert…Triple H war hier die Nummer 1 für mich. Die Kombi mit Chyna war einfach der Hammer. Steph fand ich nicht mehr so toll…aber das ist eben eine persönliche Präferenz…bin mit muskulösen Frauen aufgewachsen wie gesagt und kann dem am meisten abgewinnen.
In der Ruthless Aggression Ära war ja meine Zeit in der Versicherung und da passte optisch Evolution natürlich auch wieder perfekt rein…rückblickend schon lustig wie in meiner Wahrnehmung vieles parallel verlieft 😅

WF: Hast du Dir auch deutsches Wrestling angesehen oder kam das erst mit dem Training? Natürlich muss ich hier auch fragen, wann und wo Du dann zu trainieren begonnen hast?!

DD: Das hat sich festgebissen. Trainiert habe ich dann zuerst in der Suplexschmiede Lübeck und dann bei der BCW in Eckernförde. Als Maximum eine Schule in Kiel aufgemacht hat, war ich dort vor Ort.
Inzwischen haben sich meine Zeiten im Studio etwas entspannt und ich trainiere bei Yawara unter Murat AK und Apu Singh.

WF: So, wer waren bisher deine Trainer, wann ging es los? Hast du bei Der Suplexschmiede noch Dave Davies und Thomas Strauss (RIP) miterlebt, bevor die Leitung wechselte? Grüße gehen raus an Apu, mit ihm verbinde ich unterhaltsames Wrestling und gutes Essen.

DD: Nein, bei der Schmiede war es Fynn Freyhart der das Vergnügen hatte einen total steifen Bodybuilder beweglich zu machen 😅 diese Arbeit wurde dann von Chris Tyson bei der BCW fortgesetzt der den größten Anteil an meiner Entwicklung hat und mir die Basics eingeprügelt hat. Bei Maximum waren es André Trucker sowie Matthias Bernstein die mich für mein Debut „ready“ gemacht haben und wo ich den Charakter festgelegt habe. Bei Maximum habe ich letztes Jahr im Mai auch mein Debut gegeben. Los ging es im Sommer 2021.

WF: Nun bist du über knapp 2 Jahre Jahr aktiv, wie sehr verändert sich die Sicht auf das Biz, wenn man plötzlich auf der anderen Seite des Vorhangs steht und vor Fans in den Ring steigt?

DD: Ich muss sagen das ich mich tatsächlich viel wohler fühle. Im Publikum habe ich mich unwohl gefühlt…ich trinke keinen Alkohol und mag keine Menschenmenge. Auf dem Weg zum Ring und im Ring kann ich meiner Leidenschaft nachgehen und bin dort für die Leute und nicht bei ihnen, Wenn ich abends vor einer Show im Bett liege gehe ich 1000 Gründe durch, warum ich absagen will, da mir der Kackstift geht…aber vor Ort verschwindet das und ich liebe einfach was wir dort tun!

WF: Lampenfieber hast du also noch über 2 Jahren immer noch? Ich denke es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre – oder? Mit welcher Musik kommst Du zum Ring?

DD: Musik ist eine eigene Kreation von einem Freund, ein Hip-Hop Beat aber ich nutze auch gerne das instrumental von Blokkmonsta „Jäger & Sammler“. Jetzt am Wochenende nutze ich es aber öffentlich zum ersten Mal.

WF: Wenn wir hier Credits geben können, gerne raus damit. Was hast Du bisher so genutzt?

DD: Meine erste Musik war von Tobi, ein Freund von mir…das hat er ausschließlich für mich gemacht. Weiß noch ob das was bringt und Blokkmonsta ist ein Bekannter Berliner Rapper…wenn ihr in markieren wollt gerne.

WF: Nehmen wir an, Gema spielt keine Rolle, hättest Du 2 oder 3 Lieder aus den 90ern, die Du nutzen würdest?

DD:
1. „Thug Love“
2. „Deep Cover“
3. „2 of Americaz Most Wanted“ (Falls mal Tag-Team mit Apu Singh möglich wäre, ein Traum)

WF: Nachdem wir über Entrance Themes gesprochen haben, frage ich mich wie Du zu Deiner Gear gekommen bist und wie die Idee zu der „Maske“ zustande kam, welche du beim Einzug trägst?

DD: Zuerst habe ich ein Singlet getragen, dies war eigentlich für mich auch immer klar, dass ich das wollte…viele meiner Lieblings Wrestler trugen diese und ich finde man sieht immer legitim damit aus.
Inzwischen trage ich Trunks, denn mir ist gesagt worden, dass das Singlet viel von meinem Körper wegnimmt und ich mag diesen Oldschool Look auch sehr gerne. Die Idee zur Maske kam tatsächlich auch aus meiner Vergangenheit (bei meinen „Malertätigkeiten“ war eine Maske ziemlich wichtig) und auch aus optischen Gründen. Es unterstreicht diesen Oldschool Straßen Charakter.

WF: Ich frage mich persönlich die ganze Zeit, wie das zwischen Euch klappt. Deine „Frau“ und du leben, arbeiten und fahren zusammen zum Wrestling. Jetzt mal ganz unter uns: Geht man ich da nicht mal auf die Nerven?

DD: Du hast Vanessa gesehen, oder? Wenn ich jetzt die Wahrheit sage verprügelt sie mich 😅Spaß beiseite: Natürlich ist das teilweise herausfordernd …auf der anderen Seite sind wir in den letzten 13 Jahren so zusammengewachsen das wir einen Tag ohne den anderen schwer ertragen…und das macht mich sehr stolz. Wo gibt es sowas heute noch? Wir teilen einfach alles.

WF: Wie sehen Deine Ziele in diesem Biz aus, also was möchtest du unbedingt erreichen? Ohne respektlos klingen zu wollen, Du bist keine 20 mehr….

DD: Und genau das ist mir bewusst, deswegen bin ich für alles dankbar was kommt! Auf der anderen Seite gibt es auch genügend Beispiele von Catchern die bis in ein hohes Alter worken konnten…hängt ja auch von dem Stil ab! Meine Ziele sind viele Promotions kennen zu lernen und gut rumzukommen. Ziel ist es natürlich auch, Titel zu gewinnen um die dazugehörige Promotion zu pushen und gemeinsam zu wachsen.
Für mich ist wichtig das zu erfüllen, wegen dem wir hier sind: Leute unterhalten und ihnen eine krasse Show zu liefern, damit sie aus dem Alltag entfliehen können. Reaktionen heraus zu kitzeln…das ist es was mich am Wrestling immer am meisten abgeholt hat.

WF: Zu guter Letzt, Wenn ich einen Fitnessstudio Betreiber/ Wrestler zu Gast habe frage ich immer nach der bestmöglichen Ernährung, den Wöchentlichen Trainingseinheiten und wie sie es denn wirklich umsetzen!?

DD: Gut, Ernährung unterscheidet sich kaum zur Bodybuildingzeit…nur etwas weniger. Viel Reis und Thunfisch mein Lieblingsessen. Eier, Fleisch, Magerquark und natürlich passende Fettquellen wie Lachs, Avocado und Leinöl etc. Hier auch Oldschool, kein Fancy Shit…außer meine Tochter macht mal Protein-Pancakes, ist eben eine neue Generation.
Training täglich in irgendeiner Form. Pause fällt mir sehr schwer. Ich finde man sieht deutlich wer professionell arbeitet. Nicht nur im Ring. Und das sind dann zumeist auch die die in der Card oben stehen. Ist eben schwierig jemanden im Ring als Zuschauer ernst zu nehmen, den die eigene Tochter verhauen könnte.

WF: Apropos Kinder, du warst als Kind tatsächlich in einer Zeitung zu sehen und es ging um, natürlich: Wrestling. Kannst Du uns die Geschichte dazu erzählen?

DD: Gerne, Wrestling war 24/7 Thema, auch in der Schule. Das erste Elterngespräch hatte ich, weil ich jemanden in den Sharpshooter genommen hatte und wie Bret beim Summerslam 93 gegen Jerry Lawler nicht loslassen konnte, selbst als die Lehrer an mir gezerrt hatten. Wir haben seinerzeit eine Bekannte gehabt, die für die Kieler Nachrichten gearbeitet hatte und von der Sommerfest 94 Tour berichten sollte. Als man ihr sagte was für ein großer Fan ich sei, hat sie uns zuhause besucht und den Artikel gemacht. Am nächsten Tag bei der Show in Kiel durfte ich backstage und das war unglaublich: Owen und Yokozuna, die Headshrinkers, Sid, Shawn, Diesel, Razor Ramon etc. – Alle standen auf einmal vor mir oder sind an mir vorbei. Ich war wie festgefroren!

WF: Danke Dir und bleib gesund!

DD: Vielen Dank an euch und die Leser, bleibt auch gesund.

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