Moxie im WrestlingFever.de Interview (03.03.2023)

WF: Moxie, wir freuen uns, ein weiteres, österreichisches und weibliches Talent etwas näher vorstellen zu dürfen – Danke für Deine Zusage!

M: Ich freue mich auch, danke für die Einladung!

WF: Erzähl doch mal bitte gerne wie diese Wrestling Reise für Dich begonnen hat?

M: Die hat vor laaanger Zeit begonnen als ich als Kind mit meinem älteren Bruder das erste Mal Wrestling im Fernsehen gesehen habe. Viele Monde später wollte ich dann herausfinden wie es sich anfühlt im Ring zu stehen und ich habe mich nach einer Wrestlingschule in Wien umgesehen.

WF: Das heißt du hast bei der EWA trainiert?

M: Ja, ich habe 2014 angefangen bei Michael Kovac zu trainieren. Später habe ich dann auch in den USA u.a. in der Monster Factory in New Jersey Erfahrung gesammelt. Zu dieser Zeit trainierten dort auch Matt Riddle und Damien Priest. Auch im RoH Dojo hatte ich die Gelegenheit ein Training zu absolvieren und bei „Dr. Tom Prichard’s“ Wrestling Camp in North Carolina waren Trainer wie Lance Storm und Nigel McGuiness am Start. Ich hatte nicht nur die Chance mit top Leuten zu trainieren, sondern habe auch Feedback zu meiner Promo von Jerry Briscoe bekommen.

WF: Wie bist Du damals zur Monster Factory gekommen, generell in die USA – kann mir vorstellen, dass man evtl. eingeladen wird, aber natürlich die Kosten selbst tragen muss?

M: Ich war für mein Studium auf Auslandssemester an der Ostküste und wollte die Gelegenheit nutzen auch dort zu trainieren. Ich habe einfach nach Wrestlingschulen in der Gegend gegoogelt und so kam ich auf die „Monster Factory“. Ich habe Danny Cage kontaktiert und als das Uni Semester vorbei war dann 3 Wochen dort trainiert. Es war nicht ganz günstig aber es wurde 3-4x pro Woche trainiert, also bekam ich was für mein Geld 😉 Ein Jahr später bin ich dann nochmal für 2-3 Wochen dort gewesen. Blue Meanie und GT Marshall waren damals u.a. Trainer dort und ich habe viel gelernt. Ich bin noch immer mit ein paar Leuten aus dieser Zeit in Kontakt.

WF: Wie kann ich mir Meanie als Mensch und Trainer vorstellen? Ich habe einen ruhigen aber „stabilen“ Wrestler in Erinnerung?

M: Er ist ein unglaublich netter, herzlicher und lustiger Typ! Ich erinnere mich, dass es ihm – und allen anderen Trainern in der MF – wichtig war, dass die Basics sitzen, er sah jeden kleinen Fehler. Von ihm habe ich aber auch viel über Ringpsychologie gelernt. Meanie war immer super nett und hat uns auch gute Road Stories erzählt

WF: Gab es nie die Überlegung ganz rüber zu gehen um dort zu arbeiten – beispielsweise bei RoH?

M: Ja die Überlegung ganz in die USA zu gehen gab es auf jeden Fall. Das ist aber nicht so einfach und mit Anfang/Mitte 20 fehlten auch die finanziellen Mittel dafür. Für RoH war ich noch viel zu grün und auch nicht gut genug vernetzt. Ein Bekannter hatte mir angeboten meine Visa zu sponsern, daraus wurde dann allerdings nichts. Am Ende des Tages bin ich aber ganz glücklich damit hier geblieben zu sein.

WF: Wie hat Deine Familie das ganze aufgenommen? Du trainierst Wrestling, gehst ins Ausland und könntest dich natürlich auch ernsthaft verletzten….

M: Meine Oma ist heute noch entsetzt, dass ich wrestle und fragt mich auch regelmäßig, ob ich nicht aufhören möchte. Die restliche Familie steht hinter mir und unterstützt mich bei meinen Abenteuern. Mein Bruder gibt sogar bei jeder Gelegenheit damit an, dass ich Wrestlerin bin. Er wäre mich nur allzu gerne in den USA besuchen gekommen.
Außer einem ausgekugelten Ellbogen mit Bänderriss hatte ich zum Glück nicht keine gröberen Verletzungen, aber auch das haben wir gut überstanden 😉

WF: Erinnerst Du Dich and die Anfänge, die ersten Trainingseinheiten? Hattest Du Vorkenntnisse wie Kampfsport oder ähnliches?

M: Am Anfang muss man, und Frau, erstmal einen starken Willen beweisen – Wrestling ist kein Ponyhof und verlangt dem Körper schon einiges ab. Daran musste ich mich erst gewöhnen, wie auch an manche dummen Sprüche. Aber das vergeht und dann wird man süchtig. Kampfsporterfahrung hatte ich keine, ich war aber immer sportlich und habe vorher unter anderem Fußball gespielt – und ich habe vor einem halben Jahr mit Brazilian Jiu-Jitsu begonnen.

WF: Ich kann mir vorstellen, dass man es als Frau lange nicht leicht hatte, abgesehen von den Sprüchen – Wie hast Du die #MeToo Zeit aufgenommen und verfolgt – Wie stehst Du dazu?

M: Als Feministin habe ich die #MeToo Bewegung natürlich verfolgt und denke, dass viele wichtige Dinge angesprochen wurden. Im Wrestling ist das noch nicht immer überall angekommen. Ich habe aber kein Problem damit, meine Meinung kund zu tun und Grenzen zu setzen. Wenn ich dadurch ein Booking verliere, so sei es, für solche Promotions würde ich eh nicht arbeiten wollen.

WF: Das wäre eine meiner nächsten Fragen gewesen, Du bist inzwischen über 8 Jahre aktiv aber kaum aus Österreich rausgekommen, ist dies beabsichtigt, hat das berufliche Gründe oder suchst Du Dir die Bookings genau aus?

M: Ich hatte aus beruflichen und privaten Gründen eine Pause einlegen müssen und deshalb auch weniger angetreten. Trotzdem war ich bisher in Österreich, in Deutschland und der Schweiz unterwegs und hatte zwei Matches in den USA. Es hat sich viel getan in der Zwischenzeit und ich hoffe, dass ich in Zukunft auch vermehrt ins Ausland komme. Am 1.4.2023 bin ich in Lübeck bei der Suplex Schmiede.

WF: Einmal warst Du bisher bei wXw, gibt es da noch Kontakt oder Interesse von Deiner Seite, da öfter aufzutreten?

M: Pläne gibt Momentan es keine. aber es war eine tolle Erfahrung und ich wäre auf jeden Fall wieder bereit bei der wxw anzutreten. Mal schauen ob sich in Zukunft eine passende Gelegenheit erbit.

WF: Die Szene in Österreich ist auch eher ruhig, Bambi macht einmal im Jahr eine große Show, auch RoE veranstaltet öfter, auch GLAM!, neben der EWA. Wie stehst Du zu reinen Frauen Events?

M: Ich finde reine Frauen Events sind eine gute Sache. Es gibt viel zu wenige Gelegenheiten für uns vor Publikum Erfahrung zu sammeln. Nur so kann man sich verbessern. Wie bei vielen anderen Events die rein weiblich besetzt sind – Sport und Entertainment – ist es leider nach wie vor schwierig die Leute zu überzeugen dem Ganzen eine Chance zu geben.

WF: Früher galten die Wrestlerinnen eher als „Diva“ und Augenschmaus, das hat sich Gott sei Dank inzwischen geändert und eure Leistung wird gewürdigt. Dennoch erzielen reine Frauen-Events wie beispielsweise „Revolution“ nicht die Zuschauerzahlen, die man sich erwünscht. Woran denkst du liegt das?

M: Eine gute Mischung würde ich da wählen; eine gesunde Mischung zwischen Männern und Frauen – passt. Oder wie wäre eine Show bei der es nur ein oder zwei Männermatches gibt, so wie es sonst für Frauen ist? Die Women’s Revolution in der WWE war auf jeden Fall eine gute Sache, das sind super Wrestlerinnen. Es gab davor schon sehr fähige Frauen, oft bekamen diese allerdings nicht genug Zeit um zu zeigen was sie können.

WF: Sind Intergender Matches Deiner Meinung nach eine weitere Option? Ich bin ein Fan davon, die Frauen öfter einzubinden….

M: Das ist auf jeden Fall auch eine Option! Wenn man es richtig macht und kreativ arbeitet, kann so ein Intergender oder auch ein Mixed Tag Match sehr unterhaltsam sein! Im Training habe ich öfter Matches mit den Jungs, das ist immer spaßig und ich wäre auf jeden Fall bereit auch bei einer Show gegen einen Mann anzutreten. Bisher hatte ich bei Shows 2 Mixed Tag Matches. E ist eine Herausforderung, weil man anders denken muss als bei einem normalen Match, aber dafür kann man auch ungewöhnlich Dinge zeigen bzw. Geschichten erzählen

WF: Warum hast Du Dich „Moxie“ genannt?

M: Ich wollte einen kurzen und knackigen Namen haben – Moxie ist Englisch und bedeutet übersetzt so viel wie mutig sein, oder Eier haben – das beschreibt meine Attitude ganz gut. Ich habe ein paar andere Varianten angedacht die näher an meinem echten Namen dran sind, aber es war nichts dabei was so gut gepasst hat wie „Moxie“.

WF: Ich finde Deinen Look auch interessant, wie ist Dein Charakter entstanden und welche Musik hörst Du so privat? Auf mich wirkt das alles etwas „Rockig“ cool 😊

M: Mein Charakter ist nicht frei erfunden, nur lauter aufgedreht als privat. Ich würde mich als Punkrock-Rebel beschreiben; wie im echten Leben stehe ich zu meinen Werten und scheue mich nicht davor, meine Meinung kundzutun. Und ja, ich bin auf jeden Fall hauptsächlich rockig/punkig unterwegs was Musik angeht, höre aber auch gerne Mal Beatles, Elvis Costello oder Van Morrison.

WF: Du bist jetzt über 8 Jahre aktiv, welche Ziele hast Du Dir gesetzt, außer im Ausland zu arbeiten, würdest Du Österreich für eine mögliche Karriere verlassen und alles aufgeben?

M: Ja ich bin schon eine Weile dabei und auch ich werde nicht jünger. Mit einem großen internationalen Durchbruch rechne ich nicht mehr, aber das ist für mich auch nicht mehr die Maxime. Meine oberste Priorität ist es, gute Matches zu haben und meine Zeit im Wrestling zu genießen. Und natürlich möchte ich dazu beitragen, dass Ansehen von Frauen noch weiter zu verbessern. Aber im Wrestling darf man niemals nie sagen, also wer weiß was nicht passiert.

WF: Moxie, gibt es so etwas wie Vorbilder in Deinem Leben, gerne auch außerhalb des Wrestlings?

M: Puh, das ist eine schwierige Frage! Mein Bruder war auf jeden Fall immer ein Vorbild für mich. Generell bewundere ich Menschen die auch „außerhalb der Norm“ malen.

WF: Das deute ich so: Du bist schon immer eine Art Rebell gewesen und stehst klar für Deine Werte?! Moxie, ich ziehe meinen Hut und Danke für Deine Zeit! 😊

M: Haha ja, diese Deutung trifft es ziemlich gut! Danke dir, es hat mich gefreut!

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