Francis Meister im WrestlingFever.de Interview (26.02.2024)

WF: Francis, nach all den Jahren haben wir Dich endlich auch mal als Interviewgast, schön dass es geklappt hat.

F: Joa. Schön, dass ich mein erstes Interview bei WrestlingFever geben darf. Heute hätte ich auch mehr zu erzählen, als noch vor einige Jahren.

WF: Du bist immer noch leidenschaftlicher Fan, weißt Du schon wieviel Jahre du dabei bist und wie alles begann?

F: 1992 lief auf den Philippinen auf einmal en Replay des „Royal Rumble“ 1991. Meine Cousine rief mich zu sich und sagte, ich sollte mir das anschauen. Meine erste Erinnerung ist das Finish vom Warrior vs. Sgt. Slaughter Kampf und dann natürlich der Royal Rumble. Danach hat es mich einfach gepackt. 32 Jahre schon und ich liebe es immer noch, wie bei der ersten Sekunde. Pro Wrestling ist für mich einfach die schönste Kunstform die es gibt. Ich liebe und lebe es einfach.

WF: Du hast es bereits angeschnitten, du hast philippinische Wurzeln, sprichst Du die Sprache noch und weißt Du wie angesagt das Wrestling dort war?

F: Erstmal ja, ich kann sehr gut Tagalog (Philippinisch) sprechen. In den 70er bis Mitte 80er gab es tatsächlich eine starke Wrestling Szene auf den Philippinen. Unsere Hauptarena der „ARANETA COLISEUM“ hatte viele Shows mit über 10,000 Fans gehabt. Die Shows boten viele Wrestler aus New Japan Pro Wrestling, aber unglücklicherweise finde ich nicht mehr Informationen darüber. Es gab da scheinbar niemanden, der die Geschichte aufgeschrieben hat. Ende der 80er gab es eine TV Promotion namens „PINOY WRESTLING“, wo es auch einige Episoden auf Youtube gibt und mein Gott. „Backyardiger“ geht es kaum mehr, das ist nicht grad etwas worüber man prahlen kann. So seit den 90ern ist es da WWE Land. Also die populärste Promotion ist auch WWE dort. Es gab da 2 Promotions in den letzten 10 Jahren, aber es war auch amateurhaft in meinen Augen, auch wenn sie Namen wie Tajiri buchen konnten.

WF: Läuft das dann dort mit englischem Kommentar oder gibt es tatsächlich Kommentatoren? Wann bist Du dann nach Deutschland gekommen, also konntest du sofort Wrestling weiterverfolgen? Wir hatten auch Zeiten, wo man offiziell nichts im TV sehen konnte.

F: Englischer Kommentar. Nach Deutschland bin ich schon 1988 gekommen, aber bis 1992 wusste ich immer noch nicht, dass es da was gab. Als ich dann nach meinem Urlaub auf den Philippinen wieder zurückkam, hat meine Mutter mir erstmal die VHS vom Royal Rumble 1992 gekauft (legendärer Kommentar von Joe Williams und Ulli Fesseller) und dann auf Tele5, plus danach RTL 2 geschaut. Tatsächlich dann auch WCW auf DSF geschaut. Obwohl ich es als Kind nicht so toll fand, wie die WWF. Charaktere wie die Godwinns, waren mir halt wichtiger als Dean Malenko vs. Rey Mysterio Jr. Hoffentlich steinigt man mich nicht dafür. 😃 Die Zeit 98, wo es auf einmal keine WWF mehr im Free TV gab, war schon schlimm gewesen, da ich auch kein DF1 hatte, also habe ich da mehr WCW geschaut und dann die WWF Ereignisse über die Power Wrestling verfolgt.

WF: Dann wolltest Du es selbst probieren und hast dann auch trainiert – richtig?

F: Schon immer eigentlich. Aber die Situation damals war viel schwieriger als heutzutage. Zum einen gab es in den 90er kaum Wrestling Schulen. Von dem was ich gelesen habe, waren die zu teuer (100DM die Stunde?) und laut den Erfahrungen von den Personen, die das doch probiert hatten, wurde denen kaum was beigebracht. Für einen wie mich wäre das wirklich unmöglich gewesen, da ich generell kein Sportler bin und auch nicht das Mindset eines Sportlers hatte. Das musste man damals SOFORT haben.

Ich habe auch in Frankfurt gewohnt und irgendwann in den 2010er gab es dann dort die NGW, aber ich hatte keine Ahnung davon. Mit der Ausnahme von 99-2001 bei der ACW hatte ich kaum Interesse an das deutsche Wrestling. Das hat sich dann geändert, als ich 2015 das erste Mal eine wXw Show in Frankfurt besucht hatte. Danach ging es „Schlag auf Schlag“. Da war ich so geflasht vom Live Wrestling, dass ich kaum genug kriegen konnte. Und ich bin ein Verrückter Kerl wirklich. 2015 habe ich ALLE wXw Großveranstaltungen besucht, plus noch andere Companies wie EWP und GSW.

2016 hatte ich dann diese verrückte Idee, mir ALLE und jede Show, von der „MORE THAN WRESTLING TOUR“ 2016 live zu besuchen. Mit Ausnahme von Wickede (weil zeitgleich wXw in Weyhe lief) habe ich das auch gemacht und da noch fantastische Freunde wie Nadine (Top Fotografin) kennengelernt. Nun es geht bei mir irgendwie sehr schnell, aber während dieser Zeit hatte ich dieses Gefühl es einfach zu versuchen selber zu trainieren. Was kann denn schon schief gehen? Ich war mir da noch sehr unschlüssig, da es ja schon ein Risiko ist, aber da hat mir eine andere beste Freundin, (Charlyn ihr Name), einfach gesagt GO FOR IT. Also nach einem Job und Wohnung gesucht und nachdem beides Fix war, nach Essen gezogen um dann in der Academy anzufangen.

WF: DU bist echt verrückt, ich glaube, wir haben uns bei wXw in München zuletzt gesehen?! Wie war für dich der Unterschied zwischen WWE und wXw. Ich glaube, LIVE ist immer geiler und unsere Shows sind halt dann noch „näher“ am Fan, wie hast Du das empfunden?

F: Monate vor meiner ersten wXw Show, war die WWE in Frankfurt gewesen (mit Tim Wiese). Ja schöne Halle, viele Fans, die Action war ok. Aber es fehlte mir einfach etwas. Man wusste, es passiert nichts an was man sich wirklich erinnern musste (und ich kannte Tim Wiese nicht). Ich kam zu meiner ersten wXw Show und ich war näher am Geschehen. Und jedes Match schien eine Bedeutung zu haben. Keiner von den Wrestlern hat gewrestlet, als ob es „NUR“ eine weitere Show wäre. Dann hattest du im Main Event die „SUMERIAN DEATH SQUAD“ vs. Karsten Beck (Rest in Peace) sowie Tyler Bate vs. Walter und John Klinger. Für mich, der gute Action mag, ist das wie TAG UND NACHT gegenüber einer WWE Houseshow.

WF: Am Ende hat es nicht zum Wrestler gereicht, oder woran ist es gescheitert? Top Schule vor der Tür, extra in eine andere Stadt gezogen mit einem Traum, den Du ja hattest?

FD: Wer hat denn gesagt, dass es schon vorbei it. 😉

Also ich trainiere immer noch so oft es geht. Das heißt, wenn ich frei habe und da liegt das Problem, aufgrund meiner Arbeit habe ich wenig Zeit für das Training. So, aber das ist jetzt einer der schwächeren Ausreden (auch wenn es legitim ist). Die Wahrheit ist, ich habe zu spät begonnen.

2017 war ich schon 32. Die Tatsache, dass ich kein Natur Athlet war, war mir selber egal, denn ich habe mir immer gesagt „solange ich immer weiter zum Training geh, werde ich mich verbessern“. Verletzungen kamen dazu und diese bescheuerte Pandemie. Diese Pandemie hat mich auch psychisch sehr belastet und im Gegensatz zu anderen, habe ich mich währenddessen auch vernachlässigt. Ich hätte auch zuhause Sport machen können. Haben ja viele andere auch gemacht, aber es war wirklich eine schlimme Zeit gewesen. Nun, ich bin jetzt zwar Ringrichter und auch wieder deutschlandweit unterwegs, aber das heißt nicht, dass ich aufhören werde, weiter zu trainieren. Ich liebe das Wrestling einfach, und das bedeutet auch fit zu sein, egal, was du machst. Und als Referee muss man auch fit sein. Und wer weiß, was in einigen Monaten sein wird, ich war damals schon auf den Weg nach oben, meiner Meinung nach. Habe halt nur das Momentum verloren, was meine eigene Schuld ist, Pandemie/Verletzung hin oder her.

WF: Dennoch bist du dem Business treu geblieben und ich denke wir haben einen sehr engagierten Ringrichter dazu gewonnen, der auch gut rumkommt. Wann hast Du angefangen dich als Referee ausbilden zu lassen, auch bei wXw?

F: Yes. Ich hatte Headcoach Robert gefragt, ob das für ihn ok wäre, mich in der Academy als Ringrichter ausbilden zu lassen und er hatte kein Problem damit gehabt. „Learning by doing“ hat er mir gesagt und so durfte ich bei den höheren Trainingsklassen dabeibleiben und nach dem regulärem Warm Up (nochmal, nur weil man Ringrichter ist, heißt es nicht, dass man nicht in Shape sein muss), war ich bei Trainingskämpfen der Referee. Dafür Danke an Robert, The Rotation und Peter Tihanyi, auch für das Feedback!

WF: Dein erstes Booking als Ringrichter, erinnerst Du dich wie das zustande kam, bist Du kurzfristig eingesprungen oder war alles genauso geplant?

F: Nach knapp einem Jahr, musste ich dann wirklich das gelernte vor Publikum umsetzen – bei echten Shows. Ich hatte mich dann bei LEGION WRESTLING (in Dortmund) angeboten und somit durfte ich bei deren übernächsten Show als Referee arbeiten. Danach ging alles wirklich schnell. Ich musste mir Kontaktlinsen machen lassen und auch lernen damit umzugehen und dann die richtige Uniform etc.

WF: Stimmt, du trägst ja normal eine Brille, an so etwas würde ich nie denken. Wie lange bist Du nun schon als Ref tätig und wo durftest du bisher schon arbeiten?

F: Etwas mehr als ein Jahr. Bisher war ich unter anderem bei Erst über ein Jahr. Und ich war bei Legion Wrestling, Dockers Wrestling, cOw, Total Catch Germany, Fightback Wrestling, WrestlingKult und German Championship Wrestling.

WF: Wie sehr reizt Dich das Ausland, fährst Du nach Deinen Bookings immer nach Hause oder bleibst Du auch mal eine Nacht, wie geht das dienstlich?

F: Wenn es um das Wrestling geht, dann gibt es da für mich keine Grenzen. Ich setze mir zwar keine unrealistischen/unmögliche Ziele, aber ich setze auch keine Grenze für wie weit ich kommen könnte. Ob ich nach einer Show nach Hause fahre kommt immer von der Situation und auch was mit dem Veranstalter abgemacht wurde an. Es gibt Promotions, da bräuchte ich keine Übernachtung, da ich noch nach Hause fahren kann. Dienstlich hat das letzte Jahr ganz gut geklappt. Aber, da ich noch mehr Zeit für das Business brauche, habe ich auch bald einen neuen Job, dass mir hoffentlich noch mehr Freizeit gibt.

WF: Gibt es Storys, die unvergessen bleiben?

F: Es gibt an sich noch keine wirklichen Storys, ich freue mich einfach immer wieder, wenn ich mit großartigen Menschen wie Basti von der cOw, aber auch besonders Salva Zeit verbringen darf.

Das erste Mal bei TCG mit der populären Devlyn Macabre und dem Top Talent Boom Harden im letzten Juni bleibt auch unvergessen. Es ist nichts Chaotisches passiert, außer dass wir Abends halt noch spät ein Restaurant gesucht haben, weil alles schon zu hatte. Ich liebe dieses Business und bin so glücklich ein Teil davon zu sein. „This is a FRATERNITY!“

WF: Gab es schon Matches die du geleitet hast, welche für Dich unvergesslich sein werden, neben dem ersten?

F: Also bei dem en ersten Kampf (Goliath vs. Chris Opus) den ich geleitet habe, gab es eine Situation, was eigentlich ein „Lowlight2 ist, aber trotzdem denkwürdig: John Klinger hatte mir einen Piledriver verpasst, dass ich dann beinahe bis AEW ALL IN eine Halskrause tragen musste. Auch der cOw Kampf von Ulf Hermann/Bo Joyce vs. Die Posterboys zu leiten war schön. Generell durfte ich viele Top Kämpfe zu „reffen“ wie zuletzt bei GCW Kay Jutler vs. Fynn Freyhart, Tyler Stevens vs. Ray Murphy. Der letzte Kampf zwischen Ray Murphy und Askelad Gormson bei Dockers Wrestling ist auch so eine Sache, wo ich die Spanplatte seitlich gegen den Kopf abbekommen hatte, was dazu führte, dass ich zu bluten begann.

WF: Bist Du auch mal „k.o.“ gegangen und wie kommst mit den anderen „Zebras“ aus?

F: Schon einige Male. Zuerst: Danke an Georg Gwärch (war ein Missverständnis, er war kurzzeitig geblendet) und zuletzt haben mich Goliath und Bruiser Broszinski fast in der Ringecke zerquetscht. Ich komme sehr gut mit meinen „Zebra Kollegen“ aus. Ich hoffe auch viel mehr von echten Referee Veteranen wie Daniel Hundeshagen (cOw Head Ref) und Pascal Eisenbach (FIGHTBACK Head Ref) zu lernen. Viele Catcher sagen zu mir, dass ich mich schon recht schnell in diesem einen Jahr verbessert habe, aber natürlich will ich einer der besten werden.

WF: Aber sowas nimmt man doch auch gerne mal mit, oder? Welche Aufgaben hast Du sonst noch außer den Kampf zu leiten?

F: Als Referee muss ich auch dafür sorgen, die Wrestler zu beschützen/zu helfen, sollte einer von ihnen sich während des Kampfes verletzen. Ich bin mir nicht zu fein den Ring auf/abzubauen oder vor den Shows selbstverständlich noch andere Aufgaben für die Promotion zu erledigen. Ich helfe da so gut es geht. Das ist bei den meisten so.

WF: Wissen Deine Verwandten in den Philippinen das Du als Ringrichter unterwegs bist und konnten sie dich schon sehen (Youtube), das wäre doch sicher auch was Besonderes dort zu reffen?!

F: Ja die wissen schon davon und ich schicke denen auch die Videos von den Kämpfen, die ich geleitet habe und sie freuen sich immer drauf. Sollte es mal wieder eine lokale Promotion auf den Philippinen geben, werde ich mich dort auch bewerben, sollte ich dort wieder Urlaub machen!

WF: Francis, welche Wünsche hast Du noch, außer evtl. auch mal ein Match zu bestreiten (wie Captain Straussbart)?

F: Ich möchte mir einen Namen im Wrestling machen und ich will auch ein kleiner bis großer Grund sein, dass sich das Wrestling hier in Deutschland positiv verändert und größer wird. Ich wurde nicht dazu berufen, aber dennoch meine ich, dass ich diesen Sport/Business insofern schützen muss, dass die Fans und potentielle Fans nicht denken, das hier ist ein Kindergarten. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen und sei es noch so klein, das deutsches professionelles Wrestling mit Respekt behandelt wird, auch wenn es nicht für jedermann ist. Ich möchte dem Biz auch was zurückgeben.

WF: Danke für Deine Zeit!

F: Ich möchte mich am Ende noch bei den Personen bedanken, die mich auf meinem Weg im Wrestling begleitet haben oder noch begleiten: Natürlich bei der gesamten wXw Academy, mit Robert Dreissker, The Rotation, Peter Tihanyi. Ein riesiges Dankeschön auch an Jens Röppenack, Pascal und Dominic Gerlach von Legion Wrestling. Danke auch an das gesamte Dockers Team, Alex Wonder und dem ganzen cOw-Team, Rob Graves, Michael Isotov und dem WrestlingKult Team, Aaron Insane, Pascal Eisenbach und jedem anderen bei FightBack.

Nicht zu vergessen Tyler Rage & Family bei TCG sowie Dennis Broszinski von GCW. Das ist vielleicht etwas kitschig, aber ich denke die meisten wissen wie ich bin. DANKE das ihr euer Vertrauen in mich gesetzt habt. Ich weiß, dass ich es dank meiner „SUPER & EDELFAN“ Vergangenheit schwer hatte, habe und vielleicht für immer haben werde, gleich ernstgenommen zu werden, deshalb danke das ihr mir vertraut.

Danke auch an jeden einzelnen Catcher und den Menschen im Business, die mich aufbauen und ehrliches Feedback geben. Ich freue mich auf viele weitere Shows mit euch.

Es war mir eine Ehre, ich hoffe wir sehen uns nach fast 9 Jahren endlich mal wieder.

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