Kolumne: Ultrawrestling #9: Die Revolution des Frauen-Wrestling in Deutschland (14.10.2017)

Gibt es eine Frauen-Revolution im Deutschen Pro Wrestling?

Primäre Geschlechtsmerkmale können für Investitionen im Pro Wrestling ganz schön hinderlich sein! Stell Dir vor Du bist der Besitzer einer großen Promotion und Du investierst jeweils gleich viel Geld in einen weiblichen und in einen männlichen Pro Wrestler!

Die Mamas und die Papas

Wenn Du Dir das so vorstellst, dann sollte Dir bewusst werden welches Risiko Du mit Deiner Investition eingehst! Beide können sich verletzen. Und beide können auch Nachwuchs bekommen. Und hier ist der Unterschied zwischen Mann und Frau in der Industrie im Pro Wrestling bezogen auf primäre Geschlechtsmerkmale gut erklärt: Zeugen Mann und Frau ein Kind, so kann der Mann während der gesamten Schwangerschaft in einem Wrestling-Ring kämpfen. Bei einer Frau ist das für viele Monate körperlich nicht möglich!

Von dieser Sichtweise aus gibt es keinen Wandel im Pro Wrestling! Du investierst eine Menge Geld in beide Geschlechter und läufst große Gefahr mit der weiblichen Seite weniger oder keinen Profit zu machen! Revolutionär wäre es eine Versicherung zu schaffen, die Profite durch Investitionen in weibliche Pro Wrestler finanziell ausgleicht, falls diese durch eine Schwangerschaft ausbleiben oder gemindert werden. Aber wer sollte dafür bezahlen?

Wenn in den primären Geschlechtsmerkmalen der Frau – bezogen auf diese Sichtweise – kein Geld steckt, eher im Gegenteil, vielleicht finden Wir dann Profite in sekundären Geschlechtsmerkmalen? Aber Pustekuchen, im Mittel bevorzugen ähnlich viele Menschen weibliche wie männliche Brüste. Und ob mit oder ohne Bart, da ist nichts dabei was das primäre Investitionsrisiko ausgleicht!

Einige tertiäre Geschlechtsmerkmale, beispielsweise erlernte psychische und soziale Merkmale / Rollen, verändern sich grundlegend und nachhaltig! Hier lohnt es sich trotz körperlicher Ungleichheit und entsprechenden Risiken zu investieren! Hier findet also eine „Revolution“ statt, und Wir als Künstler spiegeln diese gesellschaftlichen Ereignisse. In Raum der Darstellung können Wir in jede erdenkliche Richtung gehen.

Probleme in Deutschland

Deutsche Wrestling-Promoter haben das Investitionsrisiko bezüglich Frauen-Wrestling nicht. In Deutschland ist es so, dass die Pro Wrestler in sich selbst investieren und die Booker dann den Strom mitschwimmen. Ein Promoter selbst zahlt einem Pro Wrestler also keine 25.000 Euro im Jahr, damit er sich entwickelt. Keine Investition, kein Risiko!

Das Gesamtkapital welches in Deutsches Pro Wrestling gegenwärtig investiert wird, dürfte bei etwa 150.000 Euro liegen. Für eine einzelne Person mag das zwar viel erscheinen, aber für eine „Industrie“ ist das überhaupt nichts! Mein Elternhaus liegt in der Nähe einer Pferde-Rennbahn am Rand von Berlin und hat einen geschätzten Wert von 500.000 Euro. Und das ist mehr als drei Mal so viel Kapital wie momentan in das Deutsche Pro Wrestling investiert wird. Ein Beispiel, um nur einmal die Relationen zu verdeutlichen.

Ich habe bei den Zahlen die amerikanische Organisation WWE ganz bewusst ausgeklammert. Denn diese Firma investiert tatsächlich in ihre Pro Wrestler. Nur eben zu wenig in Deutschland. Von daher wünsche ich mir, dass weiterhin WWE, aber auch Wrestling-ferne Unternehmen und Personen in Deutsche Pro Wrestler und Deutsche Wrestling-Organisationen investieren! Erst dann können Wir über eine Revolution des Frauen-Wrestling in Deutschland sinnvoll sprechen.

Gegenwärtig liegen die Probleme für Frauen im Deutschen Pro Wrestling doch eher bei den traditionellen tertiären Geschlechtsmerkmalen (Soziale Rollen) in ihren eigenen Köpfen! Die Türen sind sperrangelweit offen! Jede kann für diesen Beruf trainieren, jede kann diesen Beruf ergreifen! Das ist keine Revolution, sondern das Anmeldeformular der Wrestling-Schule ausfüllen und zu trainieren.

Noch ist das Pro Wrestling jedoch ein Männer-Beruf! Und das hängt sicher auch damit zusammen, dass Männer auch erlernte tertiäre Geschlechtsmerkmale haben! Wir können Uns vorstellen, dass noch vor 15 Jahren die gesamte Deutsche Wrestling-Szene aus wenigen Amateur-Vereinen bestand, die oft nur 2 bis 5 mal im Jahr veranstalteten. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu heute, wo es professionelle Wrestling-Organisationen mit mehr als 40 Veranstaltungen im Jahr in Deutschland gibt.

Wenn früher die Freundin des Catchers ohne viel Training in den Ring durfte, so ist das heute nicht mehr möglich! Weibliche Pro Wrestler sind heutzutage professionell trainiert und können sich professionell verhalten! Leider ist das bei einigen männlichen Aktiven anders. Wenn eine Kollegin hintenherum als „Fickvieh“ bezeichnet wird, vorneherum aber als respektiertes Aushängeschild der Frauen-Revolution verkauft wird, dann kann sich jede und jeder ausmalen wie eklig manchmal das Wrestling-Geschäft sein kann.

Ich muss sagen, ich stehe auf Frauen mit riesigen Brüsten. D.h. ich habe auch eine Sexualität. Alle Menschen haben eine Sexualität! Das ist nicht das Problem! Die Herausforderung ist, dass es in jedem Geschäft aalglatte, negativ-opportunistische und unauthentische Personen gibt, die alles und alle verkaufen würden, nur um etwas Profit zu machen. Machen Wir Uns nichts vor: Geschlecht ist eine Marke! Und viele Menschen können davon profitieren. Aber das ist auch nicht das Revolutionäre dabei! Revolutionär wird es, wenn das Environment des Deutschen Pro-Wrestling Frauen-freundlich wird. Und das beinhaltet auch authentische Anerkennung von Frauen im Deutschen Pro Wrestling!

Frauen äußern sich

Ingo Vollenberg und die German Wrestling Federation haben im November 2015 zum ersten Mal das Thema „Sexismus im Wrestling“ in Deutschland promotet. Drei weibliche Pro Wrestler (Blue Nikita, Wesna und Svetlana Kalashnikova) sprachen über das Thema. Aus historischen Gründen empfehle ich den Talk on demand zu schauen: KLICK – Inhaltlich ist er aber eher mau und nicht zu empfehlen! Nur zwei konkrete Probleme tauchen auf. Erstens: Früher wurden weibliche Pro Wrestler von männlichen Kollegen gerne angemacht. Zweitens: Männliche Fans reduzieren weibliche Pro Wrestler gerne mal nur auf ihr Aussehen, ihre Brüste und ihre Hintern. Wer konkrete Beispiele sucht, wird bei diesem „Shoot-Talk“ verhungern.

Frauen können für sich selbst sprechen. Aber wenn ich über mein Geschlecht in Bezug auf das Pro Wrestling reden wollte, würde ich nicht so eine schlechte Show liefern. Ich hasse es z.B. bei Battle Royals eliminiert zu werden, da es oft vorkommt, dass, wenn man über das oberste Ringseil geworfen wird, die Nudel zwischen dem eigenen Körper und dem Ringseil eingequetscht wird. Das sind Probleme mit dem Geschlecht, und revolutionär könnte es sein, wenn man solche Würfe nach Draussen verbietet. Wobei, das gab es schon einmal. Also ist das eher konterrevolutionär!

Auch kenne ich genug männliche Kollegen, die auf ihre Brust, ihren Hintern oder ihr Aussehen reduziert werden. Dafür kaufen die Fans ihre Karten. Das ist vollkommen in Ordnung! Ich werde beispielsweise dafür bezahlt, dass ich wie ein Idiot meine Augen weit aufreiße, sabbernd meine Zunge rausstrecke und irgendwelche dummen Sachen mache. Dafür werde ich vom Publikum belächelt oder ausgelacht. Was würde es denn für einen Sinn ergeben, wenn ich mich darüber beschwere, dass die Leute lächeln oder lachen? Der einzige Unterschied ist, ich weiß, ich habe mir diese Rolle ausgesucht! Frauen glauben in vielen Fällen, dass sie sich diese Rolle nicht ausgesucht hätten!

Mich interessieren zum Thema „Sexismus im Wrestling“ konkrete Beispiele! Und ich denke, Frauen im Deutschen Pro Wrestling haben dafür nicht die Eier! Zumal von solchen Äußerungen auch Karrieren abhängen!

Zusammenfassend können Wir festhalten, dass die Veränderung der sozialen Geschlechtsmerkmale und ein freundliches Environment für alle Pro Wrestler im Deutschen Pro Wrestling REVOLUTIONÄR ist!

Slinky für WrestlingFever

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