WF: Zuletzt hatten wir den Fans einen Wrestler aus dem Norden vorgestellt, mit dir dürfen wir wieder ein Talent aus dem Osten Deutschlands vorstellen, danke für dein Interesse, Robert Schmidt!
RS: Hallo, ich habe zu danken. Wenn ich daran denke, wen ihr bereits alles im Interview hattet, betrachte ich das sogar als Ehre.
WF: Ursprünglich dachten wir immer, dass die „Catch-Hochburg“ eher im Norden Deutschlands zuhause ist, aber im Osten tut sich in den letzten Jahren sehr viel, egal ob in Berlin, in Dresden oder Leipzig, das freut uns sehr. Wo begann die Wrestling-Reise für Dich?
RS: Also für mich gibt es keine wirkliche „Catch-Hochburg“ in Deutschland. Gutes Wrestling kann man mittlerweile überall in der ganzen Republik finden. Das ist gut so. Nach fast 25 Jahren als begeisterter Fan dieses großartigen Sports habe ich mir gedacht: Besser spät als nie. So bin ich relativ schnell im Internet auf dir Catch Factory gestoßen. Seit September 2022 trainiere ich unter der Führung von Johnny Rancid.
WF: Mit Johnny hast Du auf alle Fälle einen etablierten und angesehenen Trainer an Deiner Seite. Gab es dennoch weitere Trainer und Seminare für Dich?
RS: Absolut. Johnny lehrt uns den traditionellen Catch in all seinen Facetten. Er ist hart aber sehr fair. Das schätze ich besonders an ihm. Als „Oschatzer“ wohne ich sozusagen genau in der Mitte zwischen Leipzig und Dresden. Dies ermöglicht es mir auch ab und an in Dresden bei Axel Tischer vorbeizuschauen. Über ihn muss nichts gesagt werden. Ich habe größten Respekt vor seiner Leistung. Ansonsten waren schon Einheiten bei Joe E. Legend und Marius al-Ani dabei.
WF: Wenn wir eines festgestellt haben, so können sich eigentlich alle Talente der Catch Factory sehen lassen. Alle trainieren regelmäßig und auch wenn sie noch nicht langte dabei sind, haben sie eine tolle Gear und professionelle Fotos – da können sich einige eine Scheibe abschneiden. Wer kümmert sich um Deine Bookings, macht das Johnny oder Du schon auch ODER trittst du erstmal exklusiv in Leipzig auf?
RS: Wir legen in der Catch Factory großen Wert auf sportliche Leistung. Das steht an oberster Stelle. Solche Dinge wie Gimmick, Gear usw. entwickeln sich von ganz allein. Für mich persönlich war das alles ein relativ organisatorischer bzw. natürlicher Prozess. Das Booking für die Catch Factory Events macht Johnny. Für uns Schüler ist es nicht selbstverständlich einen Platz auf der Card zu bekommen. Wir müssen uns diesen immer aufs Neue verdienen.
Ich hatte außerhalb der CF bereits zwei Matches in Dresden. Die CWP in Hannover und IWI werden in den kommenden Wochen folgen. Bisher habe ich mich selber darum gekümmert. Dennoch hole ich mir natürlich immer Rat vom Coach was solche Sachen angeht.
WF: Bevor Du das erste Mal in den Ring gestiegen bist, warst du an die 25 Jahre lang Fan? Wie alt bist du denn und wie erinnerst Du Dich an das erste Training?
RS: Ich stehe kurz vor meinem 34ten Geburtstag. Bin also vergleichsweise ziemlich alt für einen Rookie. Meinen ersten Kontakt mit Wrestling hatte ich mit 7 oder 8. Mein Vater war begeisterter Bret Hart Fan und natürlich wollte ich wissen was das ist. So nahm alles seinen Lauf. Das erste Training war irgendwann im September 2022. Es war hart aber die anderen Schüler und Johnny haben mich stets gepusht. Wrestling ist so ziemlich das anstrengendste was ich je in meinem Leben gemacht habe. Es bringt mich immer wieder an meine Grenzen.
WF: Also hast Du Ende der 90er WWE für Dich entdeckt oder konntest Du auch noch WCW sehen, erinnerst Du Dich noch, was oder wer dich zum Fan machte?
RS: Es war immer ein Mix aus beiden. Persönlich gesehen mochte ich das reine Wrestling in der WCW mehr. Jedoch hatte ich zwei absolute Favoriten, welche es auch immer noch sind: Bret Hart und Shawn Michaels. Mit den Jahren kam dann natürlich durch das Internet die Möglichkeit mehr europäisches Wrestling zu schauen. Ich schaue mir sehr gerne alte CWA oder EWP-Matches an. Franz Schuhmann und Rene Lasartesse gehören ebenso zu meinen Favoriten.
WF: Ganz tolle Talente und Superstars ihrer Zeit. Lasartesse wäre heute 96 Jahre alt geworden. Diese Catch-Tradition ist schon was Besonderes. Die Ringerparade, Gelbe Karten für Catcher – Hättest Du die zeit gerne aktiv erlebt? Catchen im Zelt, leben im Wohnwagen etc.?
RS: Tradition und der Erhalt dieser großartigen Werte sind etwas ganz Wichtiges. Man sollte nie vergessen, woher man kommt. Das gilt ebenso für unseren Sport. Legenden wie ich sie benannt habe gilt es zu würdigen. Ich würde mir diese alten Zeiten gerne zurückwünschen aber in Leipzig halten wir die Fahne der alten Werte bereits hoch. Es gibt Rundenkämpfe, Karten usw.! Ein Leben im Wohnwagen wäre für mich nicht machbar. Mit 2 Kindern und einer Frau ist das mir gegebene Zeitfenster ohnehin sehr knapp bemessen.
WF: Wie sieht es generell aus mit Bookings außerhalb von Deutschland, Europa? Bringt deine Familie da Verständnis mit und wie stehen sie zu Deiner Leidenschaft – Pro Wrestling?
RS: Um Gottes Willen! Ich stehe am absoluten Anfang. Über so etwas nachzudenken wäre vermessen. Ich kann in Leipzig oder Dresden antreten. Vor meiner Familie, Freunden oder Arbeitskollegen. All die Zuschauer die einem zujubeln und die erbrachte Leistung anerkennen. Das ist jetzt schon mehr als ich mit jemals erträumt hätte Ich muss an dieser Stelle insbesondere meiner Frau und meinen Kindern danken. Sie bringen das größte Opfer und verschaffen mir den nötigen Freiraum. Auch mein Vater soll erwähnt sein. Er ist seit meinem ersten Kämpf immer dabei.
WF: Ich meinte hier nicht WWE oder AEW, genrell Bookings im Ausland, wäre das eine Option, oder reicht Dir der deutschsprachige Raum absolut?!
RS: Naja, in Polen und Ungarn gibt es eine tolle Szene. Österreich wäre in besonderer Weise zu erwähnen. Weißt du, ich stehe am Anfang und genieße jeden Kampf der sich mir bietet. Wenn es zeitlich und familiär machbar ist würde ich natürlich auch mal im Ausland catchen.
WF: Du hast Bret Hart und Shawn Michaels erwähnt, die eine legendäre Fehde hatten, unvergessen das Iron Man match oder der Screwjob 1997. Was ist „Robert Schmidt“ für ein Charakter. Liegt dir eher der „Heel“ oder der „Face“ Charakter?
RS: Meine absolute Lieblingsfehde. Bis jetzt für mich unerreicht. Robert Schmidt bin ganz einfach ich. Ein Kämpfer aus der Mitte der Gesellschaft. Einer der die Tradition liebt und bestimmte Werte schätzt. Bodenständig und fair. Dahingehend liegt es mir eher „Face“ zu sein. Es fühlt sich für mich organischer an. Ich finde es toll den Menschen ein positives Gefühl zu vermitteln. Vor 2 Wochen habe ich in Dresden das erste Mal die Sau rausgelassen und als „Heel“ gearbeitet. Hat auch Spaß gemacht. Ich konnte mal ein richtiges Ar@#!loch sein.
WF: Ist es nicht so, dass man als Heel mehr Möglichkeiten hat, mit den Gans zu interagieren, also „Heat“ zu ziehen? „Schmidt“ ist ja Dein Gimmick Name, sollte dieser einfach nur „deutsch“ klingen?
RS: Das mag schon so sein aber sich den Jubel und Respekt der Fans auf faire Weise zu verdienen, ist in meinen Augen schöner. Am Ende entscheiden die Fans wo die Reise hingehen soll. Oder was der Promoter in einem sieht. Mein Ring Name setzt sich aus meinem realen Vornamen und dem Namen einer für mich ganz besonderen Persönlichkeit zusammen. Helmut Schmidt. Ich bin seit jungen Jahren ein politisch sehr interessierter Mensch. Dieser Mann hat mich in meinem persönlichen Leben sehr geprägt. Altkanzler Schmidt stand stets für pragmatisches und geradliniges Handeln. Ich wollte ihm damit Tribut zollen. Das es deutsche Ringernamen im deutschen Wrestling gibt ist für mich vollkommen normal und auch wünschenswert.
WF: Finde ich eine sehr gute Idee, mit dem Namen. Robert, was wünscht Du Dir für Deine Karriere, ein match gegen einer Deiner Trainer? Einen bestimmten Titel?
RS: Ich danke dir. Ich wünsche mir natürlich so viele gute Matches wie möglich zu bestreiten. Besser zu werden. Ein Match gegen Johnny wäre die absolute Meisterprüfung für mich. Aber da das muss ich mir noch verdienen. Mit Zeit kommt Rat. Irgendwo will jeder Catcher einmal Gold um seine Hüften schnallen. Ob ich dies in der mir gegebenen Zeit schaffe bleibt abzuwarten. Jedoch veranstaltet die Catch Factory ihr alljährliches „Prodigy of Catch Factory“ Turnier. Eine Teilnahme wäre etwas ganz Besonderes. Mein derzeit größter Wunsch ist es, Wrestling in meine Heimat nach Oschatz zu holen. Ich hoffe, dass wir (Catch Factory) noch in diesem Jahr den Weg hierher finden.
WF: Wir wünschen Dir, dass dies klappt, zur Not als Veranstalter? Bleib gesund und vielen Dank 😊
RS: Hochmut kommt vor dem Fall. Ich denke, mit Johnny Rancid und der Catch Factory haben wir in Sachsen und Deutschland ein tolles Produkt. Alles andere wird sich zeigen. Ich danke für die Möglichkeit. Bleibt gesund und macht weiter so.
WF: Robert Schmidt ist auf Instagram zu finden! Folgt ihm gern!
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